Dienstag, 17. November 2015

Pharisäer-Philosophie

O Gott! Allah! O mani padme hum! Manitu! Und all die möglichen anderen Götter, die über diese Welt wachen!
Wenn ich als aufgeklärter, polyhistorisch denkender Agnostiker den höheren Mächten dafür danke, dass ich annähernd sieben Jahrzehnte gelebt habe wie die Made im Speck, ohne, von Schrecknissen oder verirrten Kugeln heim gesucht worden zu sein - ist das dann Blasphemie? Oder bin ich dann ein Pharisäer, weil ich dankbar dafür bin, dass ich nicht leiden muss, wie jene dort?

Gestern sprach ein junger Mann im Fernsehen, dem es gelungen war, sich aus den Fängen der extremistischen IS-Anwerber zu befreien. Ein Student an einer deutschen Hochschule, dem man mit religiösem Wahn nahezu das Gehirn im Schleudergang gewaschen hatte.

Das Perverse daran - die Mechanismen waren geklaut vom Erzfeind. Von der urjüdischen Glaubensgemeinschaft der Pharisäer, die sich einst für die alleinigen Vordenker der Religion hielten. Auf ebenso kuriosen Umwegen gelangte ein umgekehrtes Pharisäertum durch den Tadel des Messias auch in die christliche Überlieferung:"Herr ich danke dir, dass ich nicht bin wie die anderen "(Lk 18,41).

Also das Opfer wurde mit großer Zuneigung und Anerkennung in der Gruppe geködert, und dann immer mehr in deren Zwang hinein gezogen: "Du kannst doch hier nicht im Appartement wohnen, während unsere wahren Brüder in Zelten unter dem Bomben-Hagel schmachten. Wir müssen etwas tun, weil allein wir im Besitz der Wahrheit sind. Und wir werden belohnt werden, indem wir durch die Vernichtung der Ungläubigen in die höchste Stufe des Paradieses gelangen.

Die massenhaft willigen Jungfrauen dortselbst, die man ihm versprach, möchte ich gar nicht erst erwähnen, weil die Behandlung der Frauen auf Erden im Islam schon entlarvend genug ist. Ein Paradies, das mit Sex-Sklavinnen versorgt wird, die der sogenannte IS von den Kurden und Jesiden entführt hat?

Wenn der sogenannte IS also auf unserem Planeten der einzig legitime Sachwalter des rechten Glaubens ist, dann wird auch klar, weshalb er scheitern muss - mit seinem totalen Verzicht, auf Freude und Spaß.

Jeder Aktion steht eine Reaktion entgegen. Actio et reactio! Der extremistische Islam hat einen rechtsstaatlich sanften Riesen geweckt, der seine Werte ebenso so radikal verteidigen wird. Dabei wird einiges auf der Strecke bleiben. Vor allem die einzige Kraft, die als Ausnahme zur Existenz keine Gegenkraft benötigt:Die Liebe.

Wenn Liebe nicht auf Gegenliebe trifft, kann sie auch nicht erzwungen werden. Selbst wenn eine Seite mehr liebt, als die andere, birgt das die Gefahr, dass die Zuneigung in blinden Hass umschlägt. Yin und Yang im Gleichgewicht ist natürlich genauso eine Utopie wie die "Balance of Power". Einen kurzen Moment im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts hatte es so ausgesehen, als könne die Gleichung aufgehen.

Chance verpasst!

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