Freitag, 20. November 2015

Feigheit vor dem Feind?

Die Mächtigen tun sich leicht,  die Angst ihrer Untertanen als Feigheit zu brandmarken. Selten in der Geschichte standen sie bei siegreichen Schlachten, die ihren Namen immer noch tragen, an vorderster Front. Die, die ihr Leben ließen, wurden nur in einen kurzlebigen Helden-Stand erhoben.

Es gab zu dem mit schlotternden Beinen entgegen zu gehenden Tod ja gar keine Alternative. Die Kriegs-Gesetzgebung nahm ihnen ja auch bei Verweigerung das Leben. Ein System, das der Westen nun mit seinen überwiegend aus Freiwilligen bestehenden Berufsarmeen hinter sich gelassen hat. Wer das Soldatentum als Beruf gewählt hat, darf Angst haben, aber möglichst nicht feige sein. Er muss nicht nur dem Tod ins Auge sehen (soweit das bei der modernen Bewaffnung überhaupt noch geht), sondern mit seinem Töten zurecht kommen.

Als unsere Großväter und Väter aus dem Krieg heim kamen, sah das Volk nur ihre äußeren Verletzungen.und überließ die Heilung ihrer Seelen als kollaterale Schäden den Opfern. Seit Vietnam und Afghanistan ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) eine im Volk bewusste Kriegsverletzung, die reichlich in Filmen thematisiert wird.

Mitläufer oder Widerständler
sind im Gegenlicht
kaum zu unterscheiden
Jetzt überschwemmt uns aber eine mit mittelalterlichen Gedankengut angetriebene Terror-Welle. Wir sind auf diesen regellosen Krieg nicht eingestellt, der längst überwundene Barbareien wieder hervorholt.

Die japanischen Selbstmord-Flieger, teils noch im Teenager-Alter und nur wenige Manöver fliegen könnend, waren nicht alle Freiwillige - wie posthum behauptet wird. Der "prophetisch verehrte" Ayatollah Khomeini schickte im Krieg gegen den Irak Kinder vor die Front, die die Minen los traten.

Wer sagt uns denn, ob all die Träger von Sprengstoff-Westen freiwillig in den Terror gehen. Das behauptet doch nur deren Propaganda.Die haben ja gar nicht die Wahl zwischen Angst und Feigheit.

Seit es Schwerter gibt, funktioniert doch der Druck. Wenn neben dir einer geköpft wird, weil er nicht feige war, sondern nicht mitmachen wollte, überlegst du dir zweimal, ob du nicht doch besser mit läufst. Und wenn der Erhabene eines deiner Kinder auswählt, um einen Sprengstoff-Anschlag auf den Feind zu verüben, möchtest du dann nicht wenigstens den Rest der Familie retten?

Keiner weiß genau, welcher Prozentsatz des sogenannten IS wirklich aus überzeugten Fanatikern besteht, aber genau das macht ihn so gefährlich. Denken wir nur an unsere eigene Geschichte...

Jetzt steht unserer sieben Jahrzehnte vom Krieg verschonter, ehemaligen Kriegstreiber-Nation dieser regellose Krieg vor der Haustür, und die Live-Übertragungen des Häuserkampfes flimmern in unsere Wohnzimmer. Das angst Machen funktioniert immer noch, und wir dürfen auch Angst haben. Aber wie feige werden wir letztlich sein?

Wenn ich mir selbst diese Frage stelle, merke ich erst, was ich für ein Feigling bin.


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