Dienstag, 17. März 2015

Gedanken hinter Gittern

Gedanken sind frei! - Allerdings nur so lange, wie wir sie nicht frei äußern...

Nun leben wir jedoch in einer Zeit, in der wir täglich durch Bereitstellung vielfältiger Medien aufgefordert werden, sie großzügig möglichst vielen zur Kenntnis zu bringen. Wir twittern, tweeten, mailen, posten, chatten, was das Zeug hält. Unsere in Clouds und sonstigen IT-Sammelbecken sowie bald sogar in Vorratsspeichern gesammelten Gedanken, werden ungefragt zu Meinungen und Trends kumuliert. Aus denen Politiker dann  ihrerseits Verhaltensmuster entwickeln, welche ihrer Gedanken gut ankommen, damit sie die Unbequemen dann hinter Gittern ihrer Hirne vor dem Zugriff oder einer Denk-Diarrhoe schützen. Selbst der unfehlbare Papst schwadroniert schon mal über karnickelhaftes Zeugungsverhalten oder die körperliche Züchtigung von Kindern und löst damit Shit-Storms aus.

Die meisten von uns Europäern gehören ja nun Generationen an, die Gedanken-Freiheit ohne den Federstrich von Monarchen (Schillers Don Carlos) oder Diktatoren seit einigen Jahrzehnten ausgiebig genießen dürfen,. Das führt allerdings leicht zu Gedankenlosigkeit und Leichtsinn. Die Portugiesen, die Spanier, die Rumänen, die Bulgaren, die Tschechen, die Slowaken, die Ungarn,die Polen, der Balkan - ja auch die Griechen haben solche Zustände aus der Vergangenheit noch in Sichtweite. Sie wissen mittlerweile auch am Beispiel der Ukraine, wie instabil die durch Demokratie gewährte Denkfreiheit ist.

In unserem Viertel haben sich viele Russen angesiedelt, die durch das sogenannte Schröder-Putin-Abkommen übersiedeln durften und zu einem gewissen Anteil von uns - dem deutschen Steuerzahler - unterstützt werden. Ich hatte jahrelang selber welche als Mieter: Herzliche, nette Menschen in unserem Alter, aber dann auch jüngere Familien. Die zahlreichen Moslems, die durch die Zustände im nahen Osten stetig mehr werden, machen mir auch keine "PEGIDA-Ängste". Mit den Leuten  im tunesischen Supermarkt rede ich völlig offen über ihre Einschätzung zu den jeweiligen Zuständen  in ihrer Heimat.

Aber ich mache mir Gedanken über sich mehrende Web-Interviews mit jungen Deutschen, die plötzlich ihren Migrationshinter- zum Vordergrund machen, ausreisen und bis zum Tod für eine Sache kämpfen wollen, die gar nicht die Ihre ist...

Gestern sah ich eines mit einem 19jährigen Deutsch-Ukrainer, der sich den Separatisten im Donezk angeschlossen hat, demnach also russische Verhältnisse will. Woher hat er seine Motivation? Aus einem freien Internet und vielleicht auch von "Russia Today Deutschland"? Sollte er überleben, wird er feststellen, dass in seiner neuen Lieblingsheimat, für seine Gedanken weder das Internet frei zugänglich oder sicher ist, noch dass es etwas ähnliches gibt, wie einen gegenüber Russland kritischen deutschen Sender in Moskau, der sich frei entfalten dürfte.

Dieses Ungleichgewicht bei der Möglichkeit, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen, macht mein Denken zunehmend wütend und undemokratisch. Jeder darf bei uns seinen ideologisch Müll abladen, während die Gedanken der von uns Gewählten der Geschäfte wegen hinter Gittern bleiben: Siehe Sigmar Gabriels Ja-Aber-Gestammel in Saudi Arabien und den Emiraten!

Wer bei uns Meinung macht und sie daheim außerhalb der EU verwehrt, sollte hier vom Meinungsmachen einfach ausgeschlossen werden. Sind wir dann besser als die Chinesen oder Russen? Leider nur noch ein bisschen.

Also werde ich meine Gedanken auch hinter Gittern lassen?
Nein! Ein Gedanken-Guantanamo werde ich für mich und meine Blogs nicht zulassen - so lange ich noch lebe!

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