Sonntag, 22. März 2015

Draghi als Drach(m)en-Bändiger

Dieses Wochenende verbrachte ich bei Freunden unter dem Gipfel des Dreisessel im Bayrischen Wald.

Als ich als 16jähriger zum letzten Mal die Felsen mit den sagenhaften Sitzmulden nahe des Gipfels gesehen habe, war der "Eiserne Vorhang" nur einen Steinwurf von dem historischen Dreiländer-Eck entfernt. Heute ist das Aufeinander-Treffen der  Grenzen von Deutschland, Österreich und Tschechien an dieser Stelle quasi nur noch virtuell. Das Quellgebiet der drei Bäche, aus denen die viel besungene Moldau wird, ist wunderbar frei wanderbar. Die Gegend ist im kleinen Grenzverkehr ein Fixpunkt für das menschlich funktionierende Europa, obwohl in Tschechien immer noch die Krone als Währung dient.

Die Polen haben noch ihren Sloty, die Briten ihr Pfund und die skandinavischen Länder ihre jeweiligen Kronen. So what! Wenn die Griechen ihre Drachme zurück haben wollen, und sich die AFD wieder nach der D-Mark sehnt?

Wahrend zu Füßen seines neuen Verwaltungssitzes in Frankfurt friedliche Proteste in Gewalt und Brand-Terror untergingen, entwickelte der EZB-Präsident Mario Draghi ein paar Gedanken, wieso Europa im Moment so gebeutelt wird. Aber das ging wohl im Krawall unter, oder die Protestler wollten nicht merken, dass sie ihre gesellschaftliche Kraft tatsächlich auch für ein Umdenken in so eine Richtung nutzen könnten:

Als Zahlungsmittel in einer Währungsunion funktioniere der Euro. Der Fehler sei, den Traum von den "Vereinigten Staaten von Europa" samt seiner schengener Vorstufe der Euro-Zone gleich zu setzen. Wäre es der Politik tatsächlich mehr um eine Staaten-Gemeinschaft und nicht nur um größt möglichen Wirtschaftsnutzen gegangen, dann stünden gesellschaftliche Ziele  menschlich solidarischer Vereinigung an erster Stelle.

Kann sein, dass ich den smarten italienischen Intellektuellen in der Verkürzung falsch interpretiere:
Erst hätten sich demnach die Menschen einigen sollen, ihren Nationalismus hintan  zu stellen und dabei ihr gesellschaftliches Verhalten einer Gemeinschaft anpassen müssen.

Ich, in meiner Naivität, finde da den Vergleich zu einer WG recht passend:
Die ersten Bewohner finden sich zusammen, verteilen die Zimmer, legen die Miet-Anteile und Regeln für ihr Zusammenleben fest. Bei Aufnahmen neuer Mitbewohner verlangt die aus bisherigen Erfahrungen gewonnene Harmonie, nach adäquatem Verhalten, gesicherten Beiträgen und Solidarität zur Gemeinschaft.

Wer nassauert, seinen Beitrag nicht leistet oder auf Dauer Unfrieden stiftet, wird genauso konsequent ausgeschlossen wie einem nicht durch eigene Schuld in Not geratenem Mitbewohner ohne zu zögern unter die Arme gegriffen würde.

Hätten die Tonangebenden beim Zusammenschluss der "Ur-WG Europa" die Aufnahme weiterer Mitbewohner so simpel vorgenommen und dabei nicht selbst bei wirtschaftspolitischen Präferenzen den eigenen Bogen überzogen, wäre der Schulden-Erlass gegenüber Griechenland gar kein Thema. Das reiche Europa könnte das nämlich spielend verkraften. Leider aber verhalten sich die Griechen von Tag zu Tag mehr als WG-untauglich.

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