Samstag, 8. November 2014

Durch Dick und Dünn

In einem der nicht nur legendären, sondern historisch belegten Dialoge zwischen dem dicken Wikinger-Häuptling Hägar, der den Beinamen "der Schreckliche" trug, und seinem zaundürren Adjutanten Sven Glückspilz kam es nach einem mehrtägigen Gelage zu folgender Erkenntnis:

Hägar: "Sag mal Sven - wie ist es eigentlich, so dünn zu sein?
Sven: "Ich denk mal, genauso wie dick - nur dünner!"

Einfach gestrickte Ernährungs-Historiker leiteten daraus ab,  dass dick zu sein, Schreckliches impliziert, während dem Dünnen permanent das Glück hold ist.

Es wäre schön, wenn die Ökotrophologen von heute, bei dieser simplen Erkenntnis geblieben wären. Stattdessen treiben sie eigentlich immerzu neue "Säue" wissenschaftlicher Errungenschaften durch die Dörfer der Wohlgenährten., denn dies sichert ihnen ja ihren Wohlstand.

Seit dieser Woche weiß ich dank der Münchner Abendzeitung, dass ich als Bayer einer von 60 Prozent gefährdeter, männlicher Übergewichtiger bin. Dabei hatte ich mich gerade noch satt zurück gelehnt, weil die selbe Gazette in der Woche zuvor noch verkündet hatte, dass Dicke überraschend länger leben, als bisher angenommen, weil sie sich frühzeitiger in ärztliche Obhut begeben und deutlich mehr bewegen, als ihre übergewichtigen Vorfahren.

Dummer Weise habe ich mir weder Hägar noch meinen Spitznamen-Geber Obelix zum Vorbild genommen. Comic-Figuren haben ja auch den Vorteil, dass sie keinem figürlichen Wandel unterlegen sind, wie jemand der über ernährungstechnische Dinge schreibt, und im Laufe seines Lebens dennoch von einer Anzug-Größe in die andere wuchs. Zudem war und ist ein Freund aus Kindertagen einer dieser angesagten Ernährungsberater, die einen ständig heiß auf neue Tricks zum Abnehmen machen.

Also zusammengefasst:
Ich bin Marathons gelaufen, habe Trennkost nach Atkins praktiziert, habe den Ananas-Markt durch exzessives Anwenden der Hollywood-Star-Diät gepuscht, habe Pro-Eiweiß durch Pro-Fett ersetzt und angeblich Fett zehrendes Hochfrequenz-Training mit geringen Gewichten betrieben. Ja sogar die von Dauerkanzler Kohl praktizierte Trockenbrötchen-Methode habe ich probiert. Allerdings habe ich dadurch nie diese gemütliche Birnen-Figur bekommen. Als der grüne Außenminister Joschka Fischer mit ähnlichen Torturen anfing und in seinem Stresemann vorübergehend schlotterte, war mir daher längst klar, dass er danach noch dicker sein würde als zuvor.

Rein statistisch habe ich in den sechs Jahrzehnten meines Lebens zweimal mein Körpergewicht abgenommen, das immer noch viel zu hoch ist, dass sich aber auch nicht mehr verändert, seit ich vor zehn Jahrer aufgegeben habe, ständig auf die Waage zu steigen. Die zweimalige Kontrolle pro Jahr durch den Arzt reicht mir. Ich habe all die mir prognostizierten Schädigungen und Erkrankungen bekommen, aber auch ein gutes Dutzend all jener, befreundeter Altersgenossen überlebt, die mich ständig mit Ratschlägen zum Abnehmen gepiesackt haben.

Klar wäre ich gerne so schlank wie Sven Glückspilz, dann fiele mir das Bücken leichter, aber wäre ich dann auch der Charakter, der meinen Körper so gestaltet hat, wie er nun einmal ist.

Gut möglich, dass ich nachher vom Radel kippe, aber ein Problem hätten damit nur diejenigen, die mich fort tragen müssten...

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