Dienstag, 29. Oktober 2013

Das Loch

Endlich! Es regnet in Strömen.
Das war ja auch  kaum noch auszuhalten mit dem Spätsommer. Gestern mit der Zweitbesten noch bei 24 Grad im Osterwald-Garten, am Wochenende auf der Auer Dult den 38. Hochzeitstag begangen... Ständig gab es soviel Münchner Lebensqualität, dass ein Blogger schon ein Titan sein muss, um seinen Pflichten nach zu kommen..

Ja, und was passiert jetzt mitten im Regen? Direkt unter unserem Glas-Erker haben sie damit begonnen, die halbe Straße zu sperren, um gegenüber beim Hydranten ein Loch zu graben. Drei korpulente Männer ohne Kopfbedeckung  auf den schütteren Schädeln und  in Woll-Pullovern, die sich minütlich so richtig vollsaugen. Schon vor dem Morgengrauen hatten sie wohl  damit begonnen die Platten weiträumig vom Gehweg zu hebeln und deren Fundament abzumeißeln. Dazu haben sie so einen Mulitfunktionsminibagger, der gleichzeitig zertrümmern und baggern kann.

Aber ganz schnell stoßen sie an die Grenzen der Maschinen-Arbeit, denn da liegen ziemlich nahe unter der Oberfläche gewaltige blaue und rote Kabelbündel. Es geht also nur noch mit händischer Schaufel-Arbeit weiter, bei der sich schnell herausstellt, wer auf der Baustelle das Sagen hat.

"Tu du nur schön schaufeln Ali!", sagt der Gerhart Polt in einem seiner hinterfotzigsten Sketsche. Nur, dass wir so etwas Gemeines bei dem Verkehrslärm natürlich nicht hören. Aber Gesten sprechen für sich.

Das Loch wird größer und größer. Quasi mit einem Archäologie-Schäufelchen wird das Erdreich rund um die Kabel abgetragen, dann sieht der Beobachter bald nur noch die Glatze des Großschauflers. So tief ist das Loch bereits, als Selbiger überraschend behände wieder aus der Tiefe herausspringt um ein gewaltiges Lamento anzustimmen.

Die Gesten verraten, dass eigentlich ein Loch benötigt werde, das den Abriss unseres Glashauses mit einschlösse, wenn nicht gar den im Moment noch weit entfernten Petuel-Tunnel.

Drei rundliche Männer stehen wie begossene Pudel am Rande des kleinen Kraters und diskutieren kopfschüttelnd. Jetzt ist der Regen so unerträglich, dass sie sich erst einmal entschließen, gegenüber beim weit bekannten Brotzeit-Metzger weiter zu diskutieren.

Seit über einer Stunde ist die "neue Großbaustelle" in unserem Viertel verwaist. Schon füllt sich das Loch langsam mit Wasser. Sollten wir am Ende neben dem Olympia-See noch eine weitere Bade-Gelegenheit bekommen?

Und dann habe ich ein Déjàvu:
Kurz vor unserer Abreise von der Burg in Ligurien sah ich eine ähnlich Szene in unserer Gasse. Da standen auch drei "Tiefbauer" um ein offenes Loch herum, durch das sie herausfinden wollten, wieso die Häuser unterhalb  des Vicolo seit geraumer Zeit Probleme durch eindringendes Wasser haben. Zwei Wochen oder länger klaffte dieses Loch, dann war es eines Morgens heimlich zugeschüttet worden... Die Bepflasterung wurde aber nicht wieder hergestellt. Man klann ja nicht wissen, ob so ein Loch noch einmal gebraucht wird.

Nur kurz ereilte mich der Tiefbau-Traum einer direkten Tunnelverbindung zwischen dem Glashaus und der Burg. - Wir hätten sie ja bei dem beiderseitigen Arbeitstempo ja eh erst in Äonen nutzen können...

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