Dienstag, 9. April 2024

Vom Bejahen und Verneinen

Am vergangenen Montag hat Boris Pistorius in dem ZDF-Interview-Format  "Was nun Herr Pistorius" einmal mehr bewiesen, weshalb er in allen Umfragen zur Zeit der beliebteste Politiker ist. Dass ausgerechnet dem emphatischen Verteidigungsminister soviel Sympathien zufliegen, hängt wohl einerseits mit  unser aller Angst vor einem neuerlichen Weltkrieg, aber auch mit seiner Fähigkeit zusammen, die nicht einfachen Verhältnisse, mit denen er umzugehen hat, ungeschminkt zu erläutern. Selbst dem unseligen Taurus-Narrativ hat er mit wenigen kompetenten Worten die Lunte herausgerissen, an der Freund und Feind aus Opposition und Ampel nicht müde werden, zu zündeln. Ich denke, jede Nation sollte stolz sein, dass sich ein Mann ohne Profilneurose um die militärische Sicherheit kümmert.

Quelle www.verpasst.de
Boris Pistorius im Kreuzverhör von Beate Schausten und Anne Gellinek

Aber weil wir uns eben mit der Ampel im Dauerstreit mitten in einem wichtigen Wahljahr befinden, müssen sich Opposition und Opportunisten - vielleicht sogar gegen ihren Willen - am derzeit besten Pferd im Koalitions-Kabinett abarbeiten. Dabei wird hier gerade in Krisenzeiten eine Schwäche der demokratischen Auseinandersetzung evident: Wegen des eigenen Profils aber auch der Partei-Raison muss verneint werden, was eigentlich ein generelles Bejahen verlangt. Auch wenn das innen und außen auch Schäden hervorrufen könnte, die wir uns angesichts noch nicht erreichter Verteidigungsbereitschaft gar nicht leisten können.

Ich verzichte hier auf eine Gegenüberstellung von einzelnen Themen, bei denen das Verlangen mit der Machbarkeit längst nichts zu tun hat. Denn alles verursacht ja Kosten, deren Deckung mit dem derzeit überlasteten Haushalt nicht gewährleistet werden kann. Nur das bloße Avisieren löst ja schon wieder den Widerspruch jener Sparapostel aus, die vorher lautstark nach verbesserter Wehrtüchtigkeit geschrien haben.

Quelle: Tagesschau
Mit einer neuen Cyberarmee in der Kommandostruktur
der Bundeswehr zielt Pistorius auf die Trolle Putins.
Hoffentlich wird die von ausreichend "Prätorianern" geschützt

Bestes Beispiel ist ja die Diskussion um die Wiedereinführung der allgemeinen Wehpflicht, die einst der Herr von und zu aller christlich sozialsten Verteidigungsminister für "politische Bonusmeilen" unvorbereitet abgeschafft hatte. Keiner hat derzeit eine Idee davon, was so eine Wehrpflicht bei Wiedereröffnung längst geschlossener Kasernen und zeitgemäßer, kampftauglicher Ausrüstung an Kosten generieren wird. Vor allem aber, ob die dann wirklich eine Qualitätsverbesserung für die akute Verteidigung brächte.

Pistorius plant über das Ende der derzeitigen Koalition hinaus und macht keinen Hehl daraus, dass er das, was er vor 15 Monaten angefangen hat, gerne - möglichst in Frieden - zu ende bringen möchte.

Der Name Pistorius leitet sich übrigens - entlehnt aus dem Lateinischen - vom Handwerk des Bäckers ab. Auch wenn er gemäß der jetzigen Planung ja fast zwangsweise "kleine Brötchen" backen muss, könnte er dereinst die Welt damit überraschen, dass er geschichtlich zum Prätorius oder besser als umsichtiger Heerführer als Prätor zum Friedensbewahrer aufsteigt. Mögen ihn dabei die "Prätorianer" für seine neu aufzustellende Cyberarmee schützen...

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