Montag, 23. März 2020

Die Stunde des Stubenhockers

Manchmal verwende ich in meinen Posts Formulierungen, die mich vielleicht später einmal erinnern sollen, in welcher Verfassung sich mein Gemüt beim Schreiben befand. Bei  mittlerweile weit mehr als tausend kann ich mich nur noch vereinzelt erinnern, wieso und weshalb ich das Thema einst an schnitt. Aber ich lese auch nur nach, wenn sie in der Zugriffs-Statistik auf einmal wieder als herunter geladen geführt werden. Ansonsten ist mein nietzschesches Konzept des für später geplanten "Erfreuens" an den eigenen Worten nicht aufgegangen. Das hätte ich eigentlich ahnen können, denn schon  was ich vor der Computer-Zeit geschrieben hatte, habe ich aus Faulheit oder Desinteresse nie archiviert. Es gab ja nur den Blick voraus. Das, was hinter mir lag, war eben gewesen...

Erst seit ich die 7 vor den gelebten Jahren stehen habe, weiß ich, was dieses Denken für ein Fehler war. Was gäbe ich darum, zu lesen, was ich dereinst beim Erlebten wirklich gefühlt und was ich fürs Publikum daraus gemacht habe. Denn jetzt angesichts der hilflosen Verordnungen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus packt mich der Zorn des Alters gegen die Leute, die uns in den Medien voll schwafeln, um sich mit einer jeweils eigenen Meinung einen Stammplatz auf dem "Jahrmarkt der Eitelkeit" zu sichern. Allen voran der Söder Marcus, der bei jeder noch so "tragnahen" Aussage sein Kinn gewichtig vorzuschieben beginnt, um eigentlich nur eine Botschaft weiter zu verbreiten:
Übrigens: Ich kann nämlich auch Kanzler!

Lieber Marcus Söder! Wenn alle nicht koordinierten Maßnahmen nur zeigen, dass Coved-19 den desaströsen Zustand der EU offenbart, wird das Chaos der Null-Wirtschaft unter den Überlebenden eine neue Weltordnung verlangen, in der es weder Kanzler noch Bayrische Ministerpräsidenten gibt.

Nach gestern Abend gefühlten sechs TV-Brennpunkten und vier -Talkrunden gleichzeitig mit der unbeantworteten Botschaft vom "Weltuntergang, wenn...", habe ich aus Verzweiflung ab- und umgeschaltet. In der Nacht zappte ich dann zwischen James Bond und StarWars herum. Beide Szenarien, fand ich, waren glaubhafter als das, was durch die Cassandra-Rufe der Experten-Runden erreicht werden könnte.

Meine Bilanz des ersten Wochenendes mit angeordneter Isolationshaft bei "vereinzeltem" Freigang:
Erst hat es strippen geregnet, dann war es bei strahlender Sonne glasklar aber saukalt mit einem schneidenden Wind und letztlich sanken die Temperaturen vergangene Nacht - trotz Frühlingsanfang - auf vier Grad minus: ein absolut uneinheitliches, konzeptloses Wetter! Dazu passt, dass es eben auch kein einheitliches Konzept für die Bekämpfung des Virus gibt, und schon gar keines für eine Zeit danach - wenn Corona mit dem "Weltuntergang" obsiegt hätte.

Als Stubenhocker im für den Virus idealen Opfer-Alter, verabschiede ich mich deshalb nun für Stunden gemäß Konfuzius - dankbar für all das Erlebte und ohne Tränen, dass vergangen ist - in mein zurück liegendes Leben. Aber dann schrecke ich doch jäh auf, denke an die noch Jungen in der Familie und deren Kinder, an all die Schutzlosen in den Ländern mit rudimentärer Medizin und die Flüchtlinge, die das Virus nun auch schon erreicht hat.

Daraus ergibt sich die bange Frage:
Werde ich das erleben? Will ich das erleben? Oder verharre ich demütig und dankbar zuhause eingesperrt in der "Gnade der frühen Geburt", während sich Politiker und Experten nicht an ihre eigenen Regeln halten...

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