Mittwoch, 21. Februar 2018

Süchtig

Wer hätte das von mir gedacht? Ich jedenfalls nicht. Zeitlebens bin ich nicht anfällig gewesen für süchtig machende Substanzen: Rauchen konnte ich von einem Tag auf den anderen sein lassen. Auf Alkohol könnte ich tagelang verzichten - muss ich aber nicht. Und mit zuviel Essen habe ich auch von Zeit zu Zeit aufhören können. Wobei ich geschätzt insgesamt zweimal mein gesamtes Körpergewicht verlor, um es sukzessive wieder auf die Knochen zu packen...

Ohne dass ich es gemerkt hätte, bin ich in diesem trüben und jetzt auch noch kalten Winter zum Stubenhocker mit "Bingewatch"-Symptomen geworden. "Bingewatching" kommt wie die meisten Versuchungen aus den USA, obwohl Briten und Skandinavier auch ihren Teil dazu beitragen.

"Bingewatching" ist frei übersetzt das Serien im Stream bis zur Ohnmacht schauen. Bis zum vergangenen Jahr war ich noch nicht abhängig, aber die Streams haben mittlerweile zum teil eine Qualität von Hollywood-Filmen erreicht. Allerdings mit dem Unterschied, dass sie die Handlung über mehrere Stunden halten, so dass man nicht aufhören kann, wissen zu wollen, wie es weitergeht. Bei dem hohen Suchtpotential bleiben Warnungen in den Medien nicht aus:
Muss ja nicht unbedingt Kannibalen-
Spaß sein - wie bei Santa Clara Diet
"Bingewatching" schadet dem Erinnerungsvermögen.
Es fördert die Verwahrlosung.
Führt wegen des Spannungs-Naschens zu Übergewicht.
Zerstört junge Ehen.
Macht antriebschwach. usw..
Nichts, unter dem ich nicht schon vorher gelitten hätte...

Die erste deutsche Netflix-Serie
aus dem Grusel-Genre
Natürlich kommen solche Serien auch im Fernsehen; aber auf Wochen oder gar Jahre verteilt und ständig von Werbung unterbrochen. Am Computer oder mit der App auch im Fernseher kann der Zuseher seinen eigenen Rhythmus einhalten. Auf Stop oder Repeat drückend könnte ein Interessent auch Sprachen lernen. Zum Beispiel Koreanisch, Türkisch, Japanisch oder Hindi. Wobei zu den Indern zu sagen wäre, dass die eben nicht nur Bollywood können. Im Streaming-Wettbewerb, der darum kämpft, dass der Betrachter eben süchtig wird, kommen manche Sensations-Produktionen erst gar nicht in die Film-Theater.

Das macht die diversen Film-Festivals umso wichtiger, soll das gute, alte Kino nicht dem Verfall preis gegeben werden...

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