Freitag, 13. Oktober 2017

Sprachgebrauch

Gestern flog ein Haus großer Asteroid im Abstand eines Erdumfangs an uns vorbei. Heute ist Freitag der 13., die USA und Israel sind zeitgleich aus der Kultur-Vereinigung UNESCO ausgetreten. Was deshalb so bemerkenswert ist, weil die immer am östlichen Mittelmeer ansässigen Palästinenser der Anlass dafür waren. Während ja genau genommen weder Israel noch die USA auf dem von ihnen beanspruchten Land ur-kulturelle Wurzeln hätten, sondern durch Zuwanderung und Landnahme, sowie Verdrängung angestammter Völker ihre bemerkenswert erfolgreichen Kulturen aufbauen konnten. Franz Beckenbauer verliert immer mehr Zacken aus seiner Kaiser-Krone. Die Lichtgestalt erlischt gewissermaßen im Gegenlicht, und Hamas und Fatah schließen Frieden.

Thomas Pynchon der mirakulöse US-Autor der Postmoderne hat so eine denkwürdige Konstellation in seinem Epos "Against The Day" mit Handlungen bis auf über 1000 Buchseiten verwoben. Nur etwas für  Leute, die auch gerne im Lexikon lesen!

Deshalb erspare ich mir eine derartige Verknüpfung der Schlagzeilen dieser Woche als Anlass für meinen heutigen Post oder weltweite Verschwörung. Es geht doch nur um unserer Sprache.

In einer Zeit, in der mir selbst meine perfekt sprachlich ausgebildeten, erwachsenen Kinder Kürzel wie aka (also known as), lol (laughing out loudly), asap (as soon as possible) oder mit kunstvoll arrangierten Emojis texten und mein zweisprachig aufwachsender Enkel mit Spielen auf dem Handy ruhig gestellt wird, mache ich mir Gedanken, was wohl  aus unseren Sprachen wird.

Noch ein Erlebnis dieser Woche, das zur Einleitung passt: Meine Frau und ich gehen eigentlich grundsätzlich in München nicht mehr zum Italiener. Wieso auch nach sechs Monaten in Italien?
Wir wollen heimisch essen, aber möglichst zu Fuß dahin, damit wir unserem Alkoholismus frönen können. Der Blick ins Internet ergab, dass in unserem Viertel Asiatische Restaurants die Oberhand gewonnen, und nur zwei Italiener überlebt haben. Echt bayrische Restaurants mit gehobener Küche gibt es nur noch in der touristischen Innenstadt.

Dafür hat der nur drei Minuten  entfernte Italiener in der Parallelstraße seit Jahren hervorragende Kritiken - sowohl im Netzt als auch in den Zeitungen... Also sind wir dorthin und wurden nicht enttäuscht.

Auf dem kurzen Weg - quasi um die Ecke - begegneten uns Paare und Familien, die sich in Sprachen unterhielten, die wir nicht verstanden. Dafür war der Wirt vom Italiener ein Deutscher, und der servierte auch noch selbst ohne den bei seinen italienischen Kollegen üblichen Schmäh und Bussibussi.

Das Essen war grandios, obwohl der selbsternannte Experte für venezianische Kochkunst (also ich), die Darreichungsform der Fegato alla Veneziana besserwisserisch kommentieren musste. Schwamm drüber! Die Wachtel auf Pfifferlingen und der gebratene Radicchio mit Parmesan-Haube in Balsamico-Sauce zur Vorspeise hätten den Besuch allein schon gelohnt. Begleitet wurde das Mahl zum fairen Preis von einem großartigen Tocai Friulano.


In dem kleinen Restaurant aßen an all den besetzten Tische nur Deutsche. Ich betone das ohne Hintergedanken, weil das Etablissement ja mitten im Multikulti-Bereich liegt. Hier ist also UNESCO.
Daran sollten sich USA, Israel und die seit dieser Woche nur scheinbar verbündeten Fatah und Hamas vielleicht ein Beispiel nehmen. Ausgrenzung statt Integration aus populistischen Gründen, Gewalt statt Verständigung sind Reisen gegen den Tag: Against The Day...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen