Donnerstag, 5. Oktober 2017

Potenziell tödlich

Mit schätzungsweise rund 22 Millionen Schusswaffen, von denen rund 2,5 auf legalen Wegen registriert sind, scheint Deutschland relativ sicher. Zumal der Tod infolge einer Schussverletzung statistisch bei uns im Promille-Bereich liegt. Verändert der Misstrauische jedoch die Betrachtungsweise, kann  er dem Verdacht nicht entgehen, dass jeder vierte Deutsche im Besitz einer illegalen Schusswaffe ist. Der vergangene Tatort der ARD machte zudem die Rolle des sogenannten Dark-Nets beim illegalen Waffen-Erwerb - sogar von Kriegswaffen - deutlich.

Beim Verkauf letzterer erfüllt die Bundesregierung nicht unbedingt eine Vorbildfunktion. Im Eiertanz ermöglicht sie Exporte, die gegen die eigenen Regeln verstoßen. Das macht den "kleineren Waffenhandel" bei den Tätern wohl eher zu einem Kavaliersdelikt.
Vom deutschen Zoll beschlagnahmte Waffenlieferung

Obwohl Deutschland noch weit von US-amerikanischen Verhältnissen entfernt ist, darf die Animation von Nachahmungs-Tätern durch die weltweite Berichterstattung über sie nicht unterschätzt werden. Bei uns hat es ja auch schon Schul-Attacken nach dem Vorbild von Columbine gegeben...

Wieso ist es so schwer, die potenzielle Tödlichkeit von Schusswaffen bewusst zu machen? Größer als der Einfluss der einschlägigen Industrie, scheint der tägliche Konsum von elektronischen Serienmorden (im TV oder Computer), und vor allem die Macht heischende Faszination, die von einer echten Waffe in der Hand ausgeht. Das Recht auf Selbstverteidigung wird durch dieses Gefühl nicht selten konterkariert. Merkwürdiger Weise gibt es gar keine Statistiken darüber, wie oft eine Waffe in privater Hand ein Verbrechen verhindert hätte. Geworben wird damit allerdings von den Herstellern als sei das Alltag...

Immer häufiger wird aber der Missbrauch durch Durchgeknallte, Terroristen und an dritter Stelle schon durch Ordnungskräfte. Las Vegas und die Folgen wird die USA nicht sicherer machen; auch die Lieferung russischer Waffen an den Despoten Erdogan!

Ob die Erziehung der Folge-Generationen etwas bewirkt, ist genauso fraglich.

"Früher begann der Tag mit einer Schusswunde" lautete der Titel von Wolf Wondratscheks Debüt-Roman 1969. Hoffentlich wird der nicht nach einem halben Jahrhundert zum bösen Omen.

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