Dienstag, 31. Januar 2017

Elegie

Rainer Maria Rilke
Leider bin ich kein so begnadeter Lyriker wie der kolossal in der Kunst vernetzt gewesene Rainer Maria Rilke. Obwohl er der Deutschen Sprache durch seine Neuen Gedichte wesentliche Impulse gab (Mutter Pragerin, Vater Sudete) ist der gebürtige Prager anders als sein Zeitgenosse Franz Kafka leichter  "verdaulich". Beiden gemeinsam ist jedoch die Vorahnung auf die anstehende Katastrophe der Menschheit; auf das Unheimliche, das Abgründige im Menschen, auf das Angst Machen, das gerne als "kafkaesk" bezeichnet wird.
Rilke führte im Gegensatz zu Kafka ein Dandy-Leben, das nichts ausließ: Rastloses Umher-Reisen, ständig wechselnde Wohnsitze in ganz Europa, zahlreiche, wilde Affären voller Eifersucht aber Beständigkeit über deren Ende hinaus. Kurz, die Frauen mochten ihn, und die herausragenden Männer der Kunst- und Literaturwelt sowie Mäzene schätzten ihn als vielsprachigen Gast auf ihren Soirées.
1912 begann Rilke seine Elegien
 auf Schloss
Duino an der Adria.
Erst 1922 schloss er sie ab
Franz Kafka wäre ohne die Wortbrüchigkeit seines Freundes Max Brod  (nämlich Kafkas Manuskripte nach seinem Tod zu verbrennen) vermutlich in der Versenkung verschwunden. Das handgeschriebenen Manuskript von Der Prozess  des von den Nazis natürlich verbotenen Autors wurde 1988 für 3,5 Millionen Mark bei Sotheby's in London versteigert. Der den irdischen Gütern eher befremdet gegenüberstehende Kafka, blieb die kuriose und habgierige Schlammschlacht um die Eigentumsrechte an seinem Gesamtwerk glücklicher Weise erspart.

Ich habe diese Zeilen für die jüngeren Leser meines Blogs vorangestellt, weil die schulische "Pflicht-Lektüre" beider vermutlich den Blick auf wesentliche Signale in ihrem Werk vernebelt,
Aber das soll ja kein Literatur-Kurs sein. Wen es interessiert, kann hier nachlesen, wie die Elegien sich stetig zur Angst steigern:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/duineser-elegien-829.
oder wie der Bericht an eine Akademie zwischen den Zeilen die Interpretation vom Nazi-Wahn liefert
http://gutenberg.spiegel.de/buch/franz-kafka-erz-161

Mir geht es darum, dass Menschen. die vom Schreiben besessen sind, möglicher Weise eine andere Empfänglichkeit, aber in einer zunehmend lärmenden Welt kaum Chancen haben, etwas zu bewegen.

Franz Kafka
Ich habe drei Tage vor dem Computer gesessen und überlegt, ob ich mit der Bloggerei nicht besser aufhöre. Eigentlich war mein Münchner Blog ja ursprünglich nachbarschaftlich für ein heiteres, kulturelles Miteinander angelegt.
Satire, die angebracht wäre, liegt mir leider momentan nicht. Wenn der angeblich mächtigste Mann der Welt im Gas seiner Aufgeblasenheit zündelt, 
wird aus Elegie im Cyberspace-Tempo Angst.

P.S. Ich mache bis zum letzten Zugriff weiter - wie es mir seelisch gerade zumute ist


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