Mittwoch, 28. September 2016

Wies'n-Initiierung

Zum ersten Mal war ich auf dem Münchner Oktoberfest mit zehn Jahren; gerade aus Hamburg zugezogen. Ein Zuagroaster wie man hier sagt. Seither hat mich die Wies'n nicht mehr losgelassen. Wenn ich ehrlich bin, war und ist es weniger wegen des Biers, sondern wegen der Gerüche und Geräusche gewesen. Und vor allem wegen der Typen. Ein einzigartiger Menschen-Zoo!

Mit dem ersten Bomben-Attentat 1980 - bezeichnender Weise von einem Neo-Nazi verübt und nie richtig aufgeklärt - hat das Oktoberfest seine Unschuld verloren. Als sei das die Initial-Zündung gewesen, brachen alle Dämme, die das Volkstümliche noch vor dem Big Business bewahrt hatte.

Es entstand eine Zweiklassen-Gesellschaft mit den Großkopfeten in den  dauerhaft reservierten Boxen und dem Fußvolk, dass sich um die übrig gebliebenen Plätze rangelte. Als Familien-Vater war ich zweimal mindestens in der Pflicht, und als Chef wurde auch eine Einladung von den Mitarbeitern erwartet - also waren es bestimmt über 200 Wies'n-Besuche. Vermutlich mehr, weil ich ja aus "politischen Gründen" auch noch Einladungen folgen musste.

Mit dem zunehmenden Leiden unter Einengung war ich froh, dass die Kinder die ich einst auf den Schultern durch die Menge tragen musste, möglichst bald nicht mehr mit den Eltern gehen wollten. Die Großfamilie wich mit der ersten Terror-Bedrohung einmal sogar komplett aus und arragierte ein eigenes Oktoberfest in einem herbstlich gefärbten Biergarten.

Seit 2008 waren wir dann um diese Jahreszeit immer in Ligurien.

Aber gestern mit dem Enkel war das ein Erlebnis wie früher. Der Zaun, die Wachen am Eingang und die generelle Bedrohungslage bei Menschen-Aufläufen sorgten dafür, dass wir ohne Geschubse mit dem Kinderwagen flanieren konnten. Der Kleine war super drauf, fremdelte nicht und verdrehte ständig neugierig sein Köpfchen.

Von der ersten Initiierung, dem hinduistischen Reisfest mit dem hier die erste feste Nahrung nach einem halben Jahr im großen Kreis der Landsleute seines Vaters gefeiert wurde, wird ihm nicht allzu viel in Erinnerung geblieben sein. Aber seine erste Wies'n hat zumindest kein Trauma hinterlassen, wie einst bei mir "Der Dom" in Hamburg. Vom Opa im Kinderwagen im Takt geschunkelt ist er mitten im Trubel entspannt eingeschlafen.

Und wisst ihr was? Mir hat es wieder einmal einen Riesen-Spaß gemacht - Das Oktoberfest.

Hier ein paar Schnappschüsse
Es gibt sie noch: Die Typen

Unverhofftes Treffen mit Verwandten

Erstens sieht man, wie leer es um vier Uhr war
 und zweites, wie gut der Enkel
dabei schlafen kann

Puten-Schnitzel vom Schwein
- so lecker wie veganer  Wurstsalat

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen