Donnerstag, 22. September 2016

Floh-Märkte im Hinterhof

Erstaunlich, wie sich  Eigeninitiativen in Zeiten sozialer Medien schnell durchsetzen. Vor allem in den stylischen Vierteln von München, wo der Bestand an Altbauten hoch ist und zum Teil noch romantische Hinterhöfe nicht als Privat-Parkplätze umfunktioniert wurden. Ehrlich gesagt, habe ich von diesen Hinterhof-Flohmärkten erst gehört, als  mein Sohn seine Band mit einem Leiterwagen mobilisierte und von Hof zu Hof zog, um für die Verkäufer und Käufer Musik zu machen.

Wer verkaufen will, muss im Stadtteil wohnen und sich anmelden. Ansonsten gibt es keine Bürokratie. Am kommenden Wochenende ist Neuhausen dran. Das wird spannend, weil da Jung auf Alt-Eingesessen trifft. Entsprechend vielversprechend wird dort wohl das Angebot an Kitsch und Krempel sein. Es gibt aber auch im Bereich von Kleidung und Kleinmöbeln für Kenner manches Schnäppchen.

Es ist ja eine Tatsache, dass die Sammel-Leidenschaft im Laufe eines Lebens an räumliche Grenzen stößt. Dann bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sich mal von einst geliebten und begehrten Stücken zu verabschieden.

Oder Freunde hatten geglaubt, den Geschmack der Gastgeber zu kennen und ein Mitbringsel von anderen  als Gastgeschenk entsorgt. Man müsste mal eine Geschichte über das Wanderverhalten von Vasen, Tellern und Schalen schreiben; aus der Sicht der Gegenstände natürlich.

In den zwei Haushalten in denen wir leben, hat sich ganz schön angesammelt, was einst als unverzichtbar galt und auch nicht wenig gekostet hat. Als Medien-Mann aus dem Printbereich habe ich (vermutlich nicht als einziger Journalist) weltweit Enten gesammelt: Lock-Enten aus dem Veneto, geschnitzte aus Afrika, als Totem-Verzierung von nordamerikanischen Ureinwohnern und aus chinesischem Porzellan.

Meine Frau und ich haben aber auch wertvolle und seltene Gläser aus denen wir nur selten trinken  in mehreren Vitrinen angehäuft, . Klar hängen an den Teilen oft einzigartige Erinnerungen über den Ablauf  und das Ambiente
der Käufe. Aber es sind eben unsere - so lange uns die Demenz nicht erwischt.

Der jüngere Teil der Familie hat sicher Sinn für schöne Dinge, aber eigene Vorstellungen. Manchmal denke ich, wir sollten uns vielleicht beizeiten von allem Trennen. Unser Hinterhof mit Garten wäre Ideal für einen Floh-Markt. Vielleicht erreicht ja die Sitte bald auch unser Multikulti-Viertel. Da gäbe es bestimmt ganz schön Vielfältiges...

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