Mittwoch, 23. März 2016

Mob In Hood

Männer sind ja in punkto Mode meist einfach gestrickt . Sie flüchten sich ins Uniformierte, was ihre Anzüge und ihr Business angeht. Aber auch in ihrer Freizeit oder gar im Urlaub verfallen sie  Gewohnheiten. Als Touristen oder beim Grillen im Garten sehen sie immer irgendwie  komisch aus.

Deshalb überrascht mich auch der Trend zu den Hoodies nicht - also zu Kapuzen-Jacken und -Pullovern. Die Dinger sind sau bequem, sorgen für ein angenehmes Körper-Klima, und was drunter steckt, geht keinen etwas an. Ich selbst habe vier in verschiedensten Farben, die mich prima durch diesen merkwürdigen Winter gebracht haben. Ihre explosionsartige Ausbreitung in diesen Zeiten der zunehmenden Gewalt auf den Straßen ist verwunderlich.

Doch ein Blick in die Geschichte verrät, dass die Kleidung zum Verbergen oder Beschatten des Gesichtes keine Erfindung der näheren Gegenwart ist.

Die "Gugel" war das Kleidungsstück der Inquisition entlehnt von den Kapuziner-Mönchen. Der Tod des Bayrischen Märchenkönigs wird in Zusammenhang mit den Gugel-Männer mystifiziert, Und in den 30er Jahren des 20, Jahrhunderts machten sich auch mafiöse Dunkelmänner die als Berufskleidung der Arbeiter in den Eisfabriken wieder entdeckten Kapuzen-Jacken als nächtliche Tarnung zu eigen. Der angelsächsische Volksheld Rob-in-Hood jedoch bekam seinen Namen nicht wegen des Tragens von Kapuzen, sondern weil er sich mit seinen Mannen im Wald versteckte.

Die Bedeutung fürs Verstecken des Gesichtes wuchs, als sich in den Slums der US-Großstädte Straßen-Banden in die jetzt als Sportkleidung populären und billigen Kapuzen-Pullover (Kutte) kleideten.

Fast in jedem Krimi kommen heute Hoodies als Mode-Accessoires nicht nur für Outlaws vor. Aber da in der Realität niemand wirklich feststellen kann, ob Biedermann oder Brandstifter in dem Kleidungsstück stecken, geht eine unterbewusste Bedrohung von den Personen aus, die sie tragen.

Seit gestern die erneuten Berichte von den Terror-Anschlägen aus Brüssel um die Welt gingen, haben die Feinde der Freiheit es endlich geschafft eine latente Paranoia bei mir auszulösen. Ich beobachte in unserem Multi-Kulti-Viertel die Mitmenschen immer häufiger mit Argwohn - um nicht zu sagen Angst. Obwohl ich auch weiß, dass es genau das ist, was die Attentäter durch ihre Taten erreichen wollen.

Therapeutisch geradezu benutzte ich gestern Abend die U-Bahn, als wollte sich der Schreiber in mir eine Vorstellung verschaffen, wie es wäre, wenn da jetzt im voll besetzten Wagon Sprengstoff explodierte. Keiner würde es kommen sehen.

99 Prozent der Fahrgäste hätte nichts bemerken können, weil sie in der Betrachtung kleiner Handy-Bildschirme oder ihrer Tablets versunken waren.

Heute veröffentlichte die Belgische Polizei das Foto, auf dem es die mutmaßlichen Selbstmord-Attentäter zeigt. Sie sahen aus wie Touristen und nicht wie Terroristen. Keine Hoodies? Eben normal und - irgendwie "lächerlich komisch"...


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