Donnerstag, 5. Januar 2012

Ein Volksverdrehter

Seien wir doch endlich dankbar! Immerhin hat unser Bundes-Wulff keine Frauen vergewaltigt wie sein israelischer Präsidial-Kollege Ehud Olmert. Und wenn wir das vom totalitären Kaiser Augustus feigenblättrig geprägte primus inter pares (Erster unter Gleichen) situationsgenau interpretieren, dann ist unser Präsident eben genau das menschliche Spektogramm der deutschen Mehrheit. Einer Mehrheit, die den Plagiator von und zu Guttenberg unbedingt wieder in hohen politischen Ämtern sehen will oder sich - ohne aufzumucken - von unseren gewählten Volksvertretern  ein mit Lügen gespicktes Wendemanöver nach dem anderen bieten lässt.

Mit dem erhobenen Zeigefinger predigen die von uns Gewählten dem kleinen Mann, er solle sich mit Mindestlöhnen und längerer Lebensarbeitszeit im Sinne des Gemeinwohls abfinden, während die wahrhaft Unmoralischen in kürzester Zeit immer reicher und reicher werden.
Dass unser Präsident kreditmäßig auf Schnäppchenjagd geht, wenn unser Alltag in der Werbung von Kontoschlachten, Sonderangeboten und Vorzugszinsen der staatlich geretteten Banken überbordend geprägt wird, ist doch nur menschlich allzu menschlich. Zumal junge Ehefrauen schon größere Bedürfnisse anmelden als die altgedienten Eherösser, die einen noch durch den politischen Aufstieg getragen haben. Auch der Altkanzler Gerhard Schröder muss ja diesbezüglich noch sein karges Ruhestandsgeld  durch Gazprom-Rubel aufbessern, damit er sich  wie sein niedersächsischer Präsidial-Epigone an den maschmeyerisierten Geldadel  zwecks Gratisurlaub ranwanzen kann

Gut, dass eine Facette meines Berufslebens gebot, der Hälfte unserer zehn Präsidenten bei diversen Anlässen aus nächster Nähe zu begegnen. Deshalb konnte ich vom Phänotypus her schon vor seiner zähen Wahl erkennen, was Christian Wulff bereits in seiner Zeit als Ministerpräsident nicht war und was ihm deshalb für dieses Amt umso mehr fehlte: Charisma!

Walter Scheel war im Amt ein politisch kenntnisreicher Grandseigneur und unprätentiöser Lebemann mit Stil - auch wenn er dann hoch vom "gelben Wagen" trällerte.
Carl Castens, der Wanderpräsident, war trotz seiner streng preußischen Offiziersaura volksnäher als er im Fernsehen oder als Redner wirkte.
Richard von Weizsäcker war die absolute Idealverkörperung eines Bundespräsidenten. Ein Herr, ein Weltmann, ein Philosoph wie sein Bruder und als humanistische Instanz ein ruhender Pol in einer sehr sehr unruhigen Zeit.
Roman Herzog,  aus dessen Hand ich (ein bißchen Angeben sei mir bitte nachgesehen) eine Ehrung entgegennehmen durfte, hätte als Rechtswissenschaflter und Juraprofessor zu dem aktuellen Präsidial-Theater ganz sicher einen seiner präzis geschliffenen Kommentare mit verdecktem Killerhumor beizutragen. Auch er ein echter Landesvater.
Johannes Rau wäre mit der Fitness, mit  der ich ihn noch als Ministerpräsident erlebt hatte, im höchsten Amt des Staates mit Weizsäcker vergleichbar gewesen. Er hat auch erstmals unter Beweis gestellt, dass sich sozialdemokratisches Urgestein - zumal in seiner gelebten Religiosität - und präsidiale Grandezza  nicht ausschließen müssen.

In dem gestrigen Rechtfertigungsinterview mit dem staatstragenden, von uns - dem Souverän - bezahlten Fernsehen hat Wulff zweierlei unter Beweis gestellt:
Dass er einerseits nicht einen Bruchteil der Eigenschaften hat, die seine Vorgänger so unverwechselbar machten und dass er andererseits zwar ein typischer Vertreter Deutscher Untugenden ist, aber ganz sicher kein Volksvetreter, sondern eher ein Volksverdrehter.

Mir wird übel, wenn ich daran denke, dass dieser Mann womöglich noch Jahre als unser oberster Repräsentant auftritt. Aber vermutlich bin ich darin schon bald wieder einer Minderheit zugehörig.

So ist sie eben - die Demokratie!

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