Donnerstag, 4. Januar 2024

Was machen wir nur mit dem Wasser?

 Während in unserer Glasfront der Starkwind wahre Orgel-Konzerte intoniert, warten wir spätromantisch auf den immer wieder angekündigten Schneefall.  So wie er zu Beginn des vergangenen Dezembers die Großstadt verzaubert hat. War allerdings innerhalb weniger Tage für die Räumfahrzeuge vielleicht doch etwas viel gewesen. Aber dann wieder mal - wie üblich - gar kein Schnee zu den Feiertagen. Das ist schon frustrierend.

Quelle: Augsburger Allgemeine


Dabei ist das Wetter in diesen Tagen doch sonst ein so spannendes und dramatisches Dauerthema: Monsterwellen von bis zu zehn Metern Höhe an den europäischen Westküsten. Über 40 Grad minus in Schweden,  gleichzeitig 30 Grad plus in Spanien, und dann lassen Dauer- und Starkregen bei uns kleinste Flüsse monströs anschwellen, Deiche unterspülen und ganze Landstriche landunter gehen.

Ein Nord-Süd-Gefälle gibt es auch beim Süßwasser
Es ist klar, dass die schwächelnde Regierung der Ampel auch dafür gleich wieder ihr Fett weg bekommt. Sie täte nach der Katastrophe im Ahrtal einfach zu wenig für den Hochwasser-Schutz. Aber ganz abgesehen davon, dass Maßnahmen der Wasserwirtschaft langwierig angegangen werden müssen, sind die Probleme mit dem Wasser meist kommunal und  hausgemacht - wie der europaweite Trinkwasser-Mangel in den beiden vergangenen Trocken-Sommern. Nicht alles ist nämlich allein Schuld des Klimawandels, sondern deckt ökologisches Versagen und achtlosen Umgang mit unserem kostbaren Nass auf.

Laut UNESCO möchten 70 Prozent der Erdenbürger unmittelbar am Wasser - also an Küsten, Flussufern oder Seen  wohnen oder siedeln. 2,2 Milliarden leben in absoluten Trockenzonen und bald eine Milliarde hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Zudem ist das Wasser  derart ungerecht verteilt, dass im dünn besiedelten Norden der Erdhalbkugel ausgerechnet eine Vielzahl an Seen und Flüssen in absoluter Wildnis zu finden sind.

Quelle: SWR 3
Manches an der Ahrtal-Flutkatstrophe wirkt im Nachhinein fast
wie eine Provokation der Elemente
Im engen und dicht besiedelten Ahrtal hätten hingegen viele Baugenehmigungen im Hinblick auf potenzielle Hochwasser-Situationen nicht erteilt werden dürfen.

In den hoch zivilisierten Industrie-Nationen ist es die radikale Bodenversiegelung durch Großbau-Projekte in Megacitys, die dem Wasser seinen der spezifischen Physik geschuldeten  Weg abgraben.

Ein Beispiel, dass einmal aus Unwissenheit im wuchernden Wirtschaftswachstum begangene wasserwirtschaftliche Verbrechen und Ökosünden am Leben spendenden Nass immer noch radikal neutralisiert werden können, ist die Stadt Chicago:  Überreichlich mit Wasser ausgestattet nahm man auf die Gewässer rundherum im industriellen Bauboom des 20. Jahrhunderts keinerlei Rücksicht. Dann siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Chicago_River die totale Umkehr.

Quelle: Wikipedia

Wenn die Welt Wasser erst einmal richtig zu wertschätzen lernt, ist ähnlich wie beim Klima noch eine Menge drin. Was wir mit dem Wasser machen, wird unsere Zukunft mehr bestimmen als alle anderen Maßnahmen. um zu überleben. Ganz sicher hat das gemessen am heutigen Standard einen exorbitanten Preis, der sogar künftige Energie-Kosten in den Schatten stellen wird. Damit der aber letztlich kontrollierbar bleibt, muss sofort Schluss sein mit dem Verkauf von öffentlichen Wasserrechten an die Privatwirtschaft. Die Qualitätssicherung muss - egal was sie kostet - ganz oben auf der Prioritäten-Liste stehen, und es müssen längst angedachte Ideen aus den Planungsschubladen geholt werden.

Quelle: dreamstime
Beispiel: Vor mehr als drei Jahrzehnten habe ich in einer Diskussionsrunde von den Grünen den Vorschlag gehört, man möchte doch prüfen, ob die Kreisläufe von Trink- und Brauchwasser nicht generell getrennt werden sollten. Noch immer spülen wir beispielweise Milliarden Hektoliter an wertvollem Trinkwasser in unseren Klos herunter oder waschen Autos privat am Wochenende mit einer Wassermenge, die eine Familie in der Sahelzone mühsam einen Monat lang über weite Wege heran schleppen muss...



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