Sonntag, 21. Januar 2024

Mehr Licht!


"Eppur si muove!" Musste gegenüber der Inquisition zunächst abschwören,
dass die Erde eine Kugel ist: Galileo Galilei am 22. Juni 1633

Ob "mehr Licht!" oder "sie dreht sich doch!", ob Goethe oder Galilei  - was nützen schon mühsam kolportierte  "berühmte letzte Worte", wenn ein paar Jahrhunderte später Schlaumeier feststellen, dass sie so nie gesprochen worden sein können?
Ich wurde 200 Jahre nach Goethe geboren, habe aber stets gewusst, dass Licht für mich als im März Geborener besonders wichtig sein muss. Und so habe ich an den "famous last words" unseres naturkundlich so bewanderten Dichterfürsten nie gezweifelt.

Quelle: National Geographic
Mitten im Ersten Weltkrieg wurde im Deutschen Reich zum Befeuern der Rüstung
 die Sommerzeit erstmals eingeführt
Goethe starb am 22. März 1832.  Heuer beginnt die Sommerzeit am Sonntag, den 31. März und dauert bis zum 27. Oktober. In den USA wird die Zeitumstellung als "Daylight Saving Time" bezeichnet. Weil die Tage im Frühling so deutlich länger werden, haben Volkswirtschaftler und die Politiker  sie beschlossen, um mehr wirtschaftlichen Nutzen aus der Arbeit zu ziehen. 44 Jahre nach ihrer dritten Wiedereinführung in Deutschland 1980 gibt es Bedenken, ob sie nicht mehr Schaden an der Volksgesundheit anrichtet, als tatsächlich wirtschaftlichen Nutzen zu bringen.

Als Reisender mit mehreren zu überwindenden Jetlags pro Jahr habe ich keine Probleme gesehen, die diese Stunde früher oder später bei uns "zeitigen" könnte. Zeit-Forscher sind sich mittlerweile durch Experimente sicher, bei denen Probanden von Zeit und Licht weg geschlossen werden, dass die innere Uhr des Menschen viel sensibler Tickt als gedacht. Eine klinische Feldstudie in Luzern führt eine Zunahme an Herzinfarkten, Verkehrsunfällen und  Depressionen unmittelbar auf diese im Prinzip ja nur eine Stunde radikalen Schlafentzugs zurück.

Als einer, der nahezu die gesamten hellen Tage 2023 liegend in abgedunkelten Zimmern verbracht hat und erst direkt zu Beginn der Winterzeit  aus dem Krankenhaus entlassen wurde, erlebe ich die Stunde "länger Schlafen" auch jetzt immer noch als seelische Folter. Das radikale Wecken und die Erstversorgung mit Messungen und Medikamenten im Krankenhaus erfolgte da ja bereits mehrere Monate ab sechs Uhr früh. Mein eigener Lebensrhythmus wurde mir aber als Rentner von meiner inneren Uhr mit Schlaf von ein Uhr nachts bis neun Uhr früh vorgegeben. Diese Diskrepanz habe ich aktuell immer noch nicht überwunden. Mir fehlt es an roten Blutkörperchen, ich habe Atemnot und einen akuten Mangel an Vitamin D. Weil ich immer noch im Krankenhaus-Timing aufwache, sitze ich bereits seit über einer Stunde am Computer und erlebe, wie erst jetzt  die Sonne aufgeht...

Quelle: Tagesspiegel
Wenn die Betten bis auf die Gänge stehen. kann man nicht früh genug mit dem Betrieb anfangen

Hat Goethe sie nicht als letzte Worte gesprochen, so tue ich das hoffentlich auch nicht. Also ergänzt durch das Zauberwort:

Mehr Licht - bitte!

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