Dienstag, 9. Januar 2024

Vom Überschreiten von Grenzen

Verglichen mit großen Flüssen dieser Welt ist der Rubicone, der bei Rimini in die Adria fließt, eine Pinkelrinne. Dass sein Durchqueren zum Begriff für das Überschreiten von Grenzen wurde, den sogar ein früherer Kurzzeit-Bundespräsident bei einem lächerlichen Streit mit der BILD-Zeitung verwendete, verdankt er dem Römer Gaius Julius Cäsar. Der Feldherr überschritt den Rubikon - damals noch Grenzfluss zur Hauptprovinz - am 10. Januar 49 v. Chr. mit seinen Truppen gegen den ausdrücklichen Erlass des Römischen Senats, seine Streitmacht aufzulösen und eroberte Herrschaftsbereiche aufzugeben. Es war der Beginn des Römischen Bürgerkrieges, den der spätere Imperator angeblich mit dem immer wieder hartnäckig falsch übersetzten Zitat des Griechischen Sprichworts ἀνερρίφθω κύβοςkommentierte: "Hochgeworfen sei der Würfel". Daraus wurde lateinisch "Der Würfel ist gefallen" - alea jacta est! Das Sinngemäße, es gäbe für sein Tun kein zurück mehr, wird natürlich durch den Würfel, der noch zum Fallen unterwegs ist, viel besser getroffen. 

Der Rest ist eben Geschichte, zu der der dünnhäutige und gern selbstverliebte Christian Wulff in seiner zweijährigen Präsidentschaft nicht allzu viel beigetragen hat. Von seiner Bedeutung als Staatsmann war er dann wohl doch eher ein "Flüsschen".

Quelle: BSZ
Wenn Grenzüberschreitungen nämlich von Dauerhaftigkeit geprägt sein sollen, müssen sie schon eher rücksichtslos sein wie Putins sich in die Länge ziehende "Spetsial'naya operatsiya" gegen die Ukraine. Aber je länger sie dauern, also je länger der Würfel im Fallen unterwegs ist, desto schwerer wird das Zurück vom Handeln. Daran sollten gerade in dieser Woche die Blockade-Bauern und die GDL-Gangster denken.  Sie stellen sich in prekären Zeiten mit ihrem Handeln außerhalb einer Gesellschaft, zu der sie ja selbst auch gehören. Was, wenn die ihnen auch einmal die Solidarität derart massiv verweigerte?

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