Freitag, 5. April 2019

Bewegungen

Wo wäre die Menschheit heute, wenn sich den Ideen Einzelner nicht immer welche angeschlossen hätten, um sie zu einer Bewegung zu machen?

Bewegungen haben die Welt seit den Völkerwanderungen verändert. Manche führten zu Irrwegen, andere brachten uns voran. Das galt vor allem für religiöse Bewegungen, die wie von selbst zu politischen wurden. Revolutionen haben die Welt aber nur kurze Zeit vom Weg abgebracht, um sie dann wieder in alte Verhaltensmuster zurück fallen zu lassen.

Die digitale Kommunikation und die sogenannten sozialen Netzwerke lassen heute schneller denn je überraschende Bewegungen enstehen. Es ist angeraten, die Nachahmer genauso scharf zu beobachten wie die Kritiker, damit aus dem Anliegen Weniger nicht auf einmal auch ein Nachteil Aller wird.

Gerade in der jüngeren Geschichte haben wir dafür Beispiele: Die Gelbwesten-Bewegung in Frankreich war solange für Außenstehende verständlich, wie sie nicht von zerstörerischer Gewalt unterwandert wurde. Die Freitags-Demos in der DDR haben zu ihrem Untergang beigetragen, aber wurden später von der PEGIDA  wieder aufgenommen, um die Gesellschaft, die sich aus dem Untergang des real existiert habenden Sozialismus gebildet hatte, erneut infrage zu stellen. Wir sind das Volk, aber wer ist das Volk - aus einem anderen Winkel betrachtet - wirklich? Darüber sind wir wieder Vereinigten uneins.

Andererseits schafft es eine Petition zur Verbesserung der Lebensbedingungen unserer Bienen, ausgerechnet im Bundesland Bayern, dass die Politik diese Forderungen flugs zur Gesetzesvorlage macht.

Wieso tut sich die Welt da so schwer, das globale Anliegen einer kleinen, vom Asperger-Syndrom betroffenen Schwedin ohne ehrabschneiderische Zweifel zu akzeptieren.

Greta Thunberg in Berlin. Quelle DA-Netz
Ich habe mich in den letzten Tagen gefragt, ob Greta Thunberg mit ihrer Bewegung nicht ein  Jeanne-d'Arc-Schicksal erleiden könnte. Immerhin sägt die 16jährige auch mit ihrer geschliffenen Dialektik in Englisch an den Säulen unserer Industrie-Gesellschaften. Da lässt sich die mehr als berechtigte Forderung nach einer sauberen Welt für kommende Generationen, schon zwanghaft als Hexenwerk verteufeln. Oder verunglimpfen das Mädchen als zombiehafte Marionette von "Öko"-Terroristen. Also setzen unsere Populistik-Politiker dort an, wo diese Bewegung gegen Gesetze oder unsere geheiligte Ordnung verstößt:

Schule zu schwänzen, geht ja wohl gar nicht! Es kann doch nicht angehen, dass diese Generation ohne disziplinären Lernstoff in ihren Untergang zieht!

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