Dienstag, 15. November 2016

Was, wenn die Einfalt nicht edel und die Größe keinesfalls still ist?

Edle Einfalt und stille Größe
Johann Joachim Winckelmanns Preisung der Reinheit der klassischen Darstellung als Basis der Kunsthistorie ist eine der größten Irrtümer in der Wahrnehmung und der Einschätzung der antiken Kunst:

Die edle Einfalt und stille Größe, die er in  Bauten und Skulpturen der griechischen und römischen Antike fand, wurden von den Zeitläuften  und der Vergänglichkeit der Farben erzeugt. Die Römer kopierten die Griechen, die ihrerseits wiederum ihre Tempel und Skulpturen mit prallen, farbigen Darstellungen versahen, die vielleicht zum Glück für die Kunstgeschichte verwittert sind.

Die Archäologie hatte das zu Winckelmanns Zeiten (1717 bis 1768) noch nicht feststellen können. Deshalb gelten seine Einschätzungen aber für die vergangene und  zukünftige Entwicklung der Stile um so mehr.

Laokoon-Gruppe in Original-Farben
Es ist ein Jammer, dass die Einfalt als Begriff für das Schlichte heute als Dummheit negativ belastet ist, und die Größe nur noch wahrgenommen wird, wenn sie laut grölend und pöbelnd verlangt wird.

Stillosigkeit, schillernd und als narzisstische Darstellung ihrer selbst von den aktuell Herrschsüchtigen vor der Welt dargebracht, ist richtungsweisend. Das haben uns Bilderstürmereien, Bücherverbrennungen und das Zerstören von Kunstwerken  auch jüngst wieder gelehrt.

Die neue Einfältigkeit im heutigen Sinne begünstigt den Größenwahn wieder weltweit. Angst haben aber nur die, die wissen, dass sich Geschichte gnadenlos wiederholt: in der Kunst und in der Politik. Die anderen bejubeln wieder ihren Untergang

Leider gibt dann immer nur die Archäologie erheblich zeitversetzt Auskunft darüber, wer das mit einem gewaltsamen Tod zu bezahlen hatte...





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