Sonntag, 15. Februar 2015

Der amerikanische Oscar

Nächsten Sonntag ist es wieder soweit. Die Welt schaut nach Hollywood, um sich das präsentieren zu lassen, was die "Academy" für preiswürdig hält. Damit  Regisseure aus anderen Teilen der Welt nicht zu sehr ins Business pfuschen, gibt es ja schon lange die Kategorie "bester ausländischer Film".

Ganz, ganz selten kommt es deshalb dort auch zu politischen Prämierungen, wie jetzt auf der "Berlinale". Hier wurde der absolut "minimalistischste" Film des regimekritischen Iraners und unter Hausarrest stehenden Regisseurs Jafar Panahi mit dem goldenen Bären ausgezeichnet: Er spielt mit dem Regisseur selbst am Steuer ausschließlich in einem Taxi und spiegelt in Dialogen die aktuelle Situation unter dem Regime der Ayatollahs wieder.

Der Oscar ist ein amerikanischer Filmpreis, der zweifelsohne große Filme und großartige Schauspieler auszeichnet, aber der beste ausländische Film rangiert immer dahinter, selbst wenn er meisterhaft uramerikanische Themen aufgreift.

Der Wilde Westen war dabei stets ein amerikanischer Mythos, der als Western zu einem eigenen Genre wurde. Selbst als die Italiener mit Drehorten in Andalusien ihm neues Leben einhauchten. Ein gewisser Clint Eastwood, der zuvor nur als Nebenrolle Rowdy Yates in der Fernseh-Serie "Rauchende Colts" den paar TV-Besitzern in Deutschland bekannt war, startete in ihnen seine Karriere.

Über die Multitasking-Fähigkeiten dieses Genies muss heute keiner mehr diskutieren. Er hat der Film-Welt grandiose Darstellungen und Regie-Arbeiten gegeben. Er ist aber auch ein treuer Kostgänger der amerikanischen Mythen, die er mitunter durchaus distanziert pflegt.

Für "Erbarmungslos", seinen postmodernen Western gab es einen seiner vielen Oskars. Dass ich seine Rolle in einem anderen Western "The Pale Rider" nun erwähne, hängt mit dem österreichischen Beitrag zu den diesjährigen "Academy Awards" zusammen. Sie schicken für den "besten ausländischen Film"  doch tatsächlich einen Alpen-Western mit dem Plot des "Pale Rider" ins Rennen.

Was erlauben Regisseur Andreas Prochaska?

Der Sohn aus einer nach Amerika verstoßenen, vergewaltigten Frau kehrt im Plot in das von einem Bergbauern-Clan beherrschte Dorf im unwegsamen Hochtal zurück, um die Schinder mit seiner Winchester nieder zu metzeln.

Blutige Rache ist ja ein häufiges Western-Motiv. Nirgends lässt sich Selbstjustiz derart lüstern in Szene setzen wie in diesem Genre. Aber ist das schon einmal so brillant geschehen wie in "Das finstere Tal" (The Dark Valley)? Ganz ohne amerikanische Beteiligung. Neben dem Briten Sam Riley brilliert ein deutsch-österreichisches Schauspieler-Ensemble, dass so authentisch in der winterlichen Eiseskälte daher kommt, dass der Zuseher vergisst, dass der Film in den Alpen spielt.

Wenn "Erbarmungslos" und "True Grit" als Western Oscar würdig waren, dann müsste "Das finstere Tal" auch einen bekommen. Aber der Oscar ist eben durch und durch amerikanisch.


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