Freitag, 16. Januar 2015

Rückzug von den Sorgen

Die mächtigen Absolutisten machten sich es schön, wenn sie sich von den Sorgen und der einengenden Armut ihrer Untertanen entspannen wollten. Sie schufen allein für sich und ihre Entourage herrliche Lustschlösser, denen sie dann  gerne französische Namen gaben, damit das Fußvolk die Satire nicht verstand:
Sans Souci (ohne Sorge), Soiltude (Rückzug in die Einsamkeit) oder Hermitage (Einsiedelei) Das Paradoxe daran, wäre ihnen gar nicht in den Sinn gekommen, weil ihr "O wie oben" ja  aus ihrer Perspektive Gott gewollt war.

Die Despoten, die ihre demokratische Wahl ins Totalitäre verkehren,  nehmen - wie die jüngste Geschichte zeigt - dank manipulierter und für dumm verkaufter Massen gerade wieder zu. Dabei bieten sie sich in obskurer Macht-Entfaltung dar, die als Rückkehr zur Stärke ihrer Nationen bejubelt wird. Leider ist nicht davon auszugehen, dass das mittelfristig als Absurdität durchschaut wird.

Wo Meinungsvielfalt als Lügenpresse diskriminiert oder durch staatliche Verordnungen eingeschränkt wird, bleibt nur das Äußern und Verbreiten von persönlichen Ansichten. Fotos und Videos im Internet oder per Handy - so lange das noch geht. Am Beispiel der ehemaligen Volksrepublik China wird doch drastisch veranschaulicht, dass über kurz oder lang allein dem Konsum noch freie Kommunikation gestattet ist.

Dass ausgerechnet in diesen Tagen die Karikatur zur Waffe wird, verdanken wir dem Antagonismus zwischen Humor und Fanatismus. Dass Millionen geschmückt mit Bleistiften auf Demos gehen, stimmt für kurze Zeit hoffnungsfroh, Doch einer der Brandbeschleuniger, der Autor Michel Houellebecq, wird wohl recht behalten. Es ist davon auszugehen, dass das Böse die Gutwilligen von der Straße vertreibt. Das war schon immer  so. Von Groß-Demos in der Türkei ist seit deren gewaltsamen Niederschlagungen auch nichts mehr zu hören.

Am großartigsten finde ich die Karikaturisten, die weltweit sofort daran gegangen sind, mit spitzem Stift die Situation humoristisch aufzuspießen.  Das muss man als Profi können: sich mit seinen Ideen über die Trauer hinweg zu setzen.

Die ungewöhnlich lange Pause zu meinem letzten Post ist auf meine Unfähigkeit zurück zu führen. Ich finde angesichts der Dramen in Frankreich, Belgien, Niger und im Nahen Osten keine Worte. Keinen Ansatz zur Satire und schon gar nicht Formulierungen, die meine Leser schmunzeln ließen.

Aber ich weiß, dass ich zumindest nicht allein bin in meiner Sorge: Solitude und Sans Souci?

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