Mittwoch, 19. März 2014

Westbrille mit Scheuklappen

Da möchte einer einen lauten Lacher loslassen, aber der bleibt ihm im Halse stecken:

Seit über einem Jahr ist nun klar, dass NSA, MI5, Deuxieme Bureau und auch unsere eigenen Dienste jeden ausspähen, der bei drei nicht seine gesamte Kommunikations-Elektronik eingeschmolzen hat. Billionen von demokratisch erhobenen Steuergeldern sind offenbar wirkungslos verplempert worden. Da war ja die Spionage zu Zeiten der "toten Briefkästen" noch effektiver. Oder ist es so, dass die Späher die eigentliche Gefahr in dieser Datenflut gar nicht mehr wahrnehmen können?

Derart generalstabsmäßig ist die Annexion der Ukraine in das putinsche Zarenreich erfolgt, dass selbst der Gutwilligste nicht mehr von einer spontanen Reaktion einer eingezwängten Supermacht schwadronieren kann.
Vielmehr war es so, dass dieser eitle, kleine Kriegstreiber nur darauf warten musste, dass die ignoranten Strategen des Westens ihm eins ums andere Argument lieferten, um sogar völkerrechtliche Bedenken zu konterkarieren.

Würden die vielen sogenannten  Experten, die sich bei CNN in den Fokus drängen, nicht ihre USA noch immer für den Nabel der politischen Welt halten (we are the leading nation), dann hätte die Obama-Administration vielleicht sensibler reagiert. Fuck the EU!
- Der alte (wenn auch fiktive) Pate Don Vito Corleone hatte seinem Sohn Sonny (Santino) ja bereits zur Sau gemacht, weil er dem Gegner gezeigt hatte, dass es einen schmalen Spalt der Uneinigkeit in den eigenen, zu vertretenden Standpunkten gegeben hat...

Den USA passt die noch gar nicht mal präsente Stärke eines möglicherweise irgendwann einmal geeinigten Europas schon jetzt nicht, und allein aus diesem Grund ist die Situation am Rande der EU so, wie sie uns jetzt droht.

Nahezu alle Signale, die die Russen ausgesandt haben, sind in den letzten Jahren vom sogenannten Westen hochmütig ignoriert worden. Jetzt kann er nicht mehr gestalten, sondern nur noch reagieren, und in Vermeidung eines verheerenden Krieges diplomatisch hinterher dackeln. In dieser Situation ist es gar nicht mal nötig, dass Putin vielleicht der bessere Poker-Spieler ist als Obama. er hat sich längst schon die besseren Karten zugeteilt...

Die USA haben ganz sicher die besten Wissenschaftler der Welt, aber es ist fraglich, ob die Politiker gelegentlich einen Blick in andere Geschichtsbücher werfen, als die, die mit Scheuklappen auf der Westbrille die eingeengte  Perspektive vorgeben:

Ein mäßig begabten Postkartenmaler war einst in der Manipulation von Weltmächten derart geschickt, dass auch bei seinem Ansprüchen und Argumenten zu lange nicht hingehört wurde. Als er die Österreicher und Sudeten "heim ins Reich" geholt hatte, wie er es nannte, waren die amerikanischen und britannischen Politiker des sogenannten "appaeasements" immer noch bereit, die von Hitler für seine Aufmüpfigkeit ins Feld geführten Reparationen (Wir werden den Pakt von Versailles vernichten) gen null zu drosseln. Wie Putin gestern in der Duma versicherte er damals nach der Annexion des Sudetenlandes der Welt, er würde darüber hinaus nicht in andere Nachbarstaaten einmarschieren. - Und dann stürmten als polnische Soldaten verkleidete SS-Männer den Sender Gleiwitz, damit er eine Rechtfertigung für den Überfall auf Polen hatte.

Viel überzeugender war Putins Propaganda-Feldzug aber auch nicht:
Glaubt wirklich irgend einer auf der Welt, diese camouflierten Streitkräfte ohne Nationalitätskennzeichen hätten sich auf der Krim  aus Empörung über Nacht formiert und derart schwer bewaffnet, oder die Logistik für diese unsäglichen Volksabstimmungen wäre nicht schon längst vorbereitet gewesen?

Der Westen erweist sich bei dieser unverholenen Verhöhnung als Papier-Tiger, dem ernst zu nehmende Argumente ausgehen.

Wie meinte doch US-Außenminister John Kerry so schön:

Jede Nation, die mit der Waffe in der Hand das Hoheitsgebiet eines souveränen Staates besetzt, muss von der Völkergemeinschaft verurteilt  werden (condemned), er meinte aber vermutlich geächtet.

Zwei Fragen Herr Kerry:
Was haben die USA und ihr Gefolge im Irak gemacht?
Wie würden die reagieren, wenn die Kubaner eines Tages in Guantanamo Bay einmarschierten, weil sie ihr Land wieder haben und alle befreien wollen, die dort ohne rechtmäßige Verurteilung gefangen gehalten werden...

Ach ja: Wer selbst im Glashaus sitzt, kann nur dann mit Steinen werfen, wenn er Splitter riskiert!

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