Mittwoch, 9. November 2022

Die Dekadenz der Demokratien durch dekadentes Denken

Das Zeitalter des Perikles war idealer Weise
auch nicht frei von Schurken, die
die Macht für sich alleine wollten

Quelle: welt.de
Am Anfang steht immer der Gedanke, dass es den Menschen infolge gesellschaftlicher Veränderungen besser gehen soll. Denen, den es schon aus Tradition gut geht, verschwendeten meist nicht mal im Traum oder je freiwillig ihr Denken an jene, denen es nicht so gut geht. Also muss sich das Unten oft mit Gewalt einen Weg zum Oben bahnen.

Die Attische Demokratie hatte sich schon 500. v Chr. in quasi vorbildhafter Struktur zwischen den Perserkriegen und dem Peloponnesischen Krieg ausgebildet. Dass sie nur in den Geschichtsbüchern gelobt wurde, hat damit zu tun, dass es in einem fortwährenden Kriegszustand immer schwer fiel, die Ideale zu bewahren. Da brauchte es eben eher starke Heerführer für Verteidigungs- oder Landgewinnungs-Kriege. Erfolgreiche Feldherren wollten aber in der Folge nur ungern wieder in die zweite Reihe der Macht zurück. So wurde vom Volk Kriegskunst mit der Fähigkeit auch regieren zu können gleichgesetzt. Es entstanden dann gerne solche Sprüche wie der vom "Krieg als Vater aller Dinge...
Die Magna Charta 1215 wird ja historisch gerne als Grundlage für die Menschenrechte bezeichnet, dabei war es allein der britische Adel der König Johann mit einem Bürgerkrieg drohte, um dessen rüde Alleinherrschaft abzuschwächen und  - um sich selbst eine umfangreichere Rechtsgrundlage zu verschaffen.

Zwei Ereignisse revolutionären Charakters sorgten für eine erste Renaissance demokratischer Gedanken:

Eine Revolte mit Langzeitwirkung:
Die Bostoner Teaparty
Quelle: americanet.de

Am 16. Dezember 1773 warfen als Indianer verkleidete Bürger eine Schiffsladung Tee, auf der ungehörig viel Zoll erhoben wurde, in den Bostoner Hafen. Die als Teaparty in die Geschichtsbücher eingehende Aktion führte zur dauerhaftesten Demokratie auf Erden.
Am 14. Juli 1789 stürmten nach Freiheit und Mitbestimmung dürstende Franzosen die Bastille in Paris. Das wird heute noch von ihnen trotz aller Folgen als Akt der Befreiung mit einem Nationalfeiertag  bedacht. Die darauf folgende Revolution führte nämlich zu geradezu rauschhaftem Blutvergießen. Bei den Revoluzzern, die das massenhafte Köpfen anordneten, rollten wenig später selbst die Köpfe . Klerus und Adel - wenn sie nicht nach England  oder ins europäische Ausland flüchten konnten - wurden nahezu vollständig der Guillotine zugeführt. 

Auch das Leben von Marie-Antoinette
endete unter der Guillotine
Quelle: wikiwand

Mitten drin im Blutrausch - ein kleinwüchsiger General der "revolutionären Garden", der einen Feldzug nach dem anderen zur "Gloire" des neuen Frankreichs gewann. Durch sein Konsulat als Alleinherrscher wurden sämtliche noch so kümmerlichen, demokratischen Errungenschaften wieder einkassiert. Aber immerhin hinterließ er mit dem Code Civil  ein gängiges Zivilrecht, das für ein heutiges Jurastudium immer noch Pflichtlektüre ist. Als er sich schließlich am Höhepunkt seines Machtrausches 1804 selbst zum Kaiser krönte, kam es auch noch zu einem Affront gegen den Papst. Er entriss dem Kirchenoberhaupt die Krone, um sie sich während der Kür selbst aufzusetzen und leitete damit den schwindenden Einfluss der Kirchen als Staatsmacht ein...

Fast alle jungen Demokratien endeten nicht nur in massivem Blutvergießen, sondern auch, indem sich infolgedessen ein Alleinherrscher an die Spitze des Staates stellte. Eine Sonderstellung nehmen dabei gewiss die monarchistisch konstitutionellen Demokratien ein. Königreiche mit demokratischer Verfassung gehören erstaunlicher Weise immer noch zu den beständigeren Demokratien. Vermutlich, weil das Volk einerseits seine royale Verehrung ausleben kann, aber gleichzeitig per Wahlzettel auch  mitregiert.

Am Ende einer Demokratie steht
meist ein Alleinherrscher
Napoleon entreißt dem Papst
die Kaiserkrone, um sich selbst zu krönen
Quell: oel-bild.de

Gestern waren in den USA die so genannten "Midterms". Mit Spannung erwartet die übrige Welt eine mögliche Verschiebung der Machtverhältnisse. Obsiegen die Republikaner, könnte das der Steigbügel für einen in mehrere Gerichtsverfahren und Lügen verstrickten ehemaligen Präsidenten sein. Ein Antidemokrat, der seine Anhänger schon einmal zum Sturm auf die Demokratie aufgehetzt hat und durch sein Narrativ von der ihm gestohlenen Wahl die USA in ihren Grundfesten erschüttert hat: Donald Trump

Kein Präsidentschafts-Kandidat der Vereinigten Staaten von Amerika  hat jemals die Dekadenz der US-Demokratie durch systematisch auf sich bezogenes, dekadentes Denken dermaßen vorgeführt. Gegen ihn war sogar Tricky Dick Nixon ein ehrenhafter Staatsmann.
Von ihrer Gründung 1784 bis  zum nächsten, möglichen Regierungswechsel 2024 hielten die USA  mit 240 Jahren des Bestehens immer noch den einsamen Demokratie-Rekord...


Hat der Narrativ-Dichter Putin mit
seiner  "Armee der Trolle"
am Ende auch die "Midterms" beeinflusst?
Quelle:dreamstime.com

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