Sonntag, 8. Mai 2016

Staub

Weil heute der erste Sommertag (im meteorologischen Temperatur-Maßstab) war, haben wir vor dem Muttertags-Brunch die Fenster im Glashaus zwecks Ventilation offen gelassen. Als wir zurück kamen war auf meinem nicht ausgetrunkenen Wasserglas auf dem Schreibtisch eine so dicke Staubschicht, dass die Gasbläschen sie nicht  mehr durchdringen konnten.

Hätten wir eines nachdrücklichen Argumentes bedurft, wieder in unsere italienische Zweitheimat aufzubrechen, wäre das an Nachdrücklichkeit nicht zu überbieten gewesen. Wir sind ohnehin viel später dran als im vergangenen Jahr. Das kann ich unweigerlich an den Blog-Statistiken ablesen.
Die Leser warten darauf, dass es endlich wieder "Briefe von der Burg" gibt und nicht mehr das dauernd zynische Hageln der "Steine aus dem Glashaus".

Verständlich. Aber bitte versteht mich auch. Mir bleiben lustige Formulierungen angesichts der Welt-Lage in einer Art rheumatisch lähmender Starre meiner Tipp-Finger hängen. Ich denke, heuer kommt der Wechsel nach Italien fast schon einer Flucht auf den Zauberberg gleich.


Aber wie wird es dort sein? Merkel und Renzi waren sich vergangene Woche zwar einig, aber der Krawall am Brenner spricht eine andere Sprache. Wird Europa noch eins sein, während wir auf der Burg sind, oder müssen wir es vor dem Altar des Rechts-Populismus zu Grabe tragen ?

Schon das Zeichen, dass das hippe London einen Muslim von der Labor-Party zum Mayor gewählt hat, wird heute bereits aus den unversöhnlichen Blickwinkeln kommentiert. Dabei könnte es doch auch als Signal gewertet werden.

Asche zu Asche, Staub zu Staub! Aus der Erde sind wir genommen, zur Erde sollen wir wieder werden!

Trump und Brexit, Erdogan und Putin, Le Pen und Petry, Karcynski und Orbán - die Welt ist voller Horror-Perspektiven, gegen die einer nichts sagen darf, weil sie durch demokratische Mechanismen entstanden sind.

Hilft es mir, dass ich das alles  habe kommen sehen? Nein!
Selbst der Staub holt mich ein. Auf der Burg ist er meist rot und nicht so fein. Er kommt aus Nordafrika, wo der arabische Frühling einer menschlichen Seelen-Dürre gewichen ist. Macht wohl nichts - so lange unsere Regierungen diese Nationen zu sicheren Herkunftslandern hochjubeln, weil ihnen humanistisch sonst nichts einfällt.


Jetzt ist erst einmal Pfingstpause.  Pfingsten, das daran erinnert, das allen ein Licht aufging, und  sie mit nur einer Sprache sprachen...

Die Burgbriefe warten ab 25. Mai wieder auf Euch.
Bleibt mir trotz allem gewogen...

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