Montag, 4. November 2013

Jeder bekommt die Maut, die er verdient

Es macht vermutlich wenig Sinn, dem Seehofer Horst Matthaeus 16:26 entgegen zu halten:
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele...
Der Herrscher über Bayrisch-Schlaraffenland gäbe vermutlich mit seinem berühmt schiefen Lächeln zu bedenken, ob Politiker überhaupt eine Seele haben, und wenn ja, dass die dann durch gebrochene Versprechen und Wahlkampf-Lügen eh schon dermaßen geschädigt sei, dass einem dann auch Gott und die Welt wurscht sein könne.

Ginge es dem christlich-sozialen Kraftmeier wirklich allein um die Maut-Gerechtigkeit in Europa, müsste er mehr auf die Experten hören, die auch aus Lagern stammen  (allen voran der Lobby-Verein ADAC), die seine Politik und seinen Wahlkampf ansonsten ja unterstütz haben. Mit der Maut sei nichts zu gewinnen, meinen jene, weil EU-Bürokratie, Kontroll- und Verwaltungsaufwand den erhofften Geld-Segen für den heimischen Straßenbau nicht nur vernichten, sondern im Gegenteil sogar weitere Mittel-Verknappung für das vermutlich auch in Zukunft CSU-geführte Bundes-Verkehrsministerium bedeuten würde.

Also weshalb machen Seehofer und seine Adepten das? Weil es ihnen stinkt, dass sie als starke Männer nach der Pfeife einer starken Frau tanzen müssen und weil sie obendrein den Frieden einer potenziellen Großen Koalition von vornherein  derart ausdünnen wollen, damit sie vielleicht doch noch zu Neuwahlen zu kommen...

So gesehen hat das bayrische "Wer ko, der ko" im Vergleich zum amerikanischen "Yes we can", das ja im Ursprung zumindest idealistisch war, nur scheinbar eine soziale Komponente. Denn die Maut als solche, die ja älter ist als die Demokratie, wurde schon immer von den Pfeffer-Säcken an den kleinen Mann weiter gereicht.

Als Pan-Europäer, der zwischen zwei Wohnsitzen hin und her pendelt, bin ich ein dreifach geschundener Maut-Zahler und kann das Preis-Leistungsverhältnis ganz gut ermessen:

Die Schweizer Jahres-Vignette ginge auch nach der anstehenden Preis-Erhöhung noch in Ordnung. Sie wäre auch dann immer noch deutlich billiger, als die von Ramsauer anvisierten 100 Euro. Die Routen über den Bernardino oder den Gotthard sparen im Vergleich zu Österreich/Italien oder Frankreich allein soviel Geld, dass die Vignette schon bei einmaliger Urlaubsnutzung wieder eingefahren würde.

Echte Wegelagerei betreibt Österreich - wo ja zum Teil die Tunnels und Teilabschnitte wie am Brenner noch extra kosten. Die geht sogar so weit, dass dreiste Fallen aufgebaut werden, in denen Fahrer von Autos ohne Vignette selbst dann von der Gendarmerie abgezockt werden, wenn die Unterhaltskosten für das Teilstück vom deutschen Steuerzahler aufgebracht werden. Wie auf dem Kilometer  von der Nordausfahrt des Pfändertunnels bis zur Grenze, auch wenn man erst in Herfatz auf die Autobahn fährt.

In Italien kann jeder, der sich auskennt und die nötige Zeit hat, auf Routen ausweichen, die die ja stets für Strecken-Abschnitte erhobene Maut kompensieren. Zeit- und Sprit-Kosten-Aufwand lässt einen allerdings schnell reumütig auf die Autostrade zurück kehren.

Was aber wird Seehofers überwiegend ländliche Wählerschaft wohl dereinst sagen, wenn ausländische Urlauber bald der Maut und den Staus auf unseren Autobahnen ausweichen, indem sie bestärkt  durch einschlägige Apps und ihr Navi auf den schönsten Landstraßen durch Bayern rollen?

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