Sonntag, 10. November 2013

Drogen, Draghi, der Papst und die Deflation

Echt wahr Leute! Schmerz geplagt habe ich drei Wochen durchgehalten. Dann musste ich  aber doch zu der ärztlich verordneten Anti-Schmerz-Bombe greifen. Aber duselig wach war ich dennoch nächtens aufrecht im Bett, weil ich aus irren Träumen hoch schreckte. Nach denen bin ich immer besonders anfällig dafür, dass mir der Satire-Schalk  mit voller Wucht in den Nacken springt.

Die Junkies unter meinen Lesern kennen das bestimmt:
Mitten im Wabern der Gedanken - das noch gefühlte 100 Duftkerzen verschlimmern, die die Zweitbeste der Romantik halber zu dieser dunklen Zeit bis Mitternacht brennen lässt - kommt ein klarer Blick auf die Dinge. Gepaart mit der Alters-Paranoia entstand in meinem geplagten Hirn eine neue Theorie kirchlicher Verschwörung:

Der Draghi, dieser Spross einer von Banken gebeutelten Nation, die einst dieses Wesen, das zum Unwesen wurde, erfunden hat, ließ ja als Super-Mario der EZB vergangene Woche den Leitzins gegen Null schrumpfen und lieferte eloquent gleich die Gebrauchsanweisung dazu.

Die niedrigen Zinsen sollen es seinen europäischen Bank-Genossen ermöglichen, die im Konsum-Klima boomenden Unternehmen mit noch günstigeren Krediten zu versorgen, auf das das Wachstum nachhaltig werde. Gleichzeitig sollen für den kleinen, dummen, verängstigten Sparer die Zinsen so unerträglich niedrig werden, dass er lieber sein Geld mit vollen Händen verkonsumiert...

Blöd nur, dass die private Pro-Kopf-Verschuldung die meisten europäischen Konsumenten in die Dispo-Falle zwingt, in der sie eine Differenz von oft mehr als 10 Prozent zum EZB-Leitzins zu berappen haben. Die Alten - wie ich einer bin -, die blumig beworbene Lebensversicherungen abgeschlossen haben, werden gleichzeitig ebenso zum Konsum-Verzicht gezwungen, weil ihre Policen nicht nur ein Null-Wachstum, sondern wegen dieser jetzt schon jahrelang anhaltenden Geldpolitik der Niedrig-Zinsen sogar bereits eine Plus-Schrumpfung aufweisen.

Das aber ist genau das Gespenst, vor dem Draghi ja eigentlich gewarnt hat: Konsumverzicht bei gleichzeitiger Schnäppchenjagd, die die Preise dann noch weiter  nach unten treibt: Deflation also!

Und dann kommt noch dieser argentinische Gutmensch dazu, den sie zum Papst gewählt haben, in der Hoffnung, dass er die Milliarden-Vermögen seiner Kirche zu neuer Größe einsetzt. Aber der Franziskus spielt nicht mit, trägt keine Prada-Schühchen, wohnt bescheiden und predigt Liebe als höchsten Wert - selbst wenn sie gleichgeschlechtlich ist oder im Pfarrhaus heterosexuell unter dem Siegel des Zölibats vollzogen wird.

Was machen die Finanz-Haie in der Soutane, die unser deutsches Papsttum in den verzweifelten Verzicht getrieben haben? Sie ersinnen Gegenmaßnahmen. Eine "Nachhilfe" zur verkürzten Amtszeit - wie bei Johannes-Paul I, dem 33-Tage-Papst - käme ja nicht noch einmal infrage. Schließlich sind wir ja nicht mehr bei den Borgias.

Aber Hilfe kommt aus einem kleinen Bistum, das bisher nur durch stinkenden Käse auf sich aufmerksam gemacht hatte. Tebartz-Van wird zum erlösenden Konsum-Gegenpapst. Der bischöfliche Badewannen-Fetischist stellt gleich wieder die wahre Wertigkeit der Mutter Kirche her. Und weil er wegen der Peanuts im Vergleich zum Vermögen der Kirche (Kommentar eines deutschen Kirchen-Kämmerers) gleich bußfertig nach Rom reist, erfährt auch der Rest der Welt von diesem eher lokalen Ereignis.

Aber der Gläubige - wegen der Kirchensteuer, die ihm vom Einkommen abgezogen wird, auch irgendwie Gläubiger - reagiert nicht Tebartz-Van nacheifernd mit Konsum, sondern spart gleich da, wo es direkt angebracht ist: Durch Kirchen-Austritt.

Armer Franzl, möchte man meinen. Jetzt ist er zu Reformen bereit, und dann laufen ihm die deutschen Schäfchen in Herden davon. Sogar in Bayern, wo sie ja bekanntlich noch so duldsam sind wie einst als Lämmer...

Von da stammt auch der Rest meines Alptraum-Szenarios:
Die Koalitionsverhandlungen scheitern. Statt in der Kirche vereinigen sich all die aus ihr ausgetretenen Bayern christlich sozial in einer Einheit, die es versteht, Geld in solchen göttlichen Investitionen wie der mit dem wohlklingenden Namen "Hypo -Alpe-Adria" zu verschwenden. Das ist die kongregate Vereinigung,  die ja trotzdem - und gerade wegen des Fleißes ihrer Glaubensbrüder in einer paradiesischen Heimat - immer besser da steht als nur soziale...

Der Seehofer Horstl in Personal-Union auch noch als neuer, freistaatlicher Borgia mit mehreren Frauen und durchgemischter Kinderschar als sakral schief grinsendes Oberhaupt. Das wär doch was. Endlich wieder ein Bayrischer Papst!

Schönen Sonntag noch!

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