Montag, 31. Oktober 2011

Euro-Loser

Wer mehrmals lügt, dem glaubt man nicht, selbst wenn er nie die Wahrheit spricht.
Der abgewandelte Kinderspruch passt gut auf das, was uns Europäern derzeit von den frei gewählten Volksvertretern zugemutet wird. Vielleicht wollen die ihr Um-den-heißen-Brei-Gerede ja zum Selbst- und Volksschutz noch als Notlügen entschuldigen. Aber wer bitteschön hat uns denn in diese Not gebracht?

Früher hat es immer geheißen, die Sozis können nicht mit Geld umgehen, und unser Abakus-Schlaumeierchen Rösler hat diese Behauptung auch gerade wieder bestärkt, indem er den Ursprung für das derzeitige  Finanzdebakel bei der rotgrünen Regierung zu Beginn dieses Jahrtausends ansiedelte. Theo Waigel saß bei dieser Geschichtsklitterei neben ihm und nickte wenig schuldbewusst; der Mit-Erfinder des Euros, wie er sich immer noch gerne betiteln lässt... Dabei handelt es sich doch so offensichtlich um eine Krise des Kapitalismus. - Und, was mich viel trauriger stimmt, einen gleichzeitigen Offenbarungseid des öffentlichrechtlichen Journalismus.

Da stellt sich unser Verkehrsminister Peter Ramsauer "kritischen" Fragen zum widersprüchlichen Kurs der CSU und begründet diesen damit, dass sich die CSU schon immer in der Verantwortung des bayrischen Steuerzahlers gesehen hätte. Käme es da dem öffentlichrechtlichen Stichwortgeber in denn den Sinn, nach dieser Verantwortung im Fall des Hypo-Alpe-Adria-Desasters zu fragen, das jeder lebende Bayer mit über 300 Euro auszubügeln hatte? Natürlich nicht! Wo bleibt der Aufschrei, wenn der ehemaliger Vorstand  dieser BayernLB, Gerhard Grebkowsky, hinterzogene 65Mio Dollar durch seine Anwälte als angemessenes Berater-Honorar bezeichnen lässt?

Es ist vor allem diese Schamlosigkeit und selten begründete Angst vor Konsquenzen, die mich fast betroffener macht. Da werden mal so kurz 55.5 Milliarden Euro von der mit unseren Steuergeldern am Leben gehaltenen HRE-Bank falsch verbucht und keiner will daran Schuld gewesen sein.
Das goldene Buch finden, aber nicht buchen können      Acryl auf Pappe


Die Auswirkungen der Finanzkrise werden ja von deutschen Politikern mit stets trauergeschwängertem Tonfall als besonders bedrohlich für unsere Kinder und Kindeskinder heraufbeschworen. Dabei hat die Krise ja viel schneller als der kurze Aufschwung fast alle meine Altersgenossen erreicht, die als Freiberufler in den 80er und 90er Jahren mit ihren üppigen Steuerzahlungen zum Wohlstand dieses Staates beigetragen haben. Wer seine Altersvorsorge noch überwiegend auf DM-Basis angelegt hat, sieht sich heute mit der Tatsache konfrontiert, dass das, was die Crashs vom Cash übrig gelassen haben, höchstens noch die Hälfte der einst geplanten Kaufkraft bereit hält.

Aber mich wundert da schon gar nichts mehr. Wenn die Topbanker, Betriebs- und Volkswirte schon nicht richtig buchen oder rechnen können, wie sollte man dann von ihnen erwarten, im Physikunterricht aufgepasst zu haben... In meinem früheren Leben war der Chefanleger einer bayerischen Großbank mein Nachbar. Der wollte mir damals zu Beginn der 90er schon die bahnbrechenden Vorzüge eines einheitlichen Währungssystem für Europa schmackhaft machen.
Naiv wie ich in Gelddingen wohl immer schon war und auch heute noch bin, warf ich ein, dass ein solchen Währungssystems dann doch wohl nur nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren die Level der schwachen Länder wie (damals schon!) Irland, Portugal und Griechenland zu Lasten der wohlhabenderen Länder anheben würde. Ja, entgegenete er, aber nach einer kurzen Angleichungsphase würde das allgemeine Wirtschaftswachstum durch die Marktvorteile die Level in allen Röhren gleichermaßen ansteigen lassen.
Aber was, wenn eine oder mehrere Röhren ein Loch haben, in denen das Geld nachhaltig versickert?

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