Montag, 3. Dezember 2018

Bayern feiern

Zum Jahresbeginn kracht's überm Tollwood
Am Wochenende las ich in der Süddeutschen Zeitung etwas kurioses. Demnach führten Personalchefs vielversprechende Aspiranten auf einen Job auch durch das Münchner Nachtleben. Es habe sich nämlich gezeigt, dass hippe Bewerber mittlerweile lieber nach Berlin gingen, weil dort der Bär steppt.

Gut, der Disco-Gänger war ich nie, und manche meiner Mitarbeiter kamen mit der Mentalität des Millionen-Dorfes von einst nicht klar. Aber ich war immer der Ansicht, dass Chefs sich nicht um die Party-Fähigkeiten ihres Personals vorrangige Gedanken machen müssten. Lange Jahre war ich ja ein junger Anführer mit zum Teil älteren Personal. Unsere Anlässe zum Feiern waren dennoch Legende, und die Mitarbeiter untereinander überboten sich mit Vorschlägen, wo wir am Freitag in München die Nacht durchmachen konnten.  Vor den Kindern war meine Frau eine echte Disco-Maus, und durch ihr überwiegend schwules Personal vor allem in der Szene unterwegs.
Die "Disco-Mäuse" die das Ende des Faschings
betanzen. Das tradtionelle Ballett
der Markt- Weiber auf dem Viktualien-Markt

Wer in München in punkto Feiern nicht auf seine Kosten kommt, wird auf Dauer nicht bleiben, das war mein Eindruck damals, wenn selbst "Rheinische" mit der hiesigen Mentalität nicht klar  kamen.

Die heutige Szene, die durch enorme Preise für Drinks nicht von allen genutzt werden kann, wird mir von meinen Kindern geschildert. Der Begriff "Vorglühen" kommt darin nicht selten vor, Da geben sich die Leute an einer Tanke zunächst die Kante, um gleich im Party-Modus zu sein.

Gute Mitarbeiter mit ordentlichen Gehältern müssen das zwar nicht, aber bei dem heutigen Arbeitsklima gehen sie vielleicht noch zur Happy Hour. Ansonsten nützen sie rund ums Jahr die Möglichkeiten, wie sie kaum eine  andere Weltstadt hat:

Beim Starkbier-Anstich werden Politiker mit einem
Theaterstück und einer Fasten-Predigt derbleckt
- also auf die Schippe genommen
Ohne Bier geht nix
Immer wieder ein Spaß, prüde Amis
zu den Nackerten am Flaucher zu
führen. Libertas bavariae
in Reinkultur
Zum Jahres-Wechsel gibt es das "Tollwood". Dann beginnt schon der Fasching, der natürlich anders ist als der Karneval, danach ist Starkbier-Zeit auf dem Nockherberg. Das Frühlings-Fest auf der Theresien-Wiese wird von der Mai-Dult abgelöst, und danach geht es nackert zum Grillen an den Flaucher. Wer keine Zeit für Urlaub hat (auch das soll bei den Angestellten von heute immer häufiger vorkommen), verschafft sich das Strand-Feeling in Bars, die ihren Vorplatz mit Sand und Liegestühlen zum Beach-Club umgewandelt haben. Nach den Ferien wartet schon bald das Oktoberfest, danach die Kirchweih-Dult und dann gibt es bald unterschiedlichste Weihnachtsmärkte in jedem Viertel.

Bayern feiern - nicht nur im Fußball, aber es kann schon sein, dass manchem eine Club-Szene wie in Berlin abgeht.
So soll es sein.

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