Freitag, 30. Dezember 2022

Beredte Spuren

Ist die heutige Überschrift noch verständliches Deutsch? Vermutlich nur noch bei Gleichaltrigen. Heute schriebe einer zum besseren Verständnis eher von Spuren, die einem etwas erzählen. Was nicht allein etwas mit Fährtenlesen zu tun hat, sondern eher mit der Empfänglichkeit für Spuren. die alltäglich sein könnten

Der Erblöffel eines
geistigen Würdenträger
aus dem Jahre 1737.
Beim Tod  seines
Besitzers ging er an
dessen jüngsten Verwandten:
Daher die Redewendung
"den Löffel abgeben"
für's Sterben
Quelle: unversalmuseum-
joannneum. at
Als die Illustrierte "Stern" noch nichts vom späteren Tagebuch-Skandal erahnen ließ, war soviel Geld bei deren Produktion verfügbar, dass jeder Ausgabe noch ein geheftetes "Sternchen" für Kinder beilag. Motto:  Kinder haben Sternchen gern, denn Sternchen ist das Kind vom Stern. Ein cleveres Marketing, denn ich blieb dem "Stern" die gesamte "Nannen-Zeit" wegen seiner perfekten journalistischen Mischung treu. Sogar als ich schon selbst ein Blattmacher war, und sein gieriger Verlags-Konzern nach meinem "Lebenswerk" trachtete.

Aber das ist Schnee von gestern, der hier selbst an Weihnachten nicht mehr zur Verfügung stand.
Also zurück zu den "Beredten Spuren". Das war im "Sternchen" ein rätselhafter Running Gag, der die Phantasie der Kinder für die Geschichte hinter den Spuren anregen sollte.
Wie ich auf so eine uralte Geschichte komme? Vor ein paar Tagen habe ich in unserem Besteck-Konvolut aus mehr als drei Generationen ein kleines Silber-Löffelchen gefunden, das nicht wie die anderen von meinen Vorfahren stammte. Deshalb befragte ich meine Frau, ob sie wisse, woher dieses Teil stammte.

"Das ist ja mein Kinder-Löffelchen", rief sie gerührt. "Guck mal, da habe ich wohl mit meinen Zähnchen drauf rumgekaut!"

Mir war schlagartig klar, wieso die Frau, die seit 55 Jahre an meiner Seite ausharrt, dennoch so unerschütterlich glaubt, glücklich zu sein: Sie ist eben sprichwörtlich mit einem silbernen Löffel im Mund geboren worden.

Bedeutungen:

  Über kleine Kinder zu Beginn ihres Lebens: gehegt und gepflegt mit Wohltaten[2]; für Glück und Erfolg bestimmt sein[3]; ein Kind reicher Eltern sein, gute Startmöglichkeiten ins Leben mitbekommen haben; wörtlich: „mit Silberlöffel im Mund geboren sein“




Tauf-Löffelchen meiner Frau
 aus dem Jahre 1948. Die Biss-Spuren
könnten auch auf die Hungerjahre
nach der Währungsreform
verweisen
Fotos: Claus Deutelmoser

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