Montag, 7. Juni 2021

Das Kreuz mit der Unfehlbarkeit

Erste beim 1. Vatikanischen Konzil 1870 wurde die Unfehlbarkeit des Papstes dogmatisiert
Quelle: domradio.de

Wenn der Römische Papst in höchster Lehrgewalt (ex cathedra) spricht, das heißt, wenn er seines Amtes als Hirte und Lehrer aller Christen waltend in höchster apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er auf Grund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese endgültigen Entscheidungen des Römischen Papstes sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich.

Wer glaubt, der Papst sei schon immer unfehlbar gewesen, wird beim "Gang durch die Kirchengeschichte" staunen, dass dieses Dogma tatsächlich  erst 150 Jahre alt ist. Es ist keinesfalls von Gott gegeben, sondern ein Ergebnis des ersten Vatikanischen Konzils 1870; verkündet durch Papst Pius IX.

Jetzt fragen sich langjährige Leser meines Blogs vermutlich, wieso der alte Agnostiker sich heute mit diesem Thema beschäftigt. Ganz einfach: Solange die Katholische Kirche weltweit immer noch eine nicht unbeträchtliche Macht ausübt, muss jede Richtung, die sie einschlägt ohne Angst vor dem Sündenfall hinterfragt werden dürfen.

In der vergangenen Woche gab es mehr als einen Anlass, an der Unfehlbarkeit von Franziskus zu zweifeln. War sein Start ins Amt noch viel verheißend wie die verbale Öffnung seiner Arme für Randgruppen, so wird nun doch offenbar, dass er sich im Spinnennetz kirchlicher Macht verheddert. Seine Unfehlbarkeit betrifft offenbar nicht jene, die in ihrem jeweiligen Kirchenamt im altdeutschen Sinne "gefehlt" haben. Wahrer Kampf gegen die Krake des kirchlichen Kindsmissbrauchs hätte verlangt, dass er mit heiligem Schwert deren Tentakel bis zum Balg abgeschlagen hätte. Stattdessen sah er zunächst zu, wie Ergebnisse von Untersuchungen verzögert, verschleiert oder verharmlost wurden. Die wichtigen Impulse kamen immer von außerhalb des Klüngels. Die Aufarbeitung seiner Kirche im Bezug auf den Zölibat waren mangelhaft und halbherzig.

Dass er nicht der erhoffte Veränderer des Vatikans wurde, den sich viele, die nicht glauben, gewünscht hätten, lässt vermuten, dass er sein revolutionäres Karma zugunsten eines Publicrelation-Papstes verloren hat.
Kann gut mit der Presse.
Bei seinen "Konferenzen" im
Flieger festigte sich
sein Bild in der Öffentlichkeit
Quelle: suedkurier.de


Hat er den zeitlich wohl überlegten Rücktritt von Bischof  Reinhard Marx, seinem engen Berater, überhaupt begriffen, und duldet noch das Aushaaren von Rainer Wölki? Vielleicht in der Hoffnung, dass die zum "Bischof des Bösen" entsandten päpstlichen Ermittler am Ende  - weil alle Beweise durch das lange Zögern längst beseitigt wurden - nichts Belastendes mehr finden?

Aber auch seinen persönlichen Botschaften fehlt es ja in letzter Zeit das "Franziskusche" der ersten Jahre seiner Amtszeit. Zwar äußert er sich bestürzt bestürzt zu den Kinderleichen-Funden in Kanada, aber er umgeht die Entschuldigung für den bestialischen Umgang seiner Kirche mit deren indigenen Zöglingen.
Für jedes tote, indigene Kind
posthum ein Paar Schuhe

Quelle: domradio.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen