Mittwoch, 25. September 2013

Gruppen-Zwang?

Mia san mia! Das hat uns ja unser zum alleinigen Herrschen wieder gewählter Landesvater während seines Wahlkampfes doch geradezu mit dem Maßkrug eingehämmert. Ja, aber wer sind wir eigentlich - abseits von Wahlanalysen, Wählerwillen und Patriotismus?

In diesen Tagen ist es mit der Identifizierung leichter, weil sich ja wie beim Zug der Lemminge die"Bajuvariphilen" vielfach in Gewänder werfen, die sie für Tracht oder zumindest für zünftig halten und vom Ortsrand erwartungsfroh in nicht abreißenden Strömen zum Oktoberfest ziehen.

Wenn es in unserem Viertel mit der Parkplatz-Suche für die Anwohner nervenzerfetzend wird, dann weil ganz Schlaue glauben, wenn sie nach der Zecherei mit der U-Bahn zurück fahren, den Rausch schon hinter sich haben. Aber die harten Jungs vom 43. Münchner Polizei-Revier sorgen dann schon für die nötige Katerstimmung mit ihren Mausefallen an den Schlüsselpositionen der Ausfallstraßen jenseits der Ringe...

Nachdem die Zweitbeste schon gestern bei einem "Weiber-Stammtisch" auf der sogenannten Wies'n war und für ein halbes trockenes Hendl  14 und  0,2l lauwarmen Wein aus der altersgerechten Schnabel-Tasse allein schon 13,50 Euro gezahlt hat, ist meine Lust es ihr nach zu tun, bereits geschwunden. Dazu kam, dass ihr ja nicht wirklich klein  zu nennendes Hinterteil vom Arsch auf der Bank hinter ihr permanent in die Defensive gepresst wurde. Nach vier Jahren Oktoberfest-Abstinenz werde ich trotzdem mit meinem Sohn unseren alten Brauch wieder aufnehmen, beim Ammer eine Platte mit Gans und Ente zu vertilgen. Das muss es aber dann gewesen sein.

Wenn ich dann von kampftrinkenden Jugendlichen in der in jedem Boulevardblatt mehrseitigen Marketing-Berichterstattung zum Wies'n-Konsum lese, frage ich mich doch wie viele Hartz-4-Empfänger und Mini-Jobber unter den Millionen am Auftakt-Wochenende waren? Ob das Volk bei solchen Preisen wirklich noch "Teilhabe" am Volksfest haben kann...

Wenn ich glaube, durch meine Abwesenheit das Gefühl dafür verloren zu haben, wie meine Mitmenschen hier und heute ticken, setze ich mich zur Mittagszeit gerne mal auf den Schwabinger Elisabeth-Markt. Das war früher die kleinere Ausgabe des Viktualien-Marktes - auch was die Preise anbelangt. Heute war ich doppelt überrascht:
Erstens weil die Preise auch nicht höher waren als auf den Märkten unserer italienischen Zweit-Heimat.
Und zweitens, weil die Schüler der an den Markt grenzenden Schulen (alle so um die 14 bis 18 Jahre mit wohl weiteren Stunden am Nachmittag) diesen Markt auf heitere und sympathische Art bevölkern. Offenbar haben die Standl-Betreiber sich längst auf die Taschengeld-Budgets dieser Kunden eingestellt. Die meisten jedenfalls hatten etwas in der Hand, was nach einem erschwinglichen und wohl guten Speisen-Angebot aussah.

Ich weiß, das ist nicht besonders fein, aber ich lausche gerne ihren Gesprächen. Da war viel Spannendes dabei - wie zum Beispiel die Frage, ob das was ihnen da als Bio verkauft wird, auch die Bezeichnung verdient. Dass Sport, der ausfällt durch zusätzliche Englisch- oder Mathe-Stunden ersetzt wird, was ein Pärchen explizit begrüßte. Das ist übrigens noch wir früher: Die Pärchen bleiben in der Pause für sich, während die jungen Damen und Herren in Gruppen abhängen. Aber auch da wurde nicht vom Kampf-Trinken gesprochen, sondern eher, was die Wahl eigentlich ihnen ganz persönlich für Perspektiven bringen werde.Da war auch von falschen Versprechungen die Rede...
Mag sein, dass das nicht repräsentativ oder gar eine Ausnahmen war, aber überrascht hat mich das schon.

Wie der Dialog zwischen zwei etwa 16jährigen.
Er: "Hast du mitbekommen, dass der Chris zum Islam  übergetreten ist?"
Sie: "Ach geh! Wieso das denn ?"
Er: " Seine ganzen Freunde sind Muslime, da hat er sich irgendwie als Außenseiter gefühlt. Die Eltern haben ihn ja eh nicht religiös erzogen."
Sie: "Da wird er wohl auch seinen Namen ändern - oder? Chris passt da ja dann gar nimmer..."

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