Sonntag, 19. Mai 2024

Wohin Proteste führen

"La Liberté Guidant Le Peuple"
Eugène Delacroix 1830 im Louvre
Im Moment wir auf dem Erdball soviel protestiert wie nie. Das ist aber kein Anzeichen für ein Anwachsen der Meinungsfreiheit, sondern kaum mehr als geballte Hilflosigkeit gegen Regime. die nicht so wollen, wie das Volk es will.
Freiheit durch das
Abschlagen von Köpfen?

Historisch könnte man meinen, Proteste bewirkten nichts; zumindest nicht auf Dauer: Das Blutbad  der Französischen Revolution führte über Napoleon erst mal wieder hinein ins Kaiserreich. Die Amerikanische musste sich erst durch das massenhafte Sterben von Brüdern und Schwestern im Civil-War erneut manifestieren. Die Russische hielt durch Zwistigkeit ihrer Führer so lange an, bis Stalin den Zar als Alleinherrscher endlich ablöste und mit der Massenabschlachtung seiner Bürger begann. Dies führt nun Putin als lange Antwort auf Glasnost und Perestroika fort. Auch er Maidan der Ukrainer kam mit dem Krieg als Bumerang zurück.

Den Israelis nutzt ihr täglich tausendfach vorgetragener Protest gegen Netanyahu genauso wenig, wie den Iranerinnen, die ihre Unabhängigkeit von Kopftuch und Scharia auf den Straßen ertrotzen wollten.

So aktuell wie nie: Potentaten erlangen die Macht
nie ohne "Follower":
Meine Gouache "Mitläufer" auf Malkarton aus den 1990ern
In Georgien gehen die Menschen seit Monaten auf die Straße, um ein Gesetz zu verhindern, das ihr Land näher an Russland als an die EU rücken soll; - auf  Wunsch eines einzelnen Oligarchen, der das so will. Die friedlichen Freitagsmärsche brachten zwar das DDR-Regime zu Fall, spornten aber die PEGIDA an, um der AfD den Weg zu bereiten. Die - das wissen wir jetzt - wollen ihr Ziel, die Abschaffung der Demokratie, gegebenen Falles auch mit Waffen erreichen. 

Quelle: n13
Bald wird sie als Erwachsene verstehen,
dass die Welt nicht mehr zu retten war:
Greta Thumsberg

Die ebenfalls friedlichen "Fridays For Future" wurde derart bis zur Harmlosigkeit instrumentalisiert, dass viele junge Menschen einen radikaleren Weg wählten, um die Welt vor ihrem Untergang zu retten.

Aber wohin die klebrigen Proteste der "Last Generation" - wie hier vorgestern auf dem Münchner Flughafen - letztendlich führen, wenn gleichzeitig weltweit mehr als 200.000 Verkehrsflugzeuge pro Tag abheben? Das führt langsam in die Lächerlichkeit, wenn das Thema nicht so tief traurig wäre.

Was mich umtreibt, wäre dabei diese hypothetische Frage: Wenn diese Protestierenden wirklich die letzte Generation repräsentieren, dann wäre ihre Botschaft doch eher fatal als aufrüttelnd: Wir, die "letzte" Genration wolle doch nur noch letztmalig aufzeigen, was ihr für einen Scheiß mit unserer Erde angestellt habt. Da könnten die aber im Umkehrschluss doch gleich mit der Kleberei aufhören

Nach uns die Sintflut. Ach ja die schlägt ja in kleinen Ergüssen auch bereits überall auf der Welt zu!

Kündigt sich schon seit Jahren an. Wenn die Pol-Kappen
weiter so schnell schmelzen, kommt es zur nächsten Sintflut

Quelle: Istock

Das Problem ist doch, dass unser von der Politik für die Prosperität gefordertes Wachstum ungebremst mittelfristig in den Untergang führt. Da kann uns auch die KI nicht mehr per se helfen.

Vielleicht gelingt der Forschung im Wettlauf mit der Zerstörung ja doch noch der große Wurf. Zuvor aber sollte sich der gläubige Westen auf die Pfingst-Botschaft besinnen. Die da unter anderem wäre: Die gleiche Sprache zu sprechen, selbst wenn der "Heilige Geist" nicht flammend auf ihren Häuptern erscheint...

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