Dienstag, 21. Mai 2024

La Vie en Rosé

Quelle: tagesschau.de

 

Dieser Tage las ich, dass sich der Klimawandel auch im Wein-Konsum niederschlägt. Zu dem mit zwei Dritteln gekühlt getrunkenen Weißweinen habe es der Rosé  innerhalb eines Jahres - auch wegen der Hitze - in Deutschland geschafft, mit drei Prozent mehr Konsum fast an den Verzehr von Rotwein heran zu reichen.

Dass der Rotwein bei uns nur einen vergleichsweise geringen Anteil von 18 Prozent hält, ist aus zweierlei Gründen erstaunlich: Einerseits sind in Film und Fernsehen fast nur Rote zu sehen, was an der einfacheren Kamera-Erfassung liegen könnte. Aber andererseits ist das auch der typisch Deutschen "Trink-Ethik" zu verdanken, nach der man eher teurere Rotweine nicht eisgekühlt trinken darf. 

Lange habe auch ich mich daran gehalten, bis mein bester Freund, der in Frankreich lebte (und ein großer Sammler von Haute Medoc Grand Cru war) und ich uns auf dem Golfplatz leichtsinniger Weise auf ein Wettspiel mit zwei Gourmet-Gastronomen des Bordelais eingelassen hatten. Die Verlierer sollten das Abendessen zahlen. Nur unser hohes Handicap verhalf uns zum Sieg gegen die viel besser spielenden Restaurantbesitzer. Bei diesem Diner lernte ich dazu. Der Chef kredenzte zum Vorspeisen-Teller aus diversen Pasteten einen fünf Jahre alten Beychevelle der auf der Karte mit 600 Franc zu Buche schlug. Der edle Tropfen kam direkt aus dem Eisfach, und er entfaltete dennoch seine volle Blume. Wieso auch nicht meinte der Spender: Was mit einem "Sauternes" ginge, passe natürlich auch bei einem fülligen Roten höchster Provininenz...

Einige Jahre früher, als ich erst begonnen hatte, Weine zu entdecken, musste man sich hierzulande fast schämen, wenn man nach den "hybriden" Kreszenzen fragte. Da hatte ich die klassischen Rosés bereits in Italien und Frankreich eisgekühlt zu Fisch und Fleisch bestellt, ohne dass dort jemand die Nase rümpfte.

Schillerwein
von Wangler
Aber wer suchet, der findet, und so stieß ich auf den Schillerwein, der hauptsächlich für Einheimische in Württemberg gekeltert wurde. Auf einer Reportage-Reise durch die Steiermark entdeckte ich den Schilcher. Beide haben meinen Gaumen dersrt nachhaltig erobert, dass ich mich gewundert habe, wieso sie nicht längst weltweit einen Siegeszug angetreten hatten.

Als die Mauer fiel hatten die Weine und Sekte der viel zitierten DDR-Winzerei  "Rotkäppchen" bevorzugt von den SED-Bonzen noch überwiegend das Vorurteil zu bekämpfen, pappsüß  - also noch nicht mal lieblich - zu sein. Wenn das Zusammenwachsen beider Deutschlands auch etwas Sinnliches erbracht hat, dann ist das die Nuancierung der Geschmäcker bei den Kellermeistern von Freyburg an der Unstrut. Immerhin waren die damit  so erfolgreich, dass sie  nach der Jahrtausendwende sogar andere Nobel-Keltereien wie Mumm und MM übernahmen.

Schilcher
Erzherzog Johann

Weshalb, weiß ich nicht, aber mir schmecken weder Sekt noch Champagner, seit ich am Meer in Ligurien den Frizzantino zu allem trinke, was ich bestelle. Der kommt anonym in Karaffen daher, weil jeder Wirt wohl seine eigene Quelle hat. Ich nehme an. meine Vorliebe rührt daher, dass ich ihn in mit all dem Ambiente ohne Zelebrieren und Schnickschnack einfach durstig hinunterschütte... 

Schnell zugreifen.
der wird sich bald
im Preis verdreifachen
Aber dann kam am Pfingstwochenende die fürsorglichste aller Ehefrauen mit einem Sixpack Sonderangebot von Rotkäppchen daher. Ein exzellenter Rosé-Sekt "extra trocken" für unter 3 Euro, der beweist, dass die Weinmacher von der Unstrut nicht nur beim Keltern, sondern auch in puncto Marketing wohl voll auf der Höhe der Zeit angelangt sind.

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