Sonntag, 12. Mai 2024

Noch ein später Protest gegen den ESC

Quelle: Eurovision

Erstmals in den letzten Jahren, in denen die deutschen Beiträge mit "Sero points" aus dem Song-Wettbewerb ESC schieden, hat mir der Titel, mit dem Isaak antrat, wirklich gut gefallen. Platz 12 geht, denke ich, voll in Ordnung!

Dass es den Veranstaltern in diesen zerrissenen Zeiten nicht gelungen ist, die Politik und die Proteste fern zu halten, muss man den Schweden auch nicht ankreiden. Aber wenn die Zeiten schon so brisant sind, wieso werden die Auftritte immer explosiver. Vor lauter Licht- und Sound-Effekten ist ja bald von den Stimmen unverfälscht nichts mehr zu hören. Dass die Vielfältigkeit des menschlichen Wesens durch die Interpreten und ihre Texte gefeiert wird, ist ein echter Zugewinn; auch, dass sie sich zugehörig finden. Aber wieso dann noch, die zum Teil den guten Geschmack beanspruchenden Begleitgruppen, wenn die Darstellenden schon aussehen, wie Wesen vom anderen Stern.

Quelle: Eurovision

Leider ist der ESC zu einer Freak-Show verkommen, in dem es scheint je freakiger der Auftritt, desto sicherer der Erfolg. Als der Wettbewerb noch "Grand Prix Eurovision de la Chanson" hieß,  war er noch Sprungbrett für Weltkarrieren wie beispielsweise Udo Jürgens, ABBA oder Céline Dion. Wer aus der ersten Reihe der angesagtesten Sänger und Sängerinnen würde heute noch einen Auftritt beim ESC in Erwägung ziehen, um nicht zu sagen riskieren? Dass der ESC die Showeffekte der Tournee-Superstars gerne nachahmt, rückt die künstlerische Leistung - so überhaupt hörbar - derart in den Hintergrund, dass man sie meist nach dem Wettbewerb nie mehr hört.

Die Daten, die mein Streaming-Dienst durch mein Hörverhalten sammelt, beschert mir regelmäßig einen "Mix der Woche". Jeder Song auf ihr ist tausendmal besser als das am Samstag Gehörte. Wieso erreicht der ESC nicht annähernd dieses aktuelle Niveau? Da ich aber auch Rundfunk- und TV-Gebühren sowohl hier als auch in Italien entrichte, habe ich mir ein Recht erworben, auf Rückbesinnung zu bestehen. Auch wenn ich nicht erhört werde, weil ich ja gar nicht mehr in die  Altersgruppe passe, die der Kommerz verlangt. Der auf fast eine Woche ausgedehnte Wettbewerb ist eine Jahrmarkt er Eitelkeit und eine Geldmaschine geworden : 

Ich fordere, die Interpreten nicht mehr "kostümiert" und ohne Begleitballett auftreten zu lassen. Ich möchte Personalität  und ihr Stimmvermögen spüren können. Ich wäre erfreut, wenn Komponisten und instrumentale Begleiter auch wieder mehr in den Vordergrund rückten. 25 in der Endausscheidung waren für mein altes Hirn zumindest schon viel zu viel. Wie soll man bei all dem Getöse denn dann die Titel noch auseinander halten können? Ich zumindest habe kurz nach der Hälfte mit dem Zappen aufgehört und lieber dem DEB-Eishockey-WM-Team beim Verlieren gegen die USA zugeschaut.

Quelle: Sketchfab
So könnte die Nautilus ausgesehen haben, die
Jules Verne für seinen Roman "20.000 Meilen unter dem Meer"
ersonnen hat
Gestern habe ich dann gehört, dass der Schweizer Beitrag des binären "Nemo" gewonnen hat. Da klackerte es dann in meinem verstaubten Marketing-Hirn. Der Name allein ist ja schon Brückenschlag zwischen Alt und Jung: Nemo der Kapitän des U-Boots Nautilus in Jules Vernes Roman und der Clownfisch gleichen Namens im Animations-Film von 2003. Letzterer hatte bei der heutigen Kern-Zielgruppe damals einen Weltweiten Run auf die Aquarium-Geschäfte ausgelöst. Jeder wollte einen Nemo daheim haben. Bezeichnender Weise bedeutet Nemo aus dem Lateinischen übersetzt "niemand". 
Ich erlaube mir daher die Weissagung, dass der ESC-Sieger 2024 keinen musikalischen "Halbzeitwert" haben wird und der Wettbewerb insgesamt - wenn er weiter so kommerzialisiert wird - noch zu meinen Lebzeiten implodiert. Aber was weiß denn schon ein alter "Niemand" wie ich? Mit diesem Post mache ich (im Sternzeichen Fische geboren) mich wohl eher zu einem aus der Zeit gefallenen "Clownfisch".

Quelle: Disney Pixar
Ja, wie fandet ihr denn - liebe Leserinnen und Leser -
den singenden Clownfisch?


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