Ich erinnere mich gerne, wie einem als Kind im Lesebuch auf simple Weise Physik nahe gebracht wurde. Die Geschichte hieß "Warm und kalt aus einem Munde":
Ein Wald-Kobold beobachtet eines Wintertages einen Holzfäller, der immer wieder die Axt zur Seite legt, um in seine hohl vor den Mund gehaltenen Hände zu hauchen.
"Was machst du da?" fragt ihn der Kobold.
"Ich wärme mir die Hände mit meinem Atem", antwortet der etwas überraschte Holzfäller.
Gegen Mittagszeit holt der Holzfäller einen Suppen-Topf vom Feuer und schüttet davon in einen Blechnapf. Als er die erste Löffelspitze probiert, beginnt er heftig über die Suppe zu pusten.
"Was machst du denn jetzt schon wieder mit deinem Atem?" Der Kobold ist aus dem Nichts direkt vor dem Holzfäller aufgetaucht.
"Ich blase über meine Suppe, damit sie kühler wird."
"Komisch ihr Menschen. Warm und kalt aus einem Munde?"
Komisch wir Menschen! Obwohl das Atmen lebenswichtig ist, tun wir kaum etwas, um frei davon Gebrauch zu machen. Jahrzehnte haben wir im Kalten Krieg den Atem vor allfälligen atomaren Drohgebärden angehalten. Dann haben wir erleichtert aufgeatmet, als mit der Mauer auch der Eiserne Vorhang fiel und atomar abgerüstet wurde.
Als - wie auf ein geheimes Signal hin - überall auf der Welt kleine, heiße Kriege entflammten, fand sich niemand, der cool genug war, sie sofort aus zu blasen. Genau das Gegenteil passierte. Die mit dem ganz großen Atem pusteten sogar noch hinein, bis sie erst richtig aufloderten: Balkan, Tschetschenien, Golf, Arabien, Ukraine, Kurdistan. Aus heißen Unterstützern wurden kalte Killer. Auf heiße Diskussionen folgte kaltes Macht-Kalkül.
Aber im Feuer des Verrats wurden zwangsweise auch Allianzen mit Tyrannen geschmiedet, bei denen es einem heiß und kalt den Rücken herunter läuft.
Wenn ein ganz offensichtlich durchgeknallter Milliardär und möglicher Präsidentschaftskandidat in Reichweite der Lunte käme und ein größenwahnsinniger Zwerg mit zaristischen Attitüden auch noch von ihm gelobt wird. Dann wird es schnell mal ganz heiß auf der Welt - und dann folgt der ewige Winter...
Helfen können nur solche, die einen warmen Charakter haben und bei kühlem Verstand bleiben.
Damit wünsche ich jedem, der etwas zu feiern hat, noch schöne Tage im alten Jahr und Glück, Gesundheit sowie Hoffnung für ein besseres 2016.
Ich verabschiede mich bis zum 6. Januar in die gesetzlich für Erst-Großväter als Schonzeit vorgeschriebene Blogger-Abstinenz.
Montag, 21. Dezember 2015
Donnerstag, 17. Dezember 2015
Krähen
Spätestens seit Alf Hitchcocks Film "Die Vögel" ist das Image dieser Unterart der Raben-Vögel endgültig versaut. Die Krähe ist ein Singvogel, aber keiner käme auf die Idee, ihr im Winter Futterstellen einzurichten wie den Meisen, Amseln und Pfaffen.
Die Krähen pfeifen auf jegliche menschliche Hilfe, und wer mag schon sagen, dass ihre hungrigen, krächzenden Schreie kein Gesang sind. Joe Cocker immerhin hat es damit zu einer Welt-Karriere gebracht.
Meine von Kindesbeinen bestehende Empathie für Außenseiter und Minderheiten hat schon Krähen eingeschlossen, als sie in Kinder-Erzählungen noch allein als Unglücksbringer und Totenschänder diskriminiert wurden...
Inzwischen weiß die Forschung, dass die Intelligenz der Krähen in manchen Bereichen sogar die der niedlich hochgelobten Delphine übertrifft - und zwar ohne, dass sie eigens auf gewisse Reaktionen dressiert werden müssten. Heute gehen manche Ornithologen sogar davon aus, dass gewisse Unterarten intelligenter sind als Primaten - weil sie kombinieren und Probleme lösen können.
Noch weiß man nicht , ob gewisse individuelle und kognitive Fähigkeiten aus einer Art Schwarm-Intelligenz resultieren, aber das scheint mir nahe liegend. Denn ich habe vor bald 50 Jahren gewisse Erfahrungen am Lohrberg bei Frankfurt gemacht, wo ich als Lehrling an der Deutschen Buchhändler-Schule war.
Da ich immer Anlauf-Schwierigkeiten mit neuen Menschengruppen hatte, bin ich oft auf dem weiten Hügel mit den Schreber-Gärten und Wiesen spazieren gegangen, um mich dort auf eine Bank zu setzen.
Meine Einsamkeit wurde mir durch eine einzelne Krähe vertrieben. Sie setzte sich in Reichweite meines Armes auf die Lehne und schaute mich mit schrägem Kopf so lange an, bis ich aus meinen Taschen irgendetwas zu Essen kramte. Dann keckerte sie freundlich, verweilte noch einen Moment und flog davon. Egal auf welche Bank ich mich an anderen Tagen setzte. Sie machte mich ausfindig und wiederholte das Ritual. Es war Frühling. Deshalb hatte ich wenig Möglichkeiten die Leckerli zu verstauen. Mal war es die Hemd- mal die Hosentasche. Erstere links, letztere rechts Hatte ich kein Hemd mit Brusttasche an hopste sie automatisch nach rechts. Sie war leicht an ihren verkrüppelten linken Fuß zu erkennen.
Vierzehn Tage des sechswöchigen Seminars ging das so, dann hatte ich mich in eine Gruppe integriert, der ich das mit der Krähe zeigen wollte. Aber sie spielte nicht mit. Sie flog mich zwar noch aggressiv an, aber dann dreht sie auf nimmer Wiedersehen ab, und keiner wollte mir die Geschichte glauben.
Jetzt kam sie mir wieder in den Sinn, denn beinahe jeden Morgen sehe ich Krähen im Riesen-Schwarm am Schlafzimmer-Fenster vorbei ziehen. Es sind Hunderte, und zeigen stets das gleiche Flugbild.; Erst ein dichter Pulk, dann eine Gruppe von Nachzüglern und dann vereinzelte Trödler , die nachhängen. Geradezu wie bei der Tour de France oder beim Schul-Wandertag. Da sie von West nach Ost fliegen, nehme ich an, sie haben ihren "Krähenbaum" im Olympia-Park und steuern den Englischen Garten an.
Sie regen meine Phantasie in diesen Tagen im besonderen Maße an, seit ich weiß, dass ihr Sozial-Verhalten äußerst demokratisch ist. Krähen wollen zwar gelegentlich individuell die Oberhand über einen Gefährten haben, aber der Anspruch dehnt sich nie auf den ganzen Schwarm aus. Fressen wird geteilt und Überschüsse in gemeinsamen Vorräten angelegt. Auch in kargen Zeiten reicht das meist für alle. Einzelgänger, die ich nach dem Schwarmflug gegenüber auf dem Nachbarhaus beobachte, sind vermutlich mit Späher-Aufgaben zur Sicherung beauftragt...
Die Krähen pfeifen auf jegliche menschliche Hilfe, und wer mag schon sagen, dass ihre hungrigen, krächzenden Schreie kein Gesang sind. Joe Cocker immerhin hat es damit zu einer Welt-Karriere gebracht.
Meine von Kindesbeinen bestehende Empathie für Außenseiter und Minderheiten hat schon Krähen eingeschlossen, als sie in Kinder-Erzählungen noch allein als Unglücksbringer und Totenschänder diskriminiert wurden...
Inzwischen weiß die Forschung, dass die Intelligenz der Krähen in manchen Bereichen sogar die der niedlich hochgelobten Delphine übertrifft - und zwar ohne, dass sie eigens auf gewisse Reaktionen dressiert werden müssten. Heute gehen manche Ornithologen sogar davon aus, dass gewisse Unterarten intelligenter sind als Primaten - weil sie kombinieren und Probleme lösen können.
Noch weiß man nicht , ob gewisse individuelle und kognitive Fähigkeiten aus einer Art Schwarm-Intelligenz resultieren, aber das scheint mir nahe liegend. Denn ich habe vor bald 50 Jahren gewisse Erfahrungen am Lohrberg bei Frankfurt gemacht, wo ich als Lehrling an der Deutschen Buchhändler-Schule war.
Da ich immer Anlauf-Schwierigkeiten mit neuen Menschengruppen hatte, bin ich oft auf dem weiten Hügel mit den Schreber-Gärten und Wiesen spazieren gegangen, um mich dort auf eine Bank zu setzen.
Meine Einsamkeit wurde mir durch eine einzelne Krähe vertrieben. Sie setzte sich in Reichweite meines Armes auf die Lehne und schaute mich mit schrägem Kopf so lange an, bis ich aus meinen Taschen irgendetwas zu Essen kramte. Dann keckerte sie freundlich, verweilte noch einen Moment und flog davon. Egal auf welche Bank ich mich an anderen Tagen setzte. Sie machte mich ausfindig und wiederholte das Ritual. Es war Frühling. Deshalb hatte ich wenig Möglichkeiten die Leckerli zu verstauen. Mal war es die Hemd- mal die Hosentasche. Erstere links, letztere rechts Hatte ich kein Hemd mit Brusttasche an hopste sie automatisch nach rechts. Sie war leicht an ihren verkrüppelten linken Fuß zu erkennen.
Vierzehn Tage des sechswöchigen Seminars ging das so, dann hatte ich mich in eine Gruppe integriert, der ich das mit der Krähe zeigen wollte. Aber sie spielte nicht mit. Sie flog mich zwar noch aggressiv an, aber dann dreht sie auf nimmer Wiedersehen ab, und keiner wollte mir die Geschichte glauben.
Jetzt kam sie mir wieder in den Sinn, denn beinahe jeden Morgen sehe ich Krähen im Riesen-Schwarm am Schlafzimmer-Fenster vorbei ziehen. Es sind Hunderte, und zeigen stets das gleiche Flugbild.; Erst ein dichter Pulk, dann eine Gruppe von Nachzüglern und dann vereinzelte Trödler , die nachhängen. Geradezu wie bei der Tour de France oder beim Schul-Wandertag. Da sie von West nach Ost fliegen, nehme ich an, sie haben ihren "Krähenbaum" im Olympia-Park und steuern den Englischen Garten an.
Sie regen meine Phantasie in diesen Tagen im besonderen Maße an, seit ich weiß, dass ihr Sozial-Verhalten äußerst demokratisch ist. Krähen wollen zwar gelegentlich individuell die Oberhand über einen Gefährten haben, aber der Anspruch dehnt sich nie auf den ganzen Schwarm aus. Fressen wird geteilt und Überschüsse in gemeinsamen Vorräten angelegt. Auch in kargen Zeiten reicht das meist für alle. Einzelgänger, die ich nach dem Schwarmflug gegenüber auf dem Nachbarhaus beobachte, sind vermutlich mit Späher-Aufgaben zur Sicherung beauftragt...
Montag, 14. Dezember 2015
Jahresend-Karte
Liebe Leserinnen und Leser!
Jetzt wird es aber höchste Zeit für die Weihnachtspost.
Was? Angesichts der Weltlage keine Weihnachtsgefühle?
Für alle, denen es genau so geht wie mir, habe ich hier mal eine
Alternative gestaltet: Die Jahresend-Karte zum Ausdrucken.
Sich Hoffnungen auf ein besseres 2016 zu machen, kann bestimmt nicht schaden...
Jetzt wird es aber höchste Zeit für die Weihnachtspost.
Was? Angesichts der Weltlage keine Weihnachtsgefühle?
Für alle, denen es genau so geht wie mir, habe ich hier mal eine
Alternative gestaltet: Die Jahresend-Karte zum Ausdrucken.
Sich Hoffnungen auf ein besseres 2016 zu machen, kann bestimmt nicht schaden...
Samstag, 12. Dezember 2015
Advents- oder Weihnachts-Kalender?
Jetzt, da die Hälfte der Türchen geöffnet ist, muss ich es einfach loswerden: In puncto Weihnachts-Deko hat meine liebe Frau nicht mehr alle Tassen im Schrank. Unser kleines Appartement mit den Glasfronten glitzert mit der Nachbarschaft um die Wette, als gäbe es etwas zu gewinnen.
Allenthalben hocken Weihnachtsmänner, Nikoläuse und Engel herum, und kurz nach Dämmerung illuminiert sie dann noch echte und elektronisch flackernde Kerzen. Aber dann noch diese Räuchermännchen. Da riecht es ja wie in einer kanadischen Hasch-Kneipe!
Das mit der Alters-Infantilität hatten wir ja schon. Es wäre nett, könnte ich ihre Weihnachts-Wuselei der zuschreiben. Aber dieses exzessive Dekorieren begleitet die Kinder und mich schon unser ganzes Leben.
Es wird nicht weniger, sondern immer mehr, und das absolute Highlight an Kitsch ist der alljährliche Adventskalender. Sie sucht immer solche Belle-Epoque-Motive aus, in denen Damen in großer Robe mit ihren verrüschten Kindern in einer Winterlandschaft Schlittschuh laufen...
Abgesehen davon, dass ich mich kaum noch an einen Advent mit solchen Schneemengen erinnern kann, ist ihr tägliches Meckern, was an Motiven hinter den Türchen ist, absolut nervend.
Dabei müsste sie doch wissen, dass in Hongkong,Taipeh oder Singapur - wo auch immer die Dinger gedruckt werden - alles nur Fassade ist. Dahinter gibt es einen einheitlichen Motiv-Print der zu verschiedensten Stanzungen passt. Aber das sieht sie natürlich nicht ein. Sie findet es eben unpassend, wenn im üppigen Kostüm der Grande Dame nur ein karger Weihnachtsmann mit Karotten-Nase auftaucht.
Ich sag dann immer: "Ruf doch die Hotline an oder geh auf WWW-Weihnachskalender.de und beschwer dich!"
"Du weißt doch, dass ich Computer nicht mag."
Ja, und dann gebe ich ihr - der Katholikin - noch zu bedenken, dass der Adventskalender eine protestantische Erfindung ist und er eigentlich vom 1. Advent bis zu den Heiligen Drei Königen reichen müsste. All die Teile, die sich nur auf den Dezember beziehen, müssten eigentlich Weihnachts-Kalender heißen...
Ich verzieh mich dann schleunigst in die absolut dekofreie Zone unseres Schlafzimmers.
Allenthalben hocken Weihnachtsmänner, Nikoläuse und Engel herum, und kurz nach Dämmerung illuminiert sie dann noch echte und elektronisch flackernde Kerzen. Aber dann noch diese Räuchermännchen. Da riecht es ja wie in einer kanadischen Hasch-Kneipe!
Das mit der Alters-Infantilität hatten wir ja schon. Es wäre nett, könnte ich ihre Weihnachts-Wuselei der zuschreiben. Aber dieses exzessive Dekorieren begleitet die Kinder und mich schon unser ganzes Leben.
Es wird nicht weniger, sondern immer mehr, und das absolute Highlight an Kitsch ist der alljährliche Adventskalender. Sie sucht immer solche Belle-Epoque-Motive aus, in denen Damen in großer Robe mit ihren verrüschten Kindern in einer Winterlandschaft Schlittschuh laufen...
Abgesehen davon, dass ich mich kaum noch an einen Advent mit solchen Schneemengen erinnern kann, ist ihr tägliches Meckern, was an Motiven hinter den Türchen ist, absolut nervend.
Dabei müsste sie doch wissen, dass in Hongkong,Taipeh oder Singapur - wo auch immer die Dinger gedruckt werden - alles nur Fassade ist. Dahinter gibt es einen einheitlichen Motiv-Print der zu verschiedensten Stanzungen passt. Aber das sieht sie natürlich nicht ein. Sie findet es eben unpassend, wenn im üppigen Kostüm der Grande Dame nur ein karger Weihnachtsmann mit Karotten-Nase auftaucht.
Ich sag dann immer: "Ruf doch die Hotline an oder geh auf WWW-Weihnachskalender.de und beschwer dich!"
"Du weißt doch, dass ich Computer nicht mag."
Ja, und dann gebe ich ihr - der Katholikin - noch zu bedenken, dass der Adventskalender eine protestantische Erfindung ist und er eigentlich vom 1. Advent bis zu den Heiligen Drei Königen reichen müsste. All die Teile, die sich nur auf den Dezember beziehen, müssten eigentlich Weihnachts-Kalender heißen...
Ich verzieh mich dann schleunigst in die absolut dekofreie Zone unseres Schlafzimmers.
Mittwoch, 9. Dezember 2015
Imagination
So müssen wir uns diese Menschen vorstellen!
Dazu braucht ihr noch nicht einmal die Augen zu schließen.
Es ist gar nicht schlecht, wenn ihr den ganzen weihnachtlichen Glitzer-Kram mit einbezieht.
Nicht jeden Schrecken muss einer selbst oder im Fernsehen erlebt haben:
Es ist kalt und regnerisch.
Dazu braucht ihr noch nicht einmal die Augen zu schließen.
Es ist gar nicht schlecht, wenn ihr den ganzen weihnachtlichen Glitzer-Kram mit einbezieht.
Nicht jeden Schrecken muss einer selbst oder im Fernsehen erlebt haben:
Es ist kalt und regnerisch.
Nachts wird auf der nackten Erde geschlafen.
Nur noch das, was man bei sich hat, ist geblieben.
Die Schuhe sind durchgelaufen.
Alles, was an Besitz da war, liegt in Schutt und Asche.
Viele der Liebsten sind tot.
Der Kampf für die richtige oder falsche Seite hat nichts gebracht außer Blutvergießen
Die Fahrt übers Meer war rau und nass.
Viele haben sie nicht überlebt.
Andere in der Schlange haben solche Verluste nicht erlebt.
Sie wollen nur die Chance auf ein besseres Leben.
Für die Forderung nach diesem Grundrecht werden sie angefeindet und diskriminiert.
Wenn euch nur bei einem dieser Sätze schauert, müsst ihr euch dennoch nicht schämen, dass ihr euch hilflos führt, weil ihr nicht helfen könnt oder helfen wollt.
Aber hört auf, nur schwarzweiß zu sehen!!!
Allein der Steuerüberschuss dieses Landes deckt die Kosten für unsere Gastfreundschaft ab. Richtig angelegt wird sich diese Investition - wie schon immer - auf das Gemeinwohl und die Volkswirtschaft auswirken sowie die Sicherheit eurer Renten erhöhen. Also lasst Farbe in das Bild und seht die aktuelle Wahrheit!
Claus Deutelmoser: "Die Flucht" (Akryl auf Malkarton 9. 12. 2015) |
Was wäre ohne unsere Hilfe?
Die Flucht aus der Hölle in eine finstere Zukunft
Montag, 7. Dezember 2015
Automatismen von Liebe und Mitleid
Vor einigen Tagen entkam im Osten Deutschlands ein Rindvieh auf dem Weg zum Schlachthof und ließ sich nicht wieder einfangen. Das fand ich irgendwie verständlich, obwohl ich leidenschaftlicher Fleisch-Esser bin.
Weniger verständlich fand ich allerdings, dass der Polizei nichts besseres einfiel, als der "finale Rettungsschuss". So ging es wohl auch anwohnenden Bürgern. In den Nachrichten war zu sehen, wie sie auf der Stelle, an der die Kuh nieder gestreckt wurde, Kerzen und Blumen als Zeichen ihrer Anteilnahme hinterlassen hatten. Das Mitleid hat das Rindvieh quasi in den Stand der "heiligen Kuh" erhoben und in der Art des Gedenkens auf eine Stufe mit den Opfern der Pariser Terror-Opfer gestellt.
Das fand ich irgendwie paradox, Ein zum Tode verurteiltes Schlachtvieh starb des gewaltsamen Todes, der ihm von Anfang an zugedacht war. Wieso liegen dann nicht vor allen Schlachthöfen dieser Republik Halden von Blumen oder brennen Tausende Kerzen? Und was sind das für Menschen, die im anonymen Gemenge jedesmal hingehen, um ihre Trauer auszudrücken - für Menschen, die sie nicht gekannt haben und die sie im Leben vielleicht gar nicht gemocht hätten?
Ob Lady Di oder die Opfer von Paris - interessant ist die unterschiedliche Bewertung oder Wertigkeit der Opfer:
Unmittelbar vor den Anschlägen in Paris kamen bei einem Bomben-Attentat im Libanon ebenfalls über 100 Menschen um, ohne dass gleich zum heiligen Krieg aufgerufen wurde oder sich die Weltgemeinde zur gemeinsamen Trauer vereinte. Auf einer Insel im Tschad wurden wenig später Frauen und Kinder auf einem Markt vom Boko Haram in die Luft gejagt.
Die Welt würde eigentlich aus den Trauerzügen nicht mehr heraus kommen, deshalb muss vielleicht selektiert und bei Nationen getrauert werden, die in der Lage sind, spektakuläre, kriegerische Maßnahmen einzuleiten..
Als Pazifist und Nutznießer unserer großartigen Verfassung bin ich in diesen Tagen im permanenten Gewissens-Konflikt, der noch dadurch verstärkt wird, dass ich deswegen an meiner Fähigkeit zu lieben und mit zu leiden zweifle.
Am 19. Dezember soll eine Lichter-Kette als friedliche Demonstration von München nach Berlin führen. Das ist ein großartiges, solidarisches Vorhaben, Aber welche Nachhaltigkeit hätte diese Aktion ?
Giovanni di Lorenzo - heute eloquenter Chefredakteur der ZEIT - war vor 23 Jahren Mitinitiator der ersten Lichter-Kette gegen Fremden-Hass. Hat sie die Nation seit Hoyerswerder nachhaltig erleuchtet?
Die schwarze Seite des Deutschseins zeigt heute als Partei-Bewegung noch viel wirkungsvoller ihre Fratze. Aber damals hätte ich mich noch hoffnungsfroh eingereiht, wenn ich im Lande gewesen wäre. Ich empfing die Botschaft weit weg als TV-Video-Schnipsel noch dazu mit falscher Interpretation.
Dennoch löste das bei mir grundsätzliche Überlegungen aus, ob unser Verhalten in Liebe und Mitleid nicht Ergebnis einer Manipulation durch PR ist. Die Bilder und Nachrichten lösen einen Reflex aus, der uns motiviert, ein Teil des Ganzen sein zu wollen. Das Schlimme ist, je nach Reizschwelle treibt es uns in die Lichterkette oder in die Massen der PEGIDA.
Und ist es nicht bei der Liebe genauso? Die Daily Soaps vermitteln uns ein überzogenes romantisches Bild, an der wir die Realität des Ehe-Alltags messen, und die Porno-Industrie suggeriert, dass wir "hopelessly undersexed" sind. Unzufriedenheit führt zum Wunsch nach Veränderung. Der Wunsch nach Veränderung lässt - wenn er in Gewalt ausufert - aber irgendwann keine Rückschlüsse mehr zu, ob er auf einen Mangel an Sex zurückzuführen ist...
In keinem Land der Welt wird das "I love you!" so inflationär missbraucht wie in der Porno-Weltmacht USA. Ist es da dann ein Wunder, dass der tödliche Schusswaffen-Gebrauch fast gleichrangig ist?
Weniger verständlich fand ich allerdings, dass der Polizei nichts besseres einfiel, als der "finale Rettungsschuss". So ging es wohl auch anwohnenden Bürgern. In den Nachrichten war zu sehen, wie sie auf der Stelle, an der die Kuh nieder gestreckt wurde, Kerzen und Blumen als Zeichen ihrer Anteilnahme hinterlassen hatten. Das Mitleid hat das Rindvieh quasi in den Stand der "heiligen Kuh" erhoben und in der Art des Gedenkens auf eine Stufe mit den Opfern der Pariser Terror-Opfer gestellt.
Das fand ich irgendwie paradox, Ein zum Tode verurteiltes Schlachtvieh starb des gewaltsamen Todes, der ihm von Anfang an zugedacht war. Wieso liegen dann nicht vor allen Schlachthöfen dieser Republik Halden von Blumen oder brennen Tausende Kerzen? Und was sind das für Menschen, die im anonymen Gemenge jedesmal hingehen, um ihre Trauer auszudrücken - für Menschen, die sie nicht gekannt haben und die sie im Leben vielleicht gar nicht gemocht hätten?
Ob Lady Di oder die Opfer von Paris - interessant ist die unterschiedliche Bewertung oder Wertigkeit der Opfer:
Unmittelbar vor den Anschlägen in Paris kamen bei einem Bomben-Attentat im Libanon ebenfalls über 100 Menschen um, ohne dass gleich zum heiligen Krieg aufgerufen wurde oder sich die Weltgemeinde zur gemeinsamen Trauer vereinte. Auf einer Insel im Tschad wurden wenig später Frauen und Kinder auf einem Markt vom Boko Haram in die Luft gejagt.
Die Welt würde eigentlich aus den Trauerzügen nicht mehr heraus kommen, deshalb muss vielleicht selektiert und bei Nationen getrauert werden, die in der Lage sind, spektakuläre, kriegerische Maßnahmen einzuleiten..
Als Pazifist und Nutznießer unserer großartigen Verfassung bin ich in diesen Tagen im permanenten Gewissens-Konflikt, der noch dadurch verstärkt wird, dass ich deswegen an meiner Fähigkeit zu lieben und mit zu leiden zweifle.
Am 19. Dezember soll eine Lichter-Kette als friedliche Demonstration von München nach Berlin führen. Das ist ein großartiges, solidarisches Vorhaben, Aber welche Nachhaltigkeit hätte diese Aktion ?
Giovanni di Lorenzo - heute eloquenter Chefredakteur der ZEIT - war vor 23 Jahren Mitinitiator der ersten Lichter-Kette gegen Fremden-Hass. Hat sie die Nation seit Hoyerswerder nachhaltig erleuchtet?
Die schwarze Seite des Deutschseins zeigt heute als Partei-Bewegung noch viel wirkungsvoller ihre Fratze. Aber damals hätte ich mich noch hoffnungsfroh eingereiht, wenn ich im Lande gewesen wäre. Ich empfing die Botschaft weit weg als TV-Video-Schnipsel noch dazu mit falscher Interpretation.
Dennoch löste das bei mir grundsätzliche Überlegungen aus, ob unser Verhalten in Liebe und Mitleid nicht Ergebnis einer Manipulation durch PR ist. Die Bilder und Nachrichten lösen einen Reflex aus, der uns motiviert, ein Teil des Ganzen sein zu wollen. Das Schlimme ist, je nach Reizschwelle treibt es uns in die Lichterkette oder in die Massen der PEGIDA.
Und ist es nicht bei der Liebe genauso? Die Daily Soaps vermitteln uns ein überzogenes romantisches Bild, an der wir die Realität des Ehe-Alltags messen, und die Porno-Industrie suggeriert, dass wir "hopelessly undersexed" sind. Unzufriedenheit führt zum Wunsch nach Veränderung. Der Wunsch nach Veränderung lässt - wenn er in Gewalt ausufert - aber irgendwann keine Rückschlüsse mehr zu, ob er auf einen Mangel an Sex zurückzuführen ist...
In keinem Land der Welt wird das "I love you!" so inflationär missbraucht wie in der Porno-Weltmacht USA. Ist es da dann ein Wunder, dass der tödliche Schusswaffen-Gebrauch fast gleichrangig ist?
Samstag, 5. Dezember 2015
Nikolaus-Erinnerungen
Wieso sich meine Eltern bei der Schreibweise meines Vornamens für das C entschieden haben, war nicht zu klären. Vielleicht haben sie sich gedacht, dass das der Rübe einen Hauch von Besonderheit vermittelte. Richtig hat das eigentlich nichts gebracht,Nur Probleme, wenn in Schriftstücken und Dokumenten das K korrigiert werden musste. Selbst auf meiner Geburtsanzeige wurde mein Vorname falsch geschrieben und nicht korrigiert, weil man in der Währungsreform nach dem 2. Weltkrieg wahrhaft anderes zu tun hatte.
Meine Mutter versuchte mich durch die Namens-Nähe zum Nikolaus zu trösten , wenn meine Klassenkameraden sich - kaum dass sie schreiben konnten - über das C lustig machten. Schließlich war ein Held unserer Kindheit in Hamburg der Pirat Klaus Störtebeker. Hätte ich damals nur gewusst, dass er auch als Nikolaus oder Claas aktenkundig geworden war...
Heute wird man vielleicht sagen, dass ich hyper aktiv war. Deshalb lernte ich überwiegend die Schattenseiten der diversen Legenden-Bildung um den Nikolaus kennen: Er war eine erzieherische Droh-Instanz. Während meine braven Schwestern am 6.!2, schon früh morgens einen Sternen-Teller voll mit Keksen, Marzipan und Früchten bekamen, hing über meinem Bett nur die Rute. - Immerhin von einem roten Schleifchen zusammen gehalten.
Erst wenn ich aus der Schule kam, lenkte mich meine listige Mutter verspätet auf einen gründlich versteckten Nikolaus-Teller..
Nach unserem Umzug in die Bayrische Landeshauptstadt wurde das Nikolaus-Thema noch schlimmer. Denn hier kam er ja in Begleitung der Krampusse. Wild prügelnde Gesellen.
Auf der Privat-Schule war unser lieber Musik-Professor - ein Reger-Schüler, der in mich die Hoffnung einer Karriere als Opernsänger setzte - der milde Nikolaus, der versuchte meine Sünden mit der musischen Begabung aufzurechen. Aber da hatte er die Rechnung ohne den Direx und unseren Englisch-Lehrer gemacht, die stets ein ganzes Jahr zu warten schienen, in den Teufels-Masken, schwarzen Strumpfhosen und Zottelpelzen straffrei auf mich einzuprügeln.
Mit dem erwachsen Werden passierte es, dass ich mich selbst zu einer Art Nikolaus entwickelte. In Übersee hatte das seine Vorteile - auch das C. Mein langer Nachname bereitete oft Schwierigkeiten. So dass ich immer häufiger sagte "call me Claus, like Santa!" Ich war nicht mehr der "longnameone", sondern eine Art Marke. Noch heute schreiben mich ehemalige Kollegen mit "Dear Santa" an.
Eine Bank hätte ich in einer Weihnachtsmann- oder Nikolaus-Verkleidung nie ausrauben können. Schon bei den Kindern und deren Freundeskreis flog ich auf.
Einmal habe ich mir echt Mühe gegeben. Es hatte geschneit, und im Garten lag eine ordentliche, unberührte Schneedecke. Damit alles schön echt aussah, sprang ich von der Gartenmauer, als käme ich direkt aus dem Himmel, und polterte gegen die Terrassen-Tür. Die Kinder waren starr vor Schrecken. Mit Ausnahme meines damals sechsjährigen Sohnes. Der winkte nur lässig ab:"Das ist ja der Pappi!"
Durch den schweren Umhang und die Glaswollen-Bärte und -Brauen wurde das ganze zur echten Tortur. Nie wieder wollte ich den Nikolaus geben.
Dienstag, 1. Dezember 2015
Das Bärchen ist los
Woody Allen, der heute 80 geworden ist, kennt sich aus, wenn er behauptet: "Es gibt nichts Komisches am Altern - außer für die anderen".
Wir sind ja noch jünger, und deshalb finden wir auch den Spruch, der Mae West zugeschrieben wird passend:"Altern ist nichts für Feiglinge."
Hätte ich doch bloß in jüngeren Jahren nicht all die Witze über das Altern erzählt. Ich hätte ahnen müssen, dass ich dafür bestraft werde. Wir nehmen nämlich bereits jede Phase mit, für die ich die passenden Spitzen-Jokes hatte:
Die präsenile Bettflucht haben wir als Langschläfer noch unter Kontrolle. Was uns zunehmend Sorgen macht, ist das kurzfristige Wiederholen von Geschichten, und das nachlassende Gedächtnis, dass wir sie bereits erzählt haben. Die "Zweitvergesslichste von allen" hat aber bereits ihr Langzeit-Gedächtnis geschärft. Wenn ich noch Namen suche, hat sie sie wie aus der Pistole geschossen parat, muss mich aber fragen, wie der "Tatort" vom vergangenen Sonntag geendet hat.
Die Weinerlichkeit erreicht uns täglich bei den Nachrichten. Wir können es einfach nicht fassen, was mit unserer Erde und den Menschen geschieht. Die Hoffnung, dass die Machtgeilen sich von den Geistern der Weihnachten bekehren lassen wie der Ebenezer Scrooge des Oscar Wilde, haben wir längst aufgegeben. Keine Ahnung, ob das daran liegt, dass Politiker immer jünger werden, und nur ein Bruchteil von dem gesehen haben, was mir zu erleben, vergönnt war.
Uns laufen die Tränen vor Trauer und Hilflosigkeit herunter, und manchmal schreien wir uns sogar vor lauter Verzweiflung mit längst ausgeleierten Argumenten an.
Da tut es gut, dass wir zur Kompensation bereits unsere Alters-Infantilität aktivieren können. Und da kann ich derzeit Woody Allen noch widersprechen. Wenn wir den Schalter umlegen, finden wir uns sehr komisch und lachen über uns ebenfalls - Tränen...
Neuestes Spaß-Objekt ist ein kleiner rotbrauner Bär, der plötzlich als Schlafgenosse auftaucht. Unsere angematschten Hirne sind also in den späten Abendstunden damit beschäftigt, mit welcher Pose dieser Bär den Partner im Bett überrascht. Mal macht er sich auf meinem Kissen breit, mal steckt er im Nachthemd meiner Frau. Mal ragen nur seine Füße unter der Bettdecke hervor oder er schlägt auf der Überdecke Purzelbäume.
Und er hat etwas geschafft: Meine besser Hälfte, die von ihrem Steinzeit-Handy nicht lassen kann und sich weigert, die Handhabung meines Smartphone zu verstehen, hat ihren Scharfsinn aktiviert, um dieses diskriminierende Foto von meinem Nachmittags-Schläfchen zu machen. - Den Bären hat sie mir natürlich "aufgebunden".
Immerhin ein Fortschritt
Wir sind ja noch jünger, und deshalb finden wir auch den Spruch, der Mae West zugeschrieben wird passend:"Altern ist nichts für Feiglinge."
Hätte ich doch bloß in jüngeren Jahren nicht all die Witze über das Altern erzählt. Ich hätte ahnen müssen, dass ich dafür bestraft werde. Wir nehmen nämlich bereits jede Phase mit, für die ich die passenden Spitzen-Jokes hatte:
Die präsenile Bettflucht haben wir als Langschläfer noch unter Kontrolle. Was uns zunehmend Sorgen macht, ist das kurzfristige Wiederholen von Geschichten, und das nachlassende Gedächtnis, dass wir sie bereits erzählt haben. Die "Zweitvergesslichste von allen" hat aber bereits ihr Langzeit-Gedächtnis geschärft. Wenn ich noch Namen suche, hat sie sie wie aus der Pistole geschossen parat, muss mich aber fragen, wie der "Tatort" vom vergangenen Sonntag geendet hat.
Die Weinerlichkeit erreicht uns täglich bei den Nachrichten. Wir können es einfach nicht fassen, was mit unserer Erde und den Menschen geschieht. Die Hoffnung, dass die Machtgeilen sich von den Geistern der Weihnachten bekehren lassen wie der Ebenezer Scrooge des Oscar Wilde, haben wir längst aufgegeben. Keine Ahnung, ob das daran liegt, dass Politiker immer jünger werden, und nur ein Bruchteil von dem gesehen haben, was mir zu erleben, vergönnt war.
Uns laufen die Tränen vor Trauer und Hilflosigkeit herunter, und manchmal schreien wir uns sogar vor lauter Verzweiflung mit längst ausgeleierten Argumenten an.
Da tut es gut, dass wir zur Kompensation bereits unsere Alters-Infantilität aktivieren können. Und da kann ich derzeit Woody Allen noch widersprechen. Wenn wir den Schalter umlegen, finden wir uns sehr komisch und lachen über uns ebenfalls - Tränen...
Neuestes Spaß-Objekt ist ein kleiner rotbrauner Bär, der plötzlich als Schlafgenosse auftaucht. Unsere angematschten Hirne sind also in den späten Abendstunden damit beschäftigt, mit welcher Pose dieser Bär den Partner im Bett überrascht. Mal macht er sich auf meinem Kissen breit, mal steckt er im Nachthemd meiner Frau. Mal ragen nur seine Füße unter der Bettdecke hervor oder er schlägt auf der Überdecke Purzelbäume.
Und er hat etwas geschafft: Meine besser Hälfte, die von ihrem Steinzeit-Handy nicht lassen kann und sich weigert, die Handhabung meines Smartphone zu verstehen, hat ihren Scharfsinn aktiviert, um dieses diskriminierende Foto von meinem Nachmittags-Schläfchen zu machen. - Den Bären hat sie mir natürlich "aufgebunden".
Immerhin ein Fortschritt
Sonntag, 29. November 2015
Donnerstag, 26. November 2015
Triple A
Manchmal kommt mir die Börse so vor wie das sprichwörtliche Ejakulat des Gehenkten, Je mehr Menschen es schlecht geht, desto mehr steigen die Kurse. Alle warnen vor einem Mega-Crash und einer neuerliche Finanzkrise wie vor acht Jahren. Für ein Maximum an Ablenkung ist ja durch die lodernden Feuer in Nahost, Arabien und Afrika gesorgt.
Mittendrin im Manipulations-Netz der Märkte hocken die Rating-Agenturen und vergeben ihre Einschätzung in Noten. Die Höchstnote für ein Daten-Konglomerat aus Staatsverschuldung, Brutto-Sozialprodukt, Aktien-Werten und Impulsen für die Weltweite Finanzpolitik ist AAA oder auch Triple A genannt.
Da die letztlich verbliebenen Triple A-Länder alle in Zentral-Europa liegen und gewissermaßen von Deutschland angeführt werden, darf es nicht wundern, dass alle Flüchtlinge und Asylanten genau hier hin wollen.
Verschwörungstheoretiker ziehen jetzt Zeitpunkt und Menge, sowie die jeweilige Gesetzgebung der Staaten mit ins Kalkül und sehen darin einen bewussten Akt der Destabilisierung. Mag sein, dass die EU manchen Macht-Manipulatoren zu mächtig geworden ist, aber wer wäre denn bereit, einigermaßen funktionierende Systeme in ihrer Harmonie derart zu stören?
Das geht tatsächlich ganz leicht, wie ich im engsten Familien-Kreis kürzlich erfahren musste, als meine Frau und ich die vierzig Jahre unserer Ehe mit den Kindern feierten. Meine Frau liest ja meine Posts nicht, weiß aber durch Zuflüsterung, dass ich sie dort die "Zweitbeste" nenne und mich gelegentlich liebevoll über sie lustig mache.
Das war nun Anlass für das Familien-Rating den Status unseres Oberhauptes neu definiert haben zu wollen. Wieso nur "Zweitbeste", wo doch die "Beste von allen" längst tot sei? Wieso sich der Status in all den Jahren kein bisschen verändert hätte?
Die Gegenwehr, wieso die Kinder die Blogs - wie vor Jahren versprochen - für ihre Mutter nicht ausgedruckt hätten, ließen sie nicht gelten, obwohl das ja die Harmlosigkeit dokumentiert hätte...
Für das Ausharren mit mir, die liebevollen Annehmlichkeiten und die Aufopferung für die Familie müsste sie doch längst die "aller, aller Allerbeste" genannt werden...
Das ist doch viel zu Sperrig zum Schreiben, entgegnete ich. Da könnte ich sie ja gleich "Triple A" nennen.
Ja, wieso eigentlich nicht?
Auszeichnung per Akklamation!
So wird Politik gemacht!
Die "Zweitbeste" ist ab sofort - der Abkürzungsmode folgend - "TA".
Mittendrin im Manipulations-Netz der Märkte hocken die Rating-Agenturen und vergeben ihre Einschätzung in Noten. Die Höchstnote für ein Daten-Konglomerat aus Staatsverschuldung, Brutto-Sozialprodukt, Aktien-Werten und Impulsen für die Weltweite Finanzpolitik ist AAA oder auch Triple A genannt.
Da die letztlich verbliebenen Triple A-Länder alle in Zentral-Europa liegen und gewissermaßen von Deutschland angeführt werden, darf es nicht wundern, dass alle Flüchtlinge und Asylanten genau hier hin wollen.
Verschwörungstheoretiker ziehen jetzt Zeitpunkt und Menge, sowie die jeweilige Gesetzgebung der Staaten mit ins Kalkül und sehen darin einen bewussten Akt der Destabilisierung. Mag sein, dass die EU manchen Macht-Manipulatoren zu mächtig geworden ist, aber wer wäre denn bereit, einigermaßen funktionierende Systeme in ihrer Harmonie derart zu stören?
Das geht tatsächlich ganz leicht, wie ich im engsten Familien-Kreis kürzlich erfahren musste, als meine Frau und ich die vierzig Jahre unserer Ehe mit den Kindern feierten. Meine Frau liest ja meine Posts nicht, weiß aber durch Zuflüsterung, dass ich sie dort die "Zweitbeste" nenne und mich gelegentlich liebevoll über sie lustig mache.
Das war nun Anlass für das Familien-Rating den Status unseres Oberhauptes neu definiert haben zu wollen. Wieso nur "Zweitbeste", wo doch die "Beste von allen" längst tot sei? Wieso sich der Status in all den Jahren kein bisschen verändert hätte?
Die Gegenwehr, wieso die Kinder die Blogs - wie vor Jahren versprochen - für ihre Mutter nicht ausgedruckt hätten, ließen sie nicht gelten, obwohl das ja die Harmlosigkeit dokumentiert hätte...
Für das Ausharren mit mir, die liebevollen Annehmlichkeiten und die Aufopferung für die Familie müsste sie doch längst die "aller, aller Allerbeste" genannt werden...
Das ist doch viel zu Sperrig zum Schreiben, entgegnete ich. Da könnte ich sie ja gleich "Triple A" nennen.
Ja, wieso eigentlich nicht?
Auszeichnung per Akklamation!
So wird Politik gemacht!
Die "Zweitbeste" ist ab sofort - der Abkürzungsmode folgend - "TA".
Montag, 23. November 2015
Wie die Alten sungen...
... so zwitschern auch die Jungen. Ob Johann Wolfgang von Goethe in seinem zeitkritischen Gedicht den Volksspruch aufgenommen oder dass seine Zeilen zur Redewendung wurden, sei dahin gestellt.
Er meinte es sicher nicht biedermeierlich verkitscht, sondern gesellschaftskritisch. Dass die Kids sich in jener Zeit des Wohlseins so verhielten, wie es ihnen die Eltern vorlebten, erschien dem dichtenden Politiker ein Zeichen für den gesellschaftlichen Stillstand vor der Revolution 1848.
Vielleicht müssen die übrig gebliebenen Geschichtsschreiber das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhundert ja auch als "Vormärz" für eine dramatische Entwicklung der Welt seit 2001 sehen. Allerdings ist den "Kindern" diesmal angepasstes Verhalten nicht vorzuwerfen, weil sie im Eiltempo der IT-Entwicklung immer "up to date" sein müssen. Heute hieße der goethische Spruch vermutlich:
Wie die Alten smsten, twittern nur die Dümmsten.
Die erste Anwender-Generation hinkt trotz ernsten Bemühens derart hinter der ihrer Kinder her, dass zum Altern auch zusätzlich noch das Gefühl der Ausgrenzung und der technologischen Überforderung kommt.
Gestern hat mein Sohn mit seinem engsten Freundeskreis seinen 34. Geburtstag bei uns mit einem Brunch gefeiert. Bis auf eine Psychologin waren sonst alle mehr oder weniger mit IT oder technologischer Zukunft beschäftigt. Einer ist sogar "Entwicklungshelfer" für E-Autos.
Als ich in einer Atempause der vielstimmigen Unterhaltung fragte, wie ich den Terror einer bestimmten Gruppen-App, die sich mitsamt dem Handy meiner bemächtigt hatte, wieder los würde, kam als Antwort, dass sie eh bald schon nicht mehr benützt werde.
Und weil sie nicht über mich lachen wollten, suchten sie auf ihren Smartphones unter Classic den Klingelton "Enten-Geschnatter". Geräuschemäßig verwandelte sich unser kleines Appartement flugs in einen vielstimmigen Enten-Teich.
Jetzt könnte ich daraus fahrlässig ableiten, dass die Menschen, die die "Zweitbeste" und ich beim Heranwachsen begleitet haben, ihr kindliches Gemüt pflegen. Aber da sie zuvor ernsthaft über die terroristische Bedrohung diskutiert haben, erscheint mir diese Unbekümmertheit eher wie ein Schutz-Mechanismus. Es kann ja auch kein Zufall sein, dass die Mittdreißigerinnen - ohne sich eigens abgesprochen zu haben - in den nächsten Monaten aus einer gesicherten Lebenssituation Kinder in die Welt setzen...
Ein kleiner Streit mit meiner ebenfalls schwangeren Tochter, öffnete mir dann zusätzlich die Augen:
Diese Generation scheint im Sinne von Sartre existenzialistischer zu sein, als es von uns intellektuell jemals verlangt wurde:
Carpe diem - im Jetzt und Hier!
Er meinte es sicher nicht biedermeierlich verkitscht, sondern gesellschaftskritisch. Dass die Kids sich in jener Zeit des Wohlseins so verhielten, wie es ihnen die Eltern vorlebten, erschien dem dichtenden Politiker ein Zeichen für den gesellschaftlichen Stillstand vor der Revolution 1848.
Vielleicht müssen die übrig gebliebenen Geschichtsschreiber das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhundert ja auch als "Vormärz" für eine dramatische Entwicklung der Welt seit 2001 sehen. Allerdings ist den "Kindern" diesmal angepasstes Verhalten nicht vorzuwerfen, weil sie im Eiltempo der IT-Entwicklung immer "up to date" sein müssen. Heute hieße der goethische Spruch vermutlich:
Wie die Alten smsten, twittern nur die Dümmsten.
Die erste Anwender-Generation hinkt trotz ernsten Bemühens derart hinter der ihrer Kinder her, dass zum Altern auch zusätzlich noch das Gefühl der Ausgrenzung und der technologischen Überforderung kommt.
Gestern hat mein Sohn mit seinem engsten Freundeskreis seinen 34. Geburtstag bei uns mit einem Brunch gefeiert. Bis auf eine Psychologin waren sonst alle mehr oder weniger mit IT oder technologischer Zukunft beschäftigt. Einer ist sogar "Entwicklungshelfer" für E-Autos.
Als ich in einer Atempause der vielstimmigen Unterhaltung fragte, wie ich den Terror einer bestimmten Gruppen-App, die sich mitsamt dem Handy meiner bemächtigt hatte, wieder los würde, kam als Antwort, dass sie eh bald schon nicht mehr benützt werde.
Und weil sie nicht über mich lachen wollten, suchten sie auf ihren Smartphones unter Classic den Klingelton "Enten-Geschnatter". Geräuschemäßig verwandelte sich unser kleines Appartement flugs in einen vielstimmigen Enten-Teich.
Jetzt könnte ich daraus fahrlässig ableiten, dass die Menschen, die die "Zweitbeste" und ich beim Heranwachsen begleitet haben, ihr kindliches Gemüt pflegen. Aber da sie zuvor ernsthaft über die terroristische Bedrohung diskutiert haben, erscheint mir diese Unbekümmertheit eher wie ein Schutz-Mechanismus. Es kann ja auch kein Zufall sein, dass die Mittdreißigerinnen - ohne sich eigens abgesprochen zu haben - in den nächsten Monaten aus einer gesicherten Lebenssituation Kinder in die Welt setzen...
Ein kleiner Streit mit meiner ebenfalls schwangeren Tochter, öffnete mir dann zusätzlich die Augen:
Diese Generation scheint im Sinne von Sartre existenzialistischer zu sein, als es von uns intellektuell jemals verlangt wurde:
Carpe diem - im Jetzt und Hier!
Freitag, 20. November 2015
Feigheit vor dem Feind?
Die Mächtigen tun sich leicht, die Angst ihrer Untertanen als Feigheit zu brandmarken. Selten in der Geschichte standen sie bei siegreichen Schlachten, die ihren Namen immer noch tragen, an vorderster Front. Die, die ihr Leben ließen, wurden nur in einen kurzlebigen Helden-Stand erhoben.
Es gab zu dem mit schlotternden Beinen entgegen zu gehenden Tod ja gar keine Alternative. Die Kriegs-Gesetzgebung nahm ihnen ja auch bei Verweigerung das Leben. Ein System, das der Westen nun mit seinen überwiegend aus Freiwilligen bestehenden Berufsarmeen hinter sich gelassen hat. Wer das Soldatentum als Beruf gewählt hat, darf Angst haben, aber möglichst nicht feige sein. Er muss nicht nur dem Tod ins Auge sehen (soweit das bei der modernen Bewaffnung überhaupt noch geht), sondern mit seinem Töten zurecht kommen.
Als unsere Großväter und Väter aus dem Krieg heim kamen, sah das Volk nur ihre äußeren Verletzungen.und überließ die Heilung ihrer Seelen als kollaterale Schäden den Opfern. Seit Vietnam und Afghanistan ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) eine im Volk bewusste Kriegsverletzung, die reichlich in Filmen thematisiert wird.
Jetzt überschwemmt uns aber eine mit mittelalterlichen Gedankengut angetriebene Terror-Welle. Wir sind auf diesen regellosen Krieg nicht eingestellt, der längst überwundene Barbareien wieder hervorholt.
Die japanischen Selbstmord-Flieger, teils noch im Teenager-Alter und nur wenige Manöver fliegen könnend, waren nicht alle Freiwillige - wie posthum behauptet wird. Der "prophetisch verehrte" Ayatollah Khomeini schickte im Krieg gegen den Irak Kinder vor die Front, die die Minen los traten.
Wer sagt uns denn, ob all die Träger von Sprengstoff-Westen freiwillig in den Terror gehen. Das behauptet doch nur deren Propaganda.Die haben ja gar nicht die Wahl zwischen Angst und Feigheit.
Seit es Schwerter gibt, funktioniert doch der Druck. Wenn neben dir einer geköpft wird, weil er nicht feige war, sondern nicht mitmachen wollte, überlegst du dir zweimal, ob du nicht doch besser mit läufst. Und wenn der Erhabene eines deiner Kinder auswählt, um einen Sprengstoff-Anschlag auf den Feind zu verüben, möchtest du dann nicht wenigstens den Rest der Familie retten?
Keiner weiß genau, welcher Prozentsatz des sogenannten IS wirklich aus überzeugten Fanatikern besteht, aber genau das macht ihn so gefährlich. Denken wir nur an unsere eigene Geschichte...
Jetzt steht unserer sieben Jahrzehnte vom Krieg verschonter, ehemaligen Kriegstreiber-Nation dieser regellose Krieg vor der Haustür, und die Live-Übertragungen des Häuserkampfes flimmern in unsere Wohnzimmer. Das angst Machen funktioniert immer noch, und wir dürfen auch Angst haben. Aber wie feige werden wir letztlich sein?
Wenn ich mir selbst diese Frage stelle, merke ich erst, was ich für ein Feigling bin.
Es gab zu dem mit schlotternden Beinen entgegen zu gehenden Tod ja gar keine Alternative. Die Kriegs-Gesetzgebung nahm ihnen ja auch bei Verweigerung das Leben. Ein System, das der Westen nun mit seinen überwiegend aus Freiwilligen bestehenden Berufsarmeen hinter sich gelassen hat. Wer das Soldatentum als Beruf gewählt hat, darf Angst haben, aber möglichst nicht feige sein. Er muss nicht nur dem Tod ins Auge sehen (soweit das bei der modernen Bewaffnung überhaupt noch geht), sondern mit seinem Töten zurecht kommen.
Als unsere Großväter und Väter aus dem Krieg heim kamen, sah das Volk nur ihre äußeren Verletzungen.und überließ die Heilung ihrer Seelen als kollaterale Schäden den Opfern. Seit Vietnam und Afghanistan ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) eine im Volk bewusste Kriegsverletzung, die reichlich in Filmen thematisiert wird.
Mitläufer oder Widerständler sind im Gegenlicht kaum zu unterscheiden |
Die japanischen Selbstmord-Flieger, teils noch im Teenager-Alter und nur wenige Manöver fliegen könnend, waren nicht alle Freiwillige - wie posthum behauptet wird. Der "prophetisch verehrte" Ayatollah Khomeini schickte im Krieg gegen den Irak Kinder vor die Front, die die Minen los traten.
Wer sagt uns denn, ob all die Träger von Sprengstoff-Westen freiwillig in den Terror gehen. Das behauptet doch nur deren Propaganda.Die haben ja gar nicht die Wahl zwischen Angst und Feigheit.
Seit es Schwerter gibt, funktioniert doch der Druck. Wenn neben dir einer geköpft wird, weil er nicht feige war, sondern nicht mitmachen wollte, überlegst du dir zweimal, ob du nicht doch besser mit läufst. Und wenn der Erhabene eines deiner Kinder auswählt, um einen Sprengstoff-Anschlag auf den Feind zu verüben, möchtest du dann nicht wenigstens den Rest der Familie retten?
Keiner weiß genau, welcher Prozentsatz des sogenannten IS wirklich aus überzeugten Fanatikern besteht, aber genau das macht ihn so gefährlich. Denken wir nur an unsere eigene Geschichte...
Jetzt steht unserer sieben Jahrzehnte vom Krieg verschonter, ehemaligen Kriegstreiber-Nation dieser regellose Krieg vor der Haustür, und die Live-Übertragungen des Häuserkampfes flimmern in unsere Wohnzimmer. Das angst Machen funktioniert immer noch, und wir dürfen auch Angst haben. Aber wie feige werden wir letztlich sein?
Wenn ich mir selbst diese Frage stelle, merke ich erst, was ich für ein Feigling bin.
Dienstag, 17. November 2015
Pharisäer-Philosophie
O Gott! Allah! O mani padme hum! Manitu! Und all die möglichen anderen Götter, die über diese Welt wachen!
Wenn ich als aufgeklärter, polyhistorisch denkender Agnostiker den höheren Mächten dafür danke, dass ich annähernd sieben Jahrzehnte gelebt habe wie die Made im Speck, ohne, von Schrecknissen oder verirrten Kugeln heim gesucht worden zu sein - ist das dann Blasphemie? Oder bin ich dann ein Pharisäer, weil ich dankbar dafür bin, dass ich nicht leiden muss, wie jene dort?
Gestern sprach ein junger Mann im Fernsehen, dem es gelungen war, sich aus den Fängen der extremistischen IS-Anwerber zu befreien. Ein Student an einer deutschen Hochschule, dem man mit religiösem Wahn nahezu das Gehirn im Schleudergang gewaschen hatte.
Das Perverse daran - die Mechanismen waren geklaut vom Erzfeind. Von der urjüdischen Glaubensgemeinschaft der Pharisäer, die sich einst für die alleinigen Vordenker der Religion hielten. Auf ebenso kuriosen Umwegen gelangte ein umgekehrtes Pharisäertum durch den Tadel des Messias auch in die christliche Überlieferung:"Herr ich danke dir, dass ich nicht bin wie die anderen "(Lk 18,41).
Also das Opfer wurde mit großer Zuneigung und Anerkennung in der Gruppe geködert, und dann immer mehr in deren Zwang hinein gezogen: "Du kannst doch hier nicht im Appartement wohnen, während unsere wahren Brüder in Zelten unter dem Bomben-Hagel schmachten. Wir müssen etwas tun, weil allein wir im Besitz der Wahrheit sind. Und wir werden belohnt werden, indem wir durch die Vernichtung der Ungläubigen in die höchste Stufe des Paradieses gelangen.
Die massenhaft willigen Jungfrauen dortselbst, die man ihm versprach, möchte ich gar nicht erst erwähnen, weil die Behandlung der Frauen auf Erden im Islam schon entlarvend genug ist. Ein Paradies, das mit Sex-Sklavinnen versorgt wird, die der sogenannte IS von den Kurden und Jesiden entführt hat?
Wenn der sogenannte IS also auf unserem Planeten der einzig legitime Sachwalter des rechten Glaubens ist, dann wird auch klar, weshalb er scheitern muss - mit seinem totalen Verzicht, auf Freude und Spaß.
Jeder Aktion steht eine Reaktion entgegen. Actio et reactio! Der extremistische Islam hat einen rechtsstaatlich sanften Riesen geweckt, der seine Werte ebenso so radikal verteidigen wird. Dabei wird einiges auf der Strecke bleiben. Vor allem die einzige Kraft, die als Ausnahme zur Existenz keine Gegenkraft benötigt:Die Liebe.
Wenn Liebe nicht auf Gegenliebe trifft, kann sie auch nicht erzwungen werden. Selbst wenn eine Seite mehr liebt, als die andere, birgt das die Gefahr, dass die Zuneigung in blinden Hass umschlägt. Yin und Yang im Gleichgewicht ist natürlich genauso eine Utopie wie die "Balance of Power". Einen kurzen Moment im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts hatte es so ausgesehen, als könne die Gleichung aufgehen.
Chance verpasst!
Wenn ich als aufgeklärter, polyhistorisch denkender Agnostiker den höheren Mächten dafür danke, dass ich annähernd sieben Jahrzehnte gelebt habe wie die Made im Speck, ohne, von Schrecknissen oder verirrten Kugeln heim gesucht worden zu sein - ist das dann Blasphemie? Oder bin ich dann ein Pharisäer, weil ich dankbar dafür bin, dass ich nicht leiden muss, wie jene dort?
Gestern sprach ein junger Mann im Fernsehen, dem es gelungen war, sich aus den Fängen der extremistischen IS-Anwerber zu befreien. Ein Student an einer deutschen Hochschule, dem man mit religiösem Wahn nahezu das Gehirn im Schleudergang gewaschen hatte.
Das Perverse daran - die Mechanismen waren geklaut vom Erzfeind. Von der urjüdischen Glaubensgemeinschaft der Pharisäer, die sich einst für die alleinigen Vordenker der Religion hielten. Auf ebenso kuriosen Umwegen gelangte ein umgekehrtes Pharisäertum durch den Tadel des Messias auch in die christliche Überlieferung:"Herr ich danke dir, dass ich nicht bin wie die anderen "(Lk 18,41).
Also das Opfer wurde mit großer Zuneigung und Anerkennung in der Gruppe geködert, und dann immer mehr in deren Zwang hinein gezogen: "Du kannst doch hier nicht im Appartement wohnen, während unsere wahren Brüder in Zelten unter dem Bomben-Hagel schmachten. Wir müssen etwas tun, weil allein wir im Besitz der Wahrheit sind. Und wir werden belohnt werden, indem wir durch die Vernichtung der Ungläubigen in die höchste Stufe des Paradieses gelangen.
Die massenhaft willigen Jungfrauen dortselbst, die man ihm versprach, möchte ich gar nicht erst erwähnen, weil die Behandlung der Frauen auf Erden im Islam schon entlarvend genug ist. Ein Paradies, das mit Sex-Sklavinnen versorgt wird, die der sogenannte IS von den Kurden und Jesiden entführt hat?
Wenn der sogenannte IS also auf unserem Planeten der einzig legitime Sachwalter des rechten Glaubens ist, dann wird auch klar, weshalb er scheitern muss - mit seinem totalen Verzicht, auf Freude und Spaß.
Jeder Aktion steht eine Reaktion entgegen. Actio et reactio! Der extremistische Islam hat einen rechtsstaatlich sanften Riesen geweckt, der seine Werte ebenso so radikal verteidigen wird. Dabei wird einiges auf der Strecke bleiben. Vor allem die einzige Kraft, die als Ausnahme zur Existenz keine Gegenkraft benötigt:Die Liebe.
Wenn Liebe nicht auf Gegenliebe trifft, kann sie auch nicht erzwungen werden. Selbst wenn eine Seite mehr liebt, als die andere, birgt das die Gefahr, dass die Zuneigung in blinden Hass umschlägt. Yin und Yang im Gleichgewicht ist natürlich genauso eine Utopie wie die "Balance of Power". Einen kurzen Moment im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts hatte es so ausgesehen, als könne die Gleichung aufgehen.
Chance verpasst!
Samstag, 14. November 2015
Sprachlos
Die Welt war nie gerecht.
Aber so wird sie es nicht werden!
Die Reichen haben gezecht.
Die Armen fliehen in Herden.
Die Fehler der Vergangenheit.
Sie holen uns jetzt bitter ein.
Niemand war zur Gewalt bereit.
Doch Frieden war nur Schein.
Wieso passiert jetzt alles zur gleichen Zeit?
Wer schürt die Feuer für den Brand der Welt?
Gäb's Gott hätt' er ja kaum noch Zeit.
Die guten in Villen, die Schlechten im Zelt?
Zu viele Fragen, und keine Antwort kommt.
Den Friedlichen schlagen doch auch Herzen.
Trotzdem werden sie nicht verschont.
Der Blutrausch sorgt für noch mehr Schmerzen.
Am Ende dieser Welt, wird es eine andere geben.
Ob sie besser ist, sei dahin gestellt.
Wieder werden nur wenige besser leben.
Gerechter wird sie nie unsere Welt.
All der Terror, diese blutigen Revolten
Auf Dauer haben sie nie was gebracht.
Egal welch heheren Zielen sie gegolten:
Die Schatten-Macht hat am End' gelacht.
Entschuldigt: Dieser Freitag, der 13. hindert mich am Schreiben. Ich hab es dennoch mal in Versen versucht.
Aber so wird sie es nicht werden!
Die Reichen haben gezecht.
Die Armen fliehen in Herden.
Die Fehler der Vergangenheit.
Sie holen uns jetzt bitter ein.
Niemand war zur Gewalt bereit.
Doch Frieden war nur Schein.
Wieso passiert jetzt alles zur gleichen Zeit?
Wer schürt die Feuer für den Brand der Welt?
Gäb's Gott hätt' er ja kaum noch Zeit.
Die guten in Villen, die Schlechten im Zelt?
Zu viele Fragen, und keine Antwort kommt.
Den Friedlichen schlagen doch auch Herzen.
Trotzdem werden sie nicht verschont.
Der Blutrausch sorgt für noch mehr Schmerzen.
Am Ende dieser Welt, wird es eine andere geben.
Ob sie besser ist, sei dahin gestellt.
Wieder werden nur wenige besser leben.
Gerechter wird sie nie unsere Welt.
All der Terror, diese blutigen Revolten
Auf Dauer haben sie nie was gebracht.
Egal welch heheren Zielen sie gegolten:
Die Schatten-Macht hat am End' gelacht.
Entschuldigt: Dieser Freitag, der 13. hindert mich am Schreiben. Ich hab es dennoch mal in Versen versucht.
Mittwoch, 11. November 2015
Sport-Kameradschaft kennt keine Korruption
Das Entlarvende am Rücktritt von DFB-Präsident Niersbach ist das Statement, es sei eine "politische Entscheidung" gewesen, und als Sportführer habe er sich nichts vorzuwerfen. Im Schlagschatten seiner überwiegenden Gemeinnützigkeit, hat sich im Sport nämlich tatsächlich ein Selbstverständnis entwickelt, das zwar noch aus alten ethischen Quellen gespeist wird, das aber wie das lobbyistische Vernetzen und Seilschaften Bilden der großen Politik funktioniert. Nur eben voller Unschuld.
Als Lothar Späth wegen der lächerlichen Yacht-Affäre sein Amt als Ministerpräsident Baden-Würtembergs verlor, war das ein kleiner Fauxpas im Verhältnis zu dem, was an Gefälligkeits-Gewährung im Sport schon Gang und Gäbe war.
Die Spitzen von Sport und Legislative konstruierten da schon Schutzdächer für gemeinsames Wirken, bei der die Exekutive wohlwollend Zuschauer war. Die sportliche Wiedervereinigung der beiden Deutschen Staaten wurde unter dem Deckmäntelchen der Sport-Kameradschaft in einer Eile vollzogen, dass nachher niemand mehr fragte, wo denn plötzlich alle Medaillen herkamen. Aufklärer wie die ehemalige DDR-Spitzenathletin Brigitte Berendonk hatten es bei dem dichten Schulterschluss eher schwer.
Im rasanten Tempo - angefacht durch das Privat-Fernsehen - gab es immer mehr Geld für Gold, so dass, um die Gemeinnützigkeit zu schützen, Verwaltungs-GmbHs für den geschäftlichen Ablauf der wichtigen Verbände gegründet werden mussten. Geschäftsanbahnungen wurden von diversen Stiftungs-Kuratorien übernommen, in denen erstaunlicher Weise immer sehr ähnliche Personenkreise saßen. Die Segler bei den Skifahrern, ein gescheiterter SPD-Spitzenmann bei den Radlern etc.
Ein Jahr bevor Späth zurücktreten musste, ließ sich die ganze Fußball-Schickeria in Italien von einem Privat-Jet gratis hin und her fliegen. Das Geschenk eines Versicherungsagenten, der immer wieder den Zuschlag für das Schnüren von Assekuranz-Paketen bei Sport-Großveranstaltungen bekam.
Geldwerte Gefälligkeiten haben also genauso eine Tradition im Sport wie in jüngster Zeit sogenannte "Schwarze Kassen" - nur wurden sie wegen seines hehernen Erscheinungsbildes nicht so unter die Lupe genommen wie in der Politik.
Auch das hatte seine Gründe. Es waren immer eher investigative Journalisten, die dem Sport als solchem fern waren. Sportjournalisten vor deren Nasen eigentlich alles passierte, waren in den sogenannten "Deutschen Häusern", in denen sich die Großsponsoren bei Events darstellen konnten, durch Verköstigung und reichlich beschenkt auf Geschmeidigkeit getrimmt worden. Als Teil des Systems, das ihnen half den Spesensatz als Zusatz-Einkommen zu verbuchen und obendrein zum engeren Kreis zu gehören, erscheinen sie nur im Nachhinein als willfährige Werkzeuge.
Aber das Schummeln wurde ja immer heftiger: Da gerät ein Landesverbands-Chef bei der Finanzierung seines präsidial bemessenen Eigenheims in Schwierigkeiten, schon gewährt ihm ein anderer Verein großzügig einen Berater-Vertrag, der wieder alles ins Lot bringt. So wurden die Gefälligkeiten aber immer weitreichender und umfangreicher.
Das Unrechtsbewusstsein wuchs aber offenbar nicht mit. Man stelle sich vor, dass einer für einen fragwürdigen Stimmenkauf über eine siebenstellige Summe sogar einen Vertrag unterschriftsreif aufsetzt. Der Uli braucht a bissel a Geld fürs Daddeln auf dem Finanzmarkt, schon bekommt er es vom CEO der Marke, die sein Verein in die Stadien trägt. Und wenn es der Märchen-Bildung dient, dann werden auch die absurdesten Verträge pekunär hinterfüttert.
Es waren bislang eigentlich immer grauhaarige Schattenmänner, die sich die Hände meist ungestraft schmutzig machen konnten. Jetzt hat es halt mal die Funktionäre erwischt, aber eben nur "politisch".
Sport-Kameradschaft kennt keine Korruption!
Als Lothar Späth wegen der lächerlichen Yacht-Affäre sein Amt als Ministerpräsident Baden-Würtembergs verlor, war das ein kleiner Fauxpas im Verhältnis zu dem, was an Gefälligkeits-Gewährung im Sport schon Gang und Gäbe war.
Die Spitzen von Sport und Legislative konstruierten da schon Schutzdächer für gemeinsames Wirken, bei der die Exekutive wohlwollend Zuschauer war. Die sportliche Wiedervereinigung der beiden Deutschen Staaten wurde unter dem Deckmäntelchen der Sport-Kameradschaft in einer Eile vollzogen, dass nachher niemand mehr fragte, wo denn plötzlich alle Medaillen herkamen. Aufklärer wie die ehemalige DDR-Spitzenathletin Brigitte Berendonk hatten es bei dem dichten Schulterschluss eher schwer.
Im rasanten Tempo - angefacht durch das Privat-Fernsehen - gab es immer mehr Geld für Gold, so dass, um die Gemeinnützigkeit zu schützen, Verwaltungs-GmbHs für den geschäftlichen Ablauf der wichtigen Verbände gegründet werden mussten. Geschäftsanbahnungen wurden von diversen Stiftungs-Kuratorien übernommen, in denen erstaunlicher Weise immer sehr ähnliche Personenkreise saßen. Die Segler bei den Skifahrern, ein gescheiterter SPD-Spitzenmann bei den Radlern etc.
Ein Jahr bevor Späth zurücktreten musste, ließ sich die ganze Fußball-Schickeria in Italien von einem Privat-Jet gratis hin und her fliegen. Das Geschenk eines Versicherungsagenten, der immer wieder den Zuschlag für das Schnüren von Assekuranz-Paketen bei Sport-Großveranstaltungen bekam.
Geldwerte Gefälligkeiten haben also genauso eine Tradition im Sport wie in jüngster Zeit sogenannte "Schwarze Kassen" - nur wurden sie wegen seines hehernen Erscheinungsbildes nicht so unter die Lupe genommen wie in der Politik.
Auch das hatte seine Gründe. Es waren immer eher investigative Journalisten, die dem Sport als solchem fern waren. Sportjournalisten vor deren Nasen eigentlich alles passierte, waren in den sogenannten "Deutschen Häusern", in denen sich die Großsponsoren bei Events darstellen konnten, durch Verköstigung und reichlich beschenkt auf Geschmeidigkeit getrimmt worden. Als Teil des Systems, das ihnen half den Spesensatz als Zusatz-Einkommen zu verbuchen und obendrein zum engeren Kreis zu gehören, erscheinen sie nur im Nachhinein als willfährige Werkzeuge.
Aber das Schummeln wurde ja immer heftiger: Da gerät ein Landesverbands-Chef bei der Finanzierung seines präsidial bemessenen Eigenheims in Schwierigkeiten, schon gewährt ihm ein anderer Verein großzügig einen Berater-Vertrag, der wieder alles ins Lot bringt. So wurden die Gefälligkeiten aber immer weitreichender und umfangreicher.
Das Unrechtsbewusstsein wuchs aber offenbar nicht mit. Man stelle sich vor, dass einer für einen fragwürdigen Stimmenkauf über eine siebenstellige Summe sogar einen Vertrag unterschriftsreif aufsetzt. Der Uli braucht a bissel a Geld fürs Daddeln auf dem Finanzmarkt, schon bekommt er es vom CEO der Marke, die sein Verein in die Stadien trägt. Und wenn es der Märchen-Bildung dient, dann werden auch die absurdesten Verträge pekunär hinterfüttert.
Es waren bislang eigentlich immer grauhaarige Schattenmänner, die sich die Hände meist ungestraft schmutzig machen konnten. Jetzt hat es halt mal die Funktionäre erwischt, aber eben nur "politisch".
Sport-Kameradschaft kennt keine Korruption!
Sonntag, 8. November 2015
Irrungen und Wirrungen
Mein Vater und meine Mutter waren bis zum letzten Atemzug geistig voll auf der Höhe und konnten sich niveauvoll zanken - mit uns Kindern. Was mich daran hinderte, dass ich rechtzeitig dafür Abbitte leisten konnte, mich stets erbarmungslos über ihre Schrullen lustig gemacht zu haben. Dafür erlebe ich zurecht selbiges nun mit meinen Kindern.
Vergangenes und gerade Erlebtes vermischt sich in diesem Alter beim Dösen im Unterbewusstsein. Das gilt vor allem, wenn ich mich morgens noch einmal hinlege. Der vergangene Freitag war so ein Tag voller Irrungen und Wirrungen, dass die "Zweitbeste" meinte, ich solle mal meinen Lesern davon erzählen:
Die Ereignisse begannen damit, dass ein kleiner Mann mit Eulenaugen hinter seiner Brille, den Kopf schief haltend vor der Tür stand.
"Mein Name ist Hermes."
"Ah - wie der Götterbote. Haha!"
"Na ja, von einer höheren Instanz schon - aber nicht so weit oben angesiedelt..."
"Worum geht es denn?"
"Es geht darum, dass sie ganz oben auf der Rückruf-Liste stehen. Ihr BMI ist absolut nicht mehr zeitgemäß und ihre Abgasemission übertrifft alle Toleranz-Werte. Ihr Kalorienverbrauch ist viel zu hoch. Selbst wenn man einräumt, dass Sie das Doppelte von einem Norm-Menschen wiegen. Da sich Umrüsten nicht mehr lohnt, werden Sie aufgefordert, sich bei der Sammelstelle zur Entsorgung einzufinden."
Schweißgebadet schrecke ich aus dem Halbschlaf hoch, und schaue, ob es vielleicht schon der 13. ist.
Gut, dass das nicht der Fall ist. Aber auch ein normaler Freitag bedeutet, dass sich Family&Friends mittags im Sekt-Zelt auf dem Viktualien-Markt treffen. Mit der Traum-Sequenz im Kopf beschließe ich, dort ausnahmsweise hin zu radeln. Wer weiß, wie oft ich die alle noch sehe?
Als ich an der Feldherrenhalle vorbei düse, schaue ich ein paar Sekunden zu lang auf die jungen, schwarz gekleideten Männer mit entschlossen vor gereckten Kinnpartien, die dort Wache stehen. Ich übersehe den hohen Absatz und krache unsanft mit dem Vorderrad auf die Straße. Vor der Oper ist schon kaum mehr Luft drin, aber ich schaffe es trotzdem viel zu früh noch bis zum Markt.
Die "Zweitbeste" hatte mich gewarnt: Dann setzten sich die beiden Cs zu dir, die sind auch immer zu früh.
Nicht, dass ich etwas gegen die beiden Schwäger hätte, aber sie hören nicht gut und verstehen noch schlechter. Der eine fragt mich über meine Krankheiten aus, der andere gibt mir aus seinem reichen Erfahrungsschatz Ratschläge, was mit dem platten Vorderreifen zu tun sei. Dann trudeln all die anderen ein, mit denen ich gerne mal wieder ein paar Worte gewechselt hätte. Aber das geht nicht, weil dieser November ja ein Mai ist. Trotz offener Zeltplanen ist es so voll und laut, dass ich nun auch nichts mehr verstehe.
Gut, dass sich die vernünftige Tante D. noch in dieses Bermuda-Dreieck des Unverständnisses quetscht. Nicht weil sie längst ein unsichtbares Hörgerät trägt, sondern weil sie die "Tante für alle Notfälle" ist. Während alle anderen in ihre Smartphones schauen, um den nächstgelegenen Radl-Tandler zu ermitteln, betet sie aus dem Kopf die Koordinaten für den Nächstgelegenen vor.
Ich trinke meinen Badischen Grauburgunder aus und mache mich das Rad schiebend auf den Weg.
Es sind noch nicht einmal fünf Minuten - wie Tante D. gesagt hat.
Die Pedal-Helden sind nicht nur schnelle Reparierer, sondern auch hervorragende Verkäufer. Sie identifizieren meine Reifen als den größten denkbaren Schrott. Zwanzig Minuten später radele ich auf den sogenannten "unkaputtbaren" City-Reifen wieder Richtung Milbertshofen. Zum Sekt-Zelt kehre ich nicht zurück. Schließlich hatte ich ja gesagt, ich komme nur auf eine Glas Wein vorbei...Ich grinse in mich hinein, und löse damit gleich die nächste Straf-Aktion aus.
Im Glashaus ist wieder einmal der Lift kaputt. Aber meine Muskeln sind ja noch warm und ich federe dermaßen geschmeidig die vier Stockwerke hoch, dass ich einen Moment daran denke, am nächsten Olympia-Turm-Lauf teil zu nehmen...
Hochmut kommt vor dem Fall.
Oben erwartet mich die Nachricht, dass meine Bankberaterinnen in den Ruhestand gehen und ich eine Neue bekomme. Als ich die Alten löschen und die Neue in mein Samrtphone eingeben will, habe ich komplett vergessen, wie das geht.
"Hermes, hol mich!"
Vergangenes und gerade Erlebtes vermischt sich in diesem Alter beim Dösen im Unterbewusstsein. Das gilt vor allem, wenn ich mich morgens noch einmal hinlege. Der vergangene Freitag war so ein Tag voller Irrungen und Wirrungen, dass die "Zweitbeste" meinte, ich solle mal meinen Lesern davon erzählen:
Die Ereignisse begannen damit, dass ein kleiner Mann mit Eulenaugen hinter seiner Brille, den Kopf schief haltend vor der Tür stand.
"Mein Name ist Hermes."
"Ah - wie der Götterbote. Haha!"
"Na ja, von einer höheren Instanz schon - aber nicht so weit oben angesiedelt..."
"Worum geht es denn?"
"Es geht darum, dass sie ganz oben auf der Rückruf-Liste stehen. Ihr BMI ist absolut nicht mehr zeitgemäß und ihre Abgasemission übertrifft alle Toleranz-Werte. Ihr Kalorienverbrauch ist viel zu hoch. Selbst wenn man einräumt, dass Sie das Doppelte von einem Norm-Menschen wiegen. Da sich Umrüsten nicht mehr lohnt, werden Sie aufgefordert, sich bei der Sammelstelle zur Entsorgung einzufinden."
Schweißgebadet schrecke ich aus dem Halbschlaf hoch, und schaue, ob es vielleicht schon der 13. ist.
Gut, dass das nicht der Fall ist. Aber auch ein normaler Freitag bedeutet, dass sich Family&Friends mittags im Sekt-Zelt auf dem Viktualien-Markt treffen. Mit der Traum-Sequenz im Kopf beschließe ich, dort ausnahmsweise hin zu radeln. Wer weiß, wie oft ich die alle noch sehe?
Als ich an der Feldherrenhalle vorbei düse, schaue ich ein paar Sekunden zu lang auf die jungen, schwarz gekleideten Männer mit entschlossen vor gereckten Kinnpartien, die dort Wache stehen. Ich übersehe den hohen Absatz und krache unsanft mit dem Vorderrad auf die Straße. Vor der Oper ist schon kaum mehr Luft drin, aber ich schaffe es trotzdem viel zu früh noch bis zum Markt.
Die "Zweitbeste" hatte mich gewarnt: Dann setzten sich die beiden Cs zu dir, die sind auch immer zu früh.
Nicht, dass ich etwas gegen die beiden Schwäger hätte, aber sie hören nicht gut und verstehen noch schlechter. Der eine fragt mich über meine Krankheiten aus, der andere gibt mir aus seinem reichen Erfahrungsschatz Ratschläge, was mit dem platten Vorderreifen zu tun sei. Dann trudeln all die anderen ein, mit denen ich gerne mal wieder ein paar Worte gewechselt hätte. Aber das geht nicht, weil dieser November ja ein Mai ist. Trotz offener Zeltplanen ist es so voll und laut, dass ich nun auch nichts mehr verstehe.
Gut, dass sich die vernünftige Tante D. noch in dieses Bermuda-Dreieck des Unverständnisses quetscht. Nicht weil sie längst ein unsichtbares Hörgerät trägt, sondern weil sie die "Tante für alle Notfälle" ist. Während alle anderen in ihre Smartphones schauen, um den nächstgelegenen Radl-Tandler zu ermitteln, betet sie aus dem Kopf die Koordinaten für den Nächstgelegenen vor.
Ich trinke meinen Badischen Grauburgunder aus und mache mich das Rad schiebend auf den Weg.
Es sind noch nicht einmal fünf Minuten - wie Tante D. gesagt hat.
Die Pedal-Helden sind nicht nur schnelle Reparierer, sondern auch hervorragende Verkäufer. Sie identifizieren meine Reifen als den größten denkbaren Schrott. Zwanzig Minuten später radele ich auf den sogenannten "unkaputtbaren" City-Reifen wieder Richtung Milbertshofen. Zum Sekt-Zelt kehre ich nicht zurück. Schließlich hatte ich ja gesagt, ich komme nur auf eine Glas Wein vorbei...Ich grinse in mich hinein, und löse damit gleich die nächste Straf-Aktion aus.
Im Glashaus ist wieder einmal der Lift kaputt. Aber meine Muskeln sind ja noch warm und ich federe dermaßen geschmeidig die vier Stockwerke hoch, dass ich einen Moment daran denke, am nächsten Olympia-Turm-Lauf teil zu nehmen...
Hochmut kommt vor dem Fall.
Oben erwartet mich die Nachricht, dass meine Bankberaterinnen in den Ruhestand gehen und ich eine Neue bekomme. Als ich die Alten löschen und die Neue in mein Samrtphone eingeben will, habe ich komplett vergessen, wie das geht.
"Hermes, hol mich!"
Mittwoch, 4. November 2015
City Speak
Ja, unsere Gesellschaft wird sich verändern. Und unsere Sprache auch. Wie sehr, erlebt beispielsweise, wer sich englische oder amerikanische Spielfilme im Original anschaut. Das Amerikanische ist ja nicht abgedriftet. Es hat sich nur grammatisch und umgangssprachlich abgeschliffen unter dem Einfluss der Vielen, die die Sprache erst haben erlernen müssen.
Es ist auch nicht unbedingt gesagt, dass Sprachen und künstlerische Qualitäten von Zugewanderten keine Bereicherung bedeuten:
Die Russin Natascha Tscherniak begründete als Nathalie Sarraute den Nouveau Roman, der der streng bewachten französischen Sprache völlig neue literarische Impulse gab.
Der vor dem armenischen Holocaust geflohene Schahnur Waghinak Asnavurjan, erscheint uns heute als 90jähriger Charles Aznavour immer noch als urfranzösischer Chansonnier.
Aus aktuellem Anlass möchte ich allen, die verstehen wollen, die Werke von Suheil Fadél empfehlen, der als Chemiker aus Syrien fliehen musste und als Rafik Schami einige der großartigsten Romane der Deutschen Literatur geschrieben hat.
Deutsch war ja nie eine Brücken-Sprache wie Englisch, Spanisch oder Französisch. Jetzt wird sie es werden - ob wir wollen oder nicht. Schon vor der Flüchtlingswelle haben sich die Menschen verschiedenster Nationalitäten in unserem Viertel miteinander nur mit ihrem rudimentären Deutsch unterhalten können. Das habe ich auf den zahlreichen Baustellen oder in den speziellen, nationalen Supermärkten erlebt. Seit wir wieder ein Standbein in München haben, hat sich die Zahl Deutscher, die beispielsweise im arabischen Supermarkt einkaufen der der nordafrikanischen Kunden angeglichen. Liebe geht durch den Magen, und wenn einer erst einmal herausgefunden hat, dass es hier das beste Lamm in ganz München gibt, und Süßigkeiten wie aus "Tausend und einer Nacht", wird er Stammkunde.
Damit ich nicht gänzlich auf der faulen Haut liege und mich regelmäßig bewege, schickt mich die "Zweitbeste" mit dem Rad zum Einkaufen auf den Elisabeth-Markt in Schwabing. Eine Einkaufsquelle, der wir seit beinahe 50 Jahre frönen, weil sich auf ihm verglichen mit dem Viktualienmarkt so gut wie nichts verändert. Ein unverfälschtes Stück München?
Nicht ganz. An der Westseite befindet sich die "Städtische Berufsschule für Fahrzeug- und Luftfahrt-Technik". Der Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund wäschst ständig, und wenn die in den Pausen und bei Unterrichtsschluss dann über den Markt strömen, habe ich zuerst immer Schwierigkeiten die Dialoge zu verstehen.Ich bin mir aber zunehmend im Klaren, dass ich hier der Generation Zukunft begegne.
Eigentlich mag ich Science Fiction nicht. Aber der Film "Bladerunner" ist dennoch ein Film dessen Perspektive mir immer wieder unter die Haut geht. Besonders der ungekürzte Director's Cut von Regisseur Ridley Scott.
Der Film nimmt vorweg, was die UN gerade für das Jahr 2050 vorausgesagt haben. Nämlich, dass zwei Drittel der Menschheit in Großstädten leben werden. In diesem cineastischen Chaos wird genial in einer Sprache gesprochen die sich "City Speak" nennt. Quasi eine sich selbst bildende Kunstsprache, die - anders als Esperanto - von der täglichen Veränderung lebt.
An die musste ich gestern beim Heimradeln denken.
München ist ja eine gute Radel-Stadt. Deshalb gibt es ganze Straßenzüge, auf denen Radfahrer Vorrechte haben. Was einem Engländer offenbar entgangen war, der in einem offenen MG durch sie hindurch preschte, als führe er in Brands Hatch.
Als er an der roten Ampel halten musste, beugte sich der ältere Radler, den er fast auf ein parkendes Auto gedrängt hatte, zu ihm hinunter:
"Woast scho! This is fei a typical Munich Radlstraßna. Nix speedy Gonzales!"
Der Brite starrte ihn an wie ein U-Boot auf Tauchgang. Deshalb fühlte ich mich als Kosmopolit genötigt einzugreifen. Gerade fiel mir noch ein, dass es verständlicher sei, das Wort Cycling zu verwenden.
"Cycling has priority in these Streets!"
"I'm not interested in Recycling", sagte der Tommy, und ließ die Reifen qualmen, weil es gerade grün wurde.
Es ist auch nicht unbedingt gesagt, dass Sprachen und künstlerische Qualitäten von Zugewanderten keine Bereicherung bedeuten:
Die Russin Natascha Tscherniak begründete als Nathalie Sarraute den Nouveau Roman, der der streng bewachten französischen Sprache völlig neue literarische Impulse gab.
Der vor dem armenischen Holocaust geflohene Schahnur Waghinak Asnavurjan, erscheint uns heute als 90jähriger Charles Aznavour immer noch als urfranzösischer Chansonnier.
Aus aktuellem Anlass möchte ich allen, die verstehen wollen, die Werke von Suheil Fadél empfehlen, der als Chemiker aus Syrien fliehen musste und als Rafik Schami einige der großartigsten Romane der Deutschen Literatur geschrieben hat.
Deutsch war ja nie eine Brücken-Sprache wie Englisch, Spanisch oder Französisch. Jetzt wird sie es werden - ob wir wollen oder nicht. Schon vor der Flüchtlingswelle haben sich die Menschen verschiedenster Nationalitäten in unserem Viertel miteinander nur mit ihrem rudimentären Deutsch unterhalten können. Das habe ich auf den zahlreichen Baustellen oder in den speziellen, nationalen Supermärkten erlebt. Seit wir wieder ein Standbein in München haben, hat sich die Zahl Deutscher, die beispielsweise im arabischen Supermarkt einkaufen der der nordafrikanischen Kunden angeglichen. Liebe geht durch den Magen, und wenn einer erst einmal herausgefunden hat, dass es hier das beste Lamm in ganz München gibt, und Süßigkeiten wie aus "Tausend und einer Nacht", wird er Stammkunde.
Damit ich nicht gänzlich auf der faulen Haut liege und mich regelmäßig bewege, schickt mich die "Zweitbeste" mit dem Rad zum Einkaufen auf den Elisabeth-Markt in Schwabing. Eine Einkaufsquelle, der wir seit beinahe 50 Jahre frönen, weil sich auf ihm verglichen mit dem Viktualienmarkt so gut wie nichts verändert. Ein unverfälschtes Stück München?
Nicht ganz. An der Westseite befindet sich die "Städtische Berufsschule für Fahrzeug- und Luftfahrt-Technik". Der Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund wäschst ständig, und wenn die in den Pausen und bei Unterrichtsschluss dann über den Markt strömen, habe ich zuerst immer Schwierigkeiten die Dialoge zu verstehen.Ich bin mir aber zunehmend im Klaren, dass ich hier der Generation Zukunft begegne.
Eigentlich mag ich Science Fiction nicht. Aber der Film "Bladerunner" ist dennoch ein Film dessen Perspektive mir immer wieder unter die Haut geht. Besonders der ungekürzte Director's Cut von Regisseur Ridley Scott.
Der Film nimmt vorweg, was die UN gerade für das Jahr 2050 vorausgesagt haben. Nämlich, dass zwei Drittel der Menschheit in Großstädten leben werden. In diesem cineastischen Chaos wird genial in einer Sprache gesprochen die sich "City Speak" nennt. Quasi eine sich selbst bildende Kunstsprache, die - anders als Esperanto - von der täglichen Veränderung lebt.
An die musste ich gestern beim Heimradeln denken.
München ist ja eine gute Radel-Stadt. Deshalb gibt es ganze Straßenzüge, auf denen Radfahrer Vorrechte haben. Was einem Engländer offenbar entgangen war, der in einem offenen MG durch sie hindurch preschte, als führe er in Brands Hatch.
Als er an der roten Ampel halten musste, beugte sich der ältere Radler, den er fast auf ein parkendes Auto gedrängt hatte, zu ihm hinunter:
"Woast scho! This is fei a typical Munich Radlstraßna. Nix speedy Gonzales!"
Der Brite starrte ihn an wie ein U-Boot auf Tauchgang. Deshalb fühlte ich mich als Kosmopolit genötigt einzugreifen. Gerade fiel mir noch ein, dass es verständlicher sei, das Wort Cycling zu verwenden.
"Cycling has priority in these Streets!"
"I'm not interested in Recycling", sagte der Tommy, und ließ die Reifen qualmen, weil es gerade grün wurde.
Sonntag, 1. November 2015
Eintrittskarten?
Mit zweierlei Maß zu messen, ist in diesen Tagen ja äußerst populär, um den hässlichen Begriff "populistisch" zu umgehen.
König Fußball, seine Co-Regenten und all die Paladine von Hoeneß, Beckenbauer bis hin zu Blatter und Platini scheinen in einem moral- und rechtsfreien Raum der Unantastbarkeit zu agieren. Was die Hooligans und sonstige grenzwertigen Horden, die bei PEGIDA mitlaufen, wenn sie nicht gerade im Stadion rassistisch grölen anscheinend vollkommen in Ordnung finden. Dabei wäre da ja wohl der Begriff Lügen-Fußball längst angebracht.
Aber das Kicken ist ja ein entscheidender Wirtschaftsfaktor geworden. Über eine Milliarde Steuern zahlen allein die beiden Bundesligen an den Fiskus. Da ist wohl ein wenig Gemeinwohl in Form von Polizei-Schutz und Verkehrslenkung gratis angesagt.
Wohl gemerkt, ich bin keiner, der meint, die Vereine sollten für den sicheren Spiel-Betrieb selbst aufkommen. Ich finde nur, dass gleiche Maßstäbe in allen volkswirtschaftlichen Bereichen angewendet werden sollten.
Ausländer zahlen in Deutschland Milliarden mehr an Steuern und Sozial-Abgaben als sie den Staat bei Unterstützungen in Anspruch nehmen. Um genau zu sein: Eine Studie der Europäischen Wirtschaftsforschung ZEW hat en Detail sogar errechnet, dass jeder Ausländer für ein Plus von 3000 Euro per anno sorgt,
Bei der gleichzeitig niedrigsten Arbeitslosen-Quote seit Jahrzehnten kann also die Angst vor Flüchtlingen oder Asylanten nur entstehen, wenn sie mit falschen Parolen geschürt wird.
Wir werden dem Andrang nicht mehr Herr? Allein an den 4.2 Millionen Stadion-Besuchern der 1. Bundesliga, werden alljährlich Karten- und Sicherheits-Kotrollen beim Einlass vorgenommen. Unsere Stadien gelten auch dank der Fan- Für- und Vorsorge als die Sichersten.
Gut, jetzt kommt eine ganz blöde Idee: Aber sollte es dann nicht möglich sein, all den Fliehenden beim betreten der EU eine personifizierte Eintrittskarte zu verkaufen, die an jeder Grenze gegen eine neue eingetauscht wird?
Das regelt noch nicht die Versorgung und Verteilung, das ist klar. Aber es könnte die Routen entlasten. Der Aufwand ist sicher geringer, als alle Rettungsmaßnahmen für die vom Untergang bedrohte europäische Idee. - Und den Untergang so zahlreich Fliehender im Mittelmeer. Denn mit der Eintrittskarte könnten sie dann auch reguläre Fähren nehmen.
Denn was wird, wenn die Seehofers und Orbans mit ihren Grenzkontrollen weitermachen?
Gestern kam es bei dem herrlichen Bergwetter an vielen bayrischen Grenzen zum Stau. Am Wochenende? Weil die vielen Asylanten und Flüchtlinge genau bis zum Wochenende warten, um über die Grenze zu kommen?
Nein der "bedrohte Bürger" sollte die Maßnahmen spüren, und ein linker Lügenbeutel, wer Böses dabei denkt.
Ich war auf dem Rad kreuz und quer in der angeblich aus allen Nähten platzenden Landeshauptstadt unterwegs. Überall in allen Volksgruppen, so weit ich das sehen konnte, gab es keinerlei Bedrohungen oder Einengungen.
Fußballfans waren allerdings nicht unterwegs. Die Bayern hatten sich ja auswärts von ihrer Siegesserie verabschieden müssen. - Was übrigens im staatstragenden Rundfunk-Sender in einem Atemzug, mit dem Flugzeug-Absturz über dem Sinai vermeldet wurde...
König Fußball, seine Co-Regenten und all die Paladine von Hoeneß, Beckenbauer bis hin zu Blatter und Platini scheinen in einem moral- und rechtsfreien Raum der Unantastbarkeit zu agieren. Was die Hooligans und sonstige grenzwertigen Horden, die bei PEGIDA mitlaufen, wenn sie nicht gerade im Stadion rassistisch grölen anscheinend vollkommen in Ordnung finden. Dabei wäre da ja wohl der Begriff Lügen-Fußball längst angebracht.
Aber das Kicken ist ja ein entscheidender Wirtschaftsfaktor geworden. Über eine Milliarde Steuern zahlen allein die beiden Bundesligen an den Fiskus. Da ist wohl ein wenig Gemeinwohl in Form von Polizei-Schutz und Verkehrslenkung gratis angesagt.
Wohl gemerkt, ich bin keiner, der meint, die Vereine sollten für den sicheren Spiel-Betrieb selbst aufkommen. Ich finde nur, dass gleiche Maßstäbe in allen volkswirtschaftlichen Bereichen angewendet werden sollten.
Ausländer zahlen in Deutschland Milliarden mehr an Steuern und Sozial-Abgaben als sie den Staat bei Unterstützungen in Anspruch nehmen. Um genau zu sein: Eine Studie der Europäischen Wirtschaftsforschung ZEW hat en Detail sogar errechnet, dass jeder Ausländer für ein Plus von 3000 Euro per anno sorgt,
Bei der gleichzeitig niedrigsten Arbeitslosen-Quote seit Jahrzehnten kann also die Angst vor Flüchtlingen oder Asylanten nur entstehen, wenn sie mit falschen Parolen geschürt wird.
Wir werden dem Andrang nicht mehr Herr? Allein an den 4.2 Millionen Stadion-Besuchern der 1. Bundesliga, werden alljährlich Karten- und Sicherheits-Kotrollen beim Einlass vorgenommen. Unsere Stadien gelten auch dank der Fan- Für- und Vorsorge als die Sichersten.
Gut, jetzt kommt eine ganz blöde Idee: Aber sollte es dann nicht möglich sein, all den Fliehenden beim betreten der EU eine personifizierte Eintrittskarte zu verkaufen, die an jeder Grenze gegen eine neue eingetauscht wird?
Das regelt noch nicht die Versorgung und Verteilung, das ist klar. Aber es könnte die Routen entlasten. Der Aufwand ist sicher geringer, als alle Rettungsmaßnahmen für die vom Untergang bedrohte europäische Idee. - Und den Untergang so zahlreich Fliehender im Mittelmeer. Denn mit der Eintrittskarte könnten sie dann auch reguläre Fähren nehmen.
Denn was wird, wenn die Seehofers und Orbans mit ihren Grenzkontrollen weitermachen?
Gestern kam es bei dem herrlichen Bergwetter an vielen bayrischen Grenzen zum Stau. Am Wochenende? Weil die vielen Asylanten und Flüchtlinge genau bis zum Wochenende warten, um über die Grenze zu kommen?
Nein der "bedrohte Bürger" sollte die Maßnahmen spüren, und ein linker Lügenbeutel, wer Böses dabei denkt.
Ich war auf dem Rad kreuz und quer in der angeblich aus allen Nähten platzenden Landeshauptstadt unterwegs. Überall in allen Volksgruppen, so weit ich das sehen konnte, gab es keinerlei Bedrohungen oder Einengungen.
Fußballfans waren allerdings nicht unterwegs. Die Bayern hatten sich ja auswärts von ihrer Siegesserie verabschieden müssen. - Was übrigens im staatstragenden Rundfunk-Sender in einem Atemzug, mit dem Flugzeug-Absturz über dem Sinai vermeldet wurde...
Freitag, 30. Oktober 2015
Dorf-Funk
Eigentlich unterscheidet sich die Kreuzung unter dem Glashaus zu unserem Platz vor der Burg in den Öl-Hügeln Liguriens nur durch die Lautstärke des Verkehrs. Die leisen Töne, das Flüstern hinter vorgehaltener Hand, sind hier jedoch nicht weniger intensiv; - quasi dennoch unüberhörbar...
Wenn ich Nachrichten aus dem Viertel will, die nicht im regionalen Werbeblatt oder den großen Tageszeitungen stehen, brauche ich nur zu meiner kroatischen Friseur-Meisterin zu gehen,
News mit ethnischem Hintergrund bekomme ich bei unserer Multikulti-Pizzeria, in der nicht ein Angestellter Italiener ist, obwohl alle Fladen im Angebot einen italienische Namen haben - wie der Betrieb selbst.
Über die Mitmenschen in der Nachbarschaft, die bayrische Wurzeln haben, erhält der Neugierige am besten bescheid, wenn er sich an die Brotzeit-Tische unseres preisgekrönten Metzgers stellt.
Ja, und ob der Arabische Frühling nun doch bald in Herbst oder gleich Winter übergeht, erfahre ich aus erster Hand vom Leiter unseres Aladin-Supermarktes, der gerade vom Heimaturlaub aus dem Land der jüngsten Friedens-Nobelpreis-Träger zurück ist.
Ob das "Quartet de Dialogue National" denn Stabilität in das Mutterland des Arabischen Frühling brächte? Wie seine Mitarbeiter ist er in erster Linie Moslem und erst in zweiter Hinsicht stolzer Tunesier. Aber ein wenig Hoffnung scheint doch zu keimen - auch wenn er nur mit einem Achsel-Zucken antwortet:
"Für die kleinen Leute ändert sich nichts, und die großen werden doch sowieso immer laufen gelassen."
Bezeichnend ist, sie bleiben alle in Deutschland, wo sie sich doch eigentlich so fürchten müssten.
Eine Perspektive, die der Syrer, der im Hochparterre des Nachbarhauses mit seiner Mutter lebte, offenbar nicht mehr hatte.
Vor unserer Ankunft - so der Dorf-Funk - sei er einfach von einer Minute auf die andere durchgedreht. Habe alle Möbel zerstört und das Appartement in Brand gesetzt. Verzweiflung oder der ganz normale Wahnsinn? - Unser kroatischer Hausmeister konnte das nicht mehr ergründen. Die Spuren aber sind immer noch nicht beseitigt.
Aber niemand muss glauben, dass nur die Schicksale der schon lang hier lebenden Ausländer tangiert werden.
Unsere zarte, liebenswürdige und emsige Apothekerin wurde Opfer eines Profi-Einbruchs. Obwohl exponiert an der Ecke gelegen, konnten die Gangster neben einschlägigen Medikamenten auch den Safe der Apotheke samt fünfstelliger Bargeld-Summe erbeuten.
In der folgenden Nacht hatte sie bei beschädigter Tür und ausgeschaltetem Alarmsystem turnusmäßig Dienst. Hut ab!
Der ungefilterte Dorf-Funk könnte jetzt zum Eindruck führen, das Leben sei in unserem Viertel riskanter. Aber die Statistik sagt etwas anderes. Und was mir immer wieder auffällt, ist, dass sich hier offenbar die meisten wirklich heimisch fühlen.
Hoffentlich bleibt das so.
Wenn ich Nachrichten aus dem Viertel will, die nicht im regionalen Werbeblatt oder den großen Tageszeitungen stehen, brauche ich nur zu meiner kroatischen Friseur-Meisterin zu gehen,
News mit ethnischem Hintergrund bekomme ich bei unserer Multikulti-Pizzeria, in der nicht ein Angestellter Italiener ist, obwohl alle Fladen im Angebot einen italienische Namen haben - wie der Betrieb selbst.
Über die Mitmenschen in der Nachbarschaft, die bayrische Wurzeln haben, erhält der Neugierige am besten bescheid, wenn er sich an die Brotzeit-Tische unseres preisgekrönten Metzgers stellt.
Ja, und ob der Arabische Frühling nun doch bald in Herbst oder gleich Winter übergeht, erfahre ich aus erster Hand vom Leiter unseres Aladin-Supermarktes, der gerade vom Heimaturlaub aus dem Land der jüngsten Friedens-Nobelpreis-Träger zurück ist.
Ob das "Quartet de Dialogue National" denn Stabilität in das Mutterland des Arabischen Frühling brächte? Wie seine Mitarbeiter ist er in erster Linie Moslem und erst in zweiter Hinsicht stolzer Tunesier. Aber ein wenig Hoffnung scheint doch zu keimen - auch wenn er nur mit einem Achsel-Zucken antwortet:
"Für die kleinen Leute ändert sich nichts, und die großen werden doch sowieso immer laufen gelassen."
Bezeichnend ist, sie bleiben alle in Deutschland, wo sie sich doch eigentlich so fürchten müssten.
Eine Perspektive, die der Syrer, der im Hochparterre des Nachbarhauses mit seiner Mutter lebte, offenbar nicht mehr hatte.
Vor unserer Ankunft - so der Dorf-Funk - sei er einfach von einer Minute auf die andere durchgedreht. Habe alle Möbel zerstört und das Appartement in Brand gesetzt. Verzweiflung oder der ganz normale Wahnsinn? - Unser kroatischer Hausmeister konnte das nicht mehr ergründen. Die Spuren aber sind immer noch nicht beseitigt.
Aber niemand muss glauben, dass nur die Schicksale der schon lang hier lebenden Ausländer tangiert werden.
Unsere zarte, liebenswürdige und emsige Apothekerin wurde Opfer eines Profi-Einbruchs. Obwohl exponiert an der Ecke gelegen, konnten die Gangster neben einschlägigen Medikamenten auch den Safe der Apotheke samt fünfstelliger Bargeld-Summe erbeuten.
In der folgenden Nacht hatte sie bei beschädigter Tür und ausgeschaltetem Alarmsystem turnusmäßig Dienst. Hut ab!
Der ungefilterte Dorf-Funk könnte jetzt zum Eindruck führen, das Leben sei in unserem Viertel riskanter. Aber die Statistik sagt etwas anderes. Und was mir immer wieder auffällt, ist, dass sich hier offenbar die meisten wirklich heimisch fühlen.
Hoffentlich bleibt das so.
Mittwoch, 28. Oktober 2015
Das Brot des Bäckers
Als halbdokumentarische Spielfilme noch ein Novum waren, landete der junge Erwin Keusch mit seinem Debüt-Film "Das Brot des Bäckers" 1974 nicht nur einen Anfangserfolg. Bis heute erhält sein Film Höchstnoten - auch in internationalen Foren.
Im Hintergrund einer Liebesgeschichte entwickelte der Film vor 41 Jahren exemplarisch den Niedergang des Handwerkes angesichts einer zunehmend industrialisierten Lebensmittel-Produktion. Handwerks-Ethos kann vor der automatisierten Profitsucht nicht bestehen. So die seherische Botschaft. Erwin Keusch ist drei Jahre älter als ich, und ich bin mir fast sicher, dass der gebürtige Schweizer unter dem aktuell tatsächlichen Zustand des Bäcker-Handwerks genauso leidet wie ich.
In fünf Minuten Gehweite haben wir rund ums Glashaus die Wahl von nicht weniger als sieben Verkaufsstellen für angeblich ofenwarmes Brot: Drei Supermärkte haben so eine Art Back-Paternoster -wie auch unsere Tanke. Dazu kommen zwei "normale" Bäckereien, von denen man nicht weiß, ob sie nicht doch einer Kette angehören. Die direkt gegenüber vom Glashaus, war ja schon ein paar mal Thema.
Nach dem Umbau des Wohnhauses auf winzige Eigentums-Appartements (20 Quadratmeter für 600 Euro Miete) hat der frühere Pächter wohl gedacht, er könne so weiter machen wie zuvor und seine schlecht aufgebackenen tief gefrorenen Backlinge von irgendwo, weiter ungestraft unter die Leute bringen. Aber wer oder wessen Eltern auch immer sich solche Mieten leisten können, haben wohl andere Ansprüche. - So wie wir.
Allen Semmel-Verkaufsstellen mangelt es an Qualität. In Vielfalt duften die Backwaren zwar und sind in der Tüte noch warm und resch. Aber kaum bist du zuhause haben sie die Konsistenz von Styropor und so schmecken sie auch.
Als wir noch im Speck-Gürtel von München wohnten und persönliche Beziehungen zu unseren Bäckern hatten, mussten wir uns von einem nach dem anderen verabschieden. Die einen hatten sich in der Blühte ihres Handwerkes Immobilien geleistet und stiegen einfach aus, während weniger vorausschauende zur Industrialisierung wechselten.
Wir sind gerade mal drei Wochen hier, und weinen schon unserem "Angolo di Pane" in Imperia nach, dem es immer noch gelingt, mit einzigartiger Qualität gegen die Super-Brotmärkte die Stellung zu halten. Man muss vorbestellen und trotzdem vor dem kleinen Laden in der Schlange stehen, weil selbst die, die aus den Bergen herunter kommen, die Backwaren sogar im aufgebackenen Zustand schätzen...
Gerade las ich, dass es mittlerweile vor "Bäckereien" Beduftungsmaschinen gibt, die den Appetit der Käufer anregen sollen.
Da kann ich nur auf Till Eulenspiegel verweisen:"Ihr wollt mich mit dem Duft sättigen? Da zahle ich doch glatt mit dem Klang meiner Münzen, die ich gleich wieder einstecke."
Übrigens: wir haben jetzt ein Arrangement mit unserem Metzger von schräg gegenüber getroffen. Er hat wohl noch eine geheime Quelle...
Sorry! Aber ich muss auch hier noch einmal auf die Flüchtlinge und Asylanten zurück kommen. Angeblich klagt ja das gesamte Nahrungsmittel-Handwerk bei uns über Nachwuchsmangel. Wie wäre es denn, wenn ihr die jungen Leute, die vielleicht noch gerne früh aufstehen, weil sie happy sind, noch am Leben zu sein, ein Handwerk erlernen lasst, mit dem sie später in die Heimat zurück kehren könnten?
Hier eine kleine Geschichte aus meinem Erlebenis-Schatz:
Nach einer staubigen Gelände-Fahrt vom Senegal zum Gambia Fluss machten wir Halt an einer Fährstation. Aus dem gerammelt vollen Bistro duftete es verlockend. Der Gambianer hinterm Tresen, der wohl mitbekommen hatte, dass wir Deutsch miteinander sprachen, schenkte uns das breiteste Willkommens-Lächeln, das man sich nur vorstellen kann und sagte:
"Habt's meine Brez'n grocha? San grad fertig worn!"
Wie sich heraus stellte, hatte er in München Bäcker gelernt.
"Mogst an eiskaltes
Spaten dazua?"
"Scho!"
Die nächste Fähre haben wir natürlich verpasst.
Im Hintergrund einer Liebesgeschichte entwickelte der Film vor 41 Jahren exemplarisch den Niedergang des Handwerkes angesichts einer zunehmend industrialisierten Lebensmittel-Produktion. Handwerks-Ethos kann vor der automatisierten Profitsucht nicht bestehen. So die seherische Botschaft. Erwin Keusch ist drei Jahre älter als ich, und ich bin mir fast sicher, dass der gebürtige Schweizer unter dem aktuell tatsächlichen Zustand des Bäcker-Handwerks genauso leidet wie ich.
In fünf Minuten Gehweite haben wir rund ums Glashaus die Wahl von nicht weniger als sieben Verkaufsstellen für angeblich ofenwarmes Brot: Drei Supermärkte haben so eine Art Back-Paternoster -wie auch unsere Tanke. Dazu kommen zwei "normale" Bäckereien, von denen man nicht weiß, ob sie nicht doch einer Kette angehören. Die direkt gegenüber vom Glashaus, war ja schon ein paar mal Thema.
Nach dem Umbau des Wohnhauses auf winzige Eigentums-Appartements (20 Quadratmeter für 600 Euro Miete) hat der frühere Pächter wohl gedacht, er könne so weiter machen wie zuvor und seine schlecht aufgebackenen tief gefrorenen Backlinge von irgendwo, weiter ungestraft unter die Leute bringen. Aber wer oder wessen Eltern auch immer sich solche Mieten leisten können, haben wohl andere Ansprüche. - So wie wir.
Allen Semmel-Verkaufsstellen mangelt es an Qualität. In Vielfalt duften die Backwaren zwar und sind in der Tüte noch warm und resch. Aber kaum bist du zuhause haben sie die Konsistenz von Styropor und so schmecken sie auch.
Als wir noch im Speck-Gürtel von München wohnten und persönliche Beziehungen zu unseren Bäckern hatten, mussten wir uns von einem nach dem anderen verabschieden. Die einen hatten sich in der Blühte ihres Handwerkes Immobilien geleistet und stiegen einfach aus, während weniger vorausschauende zur Industrialisierung wechselten.
Wir sind gerade mal drei Wochen hier, und weinen schon unserem "Angolo di Pane" in Imperia nach, dem es immer noch gelingt, mit einzigartiger Qualität gegen die Super-Brotmärkte die Stellung zu halten. Man muss vorbestellen und trotzdem vor dem kleinen Laden in der Schlange stehen, weil selbst die, die aus den Bergen herunter kommen, die Backwaren sogar im aufgebackenen Zustand schätzen...
Gerade las ich, dass es mittlerweile vor "Bäckereien" Beduftungsmaschinen gibt, die den Appetit der Käufer anregen sollen.
Da kann ich nur auf Till Eulenspiegel verweisen:"Ihr wollt mich mit dem Duft sättigen? Da zahle ich doch glatt mit dem Klang meiner Münzen, die ich gleich wieder einstecke."
Übrigens: wir haben jetzt ein Arrangement mit unserem Metzger von schräg gegenüber getroffen. Er hat wohl noch eine geheime Quelle...
Sorry! Aber ich muss auch hier noch einmal auf die Flüchtlinge und Asylanten zurück kommen. Angeblich klagt ja das gesamte Nahrungsmittel-Handwerk bei uns über Nachwuchsmangel. Wie wäre es denn, wenn ihr die jungen Leute, die vielleicht noch gerne früh aufstehen, weil sie happy sind, noch am Leben zu sein, ein Handwerk erlernen lasst, mit dem sie später in die Heimat zurück kehren könnten?
Hier eine kleine Geschichte aus meinem Erlebenis-Schatz:
Nach einer staubigen Gelände-Fahrt vom Senegal zum Gambia Fluss machten wir Halt an einer Fährstation. Aus dem gerammelt vollen Bistro duftete es verlockend. Der Gambianer hinterm Tresen, der wohl mitbekommen hatte, dass wir Deutsch miteinander sprachen, schenkte uns das breiteste Willkommens-Lächeln, das man sich nur vorstellen kann und sagte:
"Habt's meine Brez'n grocha? San grad fertig worn!"
Wie sich heraus stellte, hatte er in München Bäcker gelernt.
"Mogst an eiskaltes
"Scho!"
Die nächste Fähre haben wir natürlich verpasst.
Wer die Krater auf La Reunion durchwandert, hat am besten reichlich Baguette dabei, Die Qualität ist auch in den Überseee-Departements vorgeschrieben... |
Samstag, 24. Oktober 2015
Wandel durch Annäherung?
Aus dem gestrigen Polit-Barometer erfuhr ich, dass mehr als die Hälfte der Deutschen durch die Flüchtlinge und Asylanten einen gesellschaftlichen Wandel erwarten. Das Ergebnis erscheint mir ein wenig diffus. Die Erwartungen sind ja (ohne Befürchtungen) logisch. Wenn aber mehr als 50 Prozent der Deutschen sich vor diesem Wandel durch die Fremden fürchteten, sollten die Alarmglocken schrillen.
Der gesellschaftliche Wandel ist ja nicht singulär an diesem Thema fest zu machen. Ist es nicht so, dass unsere Gesellschaft auch ohne "das Fremde" im permanenten Wandel begriffen ist? Kassandra-Schreie bewirkten da ja auch kaum etwas?
Nehmen wir allein die elektronische Revolution, die Tele-Kommunikation, das Internet und die damit einher gehenden Überwachungs- und Ausspäh-Möglichkeiten. Trotz aller Warnungen werden Smart-Phones exzessiv genutzt, wird in Facebook orgiastisch gepostet und getwittert, was das Zeug hält.Oder die Energie-Politik mit oder ohne Atom-Ausstieg
Was wirklich gefürchtet werden muss, ist, dass geschulte Agitatoren und Machtmenschen aus einer Minderheit heraus mit diesen Multiplikations-Mitteln allein Angst vor nur diesem möglichen Faktor des Wandels schüren.
Als Egon Bahr mitten im Kalten Krieg tantramäßig seinen "Wandel durch Annäherung" forderte, wurde er als verkappter Kommunist diskriminiert. Wie die Mauer dann doch fiel, heimste einer den Titel "Vereinigungs-Kanzler" ein, der aus der Opposition noch gegen den Wandel gewettert hatte.
Wir haben die Wiedervereinigung geschafft, obwohl alle unsere Nachbarn sich das Scheitern beim Meistern dieser Titanen-Aufgabe gewünscht hätten. Deshalb hat die Kanzlerin als Betroffene und hautnahe Zeitzeugin auch das gute Recht zu sagen "wir schaffen das!".
Wenn sich jetzt so viele junge Ostdeutsche unter die alten Stasi-Sturschädel mischen, weil sie irgendwie nicht in dieser Republik angekommen sind und andere dafür verantwortlich machen, dann ist dies ein Beleg dafür, dass manche Menschen es eben lieber haben, wenn Diktatoren ihnen das selbständige Denken abnehmen.
Mag ja sein, dass dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und der Kameradschaft in der untergegangenen DDR auch heute noch nachgetrauert wird. Aber eben nur, wenn der Kamerad und Nachbar nicht auch als IM gearbeitet hat...
Wer sagt denn, dass (außer den nicht zu verniedlichen Gefahren für die innere Sicherheit in Zeiten des Terrors) nicht auch der Einfluss anders empfindender und denkender Menschen unsere wandelbare Gesellschaft voran bringen könnte?
Voraussetzung für den Wandel, ist tatsächlich die Annäherung. Als ich noch aktiv in der Sport-Politik war, habe ich jedenfalls niemanden getroffen, der sich über die auf einmal ausgelöste Medaillen-Flut der 90er Jahre beschwert hätte.
Damals haben wir 16 Millionen neue Bundesbürger willkommen geheißen. Diese Willkommens-Kultur stünde uns Wiedervereinigten auch jetzt gut an. Vor allem sollten wir die anderen darüber nicht vergessen, die ebenfalls und schon lange Zeit vorher zum Aufstieg der Bundesrepublik beigetragen haben
Als die "Zweitbeste" gestern aus der Stadt kam, gab es hier in unserer unmittelbaren griechischen Nachbarschaft eine angemeldete Demonstration. Eigentlich war es ein Demonstratiönchen:
Zwei Kinder trugen je eine griechische und eine deutsche Fahne, hinter denen sich ein kanppes Dutzend Erwachsene aufgemacht hatten.
Da wir Deutsche ja so ein ordnungsliebendes Volk sind, hatte auch diese kleine Gruppen Polizei-Begleitung, beim Verkünden ihrer simplen Forderung.
"Lasst nicht an uns aus, was unsere Politiker verbockt haben!"
Der gesellschaftliche Wandel ist ja nicht singulär an diesem Thema fest zu machen. Ist es nicht so, dass unsere Gesellschaft auch ohne "das Fremde" im permanenten Wandel begriffen ist? Kassandra-Schreie bewirkten da ja auch kaum etwas?
Nehmen wir allein die elektronische Revolution, die Tele-Kommunikation, das Internet und die damit einher gehenden Überwachungs- und Ausspäh-Möglichkeiten. Trotz aller Warnungen werden Smart-Phones exzessiv genutzt, wird in Facebook orgiastisch gepostet und getwittert, was das Zeug hält.Oder die Energie-Politik mit oder ohne Atom-Ausstieg
Was wirklich gefürchtet werden muss, ist, dass geschulte Agitatoren und Machtmenschen aus einer Minderheit heraus mit diesen Multiplikations-Mitteln allein Angst vor nur diesem möglichen Faktor des Wandels schüren.
Als Egon Bahr mitten im Kalten Krieg tantramäßig seinen "Wandel durch Annäherung" forderte, wurde er als verkappter Kommunist diskriminiert. Wie die Mauer dann doch fiel, heimste einer den Titel "Vereinigungs-Kanzler" ein, der aus der Opposition noch gegen den Wandel gewettert hatte.
Wir haben die Wiedervereinigung geschafft, obwohl alle unsere Nachbarn sich das Scheitern beim Meistern dieser Titanen-Aufgabe gewünscht hätten. Deshalb hat die Kanzlerin als Betroffene und hautnahe Zeitzeugin auch das gute Recht zu sagen "wir schaffen das!".
Wenn sich jetzt so viele junge Ostdeutsche unter die alten Stasi-Sturschädel mischen, weil sie irgendwie nicht in dieser Republik angekommen sind und andere dafür verantwortlich machen, dann ist dies ein Beleg dafür, dass manche Menschen es eben lieber haben, wenn Diktatoren ihnen das selbständige Denken abnehmen.
Mag ja sein, dass dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und der Kameradschaft in der untergegangenen DDR auch heute noch nachgetrauert wird. Aber eben nur, wenn der Kamerad und Nachbar nicht auch als IM gearbeitet hat...
Wer sagt denn, dass (außer den nicht zu verniedlichen Gefahren für die innere Sicherheit in Zeiten des Terrors) nicht auch der Einfluss anders empfindender und denkender Menschen unsere wandelbare Gesellschaft voran bringen könnte?
Voraussetzung für den Wandel, ist tatsächlich die Annäherung. Als ich noch aktiv in der Sport-Politik war, habe ich jedenfalls niemanden getroffen, der sich über die auf einmal ausgelöste Medaillen-Flut der 90er Jahre beschwert hätte.
Damals haben wir 16 Millionen neue Bundesbürger willkommen geheißen. Diese Willkommens-Kultur stünde uns Wiedervereinigten auch jetzt gut an. Vor allem sollten wir die anderen darüber nicht vergessen, die ebenfalls und schon lange Zeit vorher zum Aufstieg der Bundesrepublik beigetragen haben
Als die "Zweitbeste" gestern aus der Stadt kam, gab es hier in unserer unmittelbaren griechischen Nachbarschaft eine angemeldete Demonstration. Eigentlich war es ein Demonstratiönchen:
Zwei Kinder trugen je eine griechische und eine deutsche Fahne, hinter denen sich ein kanppes Dutzend Erwachsene aufgemacht hatten.
Da wir Deutsche ja so ein ordnungsliebendes Volk sind, hatte auch diese kleine Gruppen Polizei-Begleitung, beim Verkünden ihrer simplen Forderung.
"Lasst nicht an uns aus, was unsere Politiker verbockt haben!"
Mittwoch, 21. Oktober 2015
Herzlos, hilflos, hoffnungslos, heillos!
Welchem Zweck dient mein Geschreibsel?
Es ist nicht so, dass ich dazu gezwungen wäre. Auch halte ich mich nicht für wichtig genug, um mir einzubilden, dass irgendeiner meiner Texte irgendetwas bewirken könnte. Aber vielleicht sind sie dann in ferner Zukunft mal ein Zeit-Dokument.
Wie wird es sein, wenn das Schicksal der Welt ein Weiterbestehen beschert? Wird dann wieder das rätselhafte Wegsehen einer Generation dokumentiert?
Wir, die wir alt genug sind, dass wir unsere Eltern und Großeltern noch fragen konnten, ob sie wirklich nicht mitbekommen haben, was in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit unserer Nation geschehen war, bekommen in jedem Fall mehr davon mit, was hier ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung abläuft.
Georg Heym, das poetische Genie, hat 1911 einen Vers geschrieben, der nicht nur das Heraufziehen des Krieges, sondern seherisch, das offenbar Unvermeidbare in unserem Volkscharakter Lauernde beschreibt:
Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
Aufgestanden unten aus Gewölben tief.
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,
Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.
Wenn ich mir vorstelle, dass in ein paar Wochen zwischen den täglichen Horror-Nachrichten und den Bildern von frierenden, hungernden Menschen wieder das Weihnachts-Gedudel der Konsumgüter-Industrie einsetzt, dreht es mir jetzt schon den Magen um.
Friede auf Erden?
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem Bösen Nachbarn nicht gefällt!...
...Heißt es in Schillers "Willhelm Tell". Aber wo kommen sie auf einmal her; all die bösen Nachbarn?
Angeblich haben die Demoskopen doch jede Stimmungsschwankung auf dem Schirm. Und dann dieses Tempo der Verrohung und wieder diese alte Gewalt der Biedermänner als Brandstifter...
Was passiert, wenn der herzlose Umgang mit Anderen plötzlich wieder Standard wird. Wenn dumpfe Blockwart-Typen einem Angst machen, weil sie sich in der Anonymität ihrer gewaltbereiten Gruppen trauen, beim geringsten Verdacht des Andersdenkens auf Mitmenschen einzuprügeln?
Nicht das Volk hat offenbar zu lange ncht hingeschaut, sondern die ehrlichen Politiker haben "Partei-Freunden" mit finsterer Machtgesinnung zu viel Raum gelassen.
Nun erscheinen die hilflos und heillos. Und der brave Bürger, der die Illusion hatte, die Welt sei auf dem richtigen Weg, ist wieder einmal hoffnungslos.
Es ist nicht so, dass ich dazu gezwungen wäre. Auch halte ich mich nicht für wichtig genug, um mir einzubilden, dass irgendeiner meiner Texte irgendetwas bewirken könnte. Aber vielleicht sind sie dann in ferner Zukunft mal ein Zeit-Dokument.
Wie wird es sein, wenn das Schicksal der Welt ein Weiterbestehen beschert? Wird dann wieder das rätselhafte Wegsehen einer Generation dokumentiert?
Wir, die wir alt genug sind, dass wir unsere Eltern und Großeltern noch fragen konnten, ob sie wirklich nicht mitbekommen haben, was in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit unserer Nation geschehen war, bekommen in jedem Fall mehr davon mit, was hier ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung abläuft.
Georg Heym, das poetische Genie, hat 1911 einen Vers geschrieben, der nicht nur das Heraufziehen des Krieges, sondern seherisch, das offenbar Unvermeidbare in unserem Volkscharakter Lauernde beschreibt:
Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
Aufgestanden unten aus Gewölben tief.
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,
Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.
Wenn ich mir vorstelle, dass in ein paar Wochen zwischen den täglichen Horror-Nachrichten und den Bildern von frierenden, hungernden Menschen wieder das Weihnachts-Gedudel der Konsumgüter-Industrie einsetzt, dreht es mir jetzt schon den Magen um.
Friede auf Erden?
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem Bösen Nachbarn nicht gefällt!...
...Heißt es in Schillers "Willhelm Tell". Aber wo kommen sie auf einmal her; all die bösen Nachbarn?
Angeblich haben die Demoskopen doch jede Stimmungsschwankung auf dem Schirm. Und dann dieses Tempo der Verrohung und wieder diese alte Gewalt der Biedermänner als Brandstifter...
Was passiert, wenn der herzlose Umgang mit Anderen plötzlich wieder Standard wird. Wenn dumpfe Blockwart-Typen einem Angst machen, weil sie sich in der Anonymität ihrer gewaltbereiten Gruppen trauen, beim geringsten Verdacht des Andersdenkens auf Mitmenschen einzuprügeln?
Nicht das Volk hat offenbar zu lange ncht hingeschaut, sondern die ehrlichen Politiker haben "Partei-Freunden" mit finsterer Machtgesinnung zu viel Raum gelassen.
Nun erscheinen die hilflos und heillos. Und der brave Bürger, der die Illusion hatte, die Welt sei auf dem richtigen Weg, ist wieder einmal hoffnungslos.
Sonntag, 18. Oktober 2015
Mal ehrlich!
Wie kann es sein, dass unser Musterländle in kurzer Zeit zum Schurkenstaat avanciert?
Antwort: Wir haben eine Kanzlerin, die seit Jahren eigentlich nichts falsch macht, auch wenn sie sich dabei gelegentlich um die eigene Achse drehen muss. Die männliche Polit-Struktur und die Wirtschaftsbosse legen für sie einen skandalösen Stolperstein nach dem anderen aus, doch sie wankt vielleicht ein wenig, aber sie fällt nicht. Was ein Wunder ist, bei dem, was in zunehmender Heftigkeit über sie herein bricht.
Ist das Zufall oder gewollt, dass ein europäisches Konzert aus Neid und Wut zunehmend versucht, die Kanzlerin aus dem Takt zu bringen?
Nein! Die große Koalition ist manchen Hardlinern viel zu liberal. Deshalb erhebt sich in deren Schlagschatten nun eine ultra rechte Gedanken-Allianz, die quasi tatenlos zuschaut, wie die Gewalt im Volk gegen das Volk von Woche zu Woche wächst. Das gezielte Chaos erinnert an das Ende der deutschen Demokratie vor dem zweiten Weltkrieg und baut darauf, dass die Jungen vor lauter Schlagworten die Mechanik im historischen Hintergrund nicht erkennen.
Wer mich für einen Verschwörungs-Theoretiker hält, sollte Heinrich August Winklers zweiten Band zur "Geschichte des Westens" lesen. Wenn da das, was über die Verfolgung der Juden zu lesen ist, auf die aktuelle Flüchtlings- und Asylanten-Thematik übertragen wird, kann sich jeder ausmalen, was auf uns zu kommen könnte, wenn wir uns nicht massiv gegen diese Absicht auflehnen
Und dann kommt der Chef der Polizei-Gewerkschaft, dessen Gewerken ja nicht selten unter rechtslastigem Verdacht (NSU-Prozess) stehen, auf die Idee, zwischen Deutschland und Österreich einen Grenzzaun zu errichten. Woher nehmen die Feinde Europas auf einmal diesen Mut, wenn sie nicht mächtige Rückendeckung haben? Wer hat Interesse daran, dass Europa wieder zerfällt, und wer profitiert vom heraufziehenden Chaos?
Es würde mich nicht wunden, wenn diese Irrsinns-Ideen dann noch eins drauf gesetzt bekommt. Noch ist der ehemalige Todesstreifen der untergegangenen DDR über weite Strecken als Grünanlage erhalten, die als Schneise durch dichte Wälder führt.
Einfach wieder links und rechts Zäune errichten, und schon hat Seehofer seine Transit-Zonen mit einem zusätzlichen, logistischen Kniff: Er kann dann alle, die daher kommen, gleich nach Skandinavien durchtreiben lassen...
Antwort: Wir haben eine Kanzlerin, die seit Jahren eigentlich nichts falsch macht, auch wenn sie sich dabei gelegentlich um die eigene Achse drehen muss. Die männliche Polit-Struktur und die Wirtschaftsbosse legen für sie einen skandalösen Stolperstein nach dem anderen aus, doch sie wankt vielleicht ein wenig, aber sie fällt nicht. Was ein Wunder ist, bei dem, was in zunehmender Heftigkeit über sie herein bricht.
Ist das Zufall oder gewollt, dass ein europäisches Konzert aus Neid und Wut zunehmend versucht, die Kanzlerin aus dem Takt zu bringen?
Nein! Die große Koalition ist manchen Hardlinern viel zu liberal. Deshalb erhebt sich in deren Schlagschatten nun eine ultra rechte Gedanken-Allianz, die quasi tatenlos zuschaut, wie die Gewalt im Volk gegen das Volk von Woche zu Woche wächst. Das gezielte Chaos erinnert an das Ende der deutschen Demokratie vor dem zweiten Weltkrieg und baut darauf, dass die Jungen vor lauter Schlagworten die Mechanik im historischen Hintergrund nicht erkennen.
Wer mich für einen Verschwörungs-Theoretiker hält, sollte Heinrich August Winklers zweiten Band zur "Geschichte des Westens" lesen. Wenn da das, was über die Verfolgung der Juden zu lesen ist, auf die aktuelle Flüchtlings- und Asylanten-Thematik übertragen wird, kann sich jeder ausmalen, was auf uns zu kommen könnte, wenn wir uns nicht massiv gegen diese Absicht auflehnen
Und dann kommt der Chef der Polizei-Gewerkschaft, dessen Gewerken ja nicht selten unter rechtslastigem Verdacht (NSU-Prozess) stehen, auf die Idee, zwischen Deutschland und Österreich einen Grenzzaun zu errichten. Woher nehmen die Feinde Europas auf einmal diesen Mut, wenn sie nicht mächtige Rückendeckung haben? Wer hat Interesse daran, dass Europa wieder zerfällt, und wer profitiert vom heraufziehenden Chaos?
Es würde mich nicht wunden, wenn diese Irrsinns-Ideen dann noch eins drauf gesetzt bekommt. Noch ist der ehemalige Todesstreifen der untergegangenen DDR über weite Strecken als Grünanlage erhalten, die als Schneise durch dichte Wälder führt.
Einfach wieder links und rechts Zäune errichten, und schon hat Seehofer seine Transit-Zonen mit einem zusätzlichen, logistischen Kniff: Er kann dann alle, die daher kommen, gleich nach Skandinavien durchtreiben lassen...
Freitag, 16. Oktober 2015
Drei Grazien
Der Dauerregen macht einem das wieder Eingewöhnen hier nicht leicht. Am Tag, als das "Asylpaket" im Eiltempo vom Bundestag verabschiedet wurde, passierte mir auf dem Weg zum Supermarkt folgendes:
Mitten auf dem Bürgersteig standen drei Mädchen - gruppiert wie die berühmten "Drei Grazien" von Peter Paul Rubens. Allerdings schlanker, jünger und wegen des Sau-Wetters - natürlich angezogen. Aber, dass sie einander herzlich zugetan waren, konnte ich an ihren Umarmungen und dem Gelächter schon aus einiger Distanz erkennen.
Die eine war schwarz und hatte einen unzähmbaren Locken-Kopf. Eine war trotz Kopftuch deutlich dem arabischen Mittelmeer-Raum zu zu ordnen und die Dritte sprach Münchnerisch. Obwohl ich nichts vom Grund ihrer Heiterkeit mitbekam, musste ich ja an ihnen vorbei. Sie waren so um die dreizehn, sehr stylisch und bestimmt nicht billig angezogen und hätten gut auf ein Werbe-Poster gepasst, denn sie waren obendrein bildschön.
"Euch geht's aber gut", sagte ich im Vorbeigehen.
Anstatt mich mit einem Zicken-Spruch zu bedienen - wie mir das schon des öfteren passiert ist - strahlten sie mich an und redeten alle auf einmal. Sie hatten wohl mit ihrer Schul-Projektgruppe gewonnen. Ich wollte ja auch nicht aufdringlich sein...
Auf dem Rückweg gab es das zweite Erlebnis:
Ein junger Mann im schwarzen Hoody mit hochgezogener Kapuze, Röhren-Jeans und weißen Sneakern, war in Richtung BMW unterwegs, als zwei Polizei-Beamte von hinten aufholten und ihn kontrollierten. Er hatte offenbar keine Papiere dabei - nur ein Schreiben, dass er den Polizisten zeigte.
In unsrem Multikulti-Viertel sind Straßen-Kontrollen mit Zivil-Fahrzeugen nicht selten. Meistens passiert das nachts. Diese Kontrolle wurde aber am hellichten Tag von zwei Uniformierten durchgeführt. Ihr Dienstfahrzeug parkte um die Ecke vor dem Glashaus.
Es dauerte eine Weile, bis die Beamten in ihrem Auto sitzend wohl alles überprüft hatten. Während dessen schlenderte der junge Mann unaufgeregt hin und her, bis er schließlich seiner Wege gehen durfte.
Mir ging anschließend im Kopf herum, ob beide Ereignisse in Zukunft zum Alltag in unserem Land gehören werden.
Unvoreingenommene Freundschaften zwischen jungen Menschen verschiedener Herkunft und immer häufigere Personen-Kontrollen auf offener Straße...
Da bin ich schon froh, dass ich aussehe wie der Weihnachtsmann. Wer kontrolliert schon einen Weihnachtsmann? - Oder?
Mitten auf dem Bürgersteig standen drei Mädchen - gruppiert wie die berühmten "Drei Grazien" von Peter Paul Rubens. Allerdings schlanker, jünger und wegen des Sau-Wetters - natürlich angezogen. Aber, dass sie einander herzlich zugetan waren, konnte ich an ihren Umarmungen und dem Gelächter schon aus einiger Distanz erkennen.
Die eine war schwarz und hatte einen unzähmbaren Locken-Kopf. Eine war trotz Kopftuch deutlich dem arabischen Mittelmeer-Raum zu zu ordnen und die Dritte sprach Münchnerisch. Obwohl ich nichts vom Grund ihrer Heiterkeit mitbekam, musste ich ja an ihnen vorbei. Sie waren so um die dreizehn, sehr stylisch und bestimmt nicht billig angezogen und hätten gut auf ein Werbe-Poster gepasst, denn sie waren obendrein bildschön.
"Euch geht's aber gut", sagte ich im Vorbeigehen.
Anstatt mich mit einem Zicken-Spruch zu bedienen - wie mir das schon des öfteren passiert ist - strahlten sie mich an und redeten alle auf einmal. Sie hatten wohl mit ihrer Schul-Projektgruppe gewonnen. Ich wollte ja auch nicht aufdringlich sein...
Auf dem Rückweg gab es das zweite Erlebnis:
Ein junger Mann im schwarzen Hoody mit hochgezogener Kapuze, Röhren-Jeans und weißen Sneakern, war in Richtung BMW unterwegs, als zwei Polizei-Beamte von hinten aufholten und ihn kontrollierten. Er hatte offenbar keine Papiere dabei - nur ein Schreiben, dass er den Polizisten zeigte.
In unsrem Multikulti-Viertel sind Straßen-Kontrollen mit Zivil-Fahrzeugen nicht selten. Meistens passiert das nachts. Diese Kontrolle wurde aber am hellichten Tag von zwei Uniformierten durchgeführt. Ihr Dienstfahrzeug parkte um die Ecke vor dem Glashaus.
Es dauerte eine Weile, bis die Beamten in ihrem Auto sitzend wohl alles überprüft hatten. Während dessen schlenderte der junge Mann unaufgeregt hin und her, bis er schließlich seiner Wege gehen durfte.
Mir ging anschließend im Kopf herum, ob beide Ereignisse in Zukunft zum Alltag in unserem Land gehören werden.
Unvoreingenommene Freundschaften zwischen jungen Menschen verschiedener Herkunft und immer häufigere Personen-Kontrollen auf offener Straße...
Da bin ich schon froh, dass ich aussehe wie der Weihnachtsmann. Wer kontrolliert schon einen Weihnachtsmann? - Oder?
Mittwoch, 14. Oktober 2015
Rechen-Beispiele
In der Begründung und Kommentierung zur Verleihung des Nobelpreises an Angus Deaton, den schottischen Ökonomen, sind mir zwei Sätze besonders aufgestoßen:
"Er habe geholfen, die Armut in den Entwicklungsländern zu verstehen"
"Auf kurze Sicht kann nur eine Stabilisierung der politisch instabilen Verhältnisse helfen"
Deatons "Analyse von Konsum, Artmut und Wohlfahrt" entwickelt eine wissenschaftlich Theorie, die sich vermutlich rechnete, wenn Politiker nicht an den instabilen Verhältnissen maßgeblich beteiligt wären. Die sogenannte Entwicklungshilfe der Reichen diente ja nach der Kolonialzeit, allein dazu, sich mit der Schaffung von Begehrlichkeiten neue Märkte zu erschließen. Dabei wurden Schulden gemacht, die zwangsweise dazu führten, dass die Entwicklungsländer nicht aufschließen konnten, sondern weiter abgehängt wurden.
TV und Smartphones fanden schnellere Verbreitung als landwirtschaftliche oder passende industrielle Konzepte. Jetzt ist das Gejammer groß, dass die Unterprivilegierten vom Konsum Ausgeschlossenen sich selbst auf den Weg machen. um von den Tischen der Reichen wenigstens ein paar Krumen zu kriegen.
Bezeichnender Weise sind es allenthalben wieder Parteien von der rechten Seite, die sich mit dem Teilen schwer tun. Dabei tragen sie nicht selten die Prägungen Christlich oder Freiheitlich in ihren Namen, ohne sich nach diesem Anspruch zu richten.
Mit "Notmaßnahmen" wird gedroht und von Transit-Zonen geschwafelt, die nichts anderes wären als Internierungslager, die gerade wir Deutschen doch eigentlich nicht mehr wollen dürfen.
Wenn ich das verschmitzte Grinsen unseres Landesvaters und Orban-Freundes bei dieser Thematik sehe, wird mir ganz anders. Und richtig schlecht fühle ich mich angesichts meiner Landsfrauen und -Männer, die ihm 13 Prozent mehr Sympathie zollen, seit er deren Ängste bedient.
Er, der Stromtrassen boykottiert, sucht jetzt nach geeignetem Gelände, um all die Asylanten und Flüchtlinge einzupferchen.
Lasst es tatsächlich über eine Million zusätzliche, fremde Menschen in Deutschland sein, dann bedeutet das doch immer noch, ein Betroffener träfe im wahrsten Sinne des Wortes auf 80 Einheimische. Es käme nur auf ein sinnvolles Verteilungs-Konzept an.
Die Armen dieser Welt können einfach nicht darauf warten, dass Angus Deans Formel in den Gehirnen der Politiker ankommt. Die hätten in 70 Nachkriegsjahren - nach dem eigenen Wiederaufbau - genug Zeit gehabt, um sich demütig daran zu erinnern, wie und wo einst geholfen wurde...
"Er habe geholfen, die Armut in den Entwicklungsländern zu verstehen"
"Auf kurze Sicht kann nur eine Stabilisierung der politisch instabilen Verhältnisse helfen"
Deatons "Analyse von Konsum, Artmut und Wohlfahrt" entwickelt eine wissenschaftlich Theorie, die sich vermutlich rechnete, wenn Politiker nicht an den instabilen Verhältnissen maßgeblich beteiligt wären. Die sogenannte Entwicklungshilfe der Reichen diente ja nach der Kolonialzeit, allein dazu, sich mit der Schaffung von Begehrlichkeiten neue Märkte zu erschließen. Dabei wurden Schulden gemacht, die zwangsweise dazu führten, dass die Entwicklungsländer nicht aufschließen konnten, sondern weiter abgehängt wurden.
TV und Smartphones fanden schnellere Verbreitung als landwirtschaftliche oder passende industrielle Konzepte. Jetzt ist das Gejammer groß, dass die Unterprivilegierten vom Konsum Ausgeschlossenen sich selbst auf den Weg machen. um von den Tischen der Reichen wenigstens ein paar Krumen zu kriegen.
Bezeichnender Weise sind es allenthalben wieder Parteien von der rechten Seite, die sich mit dem Teilen schwer tun. Dabei tragen sie nicht selten die Prägungen Christlich oder Freiheitlich in ihren Namen, ohne sich nach diesem Anspruch zu richten.
Mit "Notmaßnahmen" wird gedroht und von Transit-Zonen geschwafelt, die nichts anderes wären als Internierungslager, die gerade wir Deutschen doch eigentlich nicht mehr wollen dürfen.
Wenn ich das verschmitzte Grinsen unseres Landesvaters und Orban-Freundes bei dieser Thematik sehe, wird mir ganz anders. Und richtig schlecht fühle ich mich angesichts meiner Landsfrauen und -Männer, die ihm 13 Prozent mehr Sympathie zollen, seit er deren Ängste bedient.
Er, der Stromtrassen boykottiert, sucht jetzt nach geeignetem Gelände, um all die Asylanten und Flüchtlinge einzupferchen.
Lasst es tatsächlich über eine Million zusätzliche, fremde Menschen in Deutschland sein, dann bedeutet das doch immer noch, ein Betroffener träfe im wahrsten Sinne des Wortes auf 80 Einheimische. Es käme nur auf ein sinnvolles Verteilungs-Konzept an.
Die Armen dieser Welt können einfach nicht darauf warten, dass Angus Deans Formel in den Gehirnen der Politiker ankommt. Die hätten in 70 Nachkriegsjahren - nach dem eigenen Wiederaufbau - genug Zeit gehabt, um sich demütig daran zu erinnern, wie und wo einst geholfen wurde...
Sonntag, 12. April 2015
Weißwürst kennen keine Sommerzeit
Woran erkennen wir, dass es langsam Zeit ist, in Richtung Burg aufzubrechen? An den Sing- und Zugvögeln auf unserer Dachrinne gewiss nicht. Sie tirilieren trotz Sommerzeit seit Ende März ob es stürmt oder schneit so früh im Morgengrauen, dass sie den Verkehrslärm leicht überstimmen - und fast ein wenig nerven.
Außerdem ziehen wir ja in die Gegenrichtung nach Süden und hoffen noch auf die spektakulären Formationsflug-Wolken der Stare am Bodensee. Sehnsucht ist es auch nicht, denn im Alter ist ja jeder Ortswechsel ein kleiner Abschied ins Ungewisse.
Wie die Japaner orientieren wir uns deshalb am Kirschblüten-Hanami. Nur, dass wir dafür - wie unser treuester Leser Elmar es gerade getan hat - nicht ins Land der aufgehenden Sonne müssen, sondern mit dem Radel einfach in den Petuel-Park fahren. Jedes Jahr trifft sich dort ein Deutsch-Japanischer Freundeskreis unter den blühenden Kirschen und zelebriert derart stilecht, dass einem die Tränen kommen.
Wir waren auf dem Weg - ebenfalls traditionell - unseren Freundeskreis im Osterwald-Garten am Englischen Garten Abschieds halber zum Brunch zu bewirten.Wer kommt, der kommt - wenn er noch kann...Vergessen ist der lange, raue Winter. Alle sprudeln vor guter Laune, und es werden alte neue Witze gerissen, über die gleichermaßen herzlich gelacht wird.
Weil alle bescheiden sind, werden kaum üppige Mahlzeiten bestellt. Viele essen Weißwürst mit Brez'n und dazu ein Weißbier.
Irgendwie verzögerte die vielstimmige Ratscherei die Bestellung, so dass die Weißwürst just in dem Moment serviert wurden, in dem es von Sankt Ursula 12 Uhr schlug. Die Weißwürst dürfen das einer vielfach fehlinterpretierten Regel aber gar nicht hören.
Also sagte ich der kroatischen Bedienung, sie könne das große Haferl gleich wieder mitnehmen (war natürlich ein Scherz). Worauf der Chirurg ihr mitteilte, sie könne die Weißwürst ruhig stehen lassen, denn die hätten ja erwiesener Maßen keine Ohren. Und der Franz - mit 83 der Alterspräsident - der am längsten von uns ohne die Sommerzeit gelebt hat, meinte nur lapidar, die Regel stamme aus einer Zeit, als es die blöde Zeitumstellung noch gar nicht gegeben hätte. Es sei für die prallen Weißen also erst 11 Uhr und deshalb sei das durchaus pünktlich.
Die junge Kroatin murmelte mit freundlichem Grinsen etwas, was durchaus "oide Deppen" geheißen haben könnte...
Mittwoch, 8. April 2015
Männer-Mode
Es ist klar, dass ein Mann mit dem Spitznamen Obelix und einem Gewicht, das seit 30 Jahren um die 130-Kilo-Grenze stagniert, in Mode-Dingen kaum mitreden kann. Oder doch?
Wer konstant in dieser Größen-Liga mithält, hat durchaus auch seine Vorteile. Weil er eben nicht auf jeden Schick abfahren kann. Aber um nicht ein Leben lang mit nacktem Oberkörper und blau weiß gestreiften Hosen zum viel zu kleinen Helm herumlaufen zu müssen, habe ich bald erkannt, dass es in diesen Größen auf langlebige Qualität ankommt.
Die gibt es zwar nur sauteuer, aber in einer offenbar zeitlosen Klassik: Tweed und Cashmere sowie hochwertiger Cord halten ein Leben lang und sind unterm Strich eine bessere Anlage als alle Jahre auf einen neuen Trend anzuspringen.
Gerade neulich sprach mich eine in Mode-Dingen sehr geschätzte Nachbarin auf ein burgunderfarbenes Tweed-Jackett an, das ich achtlos zu schwarzen Jeans über ein schwarzes T-Shirt gezogen hatte. Sie lobte meinen Style und fiel aus allen Wolken, als ich gestand, dass das Teil aus den 1980ern stammte.
Da ich auch gerne Westen trage, wirke ich vermutlich wie irgendein Dozent aus dem Vereinigten Königreich,. Aber diese Masche kommt ganz gut an - selbst bei jungen Damen im Alter meiner Tochter. Nicht, dass ich das noch ausnützen wollte oder - könnte...
Mit diebischem Vergnügen schaue ich mir gerade an, wie Hipster und Yuppies sich in engste Sakkos und Anzüge zwängen. Wenn sie casual daher kommen wollen, muss sogar noch ein anders farbener Hoody drunter passen. Und dann diese jegliche Fruchtbarkeit abtötenden Röhren-Jeans dazu. Da sehnt man sich ja gefühlsmäßig nach dem den "Familienschmuck" schonenden Karotten-Schnitt der Disco-Ära zurück.
Und weil das an Einengung nicht reicht, muss diagonal über das Jackett auch noch eine Schultertasche getragen werden. Gut, dass die Buben heute alle voll am Körper rasiert sind. So ein Outfit muss doch bei Behaarten furchtbar scheuern...
Ja, und während ich dieses schreibe, wird mir klar, dass ich jetzt auch in diese sukzessive Mode-Falle geraten bin. Mein Provider hat mir zur Verlängerung meines Handy-Vertrages ein Tab gratis und eine Gutschrift angeboten. Das war einfach zu verlockend.
Doch wo stecke ich dieses Teil in Zukunft hin? In meine old fashioned Sakkos passt es jedenfalls nicht. Muss ich mir tatsächlich so eine Hipster-Tasche umhängen?
Hoffentlich ist der Riemen lang genug...
Wer konstant in dieser Größen-Liga mithält, hat durchaus auch seine Vorteile. Weil er eben nicht auf jeden Schick abfahren kann. Aber um nicht ein Leben lang mit nacktem Oberkörper und blau weiß gestreiften Hosen zum viel zu kleinen Helm herumlaufen zu müssen, habe ich bald erkannt, dass es in diesen Größen auf langlebige Qualität ankommt.
Die gibt es zwar nur sauteuer, aber in einer offenbar zeitlosen Klassik: Tweed und Cashmere sowie hochwertiger Cord halten ein Leben lang und sind unterm Strich eine bessere Anlage als alle Jahre auf einen neuen Trend anzuspringen.
Gerade neulich sprach mich eine in Mode-Dingen sehr geschätzte Nachbarin auf ein burgunderfarbenes Tweed-Jackett an, das ich achtlos zu schwarzen Jeans über ein schwarzes T-Shirt gezogen hatte. Sie lobte meinen Style und fiel aus allen Wolken, als ich gestand, dass das Teil aus den 1980ern stammte.
Da ich auch gerne Westen trage, wirke ich vermutlich wie irgendein Dozent aus dem Vereinigten Königreich,. Aber diese Masche kommt ganz gut an - selbst bei jungen Damen im Alter meiner Tochter. Nicht, dass ich das noch ausnützen wollte oder - könnte...
Mit diebischem Vergnügen schaue ich mir gerade an, wie Hipster und Yuppies sich in engste Sakkos und Anzüge zwängen. Wenn sie casual daher kommen wollen, muss sogar noch ein anders farbener Hoody drunter passen. Und dann diese jegliche Fruchtbarkeit abtötenden Röhren-Jeans dazu. Da sehnt man sich ja gefühlsmäßig nach dem den "Familienschmuck" schonenden Karotten-Schnitt der Disco-Ära zurück.
Und weil das an Einengung nicht reicht, muss diagonal über das Jackett auch noch eine Schultertasche getragen werden. Gut, dass die Buben heute alle voll am Körper rasiert sind. So ein Outfit muss doch bei Behaarten furchtbar scheuern...
Ja, und während ich dieses schreibe, wird mir klar, dass ich jetzt auch in diese sukzessive Mode-Falle geraten bin. Mein Provider hat mir zur Verlängerung meines Handy-Vertrages ein Tab gratis und eine Gutschrift angeboten. Das war einfach zu verlockend.
Doch wo stecke ich dieses Teil in Zukunft hin? In meine old fashioned Sakkos passt es jedenfalls nicht. Muss ich mir tatsächlich so eine Hipster-Tasche umhängen?
Hoffentlich ist der Riemen lang genug...
Samstag, 4. April 2015
Was zählt da noch die Zahl der Toten?
150 beim Selbstmord mit einer Germanwings-Maschine.. 500 bei Kämpfen im Jemen. 147 beim Anschlag auf eine Universität in Kenia. 75. Jahrestag zum Gedenken an 20 000 durch Stalin ermordete Polen bei Katyn. 1 Zehnjähriger durch Polizisten in Rio ermordet. Von den täglichen Opfern in Syrien und dem Irak ganz zu schweigen, aber die Berichterstattung braucht ja täglich neue Horrorzahlen, an die sich noch keiner gewöhnt hat. Vergessen sind sie binnen ein paar Tagen, weil in dieser Gegenwart der Horror eben eine Art Währung ist.
Da ist es für viele Gläubige tröstlich, dass in diesen Tagen eines Einzelnen gedacht wird, der vor bald 2000 Jahren bei Jerusalem ans Kreuz genagelt worden war, daran starb und dennoch der Legende nach am dritten Tag auferstanden ist von den Toten.
Basierend auf seinem Folter-Tod entstand die mächtigste Religion der Erde. Meine katholische Ehefrau sagt aber, dass das Christentum sich in diesen Tagen gegen den mordenden Islam nicht genügend wehre. Dass die durchs Christentum implantierte, friedfertige Nächstenliebe und Toleranz den Westen schwäche.
Dabei vergisst sie, dass die Geschichte des Westens mit seiner monotheistischen Ausrichtung durch Morden, Unterwerfen, Ausrotten und Versklaven geprägt ist. Dass Glaubenskriege vorgeschoben wurden, um Machterweiterung zu gewähren, und dass die christlichen Kirchen, in dem sie das Abbild des gekreuzigten "Menschensohns" (Rudolf Augstein) voran trugen, dabei die Reaktionsbeschleuniger waren.
Einzelne Tote werden nur wahrgenommen, wenn sie Märtyrer oder Prominente sind. Wer in der Masse stirbt, bleibt anonym oder nur im Gedächtnis der Seinen. Was zählt da dann noch die Zahl der Toten?
Konkrete Zahlen allein aber wecken die Aufmerksamkeit oder sprechen die Sensationslust an:
Marketing für die Wa(h)re Nachricht.
Als John Lennon einst sagte, die Beatles seien populärer als Jesus Christus, wurde er von der westlichen Presse regelrecht ans Kreuz genagelt. Dabei war es der später ermordete Musiker aus Liverpool, dem es tatsächlich gelang, eine Weltumspannende Botschaft zum Mitsingen bei seinem Bed-In mit Yoko Ono auf den Weg zu bringen:
"Give Peace A Cahnce!"
Frohe und gesegnete Ostern liebe Blog-Leserinnen und -Leser!
Da ist es für viele Gläubige tröstlich, dass in diesen Tagen eines Einzelnen gedacht wird, der vor bald 2000 Jahren bei Jerusalem ans Kreuz genagelt worden war, daran starb und dennoch der Legende nach am dritten Tag auferstanden ist von den Toten.
Basierend auf seinem Folter-Tod entstand die mächtigste Religion der Erde. Meine katholische Ehefrau sagt aber, dass das Christentum sich in diesen Tagen gegen den mordenden Islam nicht genügend wehre. Dass die durchs Christentum implantierte, friedfertige Nächstenliebe und Toleranz den Westen schwäche.
Dabei vergisst sie, dass die Geschichte des Westens mit seiner monotheistischen Ausrichtung durch Morden, Unterwerfen, Ausrotten und Versklaven geprägt ist. Dass Glaubenskriege vorgeschoben wurden, um Machterweiterung zu gewähren, und dass die christlichen Kirchen, in dem sie das Abbild des gekreuzigten "Menschensohns" (Rudolf Augstein) voran trugen, dabei die Reaktionsbeschleuniger waren.
Einzelne Tote werden nur wahrgenommen, wenn sie Märtyrer oder Prominente sind. Wer in der Masse stirbt, bleibt anonym oder nur im Gedächtnis der Seinen. Was zählt da dann noch die Zahl der Toten?
Konkrete Zahlen allein aber wecken die Aufmerksamkeit oder sprechen die Sensationslust an:
Marketing für die Wa(h)re Nachricht.
Als John Lennon einst sagte, die Beatles seien populärer als Jesus Christus, wurde er von der westlichen Presse regelrecht ans Kreuz genagelt. Dabei war es der später ermordete Musiker aus Liverpool, dem es tatsächlich gelang, eine Weltumspannende Botschaft zum Mitsingen bei seinem Bed-In mit Yoko Ono auf den Weg zu bringen:
"Give Peace A Cahnce!"
Frohe und gesegnete Ostern liebe Blog-Leserinnen und -Leser!
Mittwoch, 1. April 2015
Wo sind all die Handys hin? Wo sind sie geblieben?
Heute habe ich von meinem Provider wieder ein super Angebot bekommen, damit ich nur ja nicht kündige. Super Bonus, wenn ich verlängere. Und wenn ich mein altes Smartphone behalten will, kann ich ganz günstig auch noch ein Tablet haben.
Sie rufen mich auch an, um mir auf Probe ein App anzubieten, dass nach 30 Tagen allerdings - bei Gefallen - etwas kostet. Immer wieder sage ich denen, dass ich nicht mehr Geschäftskunde, sondern Rentner und viel zu blöd bin, all die Apps zu nutzen. Wenn die NSA genauso nachhaltig meine Daten erfasst, muss ich mich nicht sorgen, denn offenbar landet alles, was man von mir hat, auf dem Friedhof dusseliger Daten.
Wenn ich ehrlich bin, ist das etwas, was mich am alt Werden am meisten beleidigt: Dass man mich für ein Daten-Dummchen hält und übersieht, dass ich längst alles durchschaut habe. Sie haben mich nämlich auf dem Schirm, weil meine Signale sich nur zweimal jährlich zwischen Deutschland und Italien hin und her bewegen, und weil ich mein Handy länger im Gebrauch habe, als der Durchschnitt
Mit dem kann doch etwas nicht stimmen! Immun gegen gefühlte 1000 Spots täglich, und offenbar völlig ignorant gegenüber Ausspähungen jeglicher Art.
Und wieso hat ein abgehalfterter Schreiber nicht mindestens ein halbes Dutzend Mobiltelefone, um alle Welt auf falsche Bewegungsprofile zu locken; kein Prepaid, kein Wegwerf-Phone, nichts!
So etwas fällt auf. Vom Binge-Watching weiß ich aber nun, dass man, um dazu zu gehören, ständig Mobil-Telephone in Papierkörbe werfen muss und SIM-Karten am besten mit den Zähnen zerfetzt. Und seit es Software gibt, die auch ausgeschaltete Handys orten können, gibt es nur noch das totale auseinander Nehmen und die großflächige Verteilung aus dem Fenster fahrender Autos...
Tust du nichts von alledem, bist du höchst verdächtig. Ist das der Grund, wieso ein großer Teil der Zugriffe auf meine Blogs aus den USA stammt?
Vielleicht halten sie mich längst schon für einen Old-School-Agenten, der seine toten Briefkästen noch mit diversen ausrangierten Schreibmaschinen versorgt, um nicht entdeckt zu werden?
Oder ist das Zusammenspiel von Werbung und Krimi-Unterhaltung doch nur eine weitere Marketing-Maßnahme? Selbst wenn ich noch so aufmerksam über abgelegene Landstraßen radle und mich in Rinnsteinen umsehe, habe ich bislang nicht ein einziges weggeworfenes oder zerstückeltes Handy gefunden.
Wo sind dann all die Handys hin? Wo sind sie geblieben..?.
Sie rufen mich auch an, um mir auf Probe ein App anzubieten, dass nach 30 Tagen allerdings - bei Gefallen - etwas kostet. Immer wieder sage ich denen, dass ich nicht mehr Geschäftskunde, sondern Rentner und viel zu blöd bin, all die Apps zu nutzen. Wenn die NSA genauso nachhaltig meine Daten erfasst, muss ich mich nicht sorgen, denn offenbar landet alles, was man von mir hat, auf dem Friedhof dusseliger Daten.
Wenn ich ehrlich bin, ist das etwas, was mich am alt Werden am meisten beleidigt: Dass man mich für ein Daten-Dummchen hält und übersieht, dass ich längst alles durchschaut habe. Sie haben mich nämlich auf dem Schirm, weil meine Signale sich nur zweimal jährlich zwischen Deutschland und Italien hin und her bewegen, und weil ich mein Handy länger im Gebrauch habe, als der Durchschnitt
Mit dem kann doch etwas nicht stimmen! Immun gegen gefühlte 1000 Spots täglich, und offenbar völlig ignorant gegenüber Ausspähungen jeglicher Art.
Und wieso hat ein abgehalfterter Schreiber nicht mindestens ein halbes Dutzend Mobiltelefone, um alle Welt auf falsche Bewegungsprofile zu locken; kein Prepaid, kein Wegwerf-Phone, nichts!
So etwas fällt auf. Vom Binge-Watching weiß ich aber nun, dass man, um dazu zu gehören, ständig Mobil-Telephone in Papierkörbe werfen muss und SIM-Karten am besten mit den Zähnen zerfetzt. Und seit es Software gibt, die auch ausgeschaltete Handys orten können, gibt es nur noch das totale auseinander Nehmen und die großflächige Verteilung aus dem Fenster fahrender Autos...
Tust du nichts von alledem, bist du höchst verdächtig. Ist das der Grund, wieso ein großer Teil der Zugriffe auf meine Blogs aus den USA stammt?
Vielleicht halten sie mich längst schon für einen Old-School-Agenten, der seine toten Briefkästen noch mit diversen ausrangierten Schreibmaschinen versorgt, um nicht entdeckt zu werden?
Oder ist das Zusammenspiel von Werbung und Krimi-Unterhaltung doch nur eine weitere Marketing-Maßnahme? Selbst wenn ich noch so aufmerksam über abgelegene Landstraßen radle und mich in Rinnsteinen umsehe, habe ich bislang nicht ein einziges weggeworfenes oder zerstückeltes Handy gefunden.
Wo sind dann all die Handys hin? Wo sind sie geblieben..?.
Sonntag, 29. März 2015
Jetzt muss endlich geliefert werden!
Ich bin O.belix und ich bin online bestellsüchtig, denn ich liebes es, wenn mir diese Leute liefern.
Ansonsten klappt das im übrigen Leben ja nicht mehr so, sonst würde nicht so oft von wichtigen Leuten oder sonstigen Politikern öffentlich verlangt, endlich zu liefern:
Mehdorn zum Beispiel sollte beim BER liefern, Dobrindt bei der Maut Sinn und Hamburgs Bausenator bei der Elbphilharmonie ein verläßliches Datum für das erste Konzert. Geliefert ist bei solchen ehrgeizigen Projekten meist nur der Steuerzahler. Der steht dann "ein Stück weit" alternativlos im Regen und wartet auf etwas, das auch gern gefloskelt wird: den Paradigmenwechsel.
Ganze Staaten unterliegen jetzt auch dem Liefer-Druck: Die Griechen sollen ihre Sparpläne liefern. Der Putin soll Sicherheit für den Frieden liefern, statt dessen liefert er lieber schwere Waffen in die ukrainische Problemzone.
Wird endlich mal irgendwo tatsächlich in kleinen Schritten geliefert, dann wird das gleich begeistert als Quantensprung der Geschichte gefeiert, weil nur wenige der Mächtigen wirklich wissen, dass das Quäntchen die kleinste physikalische Maßeinheit ist, und der Sprung von einer zur anderen nur eine kleine Sache aber mit immerhin großer Wirkung sein könnte.
Beliebt sind auch solche gesprochenen Gedanken-Striche:
"Ich möchte fast meinen, dass...." für die, die der Meinungsfreiheit nicht so trauen. Oder
"Ich möchte fast sagen" für die, die ihren Wortmüll dann schwupps doch gleich rauslassen.
Was wirklich dringend der Lieferung bedarf, ist eine Instanz, die zwar den Wandel der Sprache zulässt, aber auch gleichzeitig die Wortmüll-Entsorgung liefert.
Ansonsten klappt das im übrigen Leben ja nicht mehr so, sonst würde nicht so oft von wichtigen Leuten oder sonstigen Politikern öffentlich verlangt, endlich zu liefern:
Mehdorn zum Beispiel sollte beim BER liefern, Dobrindt bei der Maut Sinn und Hamburgs Bausenator bei der Elbphilharmonie ein verläßliches Datum für das erste Konzert. Geliefert ist bei solchen ehrgeizigen Projekten meist nur der Steuerzahler. Der steht dann "ein Stück weit" alternativlos im Regen und wartet auf etwas, das auch gern gefloskelt wird: den Paradigmenwechsel.
Ganze Staaten unterliegen jetzt auch dem Liefer-Druck: Die Griechen sollen ihre Sparpläne liefern. Der Putin soll Sicherheit für den Frieden liefern, statt dessen liefert er lieber schwere Waffen in die ukrainische Problemzone.
Wird endlich mal irgendwo tatsächlich in kleinen Schritten geliefert, dann wird das gleich begeistert als Quantensprung der Geschichte gefeiert, weil nur wenige der Mächtigen wirklich wissen, dass das Quäntchen die kleinste physikalische Maßeinheit ist, und der Sprung von einer zur anderen nur eine kleine Sache aber mit immerhin großer Wirkung sein könnte.
Beliebt sind auch solche gesprochenen Gedanken-Striche:
"Ich möchte fast meinen, dass...." für die, die der Meinungsfreiheit nicht so trauen. Oder
"Ich möchte fast sagen" für die, die ihren Wortmüll dann schwupps doch gleich rauslassen.
Was wirklich dringend der Lieferung bedarf, ist eine Instanz, die zwar den Wandel der Sprache zulässt, aber auch gleichzeitig die Wortmüll-Entsorgung liefert.
Mittwoch, 25. März 2015
Von Hunden und Zwergen
Wenn ich morgens nicht mehr schlafen kann, sitze ich gerne im Glaserker und schaue mir das Treiben auf unserer Kreuzung an:
Zunächst beobachte ich alle Herrchen und Frauchen, die - bevor sie zu Arbeit müssen - mit ihren Hunden von einer Runde durch den Park zurück kommen. Von Gassi-Gehen ist ja nicht mehr die Rede, seit diszipliniert die Kotsäckchen verwendet werden. Jedenfalls habe ich seit langem keine Haufen mehr auf den Bürgersteigen der Umgebung gesehen.
Unser geteiltes Stadt- beziehungsweise Burg-Leben - hat uns bislang daran gehindert, einen Nachfolger für unseren durchgeknallten Airedale-Terrier überhaupt in Erwägung zu ziehen. Der hat uns mehr als dreizehn Jahre dennoch Freude gemacht. Hier in der Stadt hätte er allerdings keinen Tag überlebt.
Bei näherer Betrachtung scheint die Stadt jedoch kein Hinderungsgrund für ein glückliches Hunde-Leben zu sein. Keiner der von mir beobachteten Hunde macht irgendwie den Eindruck von Unfreiheit. Ganz im Gegenteil: Die meisten korrespondieren Herrchen beobachtend und schwanzwedelnd erwartungsfroh. Sie kennen ja meist nichts anderes.
Stadt-Hunde sind auf alle Fälle intelligenter und meist perfekt an ihre Umgebung angepasst. Mehr als die Hälfte kommt trotz Leinenzwang ohne aus. Der schlohweiße Römische Schäferhund unseres alten, vermeintlichen Mafia-Paten allerdings dreht die Rollenverteilung an der Leine um und vermittelt erhaben den Eindruck, als führe er sein Herrchen aus.
Ein Golden Retriever hält ohne Leine jedes Mal vor der roten Fußgänger-Ampel und sprintet bei Grün vor dem Herrchen über die Straße. Dabei heißt es doch, Hunde seien farbenblind...
Freund K. aus der Herzogstraße hatte eine große schwarze Promenaden-Mischung, die Zeit ihres Lebens keine Leine gesehen hatte. Sogar auf mein Boot in Italien sprang er kommentarlos auf Kommando. Er hieß Karamba und war ein perfekter Anbahner für Flirts, wenn wir mit ihm in Schwabinger Bars oder Cafes gingen. Allerdings mehr als Flirten ließ er nicht zu. Bei leichtesten Berührungen drängte er sich dazwischen und ließ Gerüche übelster Sorte entfleuchen. Aus war's!
Kaum sind die Hunde verschwunden, treten die Zwerge aus den Häusern und machen sich in unterschiedlichsten Richtungen zur Schule oder in Begleitung zu den Kindergärten in der Nachbarschaft auf den Weg. In der kalten Zeit sehen sie in ihren Vermummungen aus meiner Perspektive aus, wie kleine unterschiedlich stark aufgezogene Spielzeuge:
Bei den ganz Kleinen ist am gelegentlichen Zerren an Papa oder Mamma zu erkennen, dass sie eigentlich überhaupt keine Lust haben. Die Volksschüler gehen teilweise noch von einem Elternteil begleitet zur Schule; andere paarweise gestenreich miteinander plaudernd, während Einzelgänger mühsam schlurfend und gebeugt ihre vollgepackten Ranzen offenbar grübelnd zur Bildungsstätte schleppen.
Kurze Zeit nach meinen Beobachtungen bin ich traurig, dass ich enkel- und hundelos bin, aber dann gehe ich wieder zurück ins Bett und schlafe noch eine Runde entspannt; happy, dass ich keine derartigen morgendlichen Verpflichtungen mehr habe...
Zunächst beobachte ich alle Herrchen und Frauchen, die - bevor sie zu Arbeit müssen - mit ihren Hunden von einer Runde durch den Park zurück kommen. Von Gassi-Gehen ist ja nicht mehr die Rede, seit diszipliniert die Kotsäckchen verwendet werden. Jedenfalls habe ich seit langem keine Haufen mehr auf den Bürgersteigen der Umgebung gesehen.
Unser geteiltes Stadt- beziehungsweise Burg-Leben - hat uns bislang daran gehindert, einen Nachfolger für unseren durchgeknallten Airedale-Terrier überhaupt in Erwägung zu ziehen. Der hat uns mehr als dreizehn Jahre dennoch Freude gemacht. Hier in der Stadt hätte er allerdings keinen Tag überlebt.
Bei näherer Betrachtung scheint die Stadt jedoch kein Hinderungsgrund für ein glückliches Hunde-Leben zu sein. Keiner der von mir beobachteten Hunde macht irgendwie den Eindruck von Unfreiheit. Ganz im Gegenteil: Die meisten korrespondieren Herrchen beobachtend und schwanzwedelnd erwartungsfroh. Sie kennen ja meist nichts anderes.
Stadt-Hunde sind auf alle Fälle intelligenter und meist perfekt an ihre Umgebung angepasst. Mehr als die Hälfte kommt trotz Leinenzwang ohne aus. Der schlohweiße Römische Schäferhund unseres alten, vermeintlichen Mafia-Paten allerdings dreht die Rollenverteilung an der Leine um und vermittelt erhaben den Eindruck, als führe er sein Herrchen aus.
Ein Golden Retriever hält ohne Leine jedes Mal vor der roten Fußgänger-Ampel und sprintet bei Grün vor dem Herrchen über die Straße. Dabei heißt es doch, Hunde seien farbenblind...
Freund K. aus der Herzogstraße hatte eine große schwarze Promenaden-Mischung, die Zeit ihres Lebens keine Leine gesehen hatte. Sogar auf mein Boot in Italien sprang er kommentarlos auf Kommando. Er hieß Karamba und war ein perfekter Anbahner für Flirts, wenn wir mit ihm in Schwabinger Bars oder Cafes gingen. Allerdings mehr als Flirten ließ er nicht zu. Bei leichtesten Berührungen drängte er sich dazwischen und ließ Gerüche übelster Sorte entfleuchen. Aus war's!
Kaum sind die Hunde verschwunden, treten die Zwerge aus den Häusern und machen sich in unterschiedlichsten Richtungen zur Schule oder in Begleitung zu den Kindergärten in der Nachbarschaft auf den Weg. In der kalten Zeit sehen sie in ihren Vermummungen aus meiner Perspektive aus, wie kleine unterschiedlich stark aufgezogene Spielzeuge:
Bei den ganz Kleinen ist am gelegentlichen Zerren an Papa oder Mamma zu erkennen, dass sie eigentlich überhaupt keine Lust haben. Die Volksschüler gehen teilweise noch von einem Elternteil begleitet zur Schule; andere paarweise gestenreich miteinander plaudernd, während Einzelgänger mühsam schlurfend und gebeugt ihre vollgepackten Ranzen offenbar grübelnd zur Bildungsstätte schleppen.
Kurze Zeit nach meinen Beobachtungen bin ich traurig, dass ich enkel- und hundelos bin, aber dann gehe ich wieder zurück ins Bett und schlafe noch eine Runde entspannt; happy, dass ich keine derartigen morgendlichen Verpflichtungen mehr habe...
Sonntag, 22. März 2015
Draghi als Drach(m)en-Bändiger
Dieses Wochenende verbrachte ich bei Freunden unter dem Gipfel des Dreisessel im Bayrischen Wald.
Als ich als 16jähriger zum letzten Mal die Felsen mit den sagenhaften Sitzmulden nahe des Gipfels gesehen habe, war der "Eiserne Vorhang" nur einen Steinwurf von dem historischen Dreiländer-Eck entfernt. Heute ist das Aufeinander-Treffen der Grenzen von Deutschland, Österreich und Tschechien an dieser Stelle quasi nur noch virtuell. Das Quellgebiet der drei Bäche, aus denen die viel besungene Moldau wird, ist wunderbar frei wanderbar. Die Gegend ist im kleinen Grenzverkehr ein Fixpunkt für das menschlich funktionierende Europa, obwohl in Tschechien immer noch die Krone als Währung dient.
Die Polen haben noch ihren Sloty, die Briten ihr Pfund und die skandinavischen Länder ihre jeweiligen Kronen. So what! Wenn die Griechen ihre Drachme zurück haben wollen, und sich die AFD wieder nach der D-Mark sehnt?
Wahrend zu Füßen seines neuen Verwaltungssitzes in Frankfurt friedliche Proteste in Gewalt und Brand-Terror untergingen, entwickelte der EZB-Präsident Mario Draghi ein paar Gedanken, wieso Europa im Moment so gebeutelt wird. Aber das ging wohl im Krawall unter, oder die Protestler wollten nicht merken, dass sie ihre gesellschaftliche Kraft tatsächlich auch für ein Umdenken in so eine Richtung nutzen könnten:
Als Zahlungsmittel in einer Währungsunion funktioniere der Euro. Der Fehler sei, den Traum von den "Vereinigten Staaten von Europa" samt seiner schengener Vorstufe der Euro-Zone gleich zu setzen. Wäre es der Politik tatsächlich mehr um eine Staaten-Gemeinschaft und nicht nur um größt möglichen Wirtschaftsnutzen gegangen, dann stünden gesellschaftliche Ziele menschlich solidarischer Vereinigung an erster Stelle.
Kann sein, dass ich den smarten italienischen Intellektuellen in der Verkürzung falsch interpretiere:
Erst hätten sich demnach die Menschen einigen sollen, ihren Nationalismus hintan zu stellen und dabei ihr gesellschaftliches Verhalten einer Gemeinschaft anpassen müssen.
Ich, in meiner Naivität, finde da den Vergleich zu einer WG recht passend:
Die ersten Bewohner finden sich zusammen, verteilen die Zimmer, legen die Miet-Anteile und Regeln für ihr Zusammenleben fest. Bei Aufnahmen neuer Mitbewohner verlangt die aus bisherigen Erfahrungen gewonnene Harmonie, nach adäquatem Verhalten, gesicherten Beiträgen und Solidarität zur Gemeinschaft.
Wer nassauert, seinen Beitrag nicht leistet oder auf Dauer Unfrieden stiftet, wird genauso konsequent ausgeschlossen wie einem nicht durch eigene Schuld in Not geratenem Mitbewohner ohne zu zögern unter die Arme gegriffen würde.
Hätten die Tonangebenden beim Zusammenschluss der "Ur-WG Europa" die Aufnahme weiterer Mitbewohner so simpel vorgenommen und dabei nicht selbst bei wirtschaftspolitischen Präferenzen den eigenen Bogen überzogen, wäre der Schulden-Erlass gegenüber Griechenland gar kein Thema. Das reiche Europa könnte das nämlich spielend verkraften. Leider aber verhalten sich die Griechen von Tag zu Tag mehr als WG-untauglich.
Als ich als 16jähriger zum letzten Mal die Felsen mit den sagenhaften Sitzmulden nahe des Gipfels gesehen habe, war der "Eiserne Vorhang" nur einen Steinwurf von dem historischen Dreiländer-Eck entfernt. Heute ist das Aufeinander-Treffen der Grenzen von Deutschland, Österreich und Tschechien an dieser Stelle quasi nur noch virtuell. Das Quellgebiet der drei Bäche, aus denen die viel besungene Moldau wird, ist wunderbar frei wanderbar. Die Gegend ist im kleinen Grenzverkehr ein Fixpunkt für das menschlich funktionierende Europa, obwohl in Tschechien immer noch die Krone als Währung dient.
Die Polen haben noch ihren Sloty, die Briten ihr Pfund und die skandinavischen Länder ihre jeweiligen Kronen. So what! Wenn die Griechen ihre Drachme zurück haben wollen, und sich die AFD wieder nach der D-Mark sehnt?
Wahrend zu Füßen seines neuen Verwaltungssitzes in Frankfurt friedliche Proteste in Gewalt und Brand-Terror untergingen, entwickelte der EZB-Präsident Mario Draghi ein paar Gedanken, wieso Europa im Moment so gebeutelt wird. Aber das ging wohl im Krawall unter, oder die Protestler wollten nicht merken, dass sie ihre gesellschaftliche Kraft tatsächlich auch für ein Umdenken in so eine Richtung nutzen könnten:
Als Zahlungsmittel in einer Währungsunion funktioniere der Euro. Der Fehler sei, den Traum von den "Vereinigten Staaten von Europa" samt seiner schengener Vorstufe der Euro-Zone gleich zu setzen. Wäre es der Politik tatsächlich mehr um eine Staaten-Gemeinschaft und nicht nur um größt möglichen Wirtschaftsnutzen gegangen, dann stünden gesellschaftliche Ziele menschlich solidarischer Vereinigung an erster Stelle.
Kann sein, dass ich den smarten italienischen Intellektuellen in der Verkürzung falsch interpretiere:
Erst hätten sich demnach die Menschen einigen sollen, ihren Nationalismus hintan zu stellen und dabei ihr gesellschaftliches Verhalten einer Gemeinschaft anpassen müssen.
Ich, in meiner Naivität, finde da den Vergleich zu einer WG recht passend:
Die ersten Bewohner finden sich zusammen, verteilen die Zimmer, legen die Miet-Anteile und Regeln für ihr Zusammenleben fest. Bei Aufnahmen neuer Mitbewohner verlangt die aus bisherigen Erfahrungen gewonnene Harmonie, nach adäquatem Verhalten, gesicherten Beiträgen und Solidarität zur Gemeinschaft.
Wer nassauert, seinen Beitrag nicht leistet oder auf Dauer Unfrieden stiftet, wird genauso konsequent ausgeschlossen wie einem nicht durch eigene Schuld in Not geratenem Mitbewohner ohne zu zögern unter die Arme gegriffen würde.
Hätten die Tonangebenden beim Zusammenschluss der "Ur-WG Europa" die Aufnahme weiterer Mitbewohner so simpel vorgenommen und dabei nicht selbst bei wirtschaftspolitischen Präferenzen den eigenen Bogen überzogen, wäre der Schulden-Erlass gegenüber Griechenland gar kein Thema. Das reiche Europa könnte das nämlich spielend verkraften. Leider aber verhalten sich die Griechen von Tag zu Tag mehr als WG-untauglich.
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