Jetzt, da die Hälfte der Türchen geöffnet ist, muss ich es einfach loswerden: In puncto Weihnachts-Deko hat meine liebe Frau nicht mehr alle Tassen im Schrank. Unser kleines Appartement mit den Glasfronten glitzert mit der Nachbarschaft um die Wette, als gäbe es etwas zu gewinnen.
Allenthalben hocken Weihnachtsmänner, Nikoläuse und Engel herum, und kurz nach Dämmerung illuminiert sie dann noch echte und elektronisch flackernde Kerzen. Aber dann noch diese Räuchermännchen. Da riecht es ja wie in einer kanadischen Hasch-Kneipe!
Das mit der Alters-Infantilität hatten wir ja schon. Es wäre nett, könnte ich ihre Weihnachts-Wuselei der zuschreiben. Aber dieses exzessive Dekorieren begleitet die Kinder und mich schon unser ganzes Leben.
Es wird nicht weniger, sondern immer mehr, und das absolute Highlight an Kitsch ist der alljährliche Adventskalender. Sie sucht immer solche Belle-Epoque-Motive aus, in denen Damen in großer Robe mit ihren verrüschten Kindern in einer Winterlandschaft Schlittschuh laufen...
Abgesehen davon, dass ich mich kaum noch an einen Advent mit solchen Schneemengen erinnern kann, ist ihr tägliches Meckern, was an Motiven hinter den Türchen ist, absolut nervend.
Dabei müsste sie doch wissen, dass in Hongkong,Taipeh oder Singapur - wo auch immer die Dinger gedruckt werden - alles nur Fassade ist. Dahinter gibt es einen einheitlichen Motiv-Print der zu verschiedensten Stanzungen passt. Aber das sieht sie natürlich nicht ein. Sie findet es eben unpassend, wenn im üppigen Kostüm der Grande Dame nur ein karger Weihnachtsmann mit Karotten-Nase auftaucht.
Ich sag dann immer: "Ruf doch die Hotline an oder geh auf WWW-Weihnachskalender.de und beschwer dich!"
"Du weißt doch, dass ich Computer nicht mag."
Ja, und dann gebe ich ihr - der Katholikin - noch zu bedenken, dass der Adventskalender eine protestantische Erfindung ist und er eigentlich vom 1. Advent bis zu den Heiligen Drei Königen reichen müsste. All die Teile, die sich nur auf den Dezember beziehen, müssten eigentlich Weihnachts-Kalender heißen...
Ich verzieh mich dann schleunigst in die absolut dekofreie Zone unseres Schlafzimmers.
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