Das Entlarvende am Rücktritt von DFB-Präsident Niersbach ist das Statement, es sei eine "politische Entscheidung" gewesen, und als Sportführer habe er sich nichts vorzuwerfen. Im Schlagschatten seiner überwiegenden Gemeinnützigkeit, hat sich im Sport nämlich tatsächlich ein Selbstverständnis entwickelt, das zwar noch aus alten ethischen Quellen gespeist wird, das aber wie das lobbyistische Vernetzen und Seilschaften Bilden der großen Politik funktioniert. Nur eben voller Unschuld.
Als Lothar Späth wegen der lächerlichen Yacht-Affäre sein Amt als Ministerpräsident Baden-Würtembergs verlor, war das ein kleiner Fauxpas im Verhältnis zu dem, was an Gefälligkeits-Gewährung im Sport schon Gang und Gäbe war.
Die Spitzen von Sport und Legislative konstruierten da schon Schutzdächer für gemeinsames Wirken, bei der die Exekutive wohlwollend Zuschauer war. Die sportliche Wiedervereinigung der beiden Deutschen Staaten wurde unter dem Deckmäntelchen der Sport-Kameradschaft in einer Eile vollzogen, dass nachher niemand mehr fragte, wo denn plötzlich alle Medaillen herkamen. Aufklärer wie die ehemalige DDR-Spitzenathletin Brigitte Berendonk hatten es bei dem dichten Schulterschluss eher schwer.
Im rasanten Tempo - angefacht durch das Privat-Fernsehen - gab es immer mehr Geld für Gold, so dass, um die Gemeinnützigkeit zu schützen, Verwaltungs-GmbHs für den geschäftlichen Ablauf der wichtigen Verbände gegründet werden mussten. Geschäftsanbahnungen wurden von diversen Stiftungs-Kuratorien übernommen, in denen erstaunlicher Weise immer sehr ähnliche Personenkreise saßen. Die Segler bei den Skifahrern, ein gescheiterter SPD-Spitzenmann bei den Radlern etc.
Ein Jahr bevor Späth zurücktreten musste, ließ sich die ganze Fußball-Schickeria in Italien von einem Privat-Jet gratis hin und her fliegen. Das Geschenk eines Versicherungsagenten, der immer wieder den Zuschlag für das Schnüren von Assekuranz-Paketen bei Sport-Großveranstaltungen bekam.
Geldwerte Gefälligkeiten haben also genauso eine Tradition im Sport wie in jüngster Zeit sogenannte "Schwarze Kassen" - nur wurden sie wegen seines hehernen Erscheinungsbildes nicht so unter die Lupe genommen wie in der Politik.
Auch das hatte seine Gründe. Es waren immer eher investigative Journalisten, die dem Sport als solchem fern waren. Sportjournalisten vor deren Nasen eigentlich alles passierte, waren in den sogenannten "Deutschen Häusern", in denen sich die Großsponsoren bei Events darstellen konnten, durch Verköstigung und reichlich beschenkt auf Geschmeidigkeit getrimmt worden. Als Teil des Systems, das ihnen half den Spesensatz als Zusatz-Einkommen zu verbuchen und obendrein zum engeren Kreis zu gehören, erscheinen sie nur im Nachhinein als willfährige Werkzeuge.
Aber das Schummeln wurde ja immer heftiger: Da gerät ein Landesverbands-Chef bei der Finanzierung seines präsidial bemessenen Eigenheims in Schwierigkeiten, schon gewährt ihm ein anderer Verein großzügig einen Berater-Vertrag, der wieder alles ins Lot bringt. So wurden die Gefälligkeiten aber immer weitreichender und umfangreicher.
Das Unrechtsbewusstsein wuchs aber offenbar nicht mit. Man stelle sich vor, dass einer für einen fragwürdigen Stimmenkauf über eine siebenstellige Summe sogar einen Vertrag unterschriftsreif aufsetzt. Der Uli braucht a bissel a Geld fürs Daddeln auf dem Finanzmarkt, schon bekommt er es vom CEO der Marke, die sein Verein in die Stadien trägt. Und wenn es der Märchen-Bildung dient, dann werden auch die absurdesten Verträge pekunär hinterfüttert.
Es waren bislang eigentlich immer grauhaarige Schattenmänner, die sich die Hände meist ungestraft schmutzig machen konnten. Jetzt hat es halt mal die Funktionäre erwischt, aber eben nur "politisch".
Sport-Kameradschaft kennt keine Korruption!
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