Es ist klar, dass ein Mann mit dem Spitznamen Obelix und einem Gewicht, das seit 30 Jahren um die 130-Kilo-Grenze stagniert, in Mode-Dingen kaum mitreden kann. Oder doch?
Wer konstant in dieser Größen-Liga mithält, hat durchaus auch seine Vorteile. Weil er eben nicht auf jeden Schick abfahren kann. Aber um nicht ein Leben lang mit nacktem Oberkörper und blau weiß gestreiften Hosen zum viel zu kleinen Helm herumlaufen zu müssen, habe ich bald erkannt, dass es in diesen Größen auf langlebige Qualität ankommt.
Die gibt es zwar nur sauteuer, aber in einer offenbar zeitlosen Klassik: Tweed und Cashmere sowie hochwertiger Cord halten ein Leben lang und sind unterm Strich eine bessere Anlage als alle Jahre auf einen neuen Trend anzuspringen.
Gerade neulich sprach mich eine in Mode-Dingen sehr geschätzte Nachbarin auf ein burgunderfarbenes Tweed-Jackett an, das ich achtlos zu schwarzen Jeans über ein schwarzes T-Shirt gezogen hatte. Sie lobte meinen Style und fiel aus allen Wolken, als ich gestand, dass das Teil aus den 1980ern stammte.
Da ich auch gerne Westen trage, wirke ich vermutlich wie irgendein Dozent aus dem Vereinigten Königreich,. Aber diese Masche kommt ganz gut an - selbst bei jungen Damen im Alter meiner Tochter. Nicht, dass ich das noch ausnützen wollte oder - könnte...
Mit diebischem Vergnügen schaue ich mir gerade an, wie Hipster und Yuppies sich in engste Sakkos und Anzüge zwängen. Wenn sie casual daher kommen wollen, muss sogar noch ein anders farbener Hoody drunter passen. Und dann diese jegliche Fruchtbarkeit abtötenden Röhren-Jeans dazu. Da sehnt man sich ja gefühlsmäßig nach dem den "Familienschmuck" schonenden Karotten-Schnitt der Disco-Ära zurück.
Und weil das an Einengung nicht reicht, muss diagonal über das Jackett auch noch eine Schultertasche getragen werden. Gut, dass die Buben heute alle voll am Körper rasiert sind. So ein Outfit muss doch bei Behaarten furchtbar scheuern...
Ja, und während ich dieses schreibe, wird mir klar, dass ich jetzt auch in diese sukzessive Mode-Falle geraten bin. Mein Provider hat mir zur Verlängerung meines Handy-Vertrages ein Tab gratis und eine Gutschrift angeboten. Das war einfach zu verlockend.
Doch wo stecke ich dieses Teil in Zukunft hin? In meine old fashioned Sakkos passt es jedenfalls nicht. Muss ich mir tatsächlich so eine Hipster-Tasche umhängen?
Hoffentlich ist der Riemen lang genug...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen