Mittwoch, 25. März 2015

Von Hunden und Zwergen

Wenn ich morgens nicht mehr schlafen kann, sitze ich gerne im Glaserker und schaue mir das Treiben auf unserer Kreuzung an:

Zunächst beobachte ich alle Herrchen und Frauchen, die - bevor sie zu Arbeit müssen - mit ihren Hunden von einer Runde durch den Park zurück kommen. Von Gassi-Gehen ist ja nicht mehr die Rede, seit diszipliniert die Kotsäckchen verwendet werden. Jedenfalls habe ich seit langem keine Haufen mehr auf den Bürgersteigen der Umgebung gesehen.

Unser geteiltes Stadt- beziehungsweise Burg-Leben - hat uns bislang daran gehindert, einen Nachfolger für unseren durchgeknallten Airedale-Terrier überhaupt in Erwägung zu ziehen. Der hat uns mehr als dreizehn Jahre dennoch Freude gemacht. Hier in der Stadt hätte er allerdings keinen Tag überlebt.

Bei näherer Betrachtung scheint die Stadt jedoch kein Hinderungsgrund für ein glückliches Hunde-Leben zu sein. Keiner der von mir beobachteten Hunde macht irgendwie den Eindruck von Unfreiheit. Ganz im Gegenteil: Die meisten korrespondieren Herrchen beobachtend und schwanzwedelnd erwartungsfroh. Sie kennen ja meist nichts anderes.

Stadt-Hunde sind auf alle Fälle intelligenter und meist perfekt an ihre Umgebung angepasst. Mehr als die Hälfte kommt trotz Leinenzwang ohne aus. Der schlohweiße Römische Schäferhund unseres alten, vermeintlichen Mafia-Paten allerdings dreht die Rollenverteilung an der Leine um und vermittelt erhaben den Eindruck, als führe er sein Herrchen aus.

Ein Golden Retriever hält ohne Leine jedes Mal vor der roten Fußgänger-Ampel und sprintet bei Grün vor dem Herrchen über die Straße. Dabei heißt es doch, Hunde seien farbenblind...

Freund K. aus der Herzogstraße hatte eine große schwarze Promenaden-Mischung, die Zeit ihres Lebens keine Leine gesehen hatte. Sogar auf mein Boot in Italien sprang er kommentarlos auf Kommando. Er hieß Karamba und war ein perfekter Anbahner für Flirts, wenn wir mit ihm in Schwabinger Bars oder Cafes gingen. Allerdings mehr als Flirten ließ er nicht zu. Bei leichtesten Berührungen  drängte er sich dazwischen und ließ Gerüche übelster Sorte entfleuchen. Aus war's!

Kaum sind die Hunde verschwunden, treten die Zwerge aus den Häusern und machen sich in unterschiedlichsten Richtungen zur Schule oder in Begleitung zu den Kindergärten in der Nachbarschaft auf den Weg. In der kalten Zeit sehen sie in ihren Vermummungen aus meiner Perspektive aus, wie kleine unterschiedlich stark aufgezogene Spielzeuge:

Bei den ganz Kleinen ist am gelegentlichen Zerren an Papa oder Mamma zu erkennen, dass sie eigentlich überhaupt keine Lust haben. Die Volksschüler gehen teilweise noch von einem Elternteil begleitet zur Schule; andere paarweise gestenreich  miteinander plaudernd, während Einzelgänger mühsam schlurfend und gebeugt ihre vollgepackten Ranzen offenbar grübelnd zur Bildungsstätte schleppen.

Kurze Zeit nach meinen Beobachtungen bin ich traurig, dass ich enkel- und hundelos bin, aber dann gehe ich wieder zurück ins Bett und schlafe noch eine Runde entspannt; happy, dass ich keine derartigen morgendlichen Verpflichtungen mehr habe...

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