Mittwoch, 21. Oktober 2015

Herzlos, hilflos, hoffnungslos, heillos!

Welchem Zweck dient mein Geschreibsel?
Es ist nicht so, dass ich dazu gezwungen wäre. Auch halte ich mich nicht für wichtig genug, um mir einzubilden, dass irgendeiner meiner Texte irgendetwas bewirken  könnte. Aber vielleicht sind sie dann in ferner Zukunft mal ein Zeit-Dokument.

Wie wird es sein, wenn das Schicksal der Welt ein Weiterbestehen beschert? Wird dann wieder das rätselhafte Wegsehen einer Generation dokumentiert?

Wir, die wir alt genug sind, dass wir unsere Eltern und Großeltern  noch fragen konnten, ob sie wirklich nicht mitbekommen haben, was in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit unserer Nation geschehen war, bekommen in jedem Fall mehr davon mit, was hier  ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung abläuft.

Georg Heym, das poetische Genie, hat 1911  einen Vers geschrieben, der nicht nur das Heraufziehen des Krieges, sondern seherisch, das offenbar Unvermeidbare in unserem Volkscharakter Lauernde beschreibt:

Aufgestanden ist er, welcher lange schlief, 
Aufgestanden unten aus Gewölben tief. 
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt, 
Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.


Wenn ich mir vorstelle, dass in ein paar Wochen zwischen den täglichen Horror-Nachrichten und den Bildern von frierenden, hungernden Menschen wieder das Weihnachts-Gedudel der Konsumgüter-Industrie einsetzt, dreht es mir jetzt schon den Magen um.

Friede auf Erden?
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem Bösen Nachbarn nicht gefällt!...

...Heißt es in Schillers "Willhelm Tell". Aber wo kommen sie auf einmal her; all die bösen Nachbarn?
Angeblich haben die Demoskopen doch jede Stimmungsschwankung auf dem Schirm. Und dann dieses Tempo der Verrohung und wieder diese alte Gewalt der Biedermänner als Brandstifter...

Was passiert, wenn der herzlose Umgang mit Anderen plötzlich wieder Standard wird. Wenn dumpfe Blockwart-Typen einem Angst machen, weil sie sich in der Anonymität ihrer gewaltbereiten Gruppen  trauen, beim geringsten Verdacht des Andersdenkens auf Mitmenschen einzuprügeln?


Nicht das Volk hat offenbar zu lange ncht hingeschaut, sondern die ehrlichen Politiker haben "Partei-Freunden" mit finsterer Machtgesinnung zu viel Raum gelassen.


Nun erscheinen die hilflos und heillos. Und der brave Bürger, der die Illusion hatte, die Welt sei auf dem richtigen Weg, ist wieder einmal hoffnungslos.

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