Mittwoch, 26. Februar 2025

War Niccolò Vordenker für Donald, Vladimir und Xi

Im Sommer übernächsten Jahres wird die Politik-Wissenschaft den fünfhundertsten Todestag des Niccolò di Bernardo dei Macchiavelli vermerken. Wieso glaube ich Laie also, gerade jetzt meine Beobachtungen zum Autor von "Il Principe" (Der Fürst) in diesem Post thematisieren zu müssen? Weil die Tagespolitik mich regelrecht drauf gestoßen hat! Ich erspare meinen Leserinnen und Lesern seinen detaillierten Lebenslauf und mögliche Beweggründe, wieso er selbst seine viel zitierten und oftmals falsch interpretierten Prinzipien zu "Il Principe" mit dem Traktat "Discorsi" konterkariert hat.

Quelle: wikipedia
Buchdeckel der Ausgabe von  1550
Mir geht es um seine zu Grunde liegende Kernfrage:

"Wie kann man in einer feindlichen politischen Umwelt erfolgreich sein, namentlich die Macht erwerben, sie erhalten und zu Größe steigern?"

Die meisten der gelehrten Text-Analysen sind lange vor dem jetzigen Zustand der Welt und dem Aufstieg ihrer drei Führer entstanden. Es wäre also endlich einmal eine Replik angebracht. Vielleicht reicht die Lebenszeit meines Historiker-Idols Heinrich August Winkler ja noch, die Parallel-Strukturen zu entschlüsseln, die mir aufgefallen sind.

Quelle: Thalia (auf Lager)
Die Finanz-Metropole  der "Alten Welt", Florenz, war in den Tagen der Entdeckung Amerikas in einem desaströsen Zustand - wie der gesamte Italienische Stiefel. Sich permanent bekriegende  Königreiche, kleinstaatlich agierende Fürstentümer sowie erste Republiken und Kirchenstaaten. Mitten im Florentinischen Fiasko sah dann auch noch der Sektierer Girolamo Savonarola seine Chance, aus politischer Verwirrung und Aberglaube im Machtrausch der Inquisition die bevorstehende Verdammnis anzukündigen. Eine religiöse Gegenbewegung wie heute der Islamismus mit IS- und Hisbollah-Terror?

Quelle: wikipedia
Der Stiefel am Ende des 15. Jahrhunderts

Ein vermeintlicher Freigeist, wie Niccolò musste da literarisch einfach in die Zwickmühle geraten. In Bewunderung für die Medicis und die Borgias verfasste er, der wegen seiner republikanischen Ideen sogar in Kerkern dieser Cliquen der absolutistischen Macht gefoltert wurde, quasi das Grundmuster seiner Ideen zur Erlangung der Alleinherrschaft. Aber nicht ohne sich im Gegenzug seinem republikanischen Gewissen mit den "Discorsi" ein eigenes Äquivalent anzubieten. Angeblich erschien "Il Principe" gedruckt erst einige Jahre nach Macchiavellis Tod.

Jetzt komme ich zu meiner Überschrift:
Natürlich gehe ich nicht davon aus, dass Vladimir Putin und Donald Trump "Der Fürst" jemals gelesen haben. Der eine war viel zu sehr damit beschäftigt, mit seinen KGB-Schulungen und erworbenen Geheimnissen im Windschatten des Säufers Boris Jelzin mit staatsmonopolistischen Kapitalismus Russland wieder zu einer Scheinrepublik nach seinem Vorstellungen der Macht zu machen. Von Donald Trump hingegen weiß man, dass er mäßig gebildet allein der Spur des Geldes gefolgt ist, um zum zweiten Mal - diesmal durch Milliarden schwere Kumpel besser auf Alleinherrschaft vorbereitet - ins Weiße Haus einzuziehen. Aber eigentlich darf in puncto Macchiavellismus bei meinem Vergleich auch der Dritte im Bunde, der Chinesische Potentat Xi  Jinping, nicht fehlen. Seinem Weg zur Macht waren ja der "Lange Marsch" und der sheng-wu-lien der Kultur-Revolution voran gegangen, die als Ausgangspunkt mit der heutigen Situation Chinas ideologisch wohl rein gar nichts mehr zu tun hatten. Das war das Massaker vom Tiananmen, 1989. Drei Jahre zuvor durfte ich im damals aufkeimenden Liberalismus ja noch selbst einen in Anting gebauten VW durch die Provinzen rund um Shanghai fahren. Das war da noch ein "großes Dorf"...

Quelle: tagesschau.de

Fazit:
Die Welt ist größer wenn nicht gar bombastischer geworden, aber ihr Zustand ist genauso desaströs wie Florenz es zu Beginn der "Neuzeit" war. Republiken sind rund um den Globus wackelig oder bereits im Niedergang. Es scheint, als habe Macchiavelli damals nur manifestiert, dass das Volk im Endeffekt keine Macht hat, wenn Mächtige sie allein für sich beanspruchen...

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