Freitag, 21. Februar 2025

An der Ameise könnte der Mensch seine "Meise" erkennen

 Vermutlich geht es vielen meiner Leserinnen und Leser ähnlich. Beim Erwachen versuchen wir einen Gedanken zu fassen, der sich dann in einer "Kettenreaktion" ähnlicher Überlegungen in gang setzt. Nach einer dahin gedösten Nacht sann ich darüber nach, wie das derzeitige Verhalten von Donald Trump veranschaulicht werden könnte:

Quelle: 123RF
Ich sah einen Jungen, der beim Waldspaziergang auf einen Ameisenhaufen trifft und mit einem Stock beginnt, darin herumzustochern. Für einen Moment stört er das hochkomplexe Gefüge dieses Staates und ergötzt sich an seiner Macht und Zerstörung. Dann trottet er triumphierend lächelnd und arglos pfeifend weiter. Bliebe er aber noch ein Weilchen, bekäme er mit, wie emsig die kleinen Tierchen unverzüglich an der Wiederherstellung ihres Organisations-Schemas arbeiten. Der Bub ist noch nicht einmal raus aus dem Wald, da ist alles wieder wie vor seinem "Besuch".

Mehr als 14.000 erfasste Arten gibt es von dieser Gattung der Hautflügler. Forschende aber vermuten, dass es verteilt über die Kontinente die doppelte Zahl dieser Tierchen in höchst unterschiedlichen Größen gibt. Gemeinsam ist ihnen die instinktive  Ordnung in ihren Sozialstrukturen, Kommunikationswegen und Logistik bei der Nahrungsbeschaffung. 

Ich habe Ameisen und die nicht mit ihnen verwandten, aber in der Lebensweise ähnlichen Termiten an unterschiedlichen Plätzen dieser Erde erlebt und erkenne in ihrer Form der Staatenbildung eine Parabel für den "philosophischen" Umgang der Menschheit mit ihren Machthabern und solchen, die den Frieden von außen stören: Der Mensch lebt zwar immer länger, aber da er eben doch sterblich ist, erfährt er daher seine zukünftige Langzeitwirkung nie. Er ist aber auf der anderen Seite nicht in der Lage, dauerhaft aus der Vergangenheit zu lernen. Anhand all der untergegangenen Hochkulturen und der Unzahl kriegerischer Auseinandersetzungen hätte er doch längst erkennen müssen, dass ihm zum Erhalt seiner Arten die sogenannte Schwarm-Intelligenz fehlt, die viele Tiergattungen durch Jahrmillionen Überleben erworben haben.

Auch da lehrt uns die Geschichte: Aufgeblasene Egos und rücksichtloses Erobern lässt die Bildung einer Schwarm-Intelligenz zum Erhalt von Verhaltensweisen und Lebensgrundlagen nur temporär zu. Hat uns das wirklichen Fortschritt gebracht? Wir stehen trotz unseres angehäuften Wissens und der tatsächliche Fähigkeit, dies zu verhindern, am Scheitelpunkt der Industrialisierung kurz vor dem Kollaps unseres Klimas und einer weltweiten Vermüllung. Als Quintessenz bedrohen wir uns jedoch mit Nuklearwaffen, um Unrecht durchzusetzen, so es vorher partiell zumindest Rechte gab.

Meine Gedanken blieben bei meinen Feldzügen gegen die Ameisen-Invasionen in unserem ligurischen Domizil hängen. Einmal war eine klitzekleine Sorte so dreist, eine Straße von der Gasse hinauf zum 13 Meter höher gelegenen Wohnzimmer nur deshalb anzulegen, weil ich eine offene Packung mit Ballaststoff-Keksen am Fernseher liegen gelassen hatte. Diese Disziplin beim Gegeneinander im Rauf und Runter ohne Verkehrsstau, diese geniale Arbeitsteilung beim Zersägen und Abtransportieren der Krümel nötigte einem schon Respekt ab. Aber Invasionen muss keiner hinnehmen. Also griff ich - leider mit zu wenig schlechtem Gewissen - zu Sodapulver und Spray.

Quelle: wikipedia
1948 - 2015
Am Ende der "Ketten-Reaktion" meiner Gedanken tauchte dann jedoch die Erinnerung an eine Passage in dem Roman "Die Italienischen Schuhe" von Hennig Mankell auf: Der Protagonist lebt in einem Haus auf einer der Schären, und fand bei seiner Rückkehr einen Ameisenhaufen in seinem Wohnzimmer vor. Aber anstatt das Völkchen zu vertreiben, überließ er es ihnen zur Untermiete... Skandinavische Gelassenheit.
Mir brachte die Erinnerung an diese Schilderung den nötigen Frieden für diesen Text, den vermutlich noch nicht einmal ich so richtig begreife.
Quelle: Amazon

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