Meine um sechs Jahre ältere Schwester und ich hatten dieser Tage ein ironisch spekulatives Gespräch. Darüber, was wir für den Fall täten, wenn sich Merz nicht scherte, für eine Regierung mit absoluter Mehrheit doch eine Koalition mit der AfD einzugehen.
Sie erwarte im Sinner der Familien-Zusammenführung, dass ihre Tochter sie sofort ins Schweizer Exil hole, meinte sie mit einem gespielten Brustton der Überzeugung. Meine Nichte hat neben ihrer Österreichischen und Deutschen seit neuestem auch die Eidgenössische Staatsbürgerschaft samt Wohnsitz dort.
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Quelle: tagesspiegel Ach Clementine- du fehlst als Sauberfrau der wieder gespaltenen Nation! |
Als ich das Geschwister-Telefonat beendet hatte, lief mir dann doch noch ein eiskalter Schauer über den Rücken. Wenn meine als Redakteurin und ruhmreiche Journalistik-Lehrerin ebenso brillante wie reiche Schwester so "unrosig" daher kommt, dann muss in unserem Intellekt schon ein Schadprogramm wirken, aus dem uns dann auch kein KI-Bot mehr befreien könnte.
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Quelle: freepik |
Wenn ins Exil - wohin denn dann?
"The Land of the Free" - einst Anlaufstelle für viele Juden und anders denkende Intellektuelle und Kunstschaffende - kommt ja nun von Tag zu Tag unter dem Trump-Faschismus immer weniger in Frage. Könnten denn Juden aber heutzutage überhaupt noch blauäugig in Netanjahus Israel umsiedeln wie beim Exodus? Oder Freigeister auf der Suche nach ihrer einstigen Libertinage in die benachbarten Niederlande wechseln, die ja nun vom blond gefärbten Rechtsradikalen Wahlsieger Geert Wilders und seiner "Partij voor de Vrijheid" mitregiert werden? Von den Benelux-Staaten verdient doch nur noch Luxemburg wirklich ein prodemokratisches EU-Prädikat! Marine Le Penn, die Nazi-Schwester von Weidel und Meloni, wird spätestens beim nächsten erfolgreichen Misstrauensvotum dafür sorgen, dass das "Leben wie Gott in Frankreich" ein anderes werden wird und der dreifarbige gallische Hahn im braunen Federkleid Parolen des "Front National" kräht. Und wer will sich als einfacher Exilant noch Schutz suchend in den Ostblock der EU begeben wollen, wo die Staaten wie auch Nachbar Österreich dort doch jetzt schon am liebsten Migranten an den Grenzen zurück weisen oder in Internierungslager stecken wollen?
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Quelle: Stern Lachen hoffentlich nicht zuletzt am besten. Zumindest sind sie im Moment die Lautesten: Die drei schrecklichen Schwestern des Schreckens |
Für ein sicheres Exil bleibt nicht viel. Zumal selbst in Argentinien, dem einstig bevorzugten Auffanglager politischer Migranten jeglicher Couleur, jedem ein Kettensäge-Massaker durch Javier Milei droht, der den Kopf nicht schnell genug einzieht.
Machen wir es kurz: Die aktuelle Welt ist zu eng geworden und taugt nicht mehr für Menschen, die ein Exil suchen. Und da ich gewiss nicht mit dem zukünftigen US-Diktator Elon Musk als Unliebsamer ins All gedüst werden möchte, bleibe ich eben still und zitternd bei Dauerfrost hier in meinen Glashaus-Sessel gekauert und warte darauf, dass spätestens in drei Tagen ohne Probleme und trotz aller Wirren bei der einschlägigen Gesetzgebung die neue umweltfreundlichere (?) Heizung eingebaut ist.
Bescheidenheit ziert eben allemal, wenn einer ohne Wahl und ohne "Alternative" ist!
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