Es war klar, dass der nicht an Niederlagen gewöhnte, neue CDU-Vorsitzende Friedrich Merz die Füße als Oppositionsführer im Bundestag nicht stillhalten würde. Klare Kante ist sein Ding. Aber verhilft ihm das in der Bedrohung durch einen Krieg mit atomaren Folgen, sein ohnehin nicht gerade sympathisches Image aufzupeppen?
Auch wenn er sich auf die übrig gebliebenen rechtslastigen Fernsehjournalisten verlassen kann, wird man nach den gegenläufigen Abstimmungen diese Woche im Bundestag feststellen, dass niemand die Ampel-Parteien "vor sich her treibt". Was ist das überhaupt für ein Bild? Vieh treibt man vor sich her. Schafe vielleicht bei einem beantragten "Hammelsprung".
Vor Friederich, dem Wüterich, hat uns ja Wilhelm Busch schon 1865 in seinem Gedicht-Band "Max und Moritz" exemplarisch gewarnt. Sein zwischen den Zeilen politisch brisantes Büchlein erschien nach dem Vormärz. So bezeichnen Historiker und Literaten die Zeit Deutschlands zwischen der Juni-Revolution 1830 und der März-Revolution 1848. Nationalismus traf blutig auf Liberalismus und Sozialismus. Von der Kunst- und Kulturwelt in diesen Jahren war der verharmlosende Begriff "Biedermeier" tatsächlich am nachhaltigsten, weil es der politischen Folgezeit so gut in ihre Macht-Strukturen passte.
Der Friederich, der Friederich, das war ein arger Wüterich... Quelle. Wilhelm Busch "Max und Moritz |
Auf die Jetztzeit umgedeutet könnten die 16 Jahre Merkel-Hegemonie später in den verkürzenden Geschichtsbüchern als "Zweites Biedermeier" bezeichnet werden, nach der der aktuelle CDU-Chef, der einst bei der Bundeskanzlerin nicht reüssierte, seinen Vor-Merz erfindet. Er kritisiert zwar jetzt neunmalschlau ihre Ostpolitik, versucht aber gleichzeitig, der erst etwas über vier Monate regierenden Ampel vor allem aber der SPD einen größeren Anteil am jetzigen Ukraine-Debakel in die Schuhe zu schieben. Das angebliche "Vorpommersche Versagen" bei North Stream 2 geschah allerdings vernünftiger Weise, weil die Kanzlerin sich damals wegen Trump (NATO ist obsolet und Putin ist doch "a great Guy") der einstigen Schutzmacht nicht mehr sicher war.
Meine persönliche Hoffnung: Dieser Vor-Merz wird spätestens nach der Wahl am 15. Mai in Nordrhein-Westfalen erkennen, dass sein Destabilisierungs-Versuch als schlechter Aprilscherz im Angesicht des Krieges und der nun entschiedenen Lieferung "schwerer Waffen" gescheitert ist.
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