Liebe Leserinnen und Leser!
Auch wenn ich Euch in diesem Herbst vielleicht nicht soviel Spaß bereitet habe, wie ich mir es selbst gewünscht hätte, will ich doch noch schöne Feiertage wünschen.
2015 wird hoffentlich friedlicher...
Euch allen Glück und Gesundheit!
Leider sind auch meine Farben eher explodiert. Frei nach dem Motto:
Auch wenn die Erde noch so bebt, der Weihnachtsmann der überlebt
Im neuen Jahre werfe ich weiterhin Steine... Euer Blogger
Montag, 22. Dezember 2014
Freitag, 19. Dezember 2014
Friede auf Erden...
...und den Menschen ein Wohlgefallen. Das ist nach Lukas 2:14 die Folge, wenn wir Gott in der Höhe ehren: Eine Kernaussage der Weihnachtsbotschaft, die in dieser blutigen Adventszeit sehr viel Glauben verlangt.
Gestern gab der ehemalige Bundestagsabgeordnete Jürgen Todenhöfer (CDU) in seiner Eigenschaft als Nahost- und Arabien-Experte ein ARD-Interview, dem man nicht unterstellen sollte, es sei Werbung für sein neues Buch über den IS gewesen.
Quintessenz seiner Recherchen vor Ort: Das sogenannte Kalifat plane einen Genozid in der Größenordnung aller zusammen genommenen, grausigen Genozide der Weltgeschichte. 150 Millionen Ungläubige sollen nach Plänen dieser Glaubensterroristen im Namen Allahs umgebracht werden.
Dass der Westen, respektive die USA mit seinen Geheimdiensten und seiner hilflosen Außenpolitik den IS unterschätze, weil er seinen Feind nicht wirklich kenne, unterstellt Todenhöfer. Als aktiver Politiker neigte er bis 1990 zwar gerne zu radikalen Lösungen, aber er weiß auch, dass jedes effektive Vorgehen gegen den IS schnell dazu führt, dass wir die rechtlichen und moralischen Grenzen unserer sozialen und demokratischen Errungenschaften überschreiten. Genau das aber ist der Haken.
Der IS will keine Verhandlungen. Er hält von Menschen gemachtes Recht, also Demokratie, für eine Anmaßung, sich über die von Gott vorgegebenen Gesetze nach ihrer Auslegung zu stellen. Also sind auch alle demokratisch denkenden Muslime in ihren jeweiligen Heimatländern todgeweiht.
Es ergibt sich also die Fall-Situation wie bei einem von Terroristen entführten, vollen Verkehrsflugzeug, das in den Luftraum einer Großstadt steuert: Werden die hundert Passagiere zum Wohle Tausender Stadtbewohner vom Himmel gesprengt?
In dieser Situation im Nahen Osten (in Syrien gibt es parallelen), in der Aktivisten von Opfern kaum zu unterscheiden sind, würde dann Genozid mit Genozid beantwortet.
Wikipedia listet folgende Statistik des Glaubens auf. Wäre das Christentum nicht so radikal in Amerika vorgegangen, sähen die Kräfteverhältnisse zwischen den Weltreligonen wohl anders aus
Gestern gab der ehemalige Bundestagsabgeordnete Jürgen Todenhöfer (CDU) in seiner Eigenschaft als Nahost- und Arabien-Experte ein ARD-Interview, dem man nicht unterstellen sollte, es sei Werbung für sein neues Buch über den IS gewesen.
Quintessenz seiner Recherchen vor Ort: Das sogenannte Kalifat plane einen Genozid in der Größenordnung aller zusammen genommenen, grausigen Genozide der Weltgeschichte. 150 Millionen Ungläubige sollen nach Plänen dieser Glaubensterroristen im Namen Allahs umgebracht werden.
Dass der Westen, respektive die USA mit seinen Geheimdiensten und seiner hilflosen Außenpolitik den IS unterschätze, weil er seinen Feind nicht wirklich kenne, unterstellt Todenhöfer. Als aktiver Politiker neigte er bis 1990 zwar gerne zu radikalen Lösungen, aber er weiß auch, dass jedes effektive Vorgehen gegen den IS schnell dazu führt, dass wir die rechtlichen und moralischen Grenzen unserer sozialen und demokratischen Errungenschaften überschreiten. Genau das aber ist der Haken.
Der IS will keine Verhandlungen. Er hält von Menschen gemachtes Recht, also Demokratie, für eine Anmaßung, sich über die von Gott vorgegebenen Gesetze nach ihrer Auslegung zu stellen. Also sind auch alle demokratisch denkenden Muslime in ihren jeweiligen Heimatländern todgeweiht.
Es ergibt sich also die Fall-Situation wie bei einem von Terroristen entführten, vollen Verkehrsflugzeug, das in den Luftraum einer Großstadt steuert: Werden die hundert Passagiere zum Wohle Tausender Stadtbewohner vom Himmel gesprengt?
In dieser Situation im Nahen Osten (in Syrien gibt es parallelen), in der Aktivisten von Opfern kaum zu unterscheiden sind, würde dann Genozid mit Genozid beantwortet.
Wikipedia listet folgende Statistik des Glaubens auf. Wäre das Christentum nicht so radikal in Amerika vorgegangen, sähen die Kräfteverhältnisse zwischen den Weltreligonen wohl anders aus
- Christentum (etwa 2,1 Mrd. Anhänger)
- Islam (etwa 1,3 Mrd. Anhänger)
- Hinduismus (etwa 850 Mio. Anhänger)
- Buddhismus (etwa 375 Mio. Anhänger)
- Judentum (etwa 15 Mio. Anhänger) Würden alle Gläubigen, das wirklich glauben, was ihnen von Kindesbeinen beigebracht wird, dann vertrauten sie auf Gott in der Höhe, ehrten ihn gottesfürchtig und überließen ihm eine Lösung in diesem Konflikt. Das wäre dann gewissermaßen ein Gottesurteil. Allein mir fehlt der Glaube.
Dienstag, 16. Dezember 2014
Schöner Kerzenschein
Kann sich noch einer an das Film-Epos Barry Lyndon erinnern, das Meister-Regisseur Stanley Kubrick 1975 mit einem Spezial-Material in wesentlichen Szenen ausschließlich bei Kerzenschein drehte? Damals war das bahnbrechend. In Zeiten der Digitalisierung kann heute jeder Smartphone-Besitzer schönen Kerzenschein ohne Hilfsmittel romantisch ins Bild setzen und seinen Gefühlen dabei durch ausgiebiges Posten freien Lauf lassen.
Es sind übrigens in erster Linie Frauen, die vom Schönen Schein nicht lassen können. Mir scheint es fast, als gäbe es neben ihrem XY-Chromosomen-Satz noch eine implantierte Erbanlage, die verlangt, herumstehende Kerzen sofort zu entzünden, sobald es schummerig wird. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit!
Mir ist klar, dass historisch betrachtet,, die Frauen die Bewahrerin des Lichtes waren und dass sie den schwer arbeitenden Männern heimleuchten wollten. Die entzündete Kerze war dabei stets das Symbol für friedliche Behaglichkeit unter dem eigenen Dach oder innerhalb der vier Wände. In der Jetztzeit trennt die Kerze sogar möglicher Weise gut von böse. Bei Solidaritätsdemos brennen Kerzen, und es ist sicher nur noch eine Frage der Zeit, dass die PEGIDA auf ihren immer größer werdenden Massenkundgebungen Fackeln entzünden...
Ich jedenfalls habe noch nie das Bedürfnis gehabt, bevor ich in die Badewanne steige, rundherum zwei Dutzend flammende Duftkerzen zu platzieren.Mir würde der Sauerstoff fehlen. Meine Frau, die bekanntlich zweitbeste, nimmt auf der nicht geschriebenen Weltrangliste der exzessiven Kerzen-Anzünderinnen vermutlich eine Spitzen-Position ein. Gleich gefolgt von ihren beiden Schwestern. Die Älteste hat sich im fortschreitenden Alter extra einen großen Zettel an die Wohnungstür geheftet. Auf dem steht unübersehbar, wenn sie ihr Heim verlässt:
"Hast du auch alle Kerzen ausgemacht?"
Egal ob auf der Burg oder hier im Glashaus: Das Ritual vorm Zu-Bett-Gehen ist bei meiner Frau stets das selbe:
"Soll ich die Kerzen ausmachen?", fragt sie.
Nie ist sie überrascht und hinterfragt, wieso ich nach ihrem Abgang nicht länger im Kerzenschein sitzen will, und ich erzähle ihr auch nicht, wenn sie wie neulich vergessen hat, zwei zu löschen. Alle unsere Kerzenleuchter sind so geformt, dass sie beim Herunterbrennen keinen Schaden anrichten.
Nur in der Adventszeit und zu Weihnachten ist sich die "Zweitbeste" bewusst, welche Gefahr von Kerzen ausgehen kann. Ab dem zweiten Advent bereits stellt sie eine Gießkanne in Reichweite unseres Adventskranzes, und die Kerzen am Weihnachtsbaum werden auch nur einmal angezündet. Ausgerechnet dann, wenn ich einmal Kerzen-Licht für schön und angemessen halte...
Es sind übrigens in erster Linie Frauen, die vom Schönen Schein nicht lassen können. Mir scheint es fast, als gäbe es neben ihrem XY-Chromosomen-Satz noch eine implantierte Erbanlage, die verlangt, herumstehende Kerzen sofort zu entzünden, sobald es schummerig wird. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit!
Mir ist klar, dass historisch betrachtet,, die Frauen die Bewahrerin des Lichtes waren und dass sie den schwer arbeitenden Männern heimleuchten wollten. Die entzündete Kerze war dabei stets das Symbol für friedliche Behaglichkeit unter dem eigenen Dach oder innerhalb der vier Wände. In der Jetztzeit trennt die Kerze sogar möglicher Weise gut von böse. Bei Solidaritätsdemos brennen Kerzen, und es ist sicher nur noch eine Frage der Zeit, dass die PEGIDA auf ihren immer größer werdenden Massenkundgebungen Fackeln entzünden...
Ich jedenfalls habe noch nie das Bedürfnis gehabt, bevor ich in die Badewanne steige, rundherum zwei Dutzend flammende Duftkerzen zu platzieren.Mir würde der Sauerstoff fehlen. Meine Frau, die bekanntlich zweitbeste, nimmt auf der nicht geschriebenen Weltrangliste der exzessiven Kerzen-Anzünderinnen vermutlich eine Spitzen-Position ein. Gleich gefolgt von ihren beiden Schwestern. Die Älteste hat sich im fortschreitenden Alter extra einen großen Zettel an die Wohnungstür geheftet. Auf dem steht unübersehbar, wenn sie ihr Heim verlässt:
"Hast du auch alle Kerzen ausgemacht?"
Egal ob auf der Burg oder hier im Glashaus: Das Ritual vorm Zu-Bett-Gehen ist bei meiner Frau stets das selbe:
"Soll ich die Kerzen ausmachen?", fragt sie.
Nie ist sie überrascht und hinterfragt, wieso ich nach ihrem Abgang nicht länger im Kerzenschein sitzen will, und ich erzähle ihr auch nicht, wenn sie wie neulich vergessen hat, zwei zu löschen. Alle unsere Kerzenleuchter sind so geformt, dass sie beim Herunterbrennen keinen Schaden anrichten.
Nur in der Adventszeit und zu Weihnachten ist sich die "Zweitbeste" bewusst, welche Gefahr von Kerzen ausgehen kann. Ab dem zweiten Advent bereits stellt sie eine Gießkanne in Reichweite unseres Adventskranzes, und die Kerzen am Weihnachtsbaum werden auch nur einmal angezündet. Ausgerechnet dann, wenn ich einmal Kerzen-Licht für schön und angemessen halte...
Freitag, 12. Dezember 2014
Babylon-Tram
Der Seehofer Horst und seine mit ihm ergeben quer treibenden Adepten in der CSU mit Dienstwagen ausgestattet oder aus der schwarzen Provinz stammend, sollten vielleicht einmal in München Straßenbahn fahren. Dann würden sie kapieren, dass der Zug für das "Zwangsdeutsch" längst abgefahren ist.
Eine Fahrt in der 27 von Milbertshofen zum Sendlinger Tor und wieder zurück ist nicht nur Sightseeing mit wichtigen Stationen der Hauptstadt-Kultur, sondern diese Linie ist quasi auch ihre Multikulti-Ader. Der Vielnationen-Stadtteil im Norden und am anderen Ende mitten in der Stadt das "Klein-Arabien" der Landwehrstraße. Dazwischen andere Kulminationspunkte wie der Elisabethmarkt, die Uni oder der Banken- und Versicherungs-Block am Lembachplatz sowie das Karlstor als Eingang zum "Shopping unlimited".
Diese Linie ist geprägt von der Babylonischen Sprachverwirrung, die von Station zu Station neue Ober- und Untertöne erhält: Heiter, bisweilen temperamentvoll, manchmal auch traurig aber selten bestimmend oder gar unangenehm. - Selbst wenn mitunter ein paar vorlaute deutsche Kommentare mit eindeutig fremdenfeindlichem Vokabular zu vernehmen sind.
Ich fahre lieber Straßenbahn als U-Bahn, weil es mir nichts ausmacht, dass ich beinahe die dreifache Zeit in die Innenstadt brauche. Um ehrlich zu sein, genieße ich das bazarhafte der Wagons in beiden Richtungen, weil ich einerseits versuche, das Gesprochene zu zu ordnen und andererseits - so ich Sprachen rudimentär verstehen kann - ein wenig über das zu erfahren, was die ausländischen Mitmenschen in unserer Stadt so bewegt.
Ein paar Häuser entfernt vom Glashaus liegt die Griechische Schule, und in unserem Haus ist die "Schülerhilfe", die immer mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund als Klienten hat. Treffen bei Unterrichtsschluss in der Tram nachmittags beide Gruppen aufeinander verstummen Griechisch, Arabisch oder sonstige Sprachen, und die jungen Leute sprechen wie selbstverständlich Deutsch miteinander. Die Themen drehen sich unisono um Handys, Videospiele oder bei den Mädchen eher um Designer-Klamotten. Darin unterscheiden sie sich nicht von ihren deutschen Mitschülern.
Bei den Erwachsenen mache ich ähnliche Beobachtungen. Unsere betagte russische Nachbarin hat junge Russen und Russinnen als Betreuer, die ich auch manchmal in der Bahn treffe. Klar, dass die dann russisch miteinander sprechen, aber sofern sie mich einbeziehen, sofort ins Deutsche wechseln.
Am interessantesten ist es zwischen Elisabethmarkt und Lembachplatz. Die zusteigenden Studenten aus aller Herren Länder wechseln auch sofort ins Deutsche als "Verkehrssprache". So unterhalten sich Chinesen, Schwarzafrikaner und Deutsche Kommilitonen, während die aus unterschiedlichen Ländern stammenden Finanz-Jongleure im Nadelstreifen-Anzug sich lieber auf Englisch unterhalten.
Wenn da Seehofer, Westerwelle oder Oettinger dabei wären...
Ach was schreib ich da? Kann doch auch der Vorstand der Deutschen Bank, Anshu Jain, ein Inder, kaum richtig Deutsch. Will den die CSU auch zum "Zwangsdeutsch" daheim verdammen?
Eine Fahrt in der 27 von Milbertshofen zum Sendlinger Tor und wieder zurück ist nicht nur Sightseeing mit wichtigen Stationen der Hauptstadt-Kultur, sondern diese Linie ist quasi auch ihre Multikulti-Ader. Der Vielnationen-Stadtteil im Norden und am anderen Ende mitten in der Stadt das "Klein-Arabien" der Landwehrstraße. Dazwischen andere Kulminationspunkte wie der Elisabethmarkt, die Uni oder der Banken- und Versicherungs-Block am Lembachplatz sowie das Karlstor als Eingang zum "Shopping unlimited".
Diese Linie ist geprägt von der Babylonischen Sprachverwirrung, die von Station zu Station neue Ober- und Untertöne erhält: Heiter, bisweilen temperamentvoll, manchmal auch traurig aber selten bestimmend oder gar unangenehm. - Selbst wenn mitunter ein paar vorlaute deutsche Kommentare mit eindeutig fremdenfeindlichem Vokabular zu vernehmen sind.
Ich fahre lieber Straßenbahn als U-Bahn, weil es mir nichts ausmacht, dass ich beinahe die dreifache Zeit in die Innenstadt brauche. Um ehrlich zu sein, genieße ich das bazarhafte der Wagons in beiden Richtungen, weil ich einerseits versuche, das Gesprochene zu zu ordnen und andererseits - so ich Sprachen rudimentär verstehen kann - ein wenig über das zu erfahren, was die ausländischen Mitmenschen in unserer Stadt so bewegt.
Ein paar Häuser entfernt vom Glashaus liegt die Griechische Schule, und in unserem Haus ist die "Schülerhilfe", die immer mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund als Klienten hat. Treffen bei Unterrichtsschluss in der Tram nachmittags beide Gruppen aufeinander verstummen Griechisch, Arabisch oder sonstige Sprachen, und die jungen Leute sprechen wie selbstverständlich Deutsch miteinander. Die Themen drehen sich unisono um Handys, Videospiele oder bei den Mädchen eher um Designer-Klamotten. Darin unterscheiden sie sich nicht von ihren deutschen Mitschülern.
Bei den Erwachsenen mache ich ähnliche Beobachtungen. Unsere betagte russische Nachbarin hat junge Russen und Russinnen als Betreuer, die ich auch manchmal in der Bahn treffe. Klar, dass die dann russisch miteinander sprechen, aber sofern sie mich einbeziehen, sofort ins Deutsche wechseln.
Am interessantesten ist es zwischen Elisabethmarkt und Lembachplatz. Die zusteigenden Studenten aus aller Herren Länder wechseln auch sofort ins Deutsche als "Verkehrssprache". So unterhalten sich Chinesen, Schwarzafrikaner und Deutsche Kommilitonen, während die aus unterschiedlichen Ländern stammenden Finanz-Jongleure im Nadelstreifen-Anzug sich lieber auf Englisch unterhalten.
Wenn da Seehofer, Westerwelle oder Oettinger dabei wären...
Ach was schreib ich da? Kann doch auch der Vorstand der Deutschen Bank, Anshu Jain, ein Inder, kaum richtig Deutsch. Will den die CSU auch zum "Zwangsdeutsch" daheim verdammen?
Mittwoch, 10. Dezember 2014
Geister
Seit dieser Woche steht in München ein indischer Staatsbürger vor Gericht. Ein Sikh. Vor einiger Zeit hatte offenbar ein böser Geist von ihm Besitz ergriffen, denn er ging am Ostbahnhof mit zwei Krummdolchen bewaffnet samt Turban und Vollbart auf einen Raucher los, der auf sein Verkehrsmittel wartete. Er sei wie ein Derwisch Messer schwingend gegen den MVV-Klienten vorgegangen. Wieso? Weshalb er den geschickt ausweichenden Mann glücklicher Weise nur leicht verletzte, lässt sich kaum noch feststellen, denn er wurde zwischenzeitlich mit den richtigen Pillen auf den rechten Kurs zurück gebracht. Allerdings wurden ihm dabei die Haare geschnitten, und den Turban durfte er im Gericht auch nicht aufhaben.
Wenn ein Sikh von bösen Geistern besessen, wie ein muslimischer Derwisch einen Mordanschlag verübt, ist es absolut angebracht über ihn nach deutschen Maßstäben zu Gericht zu sitzen. Er wird vermutlich mit einer leichten Strafe nach Indien abgeschoben. Das Ticket haben Freunde von ihm gespendet. Da ein gläubiger Sikh sich weder die Haare schneiden lassen , noch ohne Turban ausgehen darf, ist er entsprechend entehrt. Karma.
Böse Geister, gute Geister oder von allen Geistern verlassen? Wie sehen Geister aus? So wie in einer Geisterbahn, oder müsste die eher Gespenster-Bahn heißen. wie sehen Geister aus? Sind sie unsichtbar oder lassen sie sich gar selektiv wahrnehmen? Fragen, die einem auf den Geist gehen können -oder?
Mein Großmutter in Köln hatte eine Haushaltshilfe aus der Schnee-Eifel. Dort waren die Älteren den Geistern gegenüber seit jeher aufgeschlossener. Die Frau die auf rheinische Art von sich in der dritten Person, ihre Jungfräulichkeit betonend, als "dat Berta" sprach, ging in ihrer Freizeit gerne zu wildfremden Beerdigungen, um zu schauen, wer da mitging. Die "Mitgänger" waren andere Verstorbene, die den gerade Hingegangenen kannten. "Dat Berta" erklärte mir, dem Volksschüler, auf meine Frage, wie die denn aussähen:"Dat is janz einfach. Sie sehen aus wie lebend, sind aber farblos und berühren den Boden beim Gehen nicht."
Sie war für mich eine peinliche Spinnerin, aber am Morgen nach dem postoperativen Tod meines Großvaters im Krankenhaus meinte sie - obwohl wir beide die Nachricht noch gar nicht erhalten hatten - der Opa habe am Schreibtisch seine Morgen-Zigarre geraucht... In schwarzweiß!
Kein Bange! Ich bin dadurch nicht zum Spökenkieker geworden, aber ich verurteile auch Menschen nicht, die an Geister glauben.
Wir sind aber hier alle so gepolt, dass wir in der Weihnachtszeit vom Heiligen Geist beseelt sind, uns freuen, dass Scrooge von den Geistern der Weihnachten zum Guten bekehrt wird und gedenken feierlich und voller Vorfreude der lang zurück liegenden Geburt eines Menschen mit äußerst geisterhaftem Lebenslauf, der sogar einzig post mortem weiter ging.
Jede Religion baut auf ihre Geister für das Unerklärliche.
Wenn ein Sikh von bösen Geistern besessen, wie ein muslimischer Derwisch einen Mordanschlag verübt, ist es absolut angebracht über ihn nach deutschen Maßstäben zu Gericht zu sitzen. Er wird vermutlich mit einer leichten Strafe nach Indien abgeschoben. Das Ticket haben Freunde von ihm gespendet. Da ein gläubiger Sikh sich weder die Haare schneiden lassen , noch ohne Turban ausgehen darf, ist er entsprechend entehrt. Karma.
Böse Geister, gute Geister oder von allen Geistern verlassen? Wie sehen Geister aus? So wie in einer Geisterbahn, oder müsste die eher Gespenster-Bahn heißen. wie sehen Geister aus? Sind sie unsichtbar oder lassen sie sich gar selektiv wahrnehmen? Fragen, die einem auf den Geist gehen können -oder?
Mein Großmutter in Köln hatte eine Haushaltshilfe aus der Schnee-Eifel. Dort waren die Älteren den Geistern gegenüber seit jeher aufgeschlossener. Die Frau die auf rheinische Art von sich in der dritten Person, ihre Jungfräulichkeit betonend, als "dat Berta" sprach, ging in ihrer Freizeit gerne zu wildfremden Beerdigungen, um zu schauen, wer da mitging. Die "Mitgänger" waren andere Verstorbene, die den gerade Hingegangenen kannten. "Dat Berta" erklärte mir, dem Volksschüler, auf meine Frage, wie die denn aussähen:"Dat is janz einfach. Sie sehen aus wie lebend, sind aber farblos und berühren den Boden beim Gehen nicht."
Sie war für mich eine peinliche Spinnerin, aber am Morgen nach dem postoperativen Tod meines Großvaters im Krankenhaus meinte sie - obwohl wir beide die Nachricht noch gar nicht erhalten hatten - der Opa habe am Schreibtisch seine Morgen-Zigarre geraucht... In schwarzweiß!
Kein Bange! Ich bin dadurch nicht zum Spökenkieker geworden, aber ich verurteile auch Menschen nicht, die an Geister glauben.
Wir sind aber hier alle so gepolt, dass wir in der Weihnachtszeit vom Heiligen Geist beseelt sind, uns freuen, dass Scrooge von den Geistern der Weihnachten zum Guten bekehrt wird und gedenken feierlich und voller Vorfreude der lang zurück liegenden Geburt eines Menschen mit äußerst geisterhaftem Lebenslauf, der sogar einzig post mortem weiter ging.
Jede Religion baut auf ihre Geister für das Unerklärliche.
Samstag, 6. Dezember 2014
Spekulieren mit Spekulatius
Was mir als zeitweiligem Werbemann immer am besten gefällt, ist unfreiwillige Komik in den Spots und Slogans.
Die Bäckerei gegenüber, die zu einer in einen Hygiene-Skandal verstrickten Kette gehörte, die wegen Mäusen und Ungeziefer in den Backstraßen schließen musste und von der Konkurrenz übernommen wurde, holt gleich zum Doppelschlag aus:
"Endlich wieder die alte Qualität!", steht an der Fensterscheibe und auf einem Banner darüber:
"Laufend frische Backwaren!"...
Ein Energie-Konzern, der sich gerade gefährlich umstrukturiert, gibt in seinem Spot einen Hinweis darauf, was uns erwartet, wenn es keinen Strom mehr gibt: Er lässt den Bürger händisch mit Seilen seine Logos durchs Land ziehen...
Aber am meisten geht mir diese Läuferin im grauen Hoody auf die Nerven, die pathetisch fragt, ob Deutschland noch eine Bank brauche, die einfach so weiter mache.
Diese Bank gäbe es eigentlich gar nicht mehr, wenn sie nicht von uns Steuerzahlern via "Muttis" Dekret gerettet worden wäre. Mit europäischem Billig-Geld und Minuszinsen macht sie tatsächlich so weiter wie vor der Finanzkrise.
Wenn nämlich das Geld nichts kostet, lässt sich trefflich mit kleinerem Risiko spekulieren. Der Aktienmarkt hat im DAX gerade die 10000er-Marke überschritten. Bei fallenden Öl- und Goldpreisen gibt es wieder deutliche Hinweise auf Überhitzung wie 2007, wo der DAX ja "nur" die 9000er-Marke im Blick hatte...
Heute ist Nikolaus-Tag, da spekuliere ich lieber darauf, woher der Name für das gedruckte Gebäck wohl herkommt:
Folgendes habe ich beim Stöbern im Internet gefunden:
Zum reinen Weihnachtsgebäck haben den Spekulatius erst die Deutschen gemacht. Sie sind auch für die christliche Lateinisierung des Namens verantwortlich.
Mir scheint mit meinen begrenzten Italienisch-Kenntnissen die Wort-Wurzel Specchio für Spiegel am plausibelsten. Denn die Back-Model produzieren ja ein gebackenes Spiegelbild. Das bestand ursprünglich ausschließlich aus Elefanten und Pferden als Motive. Wohl, um dem zimtigen Geschmack des in Holland und Belgien als Ganzjahres-Gebäck erfundenen Leckerli einen orientalischen Reiz zu geben.
Der Nikolaus von Myra, der zum legendären Heiligen der Ostkirche und später auch des Christentums wurde, verstarb an einem 6. Dezember. In welchem Jahr? Das weiß keiner so genau. Auch, ob dessen Bischofsamt (lateinisch speculator) eventuell namentlich auf den Keks ging ist reine Spekulation...
Die Bäckerei gegenüber, die zu einer in einen Hygiene-Skandal verstrickten Kette gehörte, die wegen Mäusen und Ungeziefer in den Backstraßen schließen musste und von der Konkurrenz übernommen wurde, holt gleich zum Doppelschlag aus:
"Endlich wieder die alte Qualität!", steht an der Fensterscheibe und auf einem Banner darüber:
"Laufend frische Backwaren!"...
Ein Energie-Konzern, der sich gerade gefährlich umstrukturiert, gibt in seinem Spot einen Hinweis darauf, was uns erwartet, wenn es keinen Strom mehr gibt: Er lässt den Bürger händisch mit Seilen seine Logos durchs Land ziehen...
Aber am meisten geht mir diese Läuferin im grauen Hoody auf die Nerven, die pathetisch fragt, ob Deutschland noch eine Bank brauche, die einfach so weiter mache.
Diese Bank gäbe es eigentlich gar nicht mehr, wenn sie nicht von uns Steuerzahlern via "Muttis" Dekret gerettet worden wäre. Mit europäischem Billig-Geld und Minuszinsen macht sie tatsächlich so weiter wie vor der Finanzkrise.
Wenn nämlich das Geld nichts kostet, lässt sich trefflich mit kleinerem Risiko spekulieren. Der Aktienmarkt hat im DAX gerade die 10000er-Marke überschritten. Bei fallenden Öl- und Goldpreisen gibt es wieder deutliche Hinweise auf Überhitzung wie 2007, wo der DAX ja "nur" die 9000er-Marke im Blick hatte...
Heute ist Nikolaus-Tag, da spekuliere ich lieber darauf, woher der Name für das gedruckte Gebäck wohl herkommt:
Folgendes habe ich beim Stöbern im Internet gefunden:
Zum reinen Weihnachtsgebäck haben den Spekulatius erst die Deutschen gemacht. Sie sind auch für die christliche Lateinisierung des Namens verantwortlich.
Mir scheint mit meinen begrenzten Italienisch-Kenntnissen die Wort-Wurzel Specchio für Spiegel am plausibelsten. Denn die Back-Model produzieren ja ein gebackenes Spiegelbild. Das bestand ursprünglich ausschließlich aus Elefanten und Pferden als Motive. Wohl, um dem zimtigen Geschmack des in Holland und Belgien als Ganzjahres-Gebäck erfundenen Leckerli einen orientalischen Reiz zu geben.
Der Nikolaus von Myra, der zum legendären Heiligen der Ostkirche und später auch des Christentums wurde, verstarb an einem 6. Dezember. In welchem Jahr? Das weiß keiner so genau. Auch, ob dessen Bischofsamt (lateinisch speculator) eventuell namentlich auf den Keks ging ist reine Spekulation...
Donnerstag, 4. Dezember 2014
Wunschzettel
Himmel! Jetzt hätte ich doch beinahe vergessen, meinen Wunschzettel abzuschicken. Aber dann beruhige ich mich damit, dass ich ja noch nie einen abgeschickt habe. Selbst als kleiner Junge habe ich nämlich dem übersinnlichen Weihnachtszauber nicht lang geglaubt und mich stattdessen auf die Suche gemacht, wo die für mich bestimmten Geschenke versteckt sein könnten.
Weil ich dann meisten wusste, was ich bekam, war ich weder enttäuscht noch überrascht und konnte auf mein früh ausgeprägtes Schauspieltalent zurück greifen, um geradezu heiligmäßig zu reagieren.
Dennoch war das Weihnachten in dieser Agnostiker-Familie immer sehr feierlich und besonders. Sogar in die Kirche sind wir bis ins Teenager-Alter mit unseren Eltern gegangen. Dieses Ritual habe ich beibehalten, als ich dann selbst Familie hatte. Das lag vor allem daran, dass meine Tochter an Heiligabend geboren wurde.
Meine beiden Kinder wurden mit der vollen Weihnachtsdröhnung versorgt, und in religiöser Vielfalt informiert, dennoch zogen sie es vor, ohne Glaubensbekenntnis zu bleiben. Aber kunstvolle Wunschzettel an das Christkind haben sie dennoch verfasst.
Ich habe ihnen dann auch ab dem Schuleintritt eigens Weihnachtsgeschichten aus der Zukunft geschrieben. Wenn ich mich recht erinnere waren die genauso wichtig wie die Geschenke, bei denen sie im Gegensatz zu mir nicht schauspielern mussten, wenn es ihnen nicht gefiel oder ein Wunsch nicht erfüllt wurde. Klar, dass sich die Enttäuschungen manchmal auf die Schenkenden übertrug, aber das hielt nie lange an.
Ich habe mir viele Wünsche selbst erfüllen können. Dafür bin ich dem Schicksal dankbar. Aber im Alter bin ich dennoch nicht wunschlos glücklich, weil ich mit diesem Abstand erkenne, wie viele Werte ich unnütz verpulvert habe, nur weil ich haben wollte.
Ein verstorbener Freund hat mir kurz vor seinem Tod folgendes gesagt:
"Du wirst erstaunt sein, wie wenig du dir im Alter noch wünschst und wie viel dich dennoch glücklich machen wird!"
Er hat allerdings nicht mehr mitbekommen, wie sehr die Welt in individueller Gewalt, Hass und Krieg versinkt, und welche Angst man dann um die Zukunft seiner Kinder hat.
Deshalb schreibe ich jetzt doch noch einen Wunschzettel. Darauf steht::
Leider weiß ich nicht, wohin ich ihn schicken soll...
Weil ich dann meisten wusste, was ich bekam, war ich weder enttäuscht noch überrascht und konnte auf mein früh ausgeprägtes Schauspieltalent zurück greifen, um geradezu heiligmäßig zu reagieren.
Dennoch war das Weihnachten in dieser Agnostiker-Familie immer sehr feierlich und besonders. Sogar in die Kirche sind wir bis ins Teenager-Alter mit unseren Eltern gegangen. Dieses Ritual habe ich beibehalten, als ich dann selbst Familie hatte. Das lag vor allem daran, dass meine Tochter an Heiligabend geboren wurde.
Meine beiden Kinder wurden mit der vollen Weihnachtsdröhnung versorgt, und in religiöser Vielfalt informiert, dennoch zogen sie es vor, ohne Glaubensbekenntnis zu bleiben. Aber kunstvolle Wunschzettel an das Christkind haben sie dennoch verfasst.
Ich habe ihnen dann auch ab dem Schuleintritt eigens Weihnachtsgeschichten aus der Zukunft geschrieben. Wenn ich mich recht erinnere waren die genauso wichtig wie die Geschenke, bei denen sie im Gegensatz zu mir nicht schauspielern mussten, wenn es ihnen nicht gefiel oder ein Wunsch nicht erfüllt wurde. Klar, dass sich die Enttäuschungen manchmal auf die Schenkenden übertrug, aber das hielt nie lange an.
Ich habe mir viele Wünsche selbst erfüllen können. Dafür bin ich dem Schicksal dankbar. Aber im Alter bin ich dennoch nicht wunschlos glücklich, weil ich mit diesem Abstand erkenne, wie viele Werte ich unnütz verpulvert habe, nur weil ich haben wollte.
Ein verstorbener Freund hat mir kurz vor seinem Tod folgendes gesagt:
"Du wirst erstaunt sein, wie wenig du dir im Alter noch wünschst und wie viel dich dennoch glücklich machen wird!"
Er hat allerdings nicht mehr mitbekommen, wie sehr die Welt in individueller Gewalt, Hass und Krieg versinkt, und welche Angst man dann um die Zukunft seiner Kinder hat.
Deshalb schreibe ich jetzt doch noch einen Wunschzettel. Darauf steht::
"Gebt endlich Frieden!!!"
Leider weiß ich nicht, wohin ich ihn schicken soll...
Sonntag, 30. November 2014
Nächstenliebe
1. Advent
"Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst!" Das wäre eine der tragenden Säulen des christlichen Glaubens, wenn der Mensch tatsächlich so gut sein könnte, wie er sich das vielleicht vornimmt. Aber wie das mit Vorsätzen nun einmal ist, werden sie nur selten eingehalten. Dafür gibt es dann die Weihnachtszeit. In ihr wird das mit Spenden-Marathons aufgeholt, was übers Jahr versäumt oder vergessen wurde.
Es ist ja nicht so, dass der Mensch nicht rührselig und mitfühlend ist, aber seine Wut und sein Zorn überwiegen eben gern. Da ähnelt er seiner Vorstellung von Gott. Der ist ja auch zwiespältig: Gottes Güte und der Zorn Gottes sind allgegenwärtig.
Zu den absurdesten Vorstellungen, Seelenheil zu erlangen und gottgefällig zu sein, gehörte ja der Ablasshandel aus dem Mittelalter, der Martin Luther so wütend machte. Du zahlst, und bist auf einen Schlag alle Sünden los. Das erschien so praktisch, dass die Sünder gar nicht erst darüber nachdachten, an wen das Geld ging. Geld verbrennt ja nur selten als sündig auf einem Scheiterhaufen und verschwindet dadurch. Das Geld der meisten Menschlein geht denen zwar verloren, aber es wird nur umverteilt und landet auf den Konten weniger. Immerhin die Zahl der Milliardäre weltweit hat eine höher Zuwachsrate als die ihrer Investments.
Da scheint es zunächst sinnfremd, dass sich immer mehr junge Menschen zu Weihnachten Geld wünschen. Aber tatsächlich ist das für die "Generation Praktika und Nebenjobs" die einzige Möglichkeit einmal eine Summe echt und gezielt zu konsumieren, statt irgendein sinnloses Geschenk ungenutzt an die Tiefen eines Schrankes zu verlieren.
Neben den ganzen schrecklichen Kriegen dieses Seuchenjahres entbrennt gerade ein weihnachtlicher Rabatt-Krieg zwischen dem Einzelhandel und den Online-Versendern. Ein Krieg, in dem - wenn es nach letzeren geht - vielleicht auch bald Drohnen eingesetzt werden...
Gut, wer da eine "Zweitbeste" hat, die ihr "Weihnachtsfeeling" bis an die Zähne mit Kränzen, Kalenden, Lichterketten und Kerzen bewaffnet verteidigt: Seit heute wird aus dem Glashaus zurück geglitzert.
Freitag, 28. November 2014
Nachtsitzung auf dem Gehweg
Mitunter ist es nachts an unserer lauten Kreuzung so leise, dass man jedes Wort hört, dass unten auf der Straße gesprochen wird. Aber eine derartige Sitzung hat es bislang noch nicht gegeben.
Gegen drei Uhr früh wurden die "Zweitbeste" und ich von resoluten männlichen Stimmen geweckt. Mal sprachen alle auf einmal, mal schien einer allein zu predigen. Je nachdem gab es Gelächter aber auch Weinerliches. Nachdem das mehr als eine halbe Stunde andauerte, stand ich auf und blickte auf die Straße hinunter. Aber ich konnte nichts entdecken.
Also öffnete ich das Fenster, um zu schauen, woher die Gesprächsfetzen herauf drangen. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite saßen sich außerhalb des Lichtkegels der Straßenbeleuchtung drei Männer gegenüber und ließen im Dreieck offenbar eine Flasche kreisen. Das Lamento beziehungsweise die Euphorie wurde jeweils in einer Sprache vorgetragen, die schwer zu zu ordnen war. Mir kam sie slawisch vor.
Das Leuchtband des Taxi-Unternehmens jenseits der Kreuzung zeigte zwei Grad an. Die drei Männer hatten nichts, worauf sie isoliert sitzen konnten. Aber ganz offenbar waren sie keine Stadtstreicher oder Obdachlose. Dazu waren sie viel zu gut gekleidet - wenn auch viel zu leicht.
Ich schloss das Fenster und legte mich wieder hin. Aber sobald die "Zweitbeste" mal aus ihrem Schlaf geholt wird, erwacht auch ihre Neugier. Also stand sie immer mal wieder auf und schaute aus dem Küchen-Erker.
Am nächsten Morgen erzählte sie mir, dass die Drei ausgehalten hätten, bis der Straßenverkehr so gegen sechs Uhr zu laut geworden wäre, um weiter zu ratschen. Steif und schwankend hätten sie sich gegenseitig aufgeholfen und ließen nur ein Rinnsal zurück, das in die Gasse floss.
Seither rätseln wir, ob das Heimweh oder unendliche Familiengeschichten waren, die die Drei so lange haben aushalten lassen. Vielleicht war es aber auch so, dass sie sich in diesem, Zustand nach der Sperrstunde zunächst nicht nach Hause zu ihren Frauen getraut haben...
Gegen drei Uhr früh wurden die "Zweitbeste" und ich von resoluten männlichen Stimmen geweckt. Mal sprachen alle auf einmal, mal schien einer allein zu predigen. Je nachdem gab es Gelächter aber auch Weinerliches. Nachdem das mehr als eine halbe Stunde andauerte, stand ich auf und blickte auf die Straße hinunter. Aber ich konnte nichts entdecken.
Also öffnete ich das Fenster, um zu schauen, woher die Gesprächsfetzen herauf drangen. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite saßen sich außerhalb des Lichtkegels der Straßenbeleuchtung drei Männer gegenüber und ließen im Dreieck offenbar eine Flasche kreisen. Das Lamento beziehungsweise die Euphorie wurde jeweils in einer Sprache vorgetragen, die schwer zu zu ordnen war. Mir kam sie slawisch vor.
Das Leuchtband des Taxi-Unternehmens jenseits der Kreuzung zeigte zwei Grad an. Die drei Männer hatten nichts, worauf sie isoliert sitzen konnten. Aber ganz offenbar waren sie keine Stadtstreicher oder Obdachlose. Dazu waren sie viel zu gut gekleidet - wenn auch viel zu leicht.
Ich schloss das Fenster und legte mich wieder hin. Aber sobald die "Zweitbeste" mal aus ihrem Schlaf geholt wird, erwacht auch ihre Neugier. Also stand sie immer mal wieder auf und schaute aus dem Küchen-Erker.
Am nächsten Morgen erzählte sie mir, dass die Drei ausgehalten hätten, bis der Straßenverkehr so gegen sechs Uhr zu laut geworden wäre, um weiter zu ratschen. Steif und schwankend hätten sie sich gegenseitig aufgeholfen und ließen nur ein Rinnsal zurück, das in die Gasse floss.
Seither rätseln wir, ob das Heimweh oder unendliche Familiengeschichten waren, die die Drei so lange haben aushalten lassen. Vielleicht war es aber auch so, dass sie sich in diesem, Zustand nach der Sperrstunde zunächst nicht nach Hause zu ihren Frauen getraut haben...
Dienstag, 25. November 2014
Der reiche, kranke Mann am Bosporus
"Der kranke Mann am Bosporus": Zar Nikolaus I prägte diesen Begriff 1855 angesichts des Verfalls des Groß-Osmanischen Reiches, und die Presse sowie ihre Karikaturisten wetzten damals ihre Kreativität an diesem Bild. Wir haben übrigens diese wenig schmeichelhafte Bezeichnung noch im Geschichtsunterricht gelernt.
Aber dieser Tage scheint sich kein Journalist mehr dieser Metapher bedienen zu wollen. Dabei muss man doch davon ausgehen, dass der türkische Präsident Recep Tanyyip Erdogan vor lauter Selbstgefälligkeit zunehmend einem pathologischem Narzissmus verfällt. Hat da die jüngste Verfolgung von Schöpfern persiflierender Darstellungen schon gefruchtet?
In der vergangenen Woche hat er die Entdeckung Amerikas noch den Osmanen zugeschrieben. In dieser Woche referiert er ausgerechnet vor dem Türkischen Frauenverband, dass Frauen eigentlich nicht für die Arbeit geschaffen seien, sondern daheim an den Herd gehörten und reichlich Kinder gebären sollten. Was natürlich eine Verklitterung historischer Fakten wäre. Noch als ich in meiner Kindheit durch die Türkei reiste, sah man ausschließlich Frauen auf den Feldern schuften, während die Herren der Schöpfung im Schatten beim Tee saßen
Haben wir von einer Zwangseinweisung gehört? Gab es Proteste, als er meinte, die Gleichberechtigung von Mann und Frau sei unnatürlich? Wieso kann sich dieser kranke, reiche Mann am Bosporus solche Sprüche leisten?
Das hat nicht allein den Ursprung in aktueller, wirtschaftlicher Stärke. Einerseits funktioniert das, weil die männliche Landbevölkerung, aus der Erdogan seine Mehrheiten generiert, seit Ata Türk eine panische Angst vor gebildeten und zunehmend emanzipierten Türkinnen hat und andererseits, weil die westliche Welt mal wieder hilflos auf die Entwicklung einer Diktatur schaut, in der die eigentliche Saat des IS aufgeht,
Die Schwächung und Unterordnung der Frauen spielt in diesem Kreuzzug-Konzept eine wesentliche Rolle, Also transportiert Erdogan dieses Gedankengut, bei dem der Gründer der modernen Türkei eigentlich wie ein Torpedo aus seinem über Ankara liegenden Mausoleum schießen müsste. Erst bestritt Erdogan mit seiner nur noch verhüllt auftretenden Frau eine Art Marketing für seine krausen Ideen, dann hob er flugs das Kopftuch-Verbot bei öffentlichen Ämtern und offiziellen Anlässen auf. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, wann er das Wahlrecht für Frauen abschafft, und die aufmüpfigen Weibsbilder seiner Nation wieder auf Volksschul-Niveau reduziert.
Bei der bereits angedeuteten Gewaltbereitschaft während der Proteste am Taksim-Platz ist es natürlich klar, dass es sich die türkischen Frauen vor Ort zweimal überlegen, auf die Straße zu gehen. Aber wo bleiben die im Ausland lebenden Türkinnen? Wieso begehren die nicht auf?
Es wird höchste Zeit, sie zu unterstützen. Sonst wird aus dem Außenposten der NATO womöglich bald ein Vorposten für die Muslime aus dem Mittelalter.
Einige Militär-Experten befürchten sogar, dass der Größenwahnsinnige neben den in seinem Land positionierten US-Nuklearwaffen, an der Entwicklung eigener Atom-Raketen arbeiten lässt...
Aber dieser Tage scheint sich kein Journalist mehr dieser Metapher bedienen zu wollen. Dabei muss man doch davon ausgehen, dass der türkische Präsident Recep Tanyyip Erdogan vor lauter Selbstgefälligkeit zunehmend einem pathologischem Narzissmus verfällt. Hat da die jüngste Verfolgung von Schöpfern persiflierender Darstellungen schon gefruchtet?
In der vergangenen Woche hat er die Entdeckung Amerikas noch den Osmanen zugeschrieben. In dieser Woche referiert er ausgerechnet vor dem Türkischen Frauenverband, dass Frauen eigentlich nicht für die Arbeit geschaffen seien, sondern daheim an den Herd gehörten und reichlich Kinder gebären sollten. Was natürlich eine Verklitterung historischer Fakten wäre. Noch als ich in meiner Kindheit durch die Türkei reiste, sah man ausschließlich Frauen auf den Feldern schuften, während die Herren der Schöpfung im Schatten beim Tee saßen
Haben wir von einer Zwangseinweisung gehört? Gab es Proteste, als er meinte, die Gleichberechtigung von Mann und Frau sei unnatürlich? Wieso kann sich dieser kranke, reiche Mann am Bosporus solche Sprüche leisten?
Das hat nicht allein den Ursprung in aktueller, wirtschaftlicher Stärke. Einerseits funktioniert das, weil die männliche Landbevölkerung, aus der Erdogan seine Mehrheiten generiert, seit Ata Türk eine panische Angst vor gebildeten und zunehmend emanzipierten Türkinnen hat und andererseits, weil die westliche Welt mal wieder hilflos auf die Entwicklung einer Diktatur schaut, in der die eigentliche Saat des IS aufgeht,
Die Schwächung und Unterordnung der Frauen spielt in diesem Kreuzzug-Konzept eine wesentliche Rolle, Also transportiert Erdogan dieses Gedankengut, bei dem der Gründer der modernen Türkei eigentlich wie ein Torpedo aus seinem über Ankara liegenden Mausoleum schießen müsste. Erst bestritt Erdogan mit seiner nur noch verhüllt auftretenden Frau eine Art Marketing für seine krausen Ideen, dann hob er flugs das Kopftuch-Verbot bei öffentlichen Ämtern und offiziellen Anlässen auf. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, wann er das Wahlrecht für Frauen abschafft, und die aufmüpfigen Weibsbilder seiner Nation wieder auf Volksschul-Niveau reduziert.
Bei der bereits angedeuteten Gewaltbereitschaft während der Proteste am Taksim-Platz ist es natürlich klar, dass es sich die türkischen Frauen vor Ort zweimal überlegen, auf die Straße zu gehen. Aber wo bleiben die im Ausland lebenden Türkinnen? Wieso begehren die nicht auf?
Es wird höchste Zeit, sie zu unterstützen. Sonst wird aus dem Außenposten der NATO womöglich bald ein Vorposten für die Muslime aus dem Mittelalter.
Einige Militär-Experten befürchten sogar, dass der Größenwahnsinnige neben den in seinem Land positionierten US-Nuklearwaffen, an der Entwicklung eigener Atom-Raketen arbeiten lässt...
Donnerstag, 20. November 2014
Kaum noch Spielraum für Toleranz
In einer Zeit, da in Folge von religiöser Intoleranz, Machtentfaltung, Hass und Rassismus überall auf der Welt nicht nur lokale Gewalt herrscht, sondern Kriege geführt werden, ist es von den Sende-Anstalten der ARD sicherlich gut gemeint, die Toleranz zum Wochen-Thema zu machen.
Nach einigen Tagen Reinhören und Fernsehen bin ich mir aber nicht mehr so sicher, ob das tatsächlich etwas bezweckt. Moderatoren mit salbungsvollen Stimmen weiten den Begriff dermaßen aus, dass ich mich schwer tue, deren Meinungen zu tolerieren,
Es entsteht der generelle Eindruck, dass die Toleranten die Guten und die Intoleranten die Bösen sind, Dabei ist das wie mit dem taoistischen Yin und Yang. Beide werden gar nicht erst zum Thema, so lange sie sich die Waage halten. Das Leben und das leben Lassen hat der Mensch aber Zeit seiner Existenz nicht in den Griff bekommen.
Bei käuflichen Dingen oder Industriegütern ist der Begriff Toleranz Bestandteil von Verträgen oder Regeln: In diesem Spielraum muss gefertigt werden, sonst wird die Ware weder abgenommen noch bezahlt. Politiker verwenden daher jetzt immer häufiger bei menschlichen Auseinandersetzungen den Begriff "Null-Toleranz", wenn sie das Gefühl haben, dass sie gegen Intolerante vorgehen müssen, die die Toleranz der Anderen überstrapazieren. Aber wer, wann eine Grenze überschreitet, ist eben parteiliche Betrachtungsweise.
Also wenn man den Begriff auf das Menschliche allzu Menschliche fixiert, passiert doch folgendes:
Toleranz - also die Fähigkeit, etwas zuzulassen, was einem fremd, ungewohnt oder störend erscheint - wird ja nicht gleich zur Intoleranz - also der Unfähigkeit, das Störende am eigenen Tun, Aussehen oder Denken für Andere zu erkennen, ohne sich entsprechend anzupassen...
Diese Aktion und Reaktion unterliegt neben der Emotionalität auch einem Zeit-Faktor. Wie lange kann ich das Andere tolerieren oder ertragen? Oder im umgekehrten Fall: Wie lange kann ich den Anderen durch mein anders Sein oder -Verhalten provozieren? Denn auch bei Toleranz und Intoleranz geht es im Großen wie im Kleinen in der Endkonsequenz um Macht-Ausübung, -Erhaltung oder -Erweiterung.
Toleranz sei eine Erziehungsfrage sagen die Pädagogen. Die Parameter der Erziehung können aber so unschuldig sein wie auf einer Montessori-Schule oder so hasserfüllt wie in der Hitler-Jugend.
Es muss doch einen Grund haben, wieso junge Menschen, die unter unseren heutigen Erziehungsprinzipien aufgewachsen sind, für den IS-Terror ihr Leben lassen wollen?
Mit dem Willen aber, der Intoleranz durch Nachsicht zu widerstehen, sind ja nicht nur die Quaker, sondern auch der große Gandhi gescheitert.
Also erhebt sich mit Fug und Recht die Frage, ob wir unsere eigenen Werte im eigenen Land nicht durch unsere zu lange Toleranz nachhaltig geschädigt haben? Eine Moral von der Geschicht' jedoch gibt es nicht. Höchstens die allgegenwärtige Warnung:
Wenn wir es zulassen,, dass der Terrorismus uns zwingt, das Fundament unserer Rechtsstaatlichkeit zu untergraben, hat die Toleranz keinen Spielraum mehr. Gewalt folgt dann Gegengewalt und so weiter und so fort...
Nach einigen Tagen Reinhören und Fernsehen bin ich mir aber nicht mehr so sicher, ob das tatsächlich etwas bezweckt. Moderatoren mit salbungsvollen Stimmen weiten den Begriff dermaßen aus, dass ich mich schwer tue, deren Meinungen zu tolerieren,
Es entsteht der generelle Eindruck, dass die Toleranten die Guten und die Intoleranten die Bösen sind, Dabei ist das wie mit dem taoistischen Yin und Yang. Beide werden gar nicht erst zum Thema, so lange sie sich die Waage halten. Das Leben und das leben Lassen hat der Mensch aber Zeit seiner Existenz nicht in den Griff bekommen.
Bei käuflichen Dingen oder Industriegütern ist der Begriff Toleranz Bestandteil von Verträgen oder Regeln: In diesem Spielraum muss gefertigt werden, sonst wird die Ware weder abgenommen noch bezahlt. Politiker verwenden daher jetzt immer häufiger bei menschlichen Auseinandersetzungen den Begriff "Null-Toleranz", wenn sie das Gefühl haben, dass sie gegen Intolerante vorgehen müssen, die die Toleranz der Anderen überstrapazieren. Aber wer, wann eine Grenze überschreitet, ist eben parteiliche Betrachtungsweise.
Also wenn man den Begriff auf das Menschliche allzu Menschliche fixiert, passiert doch folgendes:
Toleranz - also die Fähigkeit, etwas zuzulassen, was einem fremd, ungewohnt oder störend erscheint - wird ja nicht gleich zur Intoleranz - also der Unfähigkeit, das Störende am eigenen Tun, Aussehen oder Denken für Andere zu erkennen, ohne sich entsprechend anzupassen...
Diese Aktion und Reaktion unterliegt neben der Emotionalität auch einem Zeit-Faktor. Wie lange kann ich das Andere tolerieren oder ertragen? Oder im umgekehrten Fall: Wie lange kann ich den Anderen durch mein anders Sein oder -Verhalten provozieren? Denn auch bei Toleranz und Intoleranz geht es im Großen wie im Kleinen in der Endkonsequenz um Macht-Ausübung, -Erhaltung oder -Erweiterung.
Toleranz sei eine Erziehungsfrage sagen die Pädagogen. Die Parameter der Erziehung können aber so unschuldig sein wie auf einer Montessori-Schule oder so hasserfüllt wie in der Hitler-Jugend.
Es muss doch einen Grund haben, wieso junge Menschen, die unter unseren heutigen Erziehungsprinzipien aufgewachsen sind, für den IS-Terror ihr Leben lassen wollen?
Mit dem Willen aber, der Intoleranz durch Nachsicht zu widerstehen, sind ja nicht nur die Quaker, sondern auch der große Gandhi gescheitert.
Also erhebt sich mit Fug und Recht die Frage, ob wir unsere eigenen Werte im eigenen Land nicht durch unsere zu lange Toleranz nachhaltig geschädigt haben? Eine Moral von der Geschicht' jedoch gibt es nicht. Höchstens die allgegenwärtige Warnung:
Wenn wir es zulassen,, dass der Terrorismus uns zwingt, das Fundament unserer Rechtsstaatlichkeit zu untergraben, hat die Toleranz keinen Spielraum mehr. Gewalt folgt dann Gegengewalt und so weiter und so fort...
Montag, 17. November 2014
Macht Satire noch Sinn bei soviel Irrsinn?
Für Freunde des politischen Kabaretts herrscht gerade mal wieder Hochkonjunktur. Aber das Gelächter bleibt einem zunehmend in der Kehle klemmen, wenn man in der Vergangenheit diese Zeiten des Erfolges mit den historischen Auslösern vergleicht. Denn immer wenn die Kabarettisten am besten in Form waren, zog bald darauf eine Katastrophe auf - wenn sie nicht schon begonnen hatte...
Verhindern kann Kabarett eh nichts, weil die, die es lieben, ja meist gegen das Böse nicht gewappnet sind oder mit den Künstlern in "staatlichen Einrichtungen" verschwinden, wenn sie mit jenen nicht rechtzeitig ins Exil gehen.
Im Moment sind die Epigonen der "Lach- und Schieß-Gesellschaft" in Hochform und machen dem kürzlich verstorbenen Hohepriester der humoristischen Irrsinnsbekämpfung, Dieter Hildebrand, alle Ehre. Doch gestern passierte etwas, das ich für ein Menetekel des Unheils halte. Claus Kleber wusste in seinem seriösen "Heute"-Format den irrsinnigen Auswüchsen des türkischen Präsidenten Recep Tanyyip Erdogan nicht anders beizukommen als mit Satire.
Die Nachricht war, dass Recep Tanyyip der Große als baldiger Osmanen-Führer eigener Gnaden die Entdeckung Amerikas kurzer Hand den Muselmanen zusprach. Was selbst bei fanatischen "Followern" einige Verwirrung auslöste. Das ganze war unterlegt mit Bildern vom monströsen Bau einer Moschee zu Ehren Sinans in Istanbul und der Ansicht seines sprachlos machenden, bald fertig gestellten präsidialen Palastes mit 1000 Zimmern.
Also aus meiner Sicht gehört der Irrsinn in einer Nachrichten-Sendung unverschlüsselt angeprangert und der Verursacher klar beim Namen genannt. Geschieht dies nicht, muss der satirisch unempfindsame Gläubige von wahrer Größe ausgehen. Das erklärte dann das IS-Phänomen.
Als ich mit meinen Eltern zum ersten Mal umfangreich die Türkei bereiste, lag das, was Hitlers Größenwahn angerichtet hatte, noch nicht einmal anderthalb Jahrzehnte zurück. Ich aber war schon in einem Alter, in dem ich gelernt hatte, den Namen des Obernazis vorsichtig und distanziert auszusprechen. Um so überraschter war ich, als meine Familie bei Einladungen von türkischen Gastgebern der damals schon (oder immer noch?) Deutsch sprechenden Oberschicht mit Meinungen konfrontiert wurden, was Hitler doch für ein großer Herrscher gewesen sei und als wie tragisch sein Scheitern empfunden wurde.
Natürlich war ich wie vor den Kopf gestoßen - auch weil mein Vater gegen solche Einlassungen nur mit sehr sanften Korrekturen vorgegangen war. Ahnte ich doch aus Familien-Diskussionen wie arg man ihm im sogenannten "Dritten Reich" zugesetzt hatte.
Sind also die Türken wieder auf dem Trip, sich nach osmanischer Größe zu sehnen? Bei über fünfzig prozentiger Zustimmung für Erdogan muss man davon ausgehen, und die weltweite Unruhe spielt der Türkei als Außenposten der Nato und Erdogan als Oberbefehlshaber mit dem größten, stehenden Heer des Verteidigungsbündnisses die entsprechenden Trümpfe zu.
Sich in Nachrichten über ihn lustig zu machen, hilft da nicht viel. Dort müssen klare Fakten und umfangreiche Aufklärung über die verzwickten Verhältnisse auf den Bildschirm (und nicht zum Nachlesen ins Internet).
Am 15. Oktober 1940 bei seiner Premiere stellte Charly Chaplin in seinem Film "Der große Diktator" Hitler so dar, wie er heute in alten Filmdokumenten auf uns wirkt; als vermeintliche Witzfigur Da war aber der Zweite Weltkrieg schon ein Jahr in vollem Gange.
Verhindern kann Kabarett eh nichts, weil die, die es lieben, ja meist gegen das Böse nicht gewappnet sind oder mit den Künstlern in "staatlichen Einrichtungen" verschwinden, wenn sie mit jenen nicht rechtzeitig ins Exil gehen.
Im Moment sind die Epigonen der "Lach- und Schieß-Gesellschaft" in Hochform und machen dem kürzlich verstorbenen Hohepriester der humoristischen Irrsinnsbekämpfung, Dieter Hildebrand, alle Ehre. Doch gestern passierte etwas, das ich für ein Menetekel des Unheils halte. Claus Kleber wusste in seinem seriösen "Heute"-Format den irrsinnigen Auswüchsen des türkischen Präsidenten Recep Tanyyip Erdogan nicht anders beizukommen als mit Satire.
Die Nachricht war, dass Recep Tanyyip der Große als baldiger Osmanen-Führer eigener Gnaden die Entdeckung Amerikas kurzer Hand den Muselmanen zusprach. Was selbst bei fanatischen "Followern" einige Verwirrung auslöste. Das ganze war unterlegt mit Bildern vom monströsen Bau einer Moschee zu Ehren Sinans in Istanbul und der Ansicht seines sprachlos machenden, bald fertig gestellten präsidialen Palastes mit 1000 Zimmern.
Also aus meiner Sicht gehört der Irrsinn in einer Nachrichten-Sendung unverschlüsselt angeprangert und der Verursacher klar beim Namen genannt. Geschieht dies nicht, muss der satirisch unempfindsame Gläubige von wahrer Größe ausgehen. Das erklärte dann das IS-Phänomen.
Als ich mit meinen Eltern zum ersten Mal umfangreich die Türkei bereiste, lag das, was Hitlers Größenwahn angerichtet hatte, noch nicht einmal anderthalb Jahrzehnte zurück. Ich aber war schon in einem Alter, in dem ich gelernt hatte, den Namen des Obernazis vorsichtig und distanziert auszusprechen. Um so überraschter war ich, als meine Familie bei Einladungen von türkischen Gastgebern der damals schon (oder immer noch?) Deutsch sprechenden Oberschicht mit Meinungen konfrontiert wurden, was Hitler doch für ein großer Herrscher gewesen sei und als wie tragisch sein Scheitern empfunden wurde.
Natürlich war ich wie vor den Kopf gestoßen - auch weil mein Vater gegen solche Einlassungen nur mit sehr sanften Korrekturen vorgegangen war. Ahnte ich doch aus Familien-Diskussionen wie arg man ihm im sogenannten "Dritten Reich" zugesetzt hatte.
Sind also die Türken wieder auf dem Trip, sich nach osmanischer Größe zu sehnen? Bei über fünfzig prozentiger Zustimmung für Erdogan muss man davon ausgehen, und die weltweite Unruhe spielt der Türkei als Außenposten der Nato und Erdogan als Oberbefehlshaber mit dem größten, stehenden Heer des Verteidigungsbündnisses die entsprechenden Trümpfe zu.
Sich in Nachrichten über ihn lustig zu machen, hilft da nicht viel. Dort müssen klare Fakten und umfangreiche Aufklärung über die verzwickten Verhältnisse auf den Bildschirm (und nicht zum Nachlesen ins Internet).
Am 15. Oktober 1940 bei seiner Premiere stellte Charly Chaplin in seinem Film "Der große Diktator" Hitler so dar, wie er heute in alten Filmdokumenten auf uns wirkt; als vermeintliche Witzfigur Da war aber der Zweite Weltkrieg schon ein Jahr in vollem Gange.
Freitag, 14. November 2014
E-Oldies
Die europäische Großbank, deren Kunden wir auch in Italien sind, macht uns die beiden für uns zuständigen Filialen dicht. Das sieht uns natürlich in erster Linie für jene Mitarbeiter betroffen, die uns zum Teil Jahrzehnte betreut hatten. Als wir auf den letzten Drücker die Schließfach-Verlagerung vornahmen, wurden wir Zeugen herzzerreißender Abschiede.
Wir hatten auch davon geträumt, im weiter fortgeschrittenen Alter, alle Bank-Geschäfte die paar Schritte weit entfernt in unserer Straße erledigen zu können. Pustekuchen! Da die älteren Bankangestellten dort wohl über kurz oder lang mit Vorruhestandsregelungen ebenfalls entsorgt werden, sind wir vermutlich bald mit der permanenten Forderung konfrontiert, unsere Dinge online zu regeln.
Aber so Computer-affin ich bin, das werde ich nach all der Hackerei von offiziellen und verbrecherischen Organisationen bestimmt nicht machen. Da bleibe ich stur, weil ich einfach nicht mehr mitkomme bei dem, was alles geht und was nicht. Dabei war ich vor ein paar Jahren noch ein Vorreiter der elektronischen Kommunikation. Aber dieses Tempo schafft in unserem Alter doch keiner mehr.
Nehmen wir mein E-Book der ersten Generation, was ja für einen ehemaligen Buchhändler eh schon eine frevelhafte Anschaffung war. Ich nütze es ausschließlich, um über eine Studien-Plattform befreit von Rechten amerikanische und englische Literatur im Original zu lesen. Dafür musste es nicht viel können. Deshalb habe ich auch die Entwicklung verpasst, wieso bei einem Online-Versender die neueste Version dieser Pionier-Marke, die in Farbe und blendfrei funktioniert, nur noch die Hälfte von meinem Altgerät kostet.
Über meine Mühe mit Smartphones habe ich ja auch schon oft genug geschrieben, aber glauben wollte ich es nicht, dass ich mir damit jetzt auch komplette Bücher herunterladen und die nur mit Onetouch durch Querstellen auf alterslesegerechte Buchstabengröße hoch streicheln kann.
Als Rentner kommen bei mir natürlich moralische Bedenken und Romantik wegen des Niedergangs der haptisch zu konsumierenden Bücher nicht mehr auf. Auch der Einzelhandel ist mir Schnurz, wenn ich für Schuhe, Pullover, einen Fahrrad-Helm sowie einem Bademantel nicht nur 50 Prozent im Vergleich spare, sondern das alles auch noch frei Haus geliefert bekomme.
Sie ist sehr Zwiespältig die Welt der E-Oldies: Einerseits macht einem die totale Vernetzung zunehmend angst, andererseits offenbart sie nach dem Erstversuchs-Stress derartige Erleichterungen, dass man immer weniger hinterfragt. Ich glaube, darin liegt die eigentliche Gefahr. Die Bequemlichkeit wird derart selbstverständlich, dass wir gar nicht mehr merken, wann der "Rubikon überschritten" wird, wie das ein ehemaliger Kurzzeit-Bundespräsident treffend formuliert hätte.
Seit gestern muss ich mich auch nicht mehr in die Schuhschachtel großen Zellen von Multiple-Kinos zwängen, sondern kann gehüllt in meinen neuen Bademantel und dank meines Sohnes als von ihm hinzugefügtes Familien-Mitglied an meinem Computer Filme gucken.
Gut, dass es dann bei all der mit dem großen E verbundenen Technologie doch noch Momente der Ernüchterung gibt:
Da stehe ich mit meinem Rad an einer Ampel in der Ludwigsstraße neben einer sehr attraktiven Radlerin,, und weil der Radweg dort sehr schmal ist, versuche ich sie bei grün gleich hinter mir zu lassen, Aber dann beschleunigt sie wie ein Ferrari am Ende der Boxen-Gasse. Mit einem Sssssssszzt ist sie auf und davon. So eine Unverschämtheit.
E-Bikes sind doch die reinste Wettbewerbsverzerrung!!!
Wir hatten auch davon geträumt, im weiter fortgeschrittenen Alter, alle Bank-Geschäfte die paar Schritte weit entfernt in unserer Straße erledigen zu können. Pustekuchen! Da die älteren Bankangestellten dort wohl über kurz oder lang mit Vorruhestandsregelungen ebenfalls entsorgt werden, sind wir vermutlich bald mit der permanenten Forderung konfrontiert, unsere Dinge online zu regeln.
Aber so Computer-affin ich bin, das werde ich nach all der Hackerei von offiziellen und verbrecherischen Organisationen bestimmt nicht machen. Da bleibe ich stur, weil ich einfach nicht mehr mitkomme bei dem, was alles geht und was nicht. Dabei war ich vor ein paar Jahren noch ein Vorreiter der elektronischen Kommunikation. Aber dieses Tempo schafft in unserem Alter doch keiner mehr.
Nehmen wir mein E-Book der ersten Generation, was ja für einen ehemaligen Buchhändler eh schon eine frevelhafte Anschaffung war. Ich nütze es ausschließlich, um über eine Studien-Plattform befreit von Rechten amerikanische und englische Literatur im Original zu lesen. Dafür musste es nicht viel können. Deshalb habe ich auch die Entwicklung verpasst, wieso bei einem Online-Versender die neueste Version dieser Pionier-Marke, die in Farbe und blendfrei funktioniert, nur noch die Hälfte von meinem Altgerät kostet.
Über meine Mühe mit Smartphones habe ich ja auch schon oft genug geschrieben, aber glauben wollte ich es nicht, dass ich mir damit jetzt auch komplette Bücher herunterladen und die nur mit Onetouch durch Querstellen auf alterslesegerechte Buchstabengröße hoch streicheln kann.
Als Rentner kommen bei mir natürlich moralische Bedenken und Romantik wegen des Niedergangs der haptisch zu konsumierenden Bücher nicht mehr auf. Auch der Einzelhandel ist mir Schnurz, wenn ich für Schuhe, Pullover, einen Fahrrad-Helm sowie einem Bademantel nicht nur 50 Prozent im Vergleich spare, sondern das alles auch noch frei Haus geliefert bekomme.
Sie ist sehr Zwiespältig die Welt der E-Oldies: Einerseits macht einem die totale Vernetzung zunehmend angst, andererseits offenbart sie nach dem Erstversuchs-Stress derartige Erleichterungen, dass man immer weniger hinterfragt. Ich glaube, darin liegt die eigentliche Gefahr. Die Bequemlichkeit wird derart selbstverständlich, dass wir gar nicht mehr merken, wann der "Rubikon überschritten" wird, wie das ein ehemaliger Kurzzeit-Bundespräsident treffend formuliert hätte.
Seit gestern muss ich mich auch nicht mehr in die Schuhschachtel großen Zellen von Multiple-Kinos zwängen, sondern kann gehüllt in meinen neuen Bademantel und dank meines Sohnes als von ihm hinzugefügtes Familien-Mitglied an meinem Computer Filme gucken.
Gut, dass es dann bei all der mit dem großen E verbundenen Technologie doch noch Momente der Ernüchterung gibt:
Da stehe ich mit meinem Rad an einer Ampel in der Ludwigsstraße neben einer sehr attraktiven Radlerin,, und weil der Radweg dort sehr schmal ist, versuche ich sie bei grün gleich hinter mir zu lassen, Aber dann beschleunigt sie wie ein Ferrari am Ende der Boxen-Gasse. Mit einem Sssssssszzt ist sie auf und davon. So eine Unverschämtheit.
E-Bikes sind doch die reinste Wettbewerbsverzerrung!!!
Dienstag, 11. November 2014
Mehr zuhören, kaum noch verstehen, gar nichts mehr begreifen
In den bemerkenswerten, vergangenen Tagen der Erinnerung ist mir aufgefallen, dass wir bei all dem, was wir zu hören bekommen, nicht nur unser Verständnis vorgekaut bekommen, sondern dass uns das Begreifen auch noch von einem Berufsstand abgenommen wird, dem ich leider auch einmal selbst mit aller Eitelkeit und Besserwisserei angehört habe.
Erstes Beispiel Joachim Gauck Auch wenn er Bundespräsident ist, muss ein Mann, der zu den Betroffenen gehört hat und mit Bewältigung als Leiter einer Behörde betraut war, Zweifel daran äußern dürfen, ob eine der im Bundestag vertretenen, gewählten Parteien nicht doch noch das Gedankengut der untergegangenen DDR personell eingelagert hat. Joachim Gaucks Einlassung dazu war zwar pastoral getragen, aber derart präzise formuliert, dass man ihm "Parteilichkeit" nur schwer vorwerfen konnte. Der Journalismus hat es dennoch beinahe unisono geschafft, seine Meinung als Einmischung darzustellen und damit den "Shitstorm" der Linken noch zu unterstützen. Einer Partei, die sich in aller Öffentlichkeit außer Stande sieht, die DDR als Unrechtsstaat aufzuarbeiten.
Zweites Beispiel Wolf Biermann: Trotz seiner Verdienste als politischer Künstler war es einfach schlechtes Benehmen, die Feierstunde im Bundestag zu einer überholten Polemik gegen die alten Feinde zu missbrauchen. Der übertragende und kolportierenden Journalismus hat die Zurechtweisung vom Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert aber so zurecht geschnitten, dass daraus fast die Lachnummer geworden ist, die man uns vermitteln wollte.
Nur das sichtbar wütende Grummeln des sonst immer wortgewaltigen Gregor Gysi wurde kurz dazwischen geschnitten, aber nicht ein gesungener Ton Biermanns.
Drittes Beispiel Michail Gorbatschow: Da muss erst ein 83jähriger in seiner Eigenschaft als Friedensnobelpreisträger und Wegbereiter der Deutschen Einheit kommen, um die Argumente nachdrücklich zu wiederholen, die im lauten Dauerfeuer auf Vladimir Putins Niedertracht im Ukraine-Konflikt nicht nur unerhört blieben, sondern in der prowestlichen Berichterstattung gezielt versenkt wurden: Die USA, die sich als Sieger der "Kalten Krieges" fühlten, keine vertraglichen Abmachungen hielten und zudem Kriege als Außenpolitik anzettelten. Jetzt erst wird darüber diskutiert und nicht schon längst seit dem ruchbar gewordenen, arroganten Abhören befreundeter Staats-Administrationen.
Viertes Beispiel Daniel Barrenboim: Dieser Völker verbindende Gutmensch scheut sich nicht Beethovens sehr Deutsche "Ode an die Freiheit" am Gedenktag des Mauerfalls vor dem Brandenburger Tor zu dirigieren. Aber dürfen wir das dann auch hören? Wichtigtuerische, ins eigene Wort verliebte Moderatoren unterbrechen diese einmalige Darbietung immer wieder mit belanglosen Interviews. Ich bin wirklich ein großer Fan des Historikers Heinrich August Winkler, aber da war er in kommentierender Form und nicht wie sonst als Quellen sammelnder Chronist, der falsche Mann am falschen Ort zur falschen Stunde mit falschen Themen.. Ja, auch die sogenannte "Reichskristallnacht" musste unbedingt an diesem Tag thematisiert werden. Aber nicht in einem Augenblick, in dem Deutsche auch mal kurz stolz auf sich sein durften.
Fünftes Beispiel Claus Weselsky: In der Tat ist der GDL-Führer ein Unsympath ersten Ranges, weil er sich selbst ohne kritischen Abstand zur eigenen Wirkungsweise so darstellt. Sein Gegenspieler, Bahn-Vorstand Ulrich Weber schwimmt auch nicht gerade auf der Woge der Sympathie, aber ist öffentlich taktisch eindeutig besser geschult. Auf zehn Weselsky-Darstellungen traf allenfalls einmal die kurz eingeblendete Physiognomie Webers. Das hat dazu geführt, dass erstmals einheitlich ein Streik-Anlass von der Presse so dargestellt wurde, dass fast die gesamte Bevölkerung nur das Feindbild GDL sah. Die Ungeheuerlichkeit der BahnAG, den verfassungskonformen gewerkschaftlichen Pluralismus auszuhebeln, ging bei der Berichterstattung fast völlig unter. Das vorherrschende Bild: Eine erpresserische Klein-Gewerkschaft mit einem narzisstischen Streikführer sorgt für Millionenschäden an der Deutschen Wirtschaft. Was sogleich den Bundestag - ausgerechnet unter Federführung der SPD - zu einer entsprechenden Gesetzesänderung mobilisierte.
Mein Fazit: Trotz der Medienfülle müssen wir Konsumenten von Nachrichten und kolportierten Meinungen vorsichtig sein, dass wir nicht von einem Mainstreem-Journalismus mitgerissen werden, der durch den Überlebenskampf einiger traditioneller Medien geprägt wird.
Ein paar tausend Journalisten werden in diesen Wochen entlassen. "Eggheads", also angestellte Autoren, die immer ein Qualitätsmerkmal für guten Journalismus darstellten. werden reihenweise gekündigt. Was gar nichts damit zu tun hat, wie gut sie waren, sondern eher damit, dass sie teuer und unproduktiv sind.
Nicht, dass es bei uns bald wieder zu einer Situation kommt, in der dann ein altes Sprichwort abgewandelt werden müsste:
"Wes Brot ich ess', des Lied ich schreib!"
Erstes Beispiel Joachim Gauck Auch wenn er Bundespräsident ist, muss ein Mann, der zu den Betroffenen gehört hat und mit Bewältigung als Leiter einer Behörde betraut war, Zweifel daran äußern dürfen, ob eine der im Bundestag vertretenen, gewählten Parteien nicht doch noch das Gedankengut der untergegangenen DDR personell eingelagert hat. Joachim Gaucks Einlassung dazu war zwar pastoral getragen, aber derart präzise formuliert, dass man ihm "Parteilichkeit" nur schwer vorwerfen konnte. Der Journalismus hat es dennoch beinahe unisono geschafft, seine Meinung als Einmischung darzustellen und damit den "Shitstorm" der Linken noch zu unterstützen. Einer Partei, die sich in aller Öffentlichkeit außer Stande sieht, die DDR als Unrechtsstaat aufzuarbeiten.
Zweites Beispiel Wolf Biermann: Trotz seiner Verdienste als politischer Künstler war es einfach schlechtes Benehmen, die Feierstunde im Bundestag zu einer überholten Polemik gegen die alten Feinde zu missbrauchen. Der übertragende und kolportierenden Journalismus hat die Zurechtweisung vom Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert aber so zurecht geschnitten, dass daraus fast die Lachnummer geworden ist, die man uns vermitteln wollte.
Nur das sichtbar wütende Grummeln des sonst immer wortgewaltigen Gregor Gysi wurde kurz dazwischen geschnitten, aber nicht ein gesungener Ton Biermanns.
Drittes Beispiel Michail Gorbatschow: Da muss erst ein 83jähriger in seiner Eigenschaft als Friedensnobelpreisträger und Wegbereiter der Deutschen Einheit kommen, um die Argumente nachdrücklich zu wiederholen, die im lauten Dauerfeuer auf Vladimir Putins Niedertracht im Ukraine-Konflikt nicht nur unerhört blieben, sondern in der prowestlichen Berichterstattung gezielt versenkt wurden: Die USA, die sich als Sieger der "Kalten Krieges" fühlten, keine vertraglichen Abmachungen hielten und zudem Kriege als Außenpolitik anzettelten. Jetzt erst wird darüber diskutiert und nicht schon längst seit dem ruchbar gewordenen, arroganten Abhören befreundeter Staats-Administrationen.
Viertes Beispiel Daniel Barrenboim: Dieser Völker verbindende Gutmensch scheut sich nicht Beethovens sehr Deutsche "Ode an die Freiheit" am Gedenktag des Mauerfalls vor dem Brandenburger Tor zu dirigieren. Aber dürfen wir das dann auch hören? Wichtigtuerische, ins eigene Wort verliebte Moderatoren unterbrechen diese einmalige Darbietung immer wieder mit belanglosen Interviews. Ich bin wirklich ein großer Fan des Historikers Heinrich August Winkler, aber da war er in kommentierender Form und nicht wie sonst als Quellen sammelnder Chronist, der falsche Mann am falschen Ort zur falschen Stunde mit falschen Themen.. Ja, auch die sogenannte "Reichskristallnacht" musste unbedingt an diesem Tag thematisiert werden. Aber nicht in einem Augenblick, in dem Deutsche auch mal kurz stolz auf sich sein durften.
Fünftes Beispiel Claus Weselsky: In der Tat ist der GDL-Führer ein Unsympath ersten Ranges, weil er sich selbst ohne kritischen Abstand zur eigenen Wirkungsweise so darstellt. Sein Gegenspieler, Bahn-Vorstand Ulrich Weber schwimmt auch nicht gerade auf der Woge der Sympathie, aber ist öffentlich taktisch eindeutig besser geschult. Auf zehn Weselsky-Darstellungen traf allenfalls einmal die kurz eingeblendete Physiognomie Webers. Das hat dazu geführt, dass erstmals einheitlich ein Streik-Anlass von der Presse so dargestellt wurde, dass fast die gesamte Bevölkerung nur das Feindbild GDL sah. Die Ungeheuerlichkeit der BahnAG, den verfassungskonformen gewerkschaftlichen Pluralismus auszuhebeln, ging bei der Berichterstattung fast völlig unter. Das vorherrschende Bild: Eine erpresserische Klein-Gewerkschaft mit einem narzisstischen Streikführer sorgt für Millionenschäden an der Deutschen Wirtschaft. Was sogleich den Bundestag - ausgerechnet unter Federführung der SPD - zu einer entsprechenden Gesetzesänderung mobilisierte.
Mein Fazit: Trotz der Medienfülle müssen wir Konsumenten von Nachrichten und kolportierten Meinungen vorsichtig sein, dass wir nicht von einem Mainstreem-Journalismus mitgerissen werden, der durch den Überlebenskampf einiger traditioneller Medien geprägt wird.
Ein paar tausend Journalisten werden in diesen Wochen entlassen. "Eggheads", also angestellte Autoren, die immer ein Qualitätsmerkmal für guten Journalismus darstellten. werden reihenweise gekündigt. Was gar nichts damit zu tun hat, wie gut sie waren, sondern eher damit, dass sie teuer und unproduktiv sind.
Nicht, dass es bei uns bald wieder zu einer Situation kommt, in der dann ein altes Sprichwort abgewandelt werden müsste:
"Wes Brot ich ess', des Lied ich schreib!"
Samstag, 8. November 2014
Durch Dick und Dünn
In einem der nicht nur legendären, sondern historisch belegten Dialoge zwischen dem dicken Wikinger-Häuptling Hägar, der den Beinamen "der Schreckliche" trug, und seinem zaundürren Adjutanten Sven Glückspilz kam es nach einem mehrtägigen Gelage zu folgender Erkenntnis:
Hägar: "Sag mal Sven - wie ist es eigentlich, so dünn zu sein?
Sven: "Ich denk mal, genauso wie dick - nur dünner!"
Einfach gestrickte Ernährungs-Historiker leiteten daraus ab, dass dick zu sein, Schreckliches impliziert, während dem Dünnen permanent das Glück hold ist.
Es wäre schön, wenn die Ökotrophologen von heute, bei dieser simplen Erkenntnis geblieben wären. Stattdessen treiben sie eigentlich immerzu neue "Säue" wissenschaftlicher Errungenschaften durch die Dörfer der Wohlgenährten., denn dies sichert ihnen ja ihren Wohlstand.
Seit dieser Woche weiß ich dank der Münchner Abendzeitung, dass ich als Bayer einer von 60 Prozent gefährdeter, männlicher Übergewichtiger bin. Dabei hatte ich mich gerade noch satt zurück gelehnt, weil die selbe Gazette in der Woche zuvor noch verkündet hatte, dass Dicke überraschend länger leben, als bisher angenommen, weil sie sich frühzeitiger in ärztliche Obhut begeben und deutlich mehr bewegen, als ihre übergewichtigen Vorfahren.
Dummer Weise habe ich mir weder Hägar noch meinen Spitznamen-Geber Obelix zum Vorbild genommen. Comic-Figuren haben ja auch den Vorteil, dass sie keinem figürlichen Wandel unterlegen sind, wie jemand der über ernährungstechnische Dinge schreibt, und im Laufe seines Lebens dennoch von einer Anzug-Größe in die andere wuchs. Zudem war und ist ein Freund aus Kindertagen einer dieser angesagten Ernährungsberater, die einen ständig heiß auf neue Tricks zum Abnehmen machen.
Also zusammengefasst:
Ich bin Marathons gelaufen, habe Trennkost nach Atkins praktiziert, habe den Ananas-Markt durch exzessives Anwenden der Hollywood-Star-Diät gepuscht, habe Pro-Eiweiß durch Pro-Fett ersetzt und angeblich Fett zehrendes Hochfrequenz-Training mit geringen Gewichten betrieben. Ja sogar die von Dauerkanzler Kohl praktizierte Trockenbrötchen-Methode habe ich probiert. Allerdings habe ich dadurch nie diese gemütliche Birnen-Figur bekommen. Als der grüne Außenminister Joschka Fischer mit ähnlichen Torturen anfing und in seinem Stresemann vorübergehend schlotterte, war mir daher längst klar, dass er danach noch dicker sein würde als zuvor.
Rein statistisch habe ich in den sechs Jahrzehnten meines Lebens zweimal mein Körpergewicht abgenommen, das immer noch viel zu hoch ist, dass sich aber auch nicht mehr verändert, seit ich vor zehn Jahrer aufgegeben habe, ständig auf die Waage zu steigen. Die zweimalige Kontrolle pro Jahr durch den Arzt reicht mir. Ich habe all die mir prognostizierten Schädigungen und Erkrankungen bekommen, aber auch ein gutes Dutzend all jener, befreundeter Altersgenossen überlebt, die mich ständig mit Ratschlägen zum Abnehmen gepiesackt haben.
Klar wäre ich gerne so schlank wie Sven Glückspilz, dann fiele mir das Bücken leichter, aber wäre ich dann auch der Charakter, der meinen Körper so gestaltet hat, wie er nun einmal ist.
Gut möglich, dass ich nachher vom Radel kippe, aber ein Problem hätten damit nur diejenigen, die mich fort tragen müssten...
Hägar: "Sag mal Sven - wie ist es eigentlich, so dünn zu sein?
Sven: "Ich denk mal, genauso wie dick - nur dünner!"
Einfach gestrickte Ernährungs-Historiker leiteten daraus ab, dass dick zu sein, Schreckliches impliziert, während dem Dünnen permanent das Glück hold ist.
Es wäre schön, wenn die Ökotrophologen von heute, bei dieser simplen Erkenntnis geblieben wären. Stattdessen treiben sie eigentlich immerzu neue "Säue" wissenschaftlicher Errungenschaften durch die Dörfer der Wohlgenährten., denn dies sichert ihnen ja ihren Wohlstand.
Seit dieser Woche weiß ich dank der Münchner Abendzeitung, dass ich als Bayer einer von 60 Prozent gefährdeter, männlicher Übergewichtiger bin. Dabei hatte ich mich gerade noch satt zurück gelehnt, weil die selbe Gazette in der Woche zuvor noch verkündet hatte, dass Dicke überraschend länger leben, als bisher angenommen, weil sie sich frühzeitiger in ärztliche Obhut begeben und deutlich mehr bewegen, als ihre übergewichtigen Vorfahren.
Dummer Weise habe ich mir weder Hägar noch meinen Spitznamen-Geber Obelix zum Vorbild genommen. Comic-Figuren haben ja auch den Vorteil, dass sie keinem figürlichen Wandel unterlegen sind, wie jemand der über ernährungstechnische Dinge schreibt, und im Laufe seines Lebens dennoch von einer Anzug-Größe in die andere wuchs. Zudem war und ist ein Freund aus Kindertagen einer dieser angesagten Ernährungsberater, die einen ständig heiß auf neue Tricks zum Abnehmen machen.
Also zusammengefasst:
Ich bin Marathons gelaufen, habe Trennkost nach Atkins praktiziert, habe den Ananas-Markt durch exzessives Anwenden der Hollywood-Star-Diät gepuscht, habe Pro-Eiweiß durch Pro-Fett ersetzt und angeblich Fett zehrendes Hochfrequenz-Training mit geringen Gewichten betrieben. Ja sogar die von Dauerkanzler Kohl praktizierte Trockenbrötchen-Methode habe ich probiert. Allerdings habe ich dadurch nie diese gemütliche Birnen-Figur bekommen. Als der grüne Außenminister Joschka Fischer mit ähnlichen Torturen anfing und in seinem Stresemann vorübergehend schlotterte, war mir daher längst klar, dass er danach noch dicker sein würde als zuvor.
Rein statistisch habe ich in den sechs Jahrzehnten meines Lebens zweimal mein Körpergewicht abgenommen, das immer noch viel zu hoch ist, dass sich aber auch nicht mehr verändert, seit ich vor zehn Jahrer aufgegeben habe, ständig auf die Waage zu steigen. Die zweimalige Kontrolle pro Jahr durch den Arzt reicht mir. Ich habe all die mir prognostizierten Schädigungen und Erkrankungen bekommen, aber auch ein gutes Dutzend all jener, befreundeter Altersgenossen überlebt, die mich ständig mit Ratschlägen zum Abnehmen gepiesackt haben.
Klar wäre ich gerne so schlank wie Sven Glückspilz, dann fiele mir das Bücken leichter, aber wäre ich dann auch der Charakter, der meinen Körper so gestaltet hat, wie er nun einmal ist.
Gut möglich, dass ich nachher vom Radel kippe, aber ein Problem hätten damit nur diejenigen, die mich fort tragen müssten...
Donnerstag, 6. November 2014
Hilflos
Als einer, der keinen Krieg mit erlebt hat, werde ich in letzter Zeit immer begieriger, etwas über die Alltagsstimmung der Menschen angesichts der blutigen Katastrophen heraus zu finden, an denen sie nicht unmittelbar beteiligt waren.
Das Gros ist wohl in der Lage, Anzeichen entweder nicht wahrzunehmen oder kann es schlichtweg ausblenden, indem es sich noch exzessiver lebend ablenkt. Das ist ein gesunder Mechanismus, der aber wohl vor allem sensorischen Künstlern fehlt.
"Muss ich denn sterben, um zu leben?", singt Hans Hölzel aus voller Kehle seines narzisstischen alter egos Falco. Der Expressionist Georg Heym bestimmte mit Mitte zwanzig -im Jahre 1912, was auf seinem Grabstein zu stehen habe und dichtet über den Krieg, der sich da anbahnte: "Aufgestanden ist er, welcher lange schlief. Aufgestanden unten aus Gewölben tief. In der Dämmrung steht er groß und unerkannt. Und den Mond zerdrückt er mit der schwarzen Hand..." Beide - Heym und Falco - starben unvollendet und zu jung bei merkwürdigen Unfällen.
Dem Journalisten Florian Illies ist es mit seinem Buch "1913" gelungen den "Vorabend der Katastrophe" des Ersten Weltkrieges anhand von Momentaufnahmen aus Künstler-Biographien erst recht unbegreiflich zu machen... Seine Protagonisten sonnten sich in einer bis dahin unerreichten Hochkultur, um dann vereinzelt doch ihr Leben im "Stahlgewitter" zu lassen
Jetzt lese ich beinahe täglich von jungen Menschen die aus einer Region "beinahe ewigen Friedens" in den Osten ziehen, um ihr Leben einem unbegreiflichen religiösen Mythos zu opfern. Sie stammen dabei meist noch nicht einmal aus Familien, in denen es für ruhmreich und ehrenvoll gehalten wird, für das Vaterland zu sterben. Es ist ja auch kein Vaterland, für das sie kämpfen.
Nach 100 Jahren steht die Welt unmittelbar vor der nächsten Katastrophe, die derart vielschichtige Vorzeichen hat, dass jene eigentlich nicht zu übersehen sind.
Einzelne - offenkundig pathologische Narzissten - plustern ihre Egos zur Großmanns-Sucht auf, als sei nur ihre Sichtweise der Dinge die richtige. Und wieder gibt es jede Menge Dappen, die ihnen wie einem Messias oder Schein-Erlöser folgen.
Und diesmal gilt Dank TV, Internet,Twitter und Facebook keine Ausrede: "Wir haben doch von all dem nichts gewusst!"
Wenn es einen Gott gibt, dann scheint er genauso hilflos, wie der voreilig zum Erlöser ausgerufene US-Präsident Barak Obama.
"Obama Dich unser!"
Das Gros ist wohl in der Lage, Anzeichen entweder nicht wahrzunehmen oder kann es schlichtweg ausblenden, indem es sich noch exzessiver lebend ablenkt. Das ist ein gesunder Mechanismus, der aber wohl vor allem sensorischen Künstlern fehlt.
"Muss ich denn sterben, um zu leben?", singt Hans Hölzel aus voller Kehle seines narzisstischen alter egos Falco. Der Expressionist Georg Heym bestimmte mit Mitte zwanzig -im Jahre 1912, was auf seinem Grabstein zu stehen habe und dichtet über den Krieg, der sich da anbahnte: "Aufgestanden ist er, welcher lange schlief. Aufgestanden unten aus Gewölben tief. In der Dämmrung steht er groß und unerkannt. Und den Mond zerdrückt er mit der schwarzen Hand..." Beide - Heym und Falco - starben unvollendet und zu jung bei merkwürdigen Unfällen.
Dem Journalisten Florian Illies ist es mit seinem Buch "1913" gelungen den "Vorabend der Katastrophe" des Ersten Weltkrieges anhand von Momentaufnahmen aus Künstler-Biographien erst recht unbegreiflich zu machen... Seine Protagonisten sonnten sich in einer bis dahin unerreichten Hochkultur, um dann vereinzelt doch ihr Leben im "Stahlgewitter" zu lassen
Jetzt lese ich beinahe täglich von jungen Menschen die aus einer Region "beinahe ewigen Friedens" in den Osten ziehen, um ihr Leben einem unbegreiflichen religiösen Mythos zu opfern. Sie stammen dabei meist noch nicht einmal aus Familien, in denen es für ruhmreich und ehrenvoll gehalten wird, für das Vaterland zu sterben. Es ist ja auch kein Vaterland, für das sie kämpfen.
Nach 100 Jahren steht die Welt unmittelbar vor der nächsten Katastrophe, die derart vielschichtige Vorzeichen hat, dass jene eigentlich nicht zu übersehen sind.
Einzelne - offenkundig pathologische Narzissten - plustern ihre Egos zur Großmanns-Sucht auf, als sei nur ihre Sichtweise der Dinge die richtige. Und wieder gibt es jede Menge Dappen, die ihnen wie einem Messias oder Schein-Erlöser folgen.
Und diesmal gilt Dank TV, Internet,Twitter und Facebook keine Ausrede: "Wir haben doch von all dem nichts gewusst!"
Wenn es einen Gott gibt, dann scheint er genauso hilflos, wie der voreilig zum Erlöser ausgerufene US-Präsident Barak Obama.
"Obama Dich unser!"
Dienstag, 4. November 2014
Menagerie
Giuseppe hat kaum noch Haare, Dennoch geht er mindestens einmal pro Woche zur kroatischen Friseur-Meisterin der Männer-Herzen nebenan. Sich mit ihm zu unterhalten, gestaltet sich schwierig, weil er ein Kauderwelsch aus neapolitanischem Dialekt mit bayrischen Brocken spricht. Aber Giuseppe hat etwas, was ich auch für meinen Leben gerne hätte: Einen schneeweißen Römischen Wolfshund, der vor dem Salon wartet, bis Herrchen sich den Bart oder sonst etwas hat trimmen lassen. Ich kann mich an diesem weißen Riesen einfach nicht satt sehen!
Der Hund ist hervorragend erzogen. Wenn die Zwei durch die Straßen hier stolzieren, wären sie eine Super-Besetzung für einen Film über einen exilierten Mafia-Paten im Ruhestand.
Mit Hunde-Erziehung bin ich leider immer gescheitert, was mich an einer der verkehrsreichsten Kreuzungen Münchens auch wohl nicht rückfällig werden lässt. - Obwohl, wir hätten schon jede Menge Freilauf-Zonen in unmittelbarer Nähe. Aber meine Vorstellung von einem Hundeleben ist eben die raumgreifender Freiheit.
Ich muss mich also mit der Beobachtung urbanisierter Spezies begnügen: Allen voran den Tauben, die jede Nische des gegenüberliegenden Bürgerhauses mit Türmchen aus der Gründerzeit als Massen-Quartier erwählt haben. Wenn sie der Enge in ihrem Asyl mal entgehen wollen, fliegen sie die paar Meter herüber zu unserem Küchen-Erker, trippeln über unseren Köpfen und gurren uns bei offenen Fenstern die Ohren voll. - Wenn die "Luftratten" überhaupt noch fliegen. Denn sie marschieren eigentlich mittlerweile mehr. Mutieren quasi zu dickbäuchigen Laufvögeln, weil dank der Pizzeria und eines riesigen, bis in den Dezember hinein Nüsse fallen lassenden Hasel-Baumes, das Thema Grund-Versorgung eine völlig neue Dimension für sie bekommen hat.
Als ich neulich vor dem Haus auf die "Zweitbeste" gewartet habe, setzte sich doch so ein Täuberich tatsächlich auf meinen Fuß, um nach einem Pizza-Brocken zu schnappen, auf den ich unachtsam gestiegen war. Immerhin sorgt das blinde einsammeln der von Autoreifen geknackten Nüsse hin und wieder für Schwund durch das Durchstarten vor der Ampel. Und auch die paarweise operierenden Elstern sorgen für gelinde Geburtenbegrenzung. Die angeblich verfütterten Antitaubenbaby-Pillen haben wohl bei dem ständigen Täubeln nicht "gefruchtet".
Gleichzeitig mit uns ziehen alljährlich auch die Krähen in großen Schwärmen vom Land in unser Viertel. Laut jüngsten Forschungen gehören sie ja zum intelligentesten Federvieh überhaupt. Tagsüber sieht sie keiner, weil sie sich in den sprichwörtlich kahlen Krähenbäumen aufhalten. Aber morgens und in der Abenddämmerung machen sie die Hitchcock-Nummer und erinnern mich an den Schluss des bewegenden Romans von Mathias Schröder: " Und in der Dämmerung dann hörte ich ihre hungrigen Schreie und sah die Krähen gen Werflo fliegen". Das ist schaurig schön.
Aber damit uns die Düsternis nicht übermannt, hat sich ein Pracht-Exemplar von einem Buntspecht gegen den Verkehrslärm anhämmernd direkt im Baumwipfel vor unserer Nase eine Höhle zum Überwintern erspechtet. Auch er ist derart urbanisiert, dass er sich durch ein Öffnen des Fenster nicht aufscheuchen lässt.
Meine Sehnsucht nach einem Haus(tier)freund scheint eventuell bald gestillt zu sein. Seit einer Woche wartet ein Eichkater am Garten-Eingang auf mich, wenn ich vom Radeln zurück komme. Einmal hätte ich ihn fast überfahren, weil er mich vor lauter Nüsse in die Backen Packen nicht gehört hatte.
Jetzt flitzt er parallel zu mir durch die Hecke und wartet, bis ich mein Schlachtross abgeschlossen habe. Dann turnt er mir keckernd an der nackten Wand gegenüber den Gartenbänken etwas vor:
Gewissermaßen gibt er einen Gecko mit Wuschelschwanz. Vielleicht um mir das Heimweh nach Italien zu nehmen?
Mal sehen, ob ich mich ihm mit Nuss-Schokolade erkenntlich zeigen kann...
Der Hund ist hervorragend erzogen. Wenn die Zwei durch die Straßen hier stolzieren, wären sie eine Super-Besetzung für einen Film über einen exilierten Mafia-Paten im Ruhestand.
Mit Hunde-Erziehung bin ich leider immer gescheitert, was mich an einer der verkehrsreichsten Kreuzungen Münchens auch wohl nicht rückfällig werden lässt. - Obwohl, wir hätten schon jede Menge Freilauf-Zonen in unmittelbarer Nähe. Aber meine Vorstellung von einem Hundeleben ist eben die raumgreifender Freiheit.
Ich muss mich also mit der Beobachtung urbanisierter Spezies begnügen: Allen voran den Tauben, die jede Nische des gegenüberliegenden Bürgerhauses mit Türmchen aus der Gründerzeit als Massen-Quartier erwählt haben. Wenn sie der Enge in ihrem Asyl mal entgehen wollen, fliegen sie die paar Meter herüber zu unserem Küchen-Erker, trippeln über unseren Köpfen und gurren uns bei offenen Fenstern die Ohren voll. - Wenn die "Luftratten" überhaupt noch fliegen. Denn sie marschieren eigentlich mittlerweile mehr. Mutieren quasi zu dickbäuchigen Laufvögeln, weil dank der Pizzeria und eines riesigen, bis in den Dezember hinein Nüsse fallen lassenden Hasel-Baumes, das Thema Grund-Versorgung eine völlig neue Dimension für sie bekommen hat.
Als ich neulich vor dem Haus auf die "Zweitbeste" gewartet habe, setzte sich doch so ein Täuberich tatsächlich auf meinen Fuß, um nach einem Pizza-Brocken zu schnappen, auf den ich unachtsam gestiegen war. Immerhin sorgt das blinde einsammeln der von Autoreifen geknackten Nüsse hin und wieder für Schwund durch das Durchstarten vor der Ampel. Und auch die paarweise operierenden Elstern sorgen für gelinde Geburtenbegrenzung. Die angeblich verfütterten Antitaubenbaby-Pillen haben wohl bei dem ständigen Täubeln nicht "gefruchtet".
Gleichzeitig mit uns ziehen alljährlich auch die Krähen in großen Schwärmen vom Land in unser Viertel. Laut jüngsten Forschungen gehören sie ja zum intelligentesten Federvieh überhaupt. Tagsüber sieht sie keiner, weil sie sich in den sprichwörtlich kahlen Krähenbäumen aufhalten. Aber morgens und in der Abenddämmerung machen sie die Hitchcock-Nummer und erinnern mich an den Schluss des bewegenden Romans von Mathias Schröder: " Und in der Dämmerung dann hörte ich ihre hungrigen Schreie und sah die Krähen gen Werflo fliegen". Das ist schaurig schön.
Aber damit uns die Düsternis nicht übermannt, hat sich ein Pracht-Exemplar von einem Buntspecht gegen den Verkehrslärm anhämmernd direkt im Baumwipfel vor unserer Nase eine Höhle zum Überwintern erspechtet. Auch er ist derart urbanisiert, dass er sich durch ein Öffnen des Fenster nicht aufscheuchen lässt.
Meine Sehnsucht nach einem Haus(tier)freund scheint eventuell bald gestillt zu sein. Seit einer Woche wartet ein Eichkater am Garten-Eingang auf mich, wenn ich vom Radeln zurück komme. Einmal hätte ich ihn fast überfahren, weil er mich vor lauter Nüsse in die Backen Packen nicht gehört hatte.
Jetzt flitzt er parallel zu mir durch die Hecke und wartet, bis ich mein Schlachtross abgeschlossen habe. Dann turnt er mir keckernd an der nackten Wand gegenüber den Gartenbänken etwas vor:
Gewissermaßen gibt er einen Gecko mit Wuschelschwanz. Vielleicht um mir das Heimweh nach Italien zu nehmen?
Mal sehen, ob ich mich ihm mit Nuss-Schokolade erkenntlich zeigen kann...
Donnerstag, 30. Oktober 2014
Mischen impossible?
Intoleranz und Rassismus sind uns näher, als wir denken. Weil diese Neigungen in jedem von uns schlummern. Was leider nicht allein eine Frage der Beeinflussung in jungen Jahren ist. In den letzten zwei Jahren beobachte ich, dass viele meiner Bekannten von einer Altersradikalisierung ihrer Ansichten betroffen sind, Und was das schlimmste ist, ich muss mich selbst immer öfter zusammen reißen, um nicht Gedanken aufkommen zu lassen, die ich immer verabscheut habe.
Das Ziel des radikalen Islam und seines infamen Terrors zielt genau darauf ab. Wir sollen mit Hass Verfolgung und Gewalt auf sie reagieren, weil sie daraus dann ja erst ihre Legitimität beziehen könnten...
Ich tue mich vielleicht ein wenig leichter, mich wieder nach Anfällen von Abscheu zur Ordnung zu rufen, weil ich als später Teenager auf makabere Weise derart herausgefordert wurde:
Wie manche meiner Leser sich vielleicht erinnern, bin ich als Jugendlicher unter Amerikanern aufgewachsen, weil mein Vater seine Münchner Dienstwohnung in einer ihrer Housing Areas zugewiesen bekommen hatte. Es war eine spannende Zeit, da ich dadurch freundschaftlichen Umgang mit den Kindern von US-Eliten - Spitzen-Militärs und hochrangige Diplomaten .- hatte.
Die bildhübschen Töchter des jüdischen General-Anwaltes der US-Streitkräfte in Europa waren Wegbegleiterinnen auch bis jenseits der Pubertät. Da ich aber in meinen Schulklassen umschwärmte jüdische Mitschülerinnen hatte und die Kodexe ihrer Familien respektierte, versuchte ich bei diesen beiden Langzeitfreundinnen gar nicht erst anzubandeln. Tausendmal berührt, tausendmal ist nix passiert. Dass es dann auf andere Weise bumm machen würde, war der Anlass, dass ich überhaupt erstmals über Rassismus nachdenken musste.
Eines abends hatte es geläutet, und vor der Tür stand die Miniatur-Ausgabe einer Traumfrau. Ein afroasiatisches Mädchen, das gezielt nach mir fragte. Sie war deutlich älter und selbstsicherer als ich. Obwohl sie noch nicht einmal 150 cm hoch war, machte sie einen riesen Eindruck auf mich. Rückblickend weiß ich, dass es Liebe auf den ersten Blick war.
Glory war die Tochter eines afroamerikanischen Funkspezialisten und einer chinesischen Dechiffriererin. Beide waren - was natürlich keiner wissen durfte - für die Intelligence tätig. Die Intelligenz-Bestie war jedenfalls ihre Tochter, die zwei Jahre zu früh mitten in ihrer College-Abschlussprüfung steckte und von anderen aus der Wohnanlage gehört hatte, dass ich bereits mit Schauspielerei und Büchern zu tun hätte. Die fließend Deutsch mit leicht hessischem Einschlag sprechende Glory wollte mich für ihr Examens-Hauptfach Deutsch als Tutor. - Mich, den Schulabbrecher und möglichen Buchhändlerlehrling im Wartestand?
Die Liebe, die zwischen uns entbrannte, verlieh nicht nur Flügel, sondern wurde eine ernste Sache.
Ich wusste, dass man in Amerika früh heiratet, aber als Glory mir einen Antrag machte, war ich nicht fähig, das einzuordnen. Sie stellte mich vor die Wahl, dass sie entweder in Deutschland weiter studieren würde, oder eines der zahlreichen Super-Stipendien der bekanntesten Elite-Universitäten annähme und ich sie in die USA begleite. Ich war ja noch nicht einmal 18 - also auch nicht volljährig.
Dass die Ehefrau des US-Anwaltes meiner Mutter ihre Aufwartung machte, um ihr mitzuteilen, dass sie meinen Umgang mit ihren Töchtern wegen Glory nicht länger wünsche (!?), hat meine Entscheidung damals genauso wenig beeinflusst, wie die umständlich vorgetragenen Bedenken meines Vaters. Ausgerechnet er, den die Nazis bis zur Strafversetzung an die Ostfront wegen seiner Anti-Haltung ohne Ende gepiesackt hatten, meinte, mich vor den Folgen einer gemischtrassigen Ehe sowohl hüben wie drüben warnen zu müssen...
Glory hatte einen Intelligenz-Quotienten der wohl sogar über den ominösen 145 rangierte. sie würde in den USA für ihr Studium bezahlt und mit gratis Wohnrechten ausgestattet werden. Ich wäre zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal in der Lage gewesen, für mich selbst zu sorgen. Diese Verantwortung konnte und wollte ich nicht übernehmen. Ich hätte die bahnbrechenden Karriere, die sie später tatsächlich gemacht hatte, womöglich verhindert
Bei all ihrer Intelligenz verstand sie aber nicht, dass mein Schlussmachen mit ihrer Hautfarbe nicht das Geringste zu tun hatte.
Anderthalb Jahre später kam sie in den Semesterferien ihre Eltern besuchen und schaute auch bei mir vorbei. Ich war schon mit der "Zweitbesten " zusammen. Die beiden Mädchen verstanden sich auf Anhieb. Ich war während ihrer Ratscherei abgemeldet.
Dass wir uns aus den Augen verloren, lag an den wilden Jahren, die folgten . Glory wurde Bürgerrechtlerin, Professorin, später sogar Dekanin und fand trotzdem noch die Zeit, sechs Kinder zur Welt zu bringen.
Fünfzig Jahre später können die Amerikaner - trotz der aktuellen Gewaltübergriffe mancher Polizisten auf farbige Teenager - auf einiges stolz sein, was sie in puncto Integration erreicht haben.
Der Zeitfaktor mag dabei mitunter ungeduldig machen, aber die Paradigmen für unseren Globus stehen nun einmal auf Multikulti.
Die schwarzweißen US-Familien-Serien, die das Deutsche Fernsehen in meiner Kindheit einkaufte. waren ausschließlich weiß. Heute zeigen die Darsteller der Sitcom Crossing Jordan zum Beispiel ein Spektrum der tatsächlichen Rassen-Vielfalt, und keiner regt sich mehr auf, wie noch über den Film "In The Heat of The Night" mit Sidney Poitier.
In unseren Krimis gibt es schon muslimische Staatanwältinnen, türkische Sonder-Ermittler und farbige Haupt-Komissare. So what!
Keine Radikalisierung hat eine Chance, wenn wir uns von diesem Weg nicht abbringen lassen.
Das Ziel des radikalen Islam und seines infamen Terrors zielt genau darauf ab. Wir sollen mit Hass Verfolgung und Gewalt auf sie reagieren, weil sie daraus dann ja erst ihre Legitimität beziehen könnten...
Ich tue mich vielleicht ein wenig leichter, mich wieder nach Anfällen von Abscheu zur Ordnung zu rufen, weil ich als später Teenager auf makabere Weise derart herausgefordert wurde:
Wie manche meiner Leser sich vielleicht erinnern, bin ich als Jugendlicher unter Amerikanern aufgewachsen, weil mein Vater seine Münchner Dienstwohnung in einer ihrer Housing Areas zugewiesen bekommen hatte. Es war eine spannende Zeit, da ich dadurch freundschaftlichen Umgang mit den Kindern von US-Eliten - Spitzen-Militärs und hochrangige Diplomaten .- hatte.
Die bildhübschen Töchter des jüdischen General-Anwaltes der US-Streitkräfte in Europa waren Wegbegleiterinnen auch bis jenseits der Pubertät. Da ich aber in meinen Schulklassen umschwärmte jüdische Mitschülerinnen hatte und die Kodexe ihrer Familien respektierte, versuchte ich bei diesen beiden Langzeitfreundinnen gar nicht erst anzubandeln. Tausendmal berührt, tausendmal ist nix passiert. Dass es dann auf andere Weise bumm machen würde, war der Anlass, dass ich überhaupt erstmals über Rassismus nachdenken musste.
Eines abends hatte es geläutet, und vor der Tür stand die Miniatur-Ausgabe einer Traumfrau. Ein afroasiatisches Mädchen, das gezielt nach mir fragte. Sie war deutlich älter und selbstsicherer als ich. Obwohl sie noch nicht einmal 150 cm hoch war, machte sie einen riesen Eindruck auf mich. Rückblickend weiß ich, dass es Liebe auf den ersten Blick war.
Glory war die Tochter eines afroamerikanischen Funkspezialisten und einer chinesischen Dechiffriererin. Beide waren - was natürlich keiner wissen durfte - für die Intelligence tätig. Die Intelligenz-Bestie war jedenfalls ihre Tochter, die zwei Jahre zu früh mitten in ihrer College-Abschlussprüfung steckte und von anderen aus der Wohnanlage gehört hatte, dass ich bereits mit Schauspielerei und Büchern zu tun hätte. Die fließend Deutsch mit leicht hessischem Einschlag sprechende Glory wollte mich für ihr Examens-Hauptfach Deutsch als Tutor. - Mich, den Schulabbrecher und möglichen Buchhändlerlehrling im Wartestand?
Die Liebe, die zwischen uns entbrannte, verlieh nicht nur Flügel, sondern wurde eine ernste Sache.
Ich wusste, dass man in Amerika früh heiratet, aber als Glory mir einen Antrag machte, war ich nicht fähig, das einzuordnen. Sie stellte mich vor die Wahl, dass sie entweder in Deutschland weiter studieren würde, oder eines der zahlreichen Super-Stipendien der bekanntesten Elite-Universitäten annähme und ich sie in die USA begleite. Ich war ja noch nicht einmal 18 - also auch nicht volljährig.
Dass die Ehefrau des US-Anwaltes meiner Mutter ihre Aufwartung machte, um ihr mitzuteilen, dass sie meinen Umgang mit ihren Töchtern wegen Glory nicht länger wünsche (!?), hat meine Entscheidung damals genauso wenig beeinflusst, wie die umständlich vorgetragenen Bedenken meines Vaters. Ausgerechnet er, den die Nazis bis zur Strafversetzung an die Ostfront wegen seiner Anti-Haltung ohne Ende gepiesackt hatten, meinte, mich vor den Folgen einer gemischtrassigen Ehe sowohl hüben wie drüben warnen zu müssen...
Glory hatte einen Intelligenz-Quotienten der wohl sogar über den ominösen 145 rangierte. sie würde in den USA für ihr Studium bezahlt und mit gratis Wohnrechten ausgestattet werden. Ich wäre zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal in der Lage gewesen, für mich selbst zu sorgen. Diese Verantwortung konnte und wollte ich nicht übernehmen. Ich hätte die bahnbrechenden Karriere, die sie später tatsächlich gemacht hatte, womöglich verhindert
Bei all ihrer Intelligenz verstand sie aber nicht, dass mein Schlussmachen mit ihrer Hautfarbe nicht das Geringste zu tun hatte.
Anderthalb Jahre später kam sie in den Semesterferien ihre Eltern besuchen und schaute auch bei mir vorbei. Ich war schon mit der "Zweitbesten " zusammen. Die beiden Mädchen verstanden sich auf Anhieb. Ich war während ihrer Ratscherei abgemeldet.
Dass wir uns aus den Augen verloren, lag an den wilden Jahren, die folgten . Glory wurde Bürgerrechtlerin, Professorin, später sogar Dekanin und fand trotzdem noch die Zeit, sechs Kinder zur Welt zu bringen.
Fünfzig Jahre später können die Amerikaner - trotz der aktuellen Gewaltübergriffe mancher Polizisten auf farbige Teenager - auf einiges stolz sein, was sie in puncto Integration erreicht haben.
Der Zeitfaktor mag dabei mitunter ungeduldig machen, aber die Paradigmen für unseren Globus stehen nun einmal auf Multikulti.
Die schwarzweißen US-Familien-Serien, die das Deutsche Fernsehen in meiner Kindheit einkaufte. waren ausschließlich weiß. Heute zeigen die Darsteller der Sitcom Crossing Jordan zum Beispiel ein Spektrum der tatsächlichen Rassen-Vielfalt, und keiner regt sich mehr auf, wie noch über den Film "In The Heat of The Night" mit Sidney Poitier.
In unseren Krimis gibt es schon muslimische Staatanwältinnen, türkische Sonder-Ermittler und farbige Haupt-Komissare. So what!
Keine Radikalisierung hat eine Chance, wenn wir uns von diesem Weg nicht abbringen lassen.
Montag, 27. Oktober 2014
Programm per Tram
Als die "Zweitbeste" und ich uns 1975 das Ja-Wort gaben, waren wir beide beruflich derart eingespannt, dass wir die Trauung terminlich irgendwo dazwischen schieben mussten. Hätten meine Eltern nicht so einen guten Draht zum Bürgermeister ihrer Gemeinde gehabt, dann wäre auch jener 25. Oktober nicht zu realisieren gewesen, denn das war auch ein Samstag, an dem eigens für uns das Rathaus aufgeschlossen wurde.
Das ganze Jahr bis dahin war eine 'Wetter-Katastrophe, aber an jenem Wochenende zeigte sich der Oktober nicht nur von seiner goldenen, sondern auch von seiner wärmsten Seite. Kurz, es war eine Hochzeit, von der man nur träumen konnte. Da schmerzte es wenig, dass es keine Hochzeitsreise geben würde. Die wollten wir dann irgendwann nachholen.
Seither haben wir viele unvergessliche "Hochzeitsreisen" gemacht. Die waren zwar alle kurz, hatten aber eines gemeinsam: Am 25. Oktober und rund um dieses Datum herum schien all die 39 Jahre immer die Sonne.
Warum sollte das am 25. Oktober 2014 ausgerechnet nicht so sein? Diese Hochzeitsreise durfte ja wegen des anstehenden runden Termins im nächsten Jahr heuer etwas bescheidener ausfallen. Und waren wir nicht gerade quasi flitterwöchnerisch von Italien in ein München angereist, das heuer einen nie dagewesenen Touristenstrom erlebt hatte?
Wie immer in den vergangenen vier Jahrzehnten oblag mir die Programm-Gestaltung. Die Wetter-Prognose gab meiner Planung zudem grünes Licht:
Weil wir das Oktoberfest ja verpasst hatten, und meine Frau das Kruschteln und die Schnäppchenjagd auf Floh-Märkten so liebt, sollte es am späten Nachmittag im Glanz der bunten Lichter auf die Auer Dult am Maria-Hilf-Platz gehen und nach großzügig bemessenen drei Stunden weiter ins Theater-Viertel zu einem französischen Restaurant, in dem wir zeit unserer Ehe die bretonischen Momente unserer letzten Vorab-Hochzeitsreise wieder belebt hatten.
Ausgerechnet ich, der öffentliche Verkehrsmittel meidet wie der Teufel das Weihwasser, hat wegen des zu erwartenden Alkohol-Konsums ein Programm per Tram ausgetüftelt. Das wurde noch dadurch begünstigt, dass meine Lieblings-Linie, die 27, uns ausnahmsweise quasi von der Haustür bis zur Dult transportieren sollte. Ich mag die 27 aber vor allem deshalb, weil sie die Hauptschlagader für den Transport zu allen Highlights der Stadt darstellt.
Und dann? Kaum steigen wir an der Dult aus, beginnt es in Strömen zu regnen. Für die Schausteller kein Spaß, weil ein paar Tage zuvor der Sturm schon die Stände in der sogenannten Schreigasse umgerissen hatte. Aber von deren miesen Stimmung wollten wir uns nicht anstecken lassen.
Neben seinem unstillbaren Hunger und dem Spaß, Römer zu verprügeln, hat mein Namenspatron Obelix noch eine Eigenschaft: Er lässt sich nur schwer von einem einmal gefassten Plan ablenken.
Die pragmatische "Zweitbeste", Kuratorin der Welt größten Sammlung einmal gebrauchter Regenschirme, fügte für zehn Euro ein erlesenes, himmelblaues Exemplar hinzu - und unverdrossen los ging es.
Meine irische Schiebermütze lag schon wie ein nasser Schwamm auf dem Schädel und die Imprägnierung meiner Stepjacke hatte schon lange ihren Widerstand aufgegeben, als ich reumütig einen Ort zum Schutz vorschlug, den ich agnostisch bei der Hochzeit noch gemieden hatte: Die Kirche.
Maria Hilf ist ein Riesending mit tragisch beladener Historie, aber sie birgt eine mächtige Korbinian-Statue, was der "Zweitbesten" Anlass genug war, nicht nur für unseren Sohn, sondern auch für den Rest der ungläubigen Familie ein Kerzchen zu entzünden. So war unser Kirchen-Asyl noch nicht einmal scheinheilig.
Aber es waren immer noch zwei Stunden zu überbrücken. Deshalb wechselten wir wie gute Bayern von der Kirche direkt ins Bierzelt, was neben der Platzsuche ein weiters -ernährungstechnisches,-Problem aufwarf: Wir wollten ja später Krustentiere verspeisen - da hätte Bier aber nicht gepasst.
Also saßen die alten Eheleute inmitten der Bierseligkeit und konsumierten einen überraschend guten Franken-Wein aus 0,25 Boxbeuteln. Glückselig das Paar, das nach fast fünfzig gemeinsamen Jahren noch derart ins Ratschen kommt. Denn plötzlich gingen im Bierzelt die Lichter aus.
Dass wir es trotzdem pünktlich mit der Tram zum Restaurant geschafft haben, verdanken wir letztendlich einer bildhübschen Migrantin, die uns in akzentfreiem Deutsch den Weg aus der Verwirrung des Stachus-Untergeschosses wies:
"Schauen Sie! Hier ist der Plan. Sie fahren vier Stationen mit der 19, dann sind Sie an den Kammerspielen. Ist ein wenig kompliziert, wenn man zum ersten Mal hier in München ist,"
Da gestanden wir ihr, dass wir schon annähernd sechs Jahrzehnte in der Landeshauptstadt leben, aber eben schon alt und trottelig sind. Die Schönheit antwortete mit einem glockenhellen Lachen und wünschte uns noch einen schönen Abend.
Der Wirt, den wir lange nicht mehr gesehen hatten, war jetzt oben rum ganz kahl und brauchte einige Zeit, bis auch er uns wieder erkannte.
Wir müssen ihm ein großes Kompliment machen, denn er hat es nicht nur geschafft, das plüschig pleureusige Ambiente über die vier Jahrzehnte zu erhalten, sondern auch die Qualität von Speis und Trank. - Auch wenn er die Nase etwas rümpfte, weil wir eingedenk des Nachmittags keinen Franzosen, sondern einen Iphöfer Kronsberg bestellten.
Zurück setzte sich die "Zweitbeste" mit der "U-Bahn ohne Umsteigen" durch. Die war proppenvoll, aber ein salafistisch gekleideter Afrikaner mit freundlichem Grinsen unter dem weißen Käppi und schwarzem Anorak über dem weißen Kaftan sprang sofort auf, um mir neben meiner Frau Platz anzubieten.
Später im Bett meinte die "Zweitbeste": Sechseinhalb Stunden von zuhause weg, reicht aber auch. Das war einer der schönsten Hochzeitstage, an die ich mich erinnern kann."
Was wirklich etwas heißen will - bei der ungekrönten Königin des Vergessens.
Das ganze Jahr bis dahin war eine 'Wetter-Katastrophe, aber an jenem Wochenende zeigte sich der Oktober nicht nur von seiner goldenen, sondern auch von seiner wärmsten Seite. Kurz, es war eine Hochzeit, von der man nur träumen konnte. Da schmerzte es wenig, dass es keine Hochzeitsreise geben würde. Die wollten wir dann irgendwann nachholen.
Seither haben wir viele unvergessliche "Hochzeitsreisen" gemacht. Die waren zwar alle kurz, hatten aber eines gemeinsam: Am 25. Oktober und rund um dieses Datum herum schien all die 39 Jahre immer die Sonne.
Warum sollte das am 25. Oktober 2014 ausgerechnet nicht so sein? Diese Hochzeitsreise durfte ja wegen des anstehenden runden Termins im nächsten Jahr heuer etwas bescheidener ausfallen. Und waren wir nicht gerade quasi flitterwöchnerisch von Italien in ein München angereist, das heuer einen nie dagewesenen Touristenstrom erlebt hatte?
Wie immer in den vergangenen vier Jahrzehnten oblag mir die Programm-Gestaltung. Die Wetter-Prognose gab meiner Planung zudem grünes Licht:
Weil wir das Oktoberfest ja verpasst hatten, und meine Frau das Kruschteln und die Schnäppchenjagd auf Floh-Märkten so liebt, sollte es am späten Nachmittag im Glanz der bunten Lichter auf die Auer Dult am Maria-Hilf-Platz gehen und nach großzügig bemessenen drei Stunden weiter ins Theater-Viertel zu einem französischen Restaurant, in dem wir zeit unserer Ehe die bretonischen Momente unserer letzten Vorab-Hochzeitsreise wieder belebt hatten.
Ausgerechnet ich, der öffentliche Verkehrsmittel meidet wie der Teufel das Weihwasser, hat wegen des zu erwartenden Alkohol-Konsums ein Programm per Tram ausgetüftelt. Das wurde noch dadurch begünstigt, dass meine Lieblings-Linie, die 27, uns ausnahmsweise quasi von der Haustür bis zur Dult transportieren sollte. Ich mag die 27 aber vor allem deshalb, weil sie die Hauptschlagader für den Transport zu allen Highlights der Stadt darstellt.
Und dann? Kaum steigen wir an der Dult aus, beginnt es in Strömen zu regnen. Für die Schausteller kein Spaß, weil ein paar Tage zuvor der Sturm schon die Stände in der sogenannten Schreigasse umgerissen hatte. Aber von deren miesen Stimmung wollten wir uns nicht anstecken lassen.
Neben seinem unstillbaren Hunger und dem Spaß, Römer zu verprügeln, hat mein Namenspatron Obelix noch eine Eigenschaft: Er lässt sich nur schwer von einem einmal gefassten Plan ablenken.
Die pragmatische "Zweitbeste", Kuratorin der Welt größten Sammlung einmal gebrauchter Regenschirme, fügte für zehn Euro ein erlesenes, himmelblaues Exemplar hinzu - und unverdrossen los ging es.
Meine irische Schiebermütze lag schon wie ein nasser Schwamm auf dem Schädel und die Imprägnierung meiner Stepjacke hatte schon lange ihren Widerstand aufgegeben, als ich reumütig einen Ort zum Schutz vorschlug, den ich agnostisch bei der Hochzeit noch gemieden hatte: Die Kirche.
Maria Hilf ist ein Riesending mit tragisch beladener Historie, aber sie birgt eine mächtige Korbinian-Statue, was der "Zweitbesten" Anlass genug war, nicht nur für unseren Sohn, sondern auch für den Rest der ungläubigen Familie ein Kerzchen zu entzünden. So war unser Kirchen-Asyl noch nicht einmal scheinheilig.
Aber es waren immer noch zwei Stunden zu überbrücken. Deshalb wechselten wir wie gute Bayern von der Kirche direkt ins Bierzelt, was neben der Platzsuche ein weiters -ernährungstechnisches,-Problem aufwarf: Wir wollten ja später Krustentiere verspeisen - da hätte Bier aber nicht gepasst.
Also saßen die alten Eheleute inmitten der Bierseligkeit und konsumierten einen überraschend guten Franken-Wein aus 0,25 Boxbeuteln. Glückselig das Paar, das nach fast fünfzig gemeinsamen Jahren noch derart ins Ratschen kommt. Denn plötzlich gingen im Bierzelt die Lichter aus.
Dass wir es trotzdem pünktlich mit der Tram zum Restaurant geschafft haben, verdanken wir letztendlich einer bildhübschen Migrantin, die uns in akzentfreiem Deutsch den Weg aus der Verwirrung des Stachus-Untergeschosses wies:
"Schauen Sie! Hier ist der Plan. Sie fahren vier Stationen mit der 19, dann sind Sie an den Kammerspielen. Ist ein wenig kompliziert, wenn man zum ersten Mal hier in München ist,"
Da gestanden wir ihr, dass wir schon annähernd sechs Jahrzehnte in der Landeshauptstadt leben, aber eben schon alt und trottelig sind. Die Schönheit antwortete mit einem glockenhellen Lachen und wünschte uns noch einen schönen Abend.
Der Wirt, den wir lange nicht mehr gesehen hatten, war jetzt oben rum ganz kahl und brauchte einige Zeit, bis auch er uns wieder erkannte.
Wir müssen ihm ein großes Kompliment machen, denn er hat es nicht nur geschafft, das plüschig pleureusige Ambiente über die vier Jahrzehnte zu erhalten, sondern auch die Qualität von Speis und Trank. - Auch wenn er die Nase etwas rümpfte, weil wir eingedenk des Nachmittags keinen Franzosen, sondern einen Iphöfer Kronsberg bestellten.
Zurück setzte sich die "Zweitbeste" mit der "U-Bahn ohne Umsteigen" durch. Die war proppenvoll, aber ein salafistisch gekleideter Afrikaner mit freundlichem Grinsen unter dem weißen Käppi und schwarzem Anorak über dem weißen Kaftan sprang sofort auf, um mir neben meiner Frau Platz anzubieten.
Später im Bett meinte die "Zweitbeste": Sechseinhalb Stunden von zuhause weg, reicht aber auch. Das war einer der schönsten Hochzeitstage, an die ich mich erinnern kann."
Was wirklich etwas heißen will - bei der ungekrönten Königin des Vergessens.
Samstag, 25. Oktober 2014
Schöne Schleier
Könnte es sein, dass diejenigen, die seit Ende des Kalten Krieges die Globalisierung predigen, dabei die Menschen übersehen haben? Wenn es nämlich nicht nur um Geschäfte und Profite der Wirtschaftssysteme gegangen wäre, dann könnte vor allem der so genannte "Westen" nicht von dem überrascht sein, was jetzt in erster Linie über ihn herein bricht - die Menschliche Katastrophe, in Form einer Völkerwanderung von Soll nach Haben.
Jüngst amüsierte mich die Stadt-Statistik Münchens Stand 2013:
Von ihren rund 1,5 Millionen Einwohnern seien rund 600 000 solche mit Migrationshintergrund, Davon wiederum sind nicht einmal die Hälfte mit einem Deutschen Pass ausgestattet.
Jetzt kommen noch die vielen Flüchtlinge und Asylanten hinzu und werfen wohl doch die Frage auf, ab wann man Städter mit dieser möglicherweise als Stigma misszuverstehenden Bezeichnung "Migrationshintergrund" behaften darf. Denn wenn weniger als die Hälfte der Einwohner Münchens deutschen Ursprungs sind, und von denen bald vielleicht nur noch weniger als 50 Prozent echte Bayern, wäre es nämlich an der Zeit, diese besonders hervor zu heben. Dann böte sich nämlich rund um die markanten Türme der Frauenkirche eindeutig für die Einwohner ein Globalisierungs-Vordergrund.
Ganz bestimmt meine ich das nicht bösartig, oder sehe das gar mit einer Nazi-AFD-Perspektive. München macht ganz nüchtern betrachtet das mit, was andere Metropolen der westlichen Welt schon längst verändert hat. Angefangen über New York , London, Paris und Amsterdam scheint ja auch die Bundeshauptstadt Berlin ohne Image-Schaden multikulti geworden zu sein. Die ehemalige "Inselstadt" im Sturm des Kalten Krieges ist heute als Herz pulsierenden Lebens so angesagt wie in den "Roaring Twenties".
München ist auch lange Zeit eine Insel globaler Glückseligkeit gewesen, Hat das Image des liberalen Millionen-Dorfes gepflegt. Mit "Laptop und Lederhose" hat ein ehemaliger Ministerpräsident die "libertas bavariae" gar gesehen. Aber im gleichzeitigen "Mia San Mia" konnte sich wohl keiner vorstellen, dass so ein Status zuerst Begehrlichkeit, aber dann auch Neid erzeugt.
Ich lebe lang genug in dieser Stadt, um mich daran zu erinnern wie die sogenannten Gastarbeiter in erbärmlichen Unterkünften am Stadtrand wie Sklaven "gehalten" wurden. Ich bin morgens und abends nach der Schule im Bus mit ihnen unterwegs gewesen. Die Italiener, Jugoslawen, Türken, Spanier, Portugiesen aber vor allem auch die Griechen konnten sich dann im Laufe der Jahre integrieren, und in der Gesellschaft aufsteigen. Nicht nur, dass heute ein beachtlicher Teil des viel gepriesenen Deutschen Mittelstandes von Unternehmern mit "Migrationshintergrund" geprägt wird, auch in akademischen Berufen haben sie aus ihrem kulturellen Blickwinkeln unser Denken bereichert, ohne ihre eigene Identität aufzugeben.
Sollen diese Fähigkeiten auf einmal verschwunden sein? Oder ist es vielmehr so, dass es Interessengruppen gibt, die sie bei der nachwachsenden Generation bewusst mit religiösem Wahn verdumpfen?
Ich habe an dieser Stelle ja schon über den Schüler-Nachhilfe-Dienst im Glashaus geschrieben und die Kopftuch tragenden Mädchen, die ihn eifrig aufsuchen. Dieser Tage konnte ich wieder erleben, wie die Mitarbeiterinnen unserer rührigen, jungen Apothekerin Kunden in mehreren Sprachen zu den jeweiligen Verschreibungen Auskunft erteilen konnten.
Und dann ist mir von meinem Beobachtungsposten im Erker noch etwas aufgefallen, was natürlich keine statistische Relevanz hat:
Die Kopftücher, Burkas und Schleier an unserer Kreuzung sind nicht mehr geworden, aber schöner. Immer häufiger kommen sie mit modischem Pfiff daher und werden mit mehr Selbstbewusstsein getragen...
Was mich an der München-Statistik viel mehr aufgeragt hat (Achtung Satire!!!) ist die Tatsache, dass die Münchnerinnen - wenn sie Ausländer heiraten - sich am liebsten von Österreichern zum Traualtar führen lassen. Dabei sind wir als Jung-Machos doch noch wegen folgendem, fremdenfeindlichen Lied aus jeder Ski-Hütte geflogen:
Es jodelt stark der Steiermärker, aber im..... ist der Bayer stärker!
(Sorry! Passt nicht ganz, ist aber ein schöner Schüttelreim - wenn man das richtige Wort einsetzt...)
Jüngst amüsierte mich die Stadt-Statistik Münchens Stand 2013:
Von ihren rund 1,5 Millionen Einwohnern seien rund 600 000 solche mit Migrationshintergrund, Davon wiederum sind nicht einmal die Hälfte mit einem Deutschen Pass ausgestattet.
Jetzt kommen noch die vielen Flüchtlinge und Asylanten hinzu und werfen wohl doch die Frage auf, ab wann man Städter mit dieser möglicherweise als Stigma misszuverstehenden Bezeichnung "Migrationshintergrund" behaften darf. Denn wenn weniger als die Hälfte der Einwohner Münchens deutschen Ursprungs sind, und von denen bald vielleicht nur noch weniger als 50 Prozent echte Bayern, wäre es nämlich an der Zeit, diese besonders hervor zu heben. Dann böte sich nämlich rund um die markanten Türme der Frauenkirche eindeutig für die Einwohner ein Globalisierungs-Vordergrund.
Ganz bestimmt meine ich das nicht bösartig, oder sehe das gar mit einer Nazi-AFD-Perspektive. München macht ganz nüchtern betrachtet das mit, was andere Metropolen der westlichen Welt schon längst verändert hat. Angefangen über New York , London, Paris und Amsterdam scheint ja auch die Bundeshauptstadt Berlin ohne Image-Schaden multikulti geworden zu sein. Die ehemalige "Inselstadt" im Sturm des Kalten Krieges ist heute als Herz pulsierenden Lebens so angesagt wie in den "Roaring Twenties".
München ist auch lange Zeit eine Insel globaler Glückseligkeit gewesen, Hat das Image des liberalen Millionen-Dorfes gepflegt. Mit "Laptop und Lederhose" hat ein ehemaliger Ministerpräsident die "libertas bavariae" gar gesehen. Aber im gleichzeitigen "Mia San Mia" konnte sich wohl keiner vorstellen, dass so ein Status zuerst Begehrlichkeit, aber dann auch Neid erzeugt.
Ich lebe lang genug in dieser Stadt, um mich daran zu erinnern wie die sogenannten Gastarbeiter in erbärmlichen Unterkünften am Stadtrand wie Sklaven "gehalten" wurden. Ich bin morgens und abends nach der Schule im Bus mit ihnen unterwegs gewesen. Die Italiener, Jugoslawen, Türken, Spanier, Portugiesen aber vor allem auch die Griechen konnten sich dann im Laufe der Jahre integrieren, und in der Gesellschaft aufsteigen. Nicht nur, dass heute ein beachtlicher Teil des viel gepriesenen Deutschen Mittelstandes von Unternehmern mit "Migrationshintergrund" geprägt wird, auch in akademischen Berufen haben sie aus ihrem kulturellen Blickwinkeln unser Denken bereichert, ohne ihre eigene Identität aufzugeben.
Sollen diese Fähigkeiten auf einmal verschwunden sein? Oder ist es vielmehr so, dass es Interessengruppen gibt, die sie bei der nachwachsenden Generation bewusst mit religiösem Wahn verdumpfen?
Ich habe an dieser Stelle ja schon über den Schüler-Nachhilfe-Dienst im Glashaus geschrieben und die Kopftuch tragenden Mädchen, die ihn eifrig aufsuchen. Dieser Tage konnte ich wieder erleben, wie die Mitarbeiterinnen unserer rührigen, jungen Apothekerin Kunden in mehreren Sprachen zu den jeweiligen Verschreibungen Auskunft erteilen konnten.
Und dann ist mir von meinem Beobachtungsposten im Erker noch etwas aufgefallen, was natürlich keine statistische Relevanz hat:
Die Kopftücher, Burkas und Schleier an unserer Kreuzung sind nicht mehr geworden, aber schöner. Immer häufiger kommen sie mit modischem Pfiff daher und werden mit mehr Selbstbewusstsein getragen...
Was mich an der München-Statistik viel mehr aufgeragt hat (Achtung Satire!!!) ist die Tatsache, dass die Münchnerinnen - wenn sie Ausländer heiraten - sich am liebsten von Österreichern zum Traualtar führen lassen. Dabei sind wir als Jung-Machos doch noch wegen folgendem, fremdenfeindlichen Lied aus jeder Ski-Hütte geflogen:
Es jodelt stark der Steiermärker, aber im..... ist der Bayer stärker!
(Sorry! Passt nicht ganz, ist aber ein schöner Schüttelreim - wenn man das richtige Wort einsetzt...)
Mittwoch, 22. Oktober 2014
Zeit-Gewinn
Dass wir unser Zeitgefühl alljährlich immer noch von Verwaltungshengsten in Winter- und Sommerzeit zerteilen lassen, macht gemäß diverser Untersuchungen längst keinen Sinn mehr. Angefangen hatten mit dieser Zeitumstellung die weit im Lauf der Sonne ausgebreiteten Vereinigten Staaten von Amerika mit ihren diversen Zeitzonen. Als "Daylight Saving Time" schien das aber Sinn zu machen. Seit es die im Vergleich zu den USA immer noch winzigen Vereinigten Staaten von Europa gibt, die zuvor ja schon Eastern Time und Greenwich Mean Time hatten, ist das Hin- und Her durch die eine Stunde für die meisten Europäer nur noch ein Ärgernis.
Von gut einem Dutzend massiver Timelags pro Jahr gebeutelt, hat mir das früher aber nichts ausgemacht. Heute, da mein Bio-Rhythmus von diversen Medikamenten beeinflusst wird, stelle ich jedoch fest, dass diese eine Stunde hin und her tatsächlich ein störender Eingriff ist, Obwohl ich den ja frei von Verpflichtungen schlafend ignorieren könnte. Meine innere Uhr kann das aber nicht.
Den meisten älteren Menschen, mit denen ich darüber spreche und die auch ähnlich wie ich vom Licht abhängig sind, geht es genauso:
Sie lassen sich ab Ende März von den "längeren Tagen" sachte euphorisieren, dann aber sind sie durch die eine Stunde plus mitten im Tagesgeschehen und oft über längere Zeit zu "spät dran".
In unseren Wahrnehmungen sind wir zwar nicht mehr so sensitiv wie Tiere, aber unser Unterbewusstsein reagiert auf die sich so früher ankündigende Herbstzeit quasi im "Standby-Modus".
Hinzu kommt, dass das Kürzer-Werden der Tage einem mit zunehmenden Jahren erheblich schneller vorkommt als das Herannahen von Frühling und Sommer. So wird der August oft schon mal zum ersten Herbstmonat.
Und dann ist da aber auch noch der Klima-Wandel. Der September 2014 ist weltweit der wärmste seit Beginn der systematischen Wetter-Aufzeichnung gewesen.
So ein Sonntag wie der 19. Oktober verwirrt dann total. Mittags bin ich durch meine noch immer kaum eingefärbten Laub-Tunnel rund um den Olympia-See zum Luitpold-Park hinunter, habe die Kurve im Petuel-Park angehängt und bin dann Richtung Schleißheim. Mein neuer Helm in Schwarz sorgte - obwohl ich nur ein T-Shirt und kurze Hosen anhatte, dafür, dass ich so geschwitzt habe, wie selbst in Italien nicht, Zum Abschluss meiner 45-Minuten-Runde fahre ich immer gerne im Zickzack durchs nördliche Milbertshofen, weil ich da um die Mittagszeit meine Nase immer auf eine kleine Weltreise schicken kann:
Von Nord nach Süd umwoben mich Duftwolken in dieser Reihenfolge:
Asiatische Schmortöpfe mit Kokos-Milch und Curcuma.
Auf Holzkohle nordafrikanisch Gegrilltes mit Kreuzkümmel.
Lammbraten mit reichlich Knoblauch oder Keftedes
Dann aber war da ja auch noch Kirchweih, und es roch zwischendurch verführerisch nach Gänsebraten und Rotkraut.
Mein Fabulier-Hirn stellte sich dabei vor, dass alle Köchinnen und Köche unseres Viertels einmal wahlweise friedlich am Tisch der oder des anderen sitzen könnten, um gegenseitig diese Köstlichkeiten zu probieren...
Die Tanke gegenüber zeigte bei meiner Heimkehr 25,5 Grad an - ein Multi-Kulti-Sommertag in München hatte seinen Höhepunkt erreicht.
Aber wie der Frieden ward auch die Seele nach diesem Wonnebad 24 Stunden später in eisigen Regen-Fluten ertränkt. Der echte Herbst kam mit Orkanen, die schwere Wolken wie Federn vor sich her trieben und alles in Kälte erstarren ließen.
Der Morgen danach war so dunkel wie die Nacht finster. Jetzt kann der Mensch die Stunde Zeit-Gewinn am Wochenende tatsächlich gut vertragen...
Von gut einem Dutzend massiver Timelags pro Jahr gebeutelt, hat mir das früher aber nichts ausgemacht. Heute, da mein Bio-Rhythmus von diversen Medikamenten beeinflusst wird, stelle ich jedoch fest, dass diese eine Stunde hin und her tatsächlich ein störender Eingriff ist, Obwohl ich den ja frei von Verpflichtungen schlafend ignorieren könnte. Meine innere Uhr kann das aber nicht.
Den meisten älteren Menschen, mit denen ich darüber spreche und die auch ähnlich wie ich vom Licht abhängig sind, geht es genauso:
Sie lassen sich ab Ende März von den "längeren Tagen" sachte euphorisieren, dann aber sind sie durch die eine Stunde plus mitten im Tagesgeschehen und oft über längere Zeit zu "spät dran".
In unseren Wahrnehmungen sind wir zwar nicht mehr so sensitiv wie Tiere, aber unser Unterbewusstsein reagiert auf die sich so früher ankündigende Herbstzeit quasi im "Standby-Modus".
Hinzu kommt, dass das Kürzer-Werden der Tage einem mit zunehmenden Jahren erheblich schneller vorkommt als das Herannahen von Frühling und Sommer. So wird der August oft schon mal zum ersten Herbstmonat.
Und dann ist da aber auch noch der Klima-Wandel. Der September 2014 ist weltweit der wärmste seit Beginn der systematischen Wetter-Aufzeichnung gewesen.
So ein Sonntag wie der 19. Oktober verwirrt dann total. Mittags bin ich durch meine noch immer kaum eingefärbten Laub-Tunnel rund um den Olympia-See zum Luitpold-Park hinunter, habe die Kurve im Petuel-Park angehängt und bin dann Richtung Schleißheim. Mein neuer Helm in Schwarz sorgte - obwohl ich nur ein T-Shirt und kurze Hosen anhatte, dafür, dass ich so geschwitzt habe, wie selbst in Italien nicht, Zum Abschluss meiner 45-Minuten-Runde fahre ich immer gerne im Zickzack durchs nördliche Milbertshofen, weil ich da um die Mittagszeit meine Nase immer auf eine kleine Weltreise schicken kann:
Von Nord nach Süd umwoben mich Duftwolken in dieser Reihenfolge:
Asiatische Schmortöpfe mit Kokos-Milch und Curcuma.
Auf Holzkohle nordafrikanisch Gegrilltes mit Kreuzkümmel.
Lammbraten mit reichlich Knoblauch oder Keftedes
Dann aber war da ja auch noch Kirchweih, und es roch zwischendurch verführerisch nach Gänsebraten und Rotkraut.
Mein Fabulier-Hirn stellte sich dabei vor, dass alle Köchinnen und Köche unseres Viertels einmal wahlweise friedlich am Tisch der oder des anderen sitzen könnten, um gegenseitig diese Köstlichkeiten zu probieren...
Die Tanke gegenüber zeigte bei meiner Heimkehr 25,5 Grad an - ein Multi-Kulti-Sommertag in München hatte seinen Höhepunkt erreicht.
Aber wie der Frieden ward auch die Seele nach diesem Wonnebad 24 Stunden später in eisigen Regen-Fluten ertränkt. Der echte Herbst kam mit Orkanen, die schwere Wolken wie Federn vor sich her trieben und alles in Kälte erstarren ließen.
Der Morgen danach war so dunkel wie die Nacht finster. Jetzt kann der Mensch die Stunde Zeit-Gewinn am Wochenende tatsächlich gut vertragen...
Sonntag, 19. Oktober 2014
Samsung und Dementia
Keine Ahnung, wieso ich mich auf diese Überschrift eingelassen habe. Vermutlich weil sie den Anklang an diese alttestamentarisch mythische Tragödie hat. Da wird dem Superhelden durch die Heimtücke seiner Frau die Kraft geraubt, die er aus seinen goldenen Haaren bezieht. Sie verpasst ihm nächtens eine heute ja modische Kahlrasur und liefert ihn so den Feinden aus, die ihm obendrein noch das Augenlicht rauben... Weitere Details bitte ich dem Buch der Bücher zu entnehmen.
Bei meiner Tragödie machen Samsung und Dementia gemeinsame Sache, um mich um den Verstand zu bringen. An ihrem Beginn hat das natürlich auch mit Glauben zu tun. Mit dem Glauben nämlich, ich müsse, um nicht zum alten Eisen zu gehören, jeden der rasend schnellen Schritte der Kommunikationstechnologie mitmachen. Und die "Zweitbeste von allen Ehefrauen" hat mich sogar noch gewarnt, indem sie mahnend mit ihrem mit Strass verzierten Teil aus dem Handy-Museum gewedelt hat.
Ich habe mir so einen Riesen-Multifunktios-Smarty eingebildet - in der irrigen Annahme, auch der Bedienungskomfort böte sich meinen alten Augen vergrößert an und die Größe vermittle meinen zittrigen Händen auch mehr Stabilität beim Gebrauch. Pustekuchen!
Jetzt habe ich das Gerät fast ein Jahr. Habe gelernt, es wie ein rohes Ei anzufassen, um nur nicht eine ungewollte Kettenreaktion von Funktionen auszulösen, die ich gar nicht will, Freue mich, wenn ich unvorbereitet einen Schnappschuss machen und auf der Terrasse in Italien vom Liegestuhl aus über WLAN skypen kann - aber wehe ich muss da texten. Abgesehen davon, dass es selbst unter dem Sonnenschirm nicht blendfrei zu lesen ist, kann ich die klein gebliebene Tastatur ja kaum erkennen. Ich beobachte meinen Sohn, wie er mit seinen Wurstfingern blitzschnell SMSsen verfasst und verzweifle selbst daran, dass das Gerät ständig alles besser weiß, was ich an Worten gar nicht texten will.
Kaum wieder in München erlebe ich aber wieder eine Überraschung nach der anderen: Ich schreibe ja keine SMS, habe aber meinem Bootsmann Antonello, der schwer zu erreichen ist, eine auf Italienisch geschrieben: Vier Zeilen, für die ich eine halbe Stunde gebraucht habe, weil mein Smartphone mich ständig aufforderte, das Geschriebene endlich zu übersetzen. Telefonieren wäre einfacher gewesen, aber wer weiß, ob das tückische Ding nicht ein Gelächter für technische Niederlagen seiner Benutzer gespeichert hat?
Es terrorisiert mich ja auch ständig akustisch mit den Updates von Apps, die ich gar nicht wollte, die sich aber mittlerweile zu sechs dicht gedrängten Seiten auf dem Display vermehrt haben. Über hundert sind es jetzt, Brauchen tue ich davon noch nicht einmal ein Zehntel, aber da ist mein Gerät eben gnadenlos.
Klar bin ich mittlerweile vergesslicher als früher und nutze den elektronischen Kalender, um dementen Versäumnissen entgegen zu wirken. Aber irgendwann habe ich mein Gerät wohl aus Versehen so programmiert, dass es mich pflichtschuldig mehrmals durch Pfeifen erinnert. Das ist ja so peinlich! Da sitzt du in einem Straßen-Cafe in Schwabing, und das Teil pfeift gerade als eine junge Frau vorbei geht.
"Alter Sack", sagt die, und hat recht.
Ich bin einfach nicht smart genug für mein Phone. Das weiß ich nun. Und just in diesem Moment verkündet das Internet die Krise der Tablets und die mögliche Renaissance der Tasten. Dessen ungeachtet hat die Firma mit dem Apfel eine Anzeigen-Kampagne für ihre neuen Smartys mit Abbildungen in Original-Größe gestartet...
Klar habe ich meines sofort auf die Abbildung des Größeren gelegt. Meines sah im Vergleich irgenwie mickrig aus. Aber das kann auch an dem neuen Spiderman-Design meines Displays liegen. Das habe ich daher, weil mein Smartphone ja nur noch zur Hälfte in eine Hemd-Brusttasche passt und mir deshalb beim Bücken nach einer Serviette auf die Piazza gefallen ist...
Nein! Ich werde mir keinen Ersatz besorgen!
Vorerst jedenfalls nicht!
Bei meiner Tragödie machen Samsung und Dementia gemeinsame Sache, um mich um den Verstand zu bringen. An ihrem Beginn hat das natürlich auch mit Glauben zu tun. Mit dem Glauben nämlich, ich müsse, um nicht zum alten Eisen zu gehören, jeden der rasend schnellen Schritte der Kommunikationstechnologie mitmachen. Und die "Zweitbeste von allen Ehefrauen" hat mich sogar noch gewarnt, indem sie mahnend mit ihrem mit Strass verzierten Teil aus dem Handy-Museum gewedelt hat.
Ich habe mir so einen Riesen-Multifunktios-Smarty eingebildet - in der irrigen Annahme, auch der Bedienungskomfort böte sich meinen alten Augen vergrößert an und die Größe vermittle meinen zittrigen Händen auch mehr Stabilität beim Gebrauch. Pustekuchen!
Jetzt habe ich das Gerät fast ein Jahr. Habe gelernt, es wie ein rohes Ei anzufassen, um nur nicht eine ungewollte Kettenreaktion von Funktionen auszulösen, die ich gar nicht will, Freue mich, wenn ich unvorbereitet einen Schnappschuss machen und auf der Terrasse in Italien vom Liegestuhl aus über WLAN skypen kann - aber wehe ich muss da texten. Abgesehen davon, dass es selbst unter dem Sonnenschirm nicht blendfrei zu lesen ist, kann ich die klein gebliebene Tastatur ja kaum erkennen. Ich beobachte meinen Sohn, wie er mit seinen Wurstfingern blitzschnell SMSsen verfasst und verzweifle selbst daran, dass das Gerät ständig alles besser weiß, was ich an Worten gar nicht texten will.
Kaum wieder in München erlebe ich aber wieder eine Überraschung nach der anderen: Ich schreibe ja keine SMS, habe aber meinem Bootsmann Antonello, der schwer zu erreichen ist, eine auf Italienisch geschrieben: Vier Zeilen, für die ich eine halbe Stunde gebraucht habe, weil mein Smartphone mich ständig aufforderte, das Geschriebene endlich zu übersetzen. Telefonieren wäre einfacher gewesen, aber wer weiß, ob das tückische Ding nicht ein Gelächter für technische Niederlagen seiner Benutzer gespeichert hat?
Es terrorisiert mich ja auch ständig akustisch mit den Updates von Apps, die ich gar nicht wollte, die sich aber mittlerweile zu sechs dicht gedrängten Seiten auf dem Display vermehrt haben. Über hundert sind es jetzt, Brauchen tue ich davon noch nicht einmal ein Zehntel, aber da ist mein Gerät eben gnadenlos.
Klar bin ich mittlerweile vergesslicher als früher und nutze den elektronischen Kalender, um dementen Versäumnissen entgegen zu wirken. Aber irgendwann habe ich mein Gerät wohl aus Versehen so programmiert, dass es mich pflichtschuldig mehrmals durch Pfeifen erinnert. Das ist ja so peinlich! Da sitzt du in einem Straßen-Cafe in Schwabing, und das Teil pfeift gerade als eine junge Frau vorbei geht.
"Alter Sack", sagt die, und hat recht.
Ich bin einfach nicht smart genug für mein Phone. Das weiß ich nun. Und just in diesem Moment verkündet das Internet die Krise der Tablets und die mögliche Renaissance der Tasten. Dessen ungeachtet hat die Firma mit dem Apfel eine Anzeigen-Kampagne für ihre neuen Smartys mit Abbildungen in Original-Größe gestartet...
Klar habe ich meines sofort auf die Abbildung des Größeren gelegt. Meines sah im Vergleich irgenwie mickrig aus. Aber das kann auch an dem neuen Spiderman-Design meines Displays liegen. Das habe ich daher, weil mein Smartphone ja nur noch zur Hälfte in eine Hemd-Brusttasche passt und mir deshalb beim Bücken nach einer Serviette auf die Piazza gefallen ist...
Nein! Ich werde mir keinen Ersatz besorgen!
Vorerst jedenfalls nicht!
Donnerstag, 16. Oktober 2014
Der Fremde im Erker
"Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus..." Die von Wilhelm Müller gedichtete und von Schubert in schweren Zeiten des 19. Jahrhunderts im Rahmen der "Winterreise" vertonte Anfangszeile von "Gute Nacht" habe ich fälschlicher Weise für blanke Melancholie gehalten. Vor etwa anderthalb Jahrzehnten war ich eine Wette eingegangen. Ein Bariton als Stargast war bei einer Gala derart indisponiert, dass ich vor Zeugen meinte:"Das kann ich ja sogar besser!"
Mit geduldiger Begleitung eines Schul-Kameraden meines Sohnes, der heute bezeichnender Weise Musik-Lehrer ist, und der CD von Hermann Prey nahm ich mir also einige Lieder aus dem Zyklus vor und übte sie drei Monate bis zur Weihnachtsfeier meiner Firma. Das Ergebnis war wohl so schlecht nicht, weil ich die Damen im überschaubaren Auditorium mit feuchten Augen derart zum Schmachten brachte, dass ich mich fragte, warum ich nicht schon früher versucht hatte, mir die Damen-Welt singend "gewogen" zu machen.
Tatsächlich hatte ich mich so auf Korrektheit konzentriert, dass ich eigentlich nicht weiter über den Sinn der Worte nachgedacht hatte. Als die "Winterreise" entstand, war Deutschland ein kleinstaatliches Konglomerat, und Europa so weit von einer Einheit entfernt, wie es der Geheimrat Goethe in Auerbachs Keller dem "Faust" verlauten ließ: "Ein echter deutscher Mann kann keinen Franzen leiden, doch seine Weine schätzt er sehr!"
Gerade bin ich quasi grenzenlos mit schmerzendem Herzen in diesem Welt-Horror-Jahr 2014 von Italien nach Deutschland gekurvt: Fremd ausgezogen, um dann fremd wieder einzuziehen. Gute Nacht Europa! Was ist eigentlich los mit Dir? Da passieren gerade Dinge, die mein altes Hirn nicht mehr auf die Reihe kriegt.
Durch den von meinen Ärzten empfohlenen, neuen Rhythmus in der Ernährung muss ich zu einer Zeit aufstehen, die ich mein Leben lang überschlafen habe. Im italienischen Frühling und Sommer war das kein Problem, aber im Dunkel des deutschen Herbstes hocke ich jetzt im unbeleuchteten Glas-Erker unserer Küche und schaue Müsli kauend auf ein Bahnstreik bedingtes Verkehrschaos. Hektische Fußgänger und Radler schlängeln sich da gefährlich hindurch. Denn an vier Ecken wird gebaut, was das Fort- und Durchkommen noch erschwert. Ausgerechnet hier inmitten all des Lärmes entstehen unzählige Eigentumswohnungen. Das Studenten-Wohnheim gegenüber - mit den zeigefreudigen jungen Damen aus aller Welt musste den allgegenwärtigen Investitionen in Beton-Gold weichen. Aus den Einzimmer-Buden werden jetzt schicke mehr als doppelt so große Appartements mit Balkon und Panorama-Fenstern, um gegen den bunt gescheckten Neubau fünfzig Meter weiter anzustinken, der im vergangenen Jahr in Windeseile hochgezogen wurde. In München herrscht immer noch akuter Wohnungsmangel. Selbst Mansarden werden zu Monsterpreisen vermietet.
Aber wer soll die alle bewohnen oder gar kaufen? Die, die da unten herumwuseln sicher nicht. Wer um diese Uhrzeit schon unterwegs ist, dem reicht das Einkommen gerade noch für ein paar Stunden friedlichen Feierabends vor dem Fernseher nach all der Maloche. Dass es ihnen dabei immer noch besser geht als all den Asylanten und Flüchtlingen, die München derzeit gar nicht mehr bewältigen kann, wird denen da untern nur ein schwacher Trost sein.
Dennoch beneide ich sie irgendwie. Sie sind zu einem Ziel unterwegs, haben einen Tagesablauf der abends belohnt werden muss. Bei mir ist das genau umgekehrt. Ich habe soviel Freizeit, dass ich mich danach sehne, mit einer Aufgabe belohnt zu werden. Aber wer will mich denn noch? So schreibe ich halt diese nichtsnutzigen Blogs, weil ich nichts anderes gelernt habe, als Worte aneinander zu reihen.
Schubert und Müller - nicht zu vergessen Heinrich Heine - haben mit Worten und Liedern Veränderungen herbei geführt. Für mich ein aussichtsloses Unterfangen. Also versuche ich noch eine kleine Mütze Schlaf zu finden: Gute Nacht!
Mit geduldiger Begleitung eines Schul-Kameraden meines Sohnes, der heute bezeichnender Weise Musik-Lehrer ist, und der CD von Hermann Prey nahm ich mir also einige Lieder aus dem Zyklus vor und übte sie drei Monate bis zur Weihnachtsfeier meiner Firma. Das Ergebnis war wohl so schlecht nicht, weil ich die Damen im überschaubaren Auditorium mit feuchten Augen derart zum Schmachten brachte, dass ich mich fragte, warum ich nicht schon früher versucht hatte, mir die Damen-Welt singend "gewogen" zu machen.
Tatsächlich hatte ich mich so auf Korrektheit konzentriert, dass ich eigentlich nicht weiter über den Sinn der Worte nachgedacht hatte. Als die "Winterreise" entstand, war Deutschland ein kleinstaatliches Konglomerat, und Europa so weit von einer Einheit entfernt, wie es der Geheimrat Goethe in Auerbachs Keller dem "Faust" verlauten ließ: "Ein echter deutscher Mann kann keinen Franzen leiden, doch seine Weine schätzt er sehr!"
Gerade bin ich quasi grenzenlos mit schmerzendem Herzen in diesem Welt-Horror-Jahr 2014 von Italien nach Deutschland gekurvt: Fremd ausgezogen, um dann fremd wieder einzuziehen. Gute Nacht Europa! Was ist eigentlich los mit Dir? Da passieren gerade Dinge, die mein altes Hirn nicht mehr auf die Reihe kriegt.
Durch den von meinen Ärzten empfohlenen, neuen Rhythmus in der Ernährung muss ich zu einer Zeit aufstehen, die ich mein Leben lang überschlafen habe. Im italienischen Frühling und Sommer war das kein Problem, aber im Dunkel des deutschen Herbstes hocke ich jetzt im unbeleuchteten Glas-Erker unserer Küche und schaue Müsli kauend auf ein Bahnstreik bedingtes Verkehrschaos. Hektische Fußgänger und Radler schlängeln sich da gefährlich hindurch. Denn an vier Ecken wird gebaut, was das Fort- und Durchkommen noch erschwert. Ausgerechnet hier inmitten all des Lärmes entstehen unzählige Eigentumswohnungen. Das Studenten-Wohnheim gegenüber - mit den zeigefreudigen jungen Damen aus aller Welt musste den allgegenwärtigen Investitionen in Beton-Gold weichen. Aus den Einzimmer-Buden werden jetzt schicke mehr als doppelt so große Appartements mit Balkon und Panorama-Fenstern, um gegen den bunt gescheckten Neubau fünfzig Meter weiter anzustinken, der im vergangenen Jahr in Windeseile hochgezogen wurde. In München herrscht immer noch akuter Wohnungsmangel. Selbst Mansarden werden zu Monsterpreisen vermietet.
Aber wer soll die alle bewohnen oder gar kaufen? Die, die da unten herumwuseln sicher nicht. Wer um diese Uhrzeit schon unterwegs ist, dem reicht das Einkommen gerade noch für ein paar Stunden friedlichen Feierabends vor dem Fernseher nach all der Maloche. Dass es ihnen dabei immer noch besser geht als all den Asylanten und Flüchtlingen, die München derzeit gar nicht mehr bewältigen kann, wird denen da untern nur ein schwacher Trost sein.
Dennoch beneide ich sie irgendwie. Sie sind zu einem Ziel unterwegs, haben einen Tagesablauf der abends belohnt werden muss. Bei mir ist das genau umgekehrt. Ich habe soviel Freizeit, dass ich mich danach sehne, mit einer Aufgabe belohnt zu werden. Aber wer will mich denn noch? So schreibe ich halt diese nichtsnutzigen Blogs, weil ich nichts anderes gelernt habe, als Worte aneinander zu reihen.
Schubert und Müller - nicht zu vergessen Heinrich Heine - haben mit Worten und Liedern Veränderungen herbei geführt. Für mich ein aussichtsloses Unterfangen. Also versuche ich noch eine kleine Mütze Schlaf zu finden: Gute Nacht!
Sonntag, 30. März 2014
Letze Worte zum Sonntag
Liebe Leserinnen und Leser!
Es ist mal wieder Zeit für einen Ortswechsel. Mit vom Steine Werfen müden Armen macht sich der Blogger wieder auf den Weg zur Burg. - In der Hoffnung nach mehr Seelenfrieden.
Wenn ich in den letzten Monaten meiner eigentlichen Bestimmung, für eure Erbauung zu sorgen, nicht im vollen Umfang genügt habe, so lag das an den unruhigen Zeiten, die mir den Blick auf niedliche Details zum Beschreiben verstellt haben.
Pünktlich zu Ostern melde ich mich wieder aus einem Ligurien, das unter noch schlechterem Wetter zu leiden hatte. Wir sind gespannt, wie sich die schweren Erdrutsche des Winters auf unser tägliches Leben auswirken werden, denn zum Nachbarort kommen wir wohl nur noch auf einem weiten Umweg. Die Straße hat es einfach fort gespült. Ihr seht - auch im Paradies ist die Hölle los.
Der Burgschreiber aber macht keine Pause. Pünktlich nächsten Freitag kommt das nächste Kapitel vom "Strohfeuer".
Bleibt mir also gewogen und nehmt folgendes mit auf den Weg:
Es ist mal wieder Zeit für einen Ortswechsel. Mit vom Steine Werfen müden Armen macht sich der Blogger wieder auf den Weg zur Burg. - In der Hoffnung nach mehr Seelenfrieden.
Wenn ich in den letzten Monaten meiner eigentlichen Bestimmung, für eure Erbauung zu sorgen, nicht im vollen Umfang genügt habe, so lag das an den unruhigen Zeiten, die mir den Blick auf niedliche Details zum Beschreiben verstellt haben.
Pünktlich zu Ostern melde ich mich wieder aus einem Ligurien, das unter noch schlechterem Wetter zu leiden hatte. Wir sind gespannt, wie sich die schweren Erdrutsche des Winters auf unser tägliches Leben auswirken werden, denn zum Nachbarort kommen wir wohl nur noch auf einem weiten Umweg. Die Straße hat es einfach fort gespült. Ihr seht - auch im Paradies ist die Hölle los.
Fotos von Jutta Labartino |
Der Burgschreiber aber macht keine Pause. Pünktlich nächsten Freitag kommt das nächste Kapitel vom "Strohfeuer".
Bleibt mir also gewogen und nehmt folgendes mit auf den Weg:
Kommt Zeit, kommt Unrat
Beim Pferdefleisch-Skandal wurden
Ross und Reiter nur deshalb nicht genannt, weil sie bereits verwurstet waren
Bäume wachsen nur deshalb nicht
in den Himmel, weil man sie vorher fällt
„Den Seinen gibt’s der Herr im
Schlaf“, sagte der Somnambule und machte sich auf den weiten Weg
Den Letzten beißen die Hunde,
hoffte der Vorletzte vergeblich
Ein voller Bauch studiert nicht
gern – wozu auch? Um als Vollakademiker von Hartz4 zu leben?
Ich lass mir doch kein X für ein
U vormachen, nur weil ich meine Brille verlegt habe
„Übermut kommt vor dem Fall“,
meinte der russische Deutschlehrer und warnte: Genitiv ins Wasser, weil’s Dativ
ist!
Von nichts kommt nichts – das ist
die Leere der Stille
Freitag, 28. März 2014
Immer die gleichen Reichen
Brauchen wir wirklich Banken, die einfach so weiter machen?
Nichts dokumentiert die Unverfrorenheit der Banken und ihrer Zocker besser als dieser Slogan der Commerzbank. Einer Bank, die während der Finanzkrise nur durch unsere Steuergelder vor dem Mega-Crash bewahrt werden konnte.
Dass sie alles an den Besitzer, uns, den Staat, zurück zahlen konnte, verdankt sie aber keinesfalls der Rückkehr zur Seriosität, sondern vielmehr der Tatsache, dass sie auf anderen Exekutiv-Ebenen "Einfach so weiter gemacht hat" wie zuvor, aber bei neuerlichen Spekulationen vom günstigen Weltwirtschaftsklima und der Prosperität unseres Landes profitiert hatte (dazu gab es einen sehr lesenswerten Beitrag im SZ-Magazin vom 21. März 2014).
Jetzt reizt Putin vordergründig die Kriegsangst, und schon profitieren wieder die gleiche Reichen. Seine Entourage ihm gewogener russischer Oligarchen, übernehmen nun gerade mit großer Retter-Geste die Wirtschaft auf der Krim, sichern sich dabei aber nichts anderes als annektiertes Wirtschaftsgut zum Preis von Zwangsumtausch in Rubel.
Auch unsere Zocker daheim haben etwas davon und gehen nicht leer aus, weil sie immer noch auf Leerverkäufe wetten dürfen. Weil nach vollmundigen Ankündigungen der Politik nichts, aber auch gar nichts nachhaltig verändert wurde. Es geschieht vor unser aller Augen, aber während wir blöden Bürger bei An-und Verkauf jedesmal Prozente und Provisionen an die Bank und später Steuern an den Fiskus abdrücken müssen, bleibt das den Instituten, zu deren Verflechtung auch namhafte Versicherungskonzerne als Aktionäre gehören, durch ein kommunizierendes Röhren-System von Gewinn und Verlust erspart.
Vom Gesetz sind ja diese armen Versicherungen auch noch verpflichtet, bestimmte Prozentsätze der Einlagen in Staatsanleihen und Kommunal-Obligationen anzulegen, die unter dem miesen Zinsklima leiden. Wie unfair! Also bleiben alle Policen leider hinter den blumigen Versprechungen zurück. Die Krise der Versicherer soll aber mit lauten Hilferufen an den Staat auch noch beseitigt werden
Bei der Zweitbesten und mir werden heuer Lebensversicherungen zur Auszahlung fällig. Sie bleiben im Schnitt 5 Prozent per anno hinter der Prognose zurück, die man uns bei Abschluss in Aussicht gestellt hatte. Dazu kommt noch der fünfzigprozentige Kaufkraftverlust durch den Euro.
Und jetzt kommt es:
Seit Tagen bombardieren uns die mit den Konzernen verbundenen Banken nun, das fällige Geld doch am besten gleich wieder bei ihnen anzulegen.
Einem von den Bauernfängern sagte ich heute, ich würde mir jetzt erst einmal einen grauen Hoody kaufen, die Kapuze überstülpen, loslaufen und dabei ein Mantra vor mich hinsummen:
"Brauchen wir wirklich Banken, die einfach so weiter machen?"
Nö, brauchen wir nicht!
Nichts dokumentiert die Unverfrorenheit der Banken und ihrer Zocker besser als dieser Slogan der Commerzbank. Einer Bank, die während der Finanzkrise nur durch unsere Steuergelder vor dem Mega-Crash bewahrt werden konnte.
Dass sie alles an den Besitzer, uns, den Staat, zurück zahlen konnte, verdankt sie aber keinesfalls der Rückkehr zur Seriosität, sondern vielmehr der Tatsache, dass sie auf anderen Exekutiv-Ebenen "Einfach so weiter gemacht hat" wie zuvor, aber bei neuerlichen Spekulationen vom günstigen Weltwirtschaftsklima und der Prosperität unseres Landes profitiert hatte (dazu gab es einen sehr lesenswerten Beitrag im SZ-Magazin vom 21. März 2014).
Jetzt reizt Putin vordergründig die Kriegsangst, und schon profitieren wieder die gleiche Reichen. Seine Entourage ihm gewogener russischer Oligarchen, übernehmen nun gerade mit großer Retter-Geste die Wirtschaft auf der Krim, sichern sich dabei aber nichts anderes als annektiertes Wirtschaftsgut zum Preis von Zwangsumtausch in Rubel.
Auch unsere Zocker daheim haben etwas davon und gehen nicht leer aus, weil sie immer noch auf Leerverkäufe wetten dürfen. Weil nach vollmundigen Ankündigungen der Politik nichts, aber auch gar nichts nachhaltig verändert wurde. Es geschieht vor unser aller Augen, aber während wir blöden Bürger bei An-und Verkauf jedesmal Prozente und Provisionen an die Bank und später Steuern an den Fiskus abdrücken müssen, bleibt das den Instituten, zu deren Verflechtung auch namhafte Versicherungskonzerne als Aktionäre gehören, durch ein kommunizierendes Röhren-System von Gewinn und Verlust erspart.
Vom Gesetz sind ja diese armen Versicherungen auch noch verpflichtet, bestimmte Prozentsätze der Einlagen in Staatsanleihen und Kommunal-Obligationen anzulegen, die unter dem miesen Zinsklima leiden. Wie unfair! Also bleiben alle Policen leider hinter den blumigen Versprechungen zurück. Die Krise der Versicherer soll aber mit lauten Hilferufen an den Staat auch noch beseitigt werden
Bei der Zweitbesten und mir werden heuer Lebensversicherungen zur Auszahlung fällig. Sie bleiben im Schnitt 5 Prozent per anno hinter der Prognose zurück, die man uns bei Abschluss in Aussicht gestellt hatte. Dazu kommt noch der fünfzigprozentige Kaufkraftverlust durch den Euro.
Und jetzt kommt es:
Seit Tagen bombardieren uns die mit den Konzernen verbundenen Banken nun, das fällige Geld doch am besten gleich wieder bei ihnen anzulegen.
Einem von den Bauernfängern sagte ich heute, ich würde mir jetzt erst einmal einen grauen Hoody kaufen, die Kapuze überstülpen, loslaufen und dabei ein Mantra vor mich hinsummen:
"Brauchen wir wirklich Banken, die einfach so weiter machen?"
Nö, brauchen wir nicht!
Dienstag, 25. März 2014
Virenschutz
Meine Schwägerin, eine preisgekrönte Werbe-Fachfrau und Diplom-Grafikerin, wurde nach zähem Widerstand am vergangenen Samstag zu ihrem 70sten der Einstieg in die digitale Kommunikationswelt geradezu aufgezwungen. Sie hat von uns als allerersten Computer überhaupt ein Tablet samt Flatrate bekommen. Diesem Akt der Annexion ging ein wochenlanges Kompetenz-Gerangel der vermeintlich besten Experten unserer Sippe voran, das bald aber in der üblichen kollektiven Betroffenheit samt erschöpfter Resignation endete.
Wir sind jetzt alle gespannt, wann wir von ihr mit den ersten Fotos, Skype-Video-Botschaften und sonstigem Schnickschnack bombardiert werden, den sie bislang nicht gebraucht und in folge dessen auch nicht vermisst hatte. Denn ging es uns Smartphonies und Tabletisten nicht am Anfang genauso? Ist doch wirklich toll, was die so alles können. Oder doch nicht?
Obwohl ich mich mit Fug und Recht zu einem der Pioniere beim Herstellen von Zeitschriften und Büchern "Computer To Plate" bezeichnen darf, muss ich doch zugeben, dass mich die Entwicklung der letzten fünf Jahre geradezu überrollt hat und mich meine Kinder daher vermutlich zu Recht für einen Computer-Deppen halten. Vor allem, was die kruden Marketing-Methoden der sogenannten Provider angeht, die anscheinend nur darauf gewartet haben, dass die in einer Zeit des gesprochenen Wortes als vertragliche Zusicherung aufgewachsenen Oldies den Versuchungen dieses Marktes erliegen.
So habe ich mir innerhalb der letzen vier Monate hier in München nicht nur ein Modem für Highspeed-Glasfaser aufschwätzen lassen, das zunächst nur durch seine Störanfälligkeit auffiel, sondern damit ich nicht länger als Außenseiter auffiel, auch noch einer Vertragsänderung für ein Super-Smartphone zugestimmt: garantiert abhörsicher und resistent gegen jegliche Form von Viren! Blöd nur, dass ich nicht darauf geachtet hatte, dass Handy und Telefonie aus vertragshistorischen Gründen ja zwei verschiedene Provider hatten...
Was sich auf den ersten Rechnungen niederschlug. Denn, wenn ich vom Festnetz bei meinem Handy-Provider in der Warteschleife landete, klimperte bei ihm die Kasse. Umgekehrt funktionierte unser Telefon samt Super-Modem nicht, was mich zwang, mit dem Handy die dann gebührenpflichtige Hotline dieses Providers anzurufen...
Naja, mein sardonisch grinsender Sohn hat denen dann bescheid gestoßen - natürlich nicht ohne den Hinweis, dass der "Alte Herr" solche Dinge nach seinem Infarkt nicht mehr so recht schnalle... Er holte nach einer in meinem Namen vollzogenen Spontan-Kündigung eine Gutschrift von über 100 Euro heraus, was die Telefonmarketing-Typen aber nur zu einem weiteren Schlag gegen mein Unverständnis animierte.
Gerade hatte ich mein neues Smartphone halbwegs begriffen, da rief so ein Teufelchen an, und meinte, ich sei wohl hyper naiv, wenn ich dächte, das neue Teil sei vor Hacker-Attacken sicher, die auf meine Kosten Telefon-Einheiten abgreifen wollten. Ich müsse unbedingt sofort eine Antiviren-Software auf dem Smartphone installieren. Mein Einwand, ich hätte mich ja gerade für dieses Modell entschieden, weil es in einem Test als das sicherste bezeichnet wurde, konterte der Verkaufsprofi eiskalt mit der rasanten Geschwindigkeit, mit der Hacker heutzutage ihr böses Tun verfeinerten...
Ich rief den Sohn an. "Alles Quatsch ", beschied dieser. Auf der folgenden Rechnung war der Virenschutz für etwas über ein Euro dennoch ausgewiesen, obwohl ich, als die entsprechende SMS auf dem Display erschien, eindeutig auf NEIN gedrückt hatte.
Meine Tochter hat mir daraufhin aus purem Mitleid zum Geburtstag den Prototyp einer von ihr eigens für mich entwickelten Anti-Viren-Software geschenkt. Eine Kombination aus zwei totsicheren Systemen - wie sie es formulierte:
"Black-Knight" gegen jegliche Spyware und der "White-Tiger-Bone-Crasher" als Vernichter jeglicher Art von Trojanern.
Seit dem herrscht Ruhe..
Wir sind jetzt alle gespannt, wann wir von ihr mit den ersten Fotos, Skype-Video-Botschaften und sonstigem Schnickschnack bombardiert werden, den sie bislang nicht gebraucht und in folge dessen auch nicht vermisst hatte. Denn ging es uns Smartphonies und Tabletisten nicht am Anfang genauso? Ist doch wirklich toll, was die so alles können. Oder doch nicht?
Obwohl ich mich mit Fug und Recht zu einem der Pioniere beim Herstellen von Zeitschriften und Büchern "Computer To Plate" bezeichnen darf, muss ich doch zugeben, dass mich die Entwicklung der letzten fünf Jahre geradezu überrollt hat und mich meine Kinder daher vermutlich zu Recht für einen Computer-Deppen halten. Vor allem, was die kruden Marketing-Methoden der sogenannten Provider angeht, die anscheinend nur darauf gewartet haben, dass die in einer Zeit des gesprochenen Wortes als vertragliche Zusicherung aufgewachsenen Oldies den Versuchungen dieses Marktes erliegen.
So habe ich mir innerhalb der letzen vier Monate hier in München nicht nur ein Modem für Highspeed-Glasfaser aufschwätzen lassen, das zunächst nur durch seine Störanfälligkeit auffiel, sondern damit ich nicht länger als Außenseiter auffiel, auch noch einer Vertragsänderung für ein Super-Smartphone zugestimmt: garantiert abhörsicher und resistent gegen jegliche Form von Viren! Blöd nur, dass ich nicht darauf geachtet hatte, dass Handy und Telefonie aus vertragshistorischen Gründen ja zwei verschiedene Provider hatten...
Was sich auf den ersten Rechnungen niederschlug. Denn, wenn ich vom Festnetz bei meinem Handy-Provider in der Warteschleife landete, klimperte bei ihm die Kasse. Umgekehrt funktionierte unser Telefon samt Super-Modem nicht, was mich zwang, mit dem Handy die dann gebührenpflichtige Hotline dieses Providers anzurufen...
Naja, mein sardonisch grinsender Sohn hat denen dann bescheid gestoßen - natürlich nicht ohne den Hinweis, dass der "Alte Herr" solche Dinge nach seinem Infarkt nicht mehr so recht schnalle... Er holte nach einer in meinem Namen vollzogenen Spontan-Kündigung eine Gutschrift von über 100 Euro heraus, was die Telefonmarketing-Typen aber nur zu einem weiteren Schlag gegen mein Unverständnis animierte.
Gerade hatte ich mein neues Smartphone halbwegs begriffen, da rief so ein Teufelchen an, und meinte, ich sei wohl hyper naiv, wenn ich dächte, das neue Teil sei vor Hacker-Attacken sicher, die auf meine Kosten Telefon-Einheiten abgreifen wollten. Ich müsse unbedingt sofort eine Antiviren-Software auf dem Smartphone installieren. Mein Einwand, ich hätte mich ja gerade für dieses Modell entschieden, weil es in einem Test als das sicherste bezeichnet wurde, konterte der Verkaufsprofi eiskalt mit der rasanten Geschwindigkeit, mit der Hacker heutzutage ihr böses Tun verfeinerten...
Ich rief den Sohn an. "Alles Quatsch ", beschied dieser. Auf der folgenden Rechnung war der Virenschutz für etwas über ein Euro dennoch ausgewiesen, obwohl ich, als die entsprechende SMS auf dem Display erschien, eindeutig auf NEIN gedrückt hatte.
Meine Tochter hat mir daraufhin aus purem Mitleid zum Geburtstag den Prototyp einer von ihr eigens für mich entwickelten Anti-Viren-Software geschenkt. Eine Kombination aus zwei totsicheren Systemen - wie sie es formulierte:
"Black-Knight" gegen jegliche Spyware und der "White-Tiger-Bone-Crasher" als Vernichter jeglicher Art von Trojanern.
Seit dem herrscht Ruhe..
Sonntag, 23. März 2014
Noch mehr Worte zum Sonntag
Angst
verleiht Flügel – aber die tragen
leider nicht…
Alter
schützt vor Torheit nicht
– aber das bekommt man ab einer gewissen Anzahl von Lebensjahren ja meist eh nicht mehr mit…
Ein
gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen, dachte sich der Steuerhinterzieher,
der sein Schwarzgeld im Kopfkissen aufbewahrte.
Einer
trage des Anderen Last, zitierte der Mann die Bibel und ließ seine Frau die
Koffer schleppen.
Die
größte Gefahr droht von
Schafen im Wolfspelz.
Früh krümmt sich, wer vor dem
ersten Gong einen Haken einfängt.
Mittwoch, 19. März 2014
Westbrille mit Scheuklappen
Da möchte einer einen lauten Lacher loslassen, aber der bleibt ihm im Halse stecken:
Seit über einem Jahr ist nun klar, dass NSA, MI5, Deuxieme Bureau und auch unsere eigenen Dienste jeden ausspähen, der bei drei nicht seine gesamte Kommunikations-Elektronik eingeschmolzen hat. Billionen von demokratisch erhobenen Steuergeldern sind offenbar wirkungslos verplempert worden. Da war ja die Spionage zu Zeiten der "toten Briefkästen" noch effektiver. Oder ist es so, dass die Späher die eigentliche Gefahr in dieser Datenflut gar nicht mehr wahrnehmen können?
Derart generalstabsmäßig ist die Annexion der Ukraine in das putinsche Zarenreich erfolgt, dass selbst der Gutwilligste nicht mehr von einer spontanen Reaktion einer eingezwängten Supermacht schwadronieren kann.
Vielmehr war es so, dass dieser eitle, kleine Kriegstreiber nur darauf warten musste, dass die ignoranten Strategen des Westens ihm eins ums andere Argument lieferten, um sogar völkerrechtliche Bedenken zu konterkarieren.
Würden die vielen sogenannten Experten, die sich bei CNN in den Fokus drängen, nicht ihre USA noch immer für den Nabel der politischen Welt halten (we are the leading nation), dann hätte die Obama-Administration vielleicht sensibler reagiert. Fuck the EU!
- Der alte (wenn auch fiktive) Pate Don Vito Corleone hatte seinem Sohn Sonny (Santino) ja bereits zur Sau gemacht, weil er dem Gegner gezeigt hatte, dass es einen schmalen Spalt der Uneinigkeit in den eigenen, zu vertretenden Standpunkten gegeben hat...
Den USA passt die noch gar nicht mal präsente Stärke eines möglicherweise irgendwann einmal geeinigten Europas schon jetzt nicht, und allein aus diesem Grund ist die Situation am Rande der EU so, wie sie uns jetzt droht.
Nahezu alle Signale, die die Russen ausgesandt haben, sind in den letzten Jahren vom sogenannten Westen hochmütig ignoriert worden. Jetzt kann er nicht mehr gestalten, sondern nur noch reagieren, und in Vermeidung eines verheerenden Krieges diplomatisch hinterher dackeln. In dieser Situation ist es gar nicht mal nötig, dass Putin vielleicht der bessere Poker-Spieler ist als Obama. er hat sich längst schon die besseren Karten zugeteilt...
Die USA haben ganz sicher die besten Wissenschaftler der Welt, aber es ist fraglich, ob die Politiker gelegentlich einen Blick in andere Geschichtsbücher werfen, als die, die mit Scheuklappen auf der Westbrille die eingeengte Perspektive vorgeben:
Ein mäßig begabten Postkartenmaler war einst in der Manipulation von Weltmächten derart geschickt, dass auch bei seinem Ansprüchen und Argumenten zu lange nicht hingehört wurde. Als er die Österreicher und Sudeten "heim ins Reich" geholt hatte, wie er es nannte, waren die amerikanischen und britannischen Politiker des sogenannten "appaeasements" immer noch bereit, die von Hitler für seine Aufmüpfigkeit ins Feld geführten Reparationen (Wir werden den Pakt von Versailles vernichten) gen null zu drosseln. Wie Putin gestern in der Duma versicherte er damals nach der Annexion des Sudetenlandes der Welt, er würde darüber hinaus nicht in andere Nachbarstaaten einmarschieren. - Und dann stürmten als polnische Soldaten verkleidete SS-Männer den Sender Gleiwitz, damit er eine Rechtfertigung für den Überfall auf Polen hatte.
Viel überzeugender war Putins Propaganda-Feldzug aber auch nicht:
Glaubt wirklich irgend einer auf der Welt, diese camouflierten Streitkräfte ohne Nationalitätskennzeichen hätten sich auf der Krim aus Empörung über Nacht formiert und derart schwer bewaffnet, oder die Logistik für diese unsäglichen Volksabstimmungen wäre nicht schon längst vorbereitet gewesen?
Der Westen erweist sich bei dieser unverholenen Verhöhnung als Papier-Tiger, dem ernst zu nehmende Argumente ausgehen.
Wie meinte doch US-Außenminister John Kerry so schön:
Jede Nation, die mit der Waffe in der Hand das Hoheitsgebiet eines souveränen Staates besetzt, muss von der Völkergemeinschaft verurteilt werden (condemned), er meinte aber vermutlich geächtet.
Zwei Fragen Herr Kerry:
Was haben die USA und ihr Gefolge im Irak gemacht?
Wie würden die reagieren, wenn die Kubaner eines Tages in Guantanamo Bay einmarschierten, weil sie ihr Land wieder haben und alle befreien wollen, die dort ohne rechtmäßige Verurteilung gefangen gehalten werden...
Ach ja: Wer selbst im Glashaus sitzt, kann nur dann mit Steinen werfen, wenn er Splitter riskiert!
Seit über einem Jahr ist nun klar, dass NSA, MI5, Deuxieme Bureau und auch unsere eigenen Dienste jeden ausspähen, der bei drei nicht seine gesamte Kommunikations-Elektronik eingeschmolzen hat. Billionen von demokratisch erhobenen Steuergeldern sind offenbar wirkungslos verplempert worden. Da war ja die Spionage zu Zeiten der "toten Briefkästen" noch effektiver. Oder ist es so, dass die Späher die eigentliche Gefahr in dieser Datenflut gar nicht mehr wahrnehmen können?
Derart generalstabsmäßig ist die Annexion der Ukraine in das putinsche Zarenreich erfolgt, dass selbst der Gutwilligste nicht mehr von einer spontanen Reaktion einer eingezwängten Supermacht schwadronieren kann.
Vielmehr war es so, dass dieser eitle, kleine Kriegstreiber nur darauf warten musste, dass die ignoranten Strategen des Westens ihm eins ums andere Argument lieferten, um sogar völkerrechtliche Bedenken zu konterkarieren.
Würden die vielen sogenannten Experten, die sich bei CNN in den Fokus drängen, nicht ihre USA noch immer für den Nabel der politischen Welt halten (we are the leading nation), dann hätte die Obama-Administration vielleicht sensibler reagiert. Fuck the EU!
- Der alte (wenn auch fiktive) Pate Don Vito Corleone hatte seinem Sohn Sonny (Santino) ja bereits zur Sau gemacht, weil er dem Gegner gezeigt hatte, dass es einen schmalen Spalt der Uneinigkeit in den eigenen, zu vertretenden Standpunkten gegeben hat...
Den USA passt die noch gar nicht mal präsente Stärke eines möglicherweise irgendwann einmal geeinigten Europas schon jetzt nicht, und allein aus diesem Grund ist die Situation am Rande der EU so, wie sie uns jetzt droht.
Nahezu alle Signale, die die Russen ausgesandt haben, sind in den letzten Jahren vom sogenannten Westen hochmütig ignoriert worden. Jetzt kann er nicht mehr gestalten, sondern nur noch reagieren, und in Vermeidung eines verheerenden Krieges diplomatisch hinterher dackeln. In dieser Situation ist es gar nicht mal nötig, dass Putin vielleicht der bessere Poker-Spieler ist als Obama. er hat sich längst schon die besseren Karten zugeteilt...
Die USA haben ganz sicher die besten Wissenschaftler der Welt, aber es ist fraglich, ob die Politiker gelegentlich einen Blick in andere Geschichtsbücher werfen, als die, die mit Scheuklappen auf der Westbrille die eingeengte Perspektive vorgeben:
Ein mäßig begabten Postkartenmaler war einst in der Manipulation von Weltmächten derart geschickt, dass auch bei seinem Ansprüchen und Argumenten zu lange nicht hingehört wurde. Als er die Österreicher und Sudeten "heim ins Reich" geholt hatte, wie er es nannte, waren die amerikanischen und britannischen Politiker des sogenannten "appaeasements" immer noch bereit, die von Hitler für seine Aufmüpfigkeit ins Feld geführten Reparationen (Wir werden den Pakt von Versailles vernichten) gen null zu drosseln. Wie Putin gestern in der Duma versicherte er damals nach der Annexion des Sudetenlandes der Welt, er würde darüber hinaus nicht in andere Nachbarstaaten einmarschieren. - Und dann stürmten als polnische Soldaten verkleidete SS-Männer den Sender Gleiwitz, damit er eine Rechtfertigung für den Überfall auf Polen hatte.
Viel überzeugender war Putins Propaganda-Feldzug aber auch nicht:
Glaubt wirklich irgend einer auf der Welt, diese camouflierten Streitkräfte ohne Nationalitätskennzeichen hätten sich auf der Krim aus Empörung über Nacht formiert und derart schwer bewaffnet, oder die Logistik für diese unsäglichen Volksabstimmungen wäre nicht schon längst vorbereitet gewesen?
Der Westen erweist sich bei dieser unverholenen Verhöhnung als Papier-Tiger, dem ernst zu nehmende Argumente ausgehen.
Wie meinte doch US-Außenminister John Kerry so schön:
Jede Nation, die mit der Waffe in der Hand das Hoheitsgebiet eines souveränen Staates besetzt, muss von der Völkergemeinschaft verurteilt werden (condemned), er meinte aber vermutlich geächtet.
Zwei Fragen Herr Kerry:
Was haben die USA und ihr Gefolge im Irak gemacht?
Wie würden die reagieren, wenn die Kubaner eines Tages in Guantanamo Bay einmarschierten, weil sie ihr Land wieder haben und alle befreien wollen, die dort ohne rechtmäßige Verurteilung gefangen gehalten werden...
Ach ja: Wer selbst im Glashaus sitzt, kann nur dann mit Steinen werfen, wenn er Splitter riskiert!
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