Keine Ahnung, wieso ich mich auf diese Überschrift eingelassen habe. Vermutlich weil sie den Anklang an diese alttestamentarisch mythische Tragödie hat. Da wird dem Superhelden durch die Heimtücke seiner Frau die Kraft geraubt, die er aus seinen goldenen Haaren bezieht. Sie verpasst ihm nächtens eine heute ja modische Kahlrasur und liefert ihn so den Feinden aus, die ihm obendrein noch das Augenlicht rauben... Weitere Details bitte ich dem Buch der Bücher zu entnehmen.
Bei meiner Tragödie machen Samsung und Dementia gemeinsame Sache, um mich um den Verstand zu bringen. An ihrem Beginn hat das natürlich auch mit Glauben zu tun. Mit dem Glauben nämlich, ich müsse, um nicht zum alten Eisen zu gehören, jeden der rasend schnellen Schritte der Kommunikationstechnologie mitmachen. Und die "Zweitbeste von allen Ehefrauen" hat mich sogar noch gewarnt, indem sie mahnend mit ihrem mit Strass verzierten Teil aus dem Handy-Museum gewedelt hat.
Ich habe mir so einen Riesen-Multifunktios-Smarty eingebildet - in der irrigen Annahme, auch der Bedienungskomfort böte sich meinen alten Augen vergrößert an und die Größe vermittle meinen zittrigen Händen auch mehr Stabilität beim Gebrauch. Pustekuchen!
Jetzt habe ich das Gerät fast ein Jahr. Habe gelernt, es wie ein rohes Ei anzufassen, um nur nicht eine ungewollte Kettenreaktion von Funktionen auszulösen, die ich gar nicht will, Freue mich, wenn ich unvorbereitet einen Schnappschuss machen und auf der Terrasse in Italien vom Liegestuhl aus über WLAN skypen kann - aber wehe ich muss da texten. Abgesehen davon, dass es selbst unter dem Sonnenschirm nicht blendfrei zu lesen ist, kann ich die klein gebliebene Tastatur ja kaum erkennen. Ich beobachte meinen Sohn, wie er mit seinen Wurstfingern blitzschnell SMSsen verfasst und verzweifle selbst daran, dass das Gerät ständig alles besser weiß, was ich an Worten gar nicht texten will.
Kaum wieder in München erlebe ich aber wieder eine Überraschung nach der anderen: Ich schreibe ja keine SMS, habe aber meinem Bootsmann Antonello, der schwer zu erreichen ist, eine auf Italienisch geschrieben: Vier Zeilen, für die ich eine halbe Stunde gebraucht habe, weil mein Smartphone mich ständig aufforderte, das Geschriebene endlich zu übersetzen. Telefonieren wäre einfacher gewesen, aber wer weiß, ob das tückische Ding nicht ein Gelächter für technische Niederlagen seiner Benutzer gespeichert hat?
Es terrorisiert mich ja auch ständig akustisch mit den Updates von Apps, die ich gar nicht wollte, die sich aber mittlerweile zu sechs dicht gedrängten Seiten auf dem Display vermehrt haben. Über hundert sind es jetzt, Brauchen tue ich davon noch nicht einmal ein Zehntel, aber da ist mein Gerät eben gnadenlos.
Klar bin ich mittlerweile vergesslicher als früher und nutze den elektronischen Kalender, um dementen Versäumnissen entgegen zu wirken. Aber irgendwann habe ich mein Gerät wohl aus Versehen so programmiert, dass es mich pflichtschuldig mehrmals durch Pfeifen erinnert. Das ist ja so peinlich! Da sitzt du in einem Straßen-Cafe in Schwabing, und das Teil pfeift gerade als eine junge Frau vorbei geht.
"Alter Sack", sagt die, und hat recht.
Ich bin einfach nicht smart genug für mein Phone. Das weiß ich nun. Und just in diesem Moment verkündet das Internet die Krise der Tablets und die mögliche Renaissance der Tasten. Dessen ungeachtet hat die Firma mit dem Apfel eine Anzeigen-Kampagne für ihre neuen Smartys mit Abbildungen in Original-Größe gestartet...
Klar habe ich meines sofort auf die Abbildung des Größeren gelegt. Meines sah im Vergleich irgenwie mickrig aus. Aber das kann auch an dem neuen Spiderman-Design meines Displays liegen. Das habe ich daher, weil mein Smartphone ja nur noch zur Hälfte in eine Hemd-Brusttasche passt und mir deshalb beim Bücken nach einer Serviette auf die Piazza gefallen ist...
Nein! Ich werde mir keinen Ersatz besorgen!
Vorerst jedenfalls nicht!
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