Sonntag, 30. November 2014

Nächstenliebe

1. Advent


"Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst!" Das wäre eine der tragenden Säulen des christlichen Glaubens, wenn der Mensch tatsächlich so gut sein könnte, wie er sich das vielleicht vornimmt. Aber wie das mit Vorsätzen nun einmal ist, werden sie nur selten eingehalten. Dafür gibt es dann die Weihnachtszeit. In ihr wird das mit Spenden-Marathons aufgeholt, was übers Jahr versäumt oder vergessen wurde.

Es ist ja nicht so, dass der Mensch nicht rührselig und mitfühlend ist, aber seine Wut  und sein Zorn überwiegen eben gern. Da ähnelt er seiner Vorstellung von Gott. Der ist ja auch zwiespältig: Gottes Güte und der Zorn Gottes sind allgegenwärtig.

Zu den absurdesten Vorstellungen, Seelenheil zu erlangen und gottgefällig zu sein, gehörte ja der Ablasshandel aus dem Mittelalter, der Martin Luther so wütend machte. Du zahlst, und bist auf einen Schlag alle Sünden los. Das erschien so praktisch, dass die Sünder gar nicht erst darüber nachdachten, an wen das Geld ging. Geld verbrennt ja nur selten als sündig auf einem Scheiterhaufen und verschwindet dadurch. Das Geld der meisten Menschlein geht denen zwar verloren, aber es wird nur umverteilt und landet auf den Konten weniger. Immerhin die Zahl der Milliardäre weltweit hat eine höher Zuwachsrate als die ihrer Investments.

Da scheint es zunächst sinnfremd, dass sich immer mehr junge Menschen zu Weihnachten Geld wünschen. Aber tatsächlich ist das für die "Generation Praktika und Nebenjobs" die einzige Möglichkeit einmal eine Summe echt und gezielt zu konsumieren, statt irgendein sinnloses Geschenk ungenutzt an die Tiefen eines Schrankes zu verlieren.

Neben den ganzen schrecklichen Kriegen dieses Seuchenjahres entbrennt  gerade ein weihnachtlicher Rabatt-Krieg zwischen dem Einzelhandel und den Online-Versendern. Ein Krieg, in dem - wenn es nach letzeren geht - vielleicht  auch bald Drohnen eingesetzt werden...

Gut, wer da eine "Zweitbeste" hat, die ihr "Weihnachtsfeeling" bis an die Zähne mit Kränzen, Kalenden, Lichterketten und Kerzen bewaffnet verteidigt: Seit heute wird aus dem Glashaus zurück geglitzert.

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