Der Seehofer Horst und seine mit ihm ergeben quer treibenden Adepten in der CSU mit Dienstwagen ausgestattet oder aus der schwarzen Provinz stammend, sollten vielleicht einmal in München Straßenbahn fahren. Dann würden sie kapieren, dass der Zug für das "Zwangsdeutsch" längst abgefahren ist.
Eine Fahrt in der 27 von Milbertshofen zum Sendlinger Tor und wieder zurück ist nicht nur Sightseeing mit wichtigen Stationen der Hauptstadt-Kultur, sondern diese Linie ist quasi auch ihre Multikulti-Ader. Der Vielnationen-Stadtteil im Norden und am anderen Ende mitten in der Stadt das "Klein-Arabien" der Landwehrstraße. Dazwischen andere Kulminationspunkte wie der Elisabethmarkt, die Uni oder der Banken- und Versicherungs-Block am Lembachplatz sowie das Karlstor als Eingang zum "Shopping unlimited".
Diese Linie ist geprägt von der Babylonischen Sprachverwirrung, die von Station zu Station neue Ober- und Untertöne erhält: Heiter, bisweilen temperamentvoll, manchmal auch traurig aber selten bestimmend oder gar unangenehm. - Selbst wenn mitunter ein paar vorlaute deutsche Kommentare mit eindeutig fremdenfeindlichem Vokabular zu vernehmen sind.
Ich fahre lieber Straßenbahn als U-Bahn, weil es mir nichts ausmacht, dass ich beinahe die dreifache Zeit in die Innenstadt brauche. Um ehrlich zu sein, genieße ich das bazarhafte der Wagons in beiden Richtungen, weil ich einerseits versuche, das Gesprochene zu zu ordnen und andererseits - so ich Sprachen rudimentär verstehen kann - ein wenig über das zu erfahren, was die ausländischen Mitmenschen in unserer Stadt so bewegt.
Ein paar Häuser entfernt vom Glashaus liegt die Griechische Schule, und in unserem Haus ist die "Schülerhilfe", die immer mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund als Klienten hat. Treffen bei Unterrichtsschluss in der Tram nachmittags beide Gruppen aufeinander verstummen Griechisch, Arabisch oder sonstige Sprachen, und die jungen Leute sprechen wie selbstverständlich Deutsch miteinander. Die Themen drehen sich unisono um Handys, Videospiele oder bei den Mädchen eher um Designer-Klamotten. Darin unterscheiden sie sich nicht von ihren deutschen Mitschülern.
Bei den Erwachsenen mache ich ähnliche Beobachtungen. Unsere betagte russische Nachbarin hat junge Russen und Russinnen als Betreuer, die ich auch manchmal in der Bahn treffe. Klar, dass die dann russisch miteinander sprechen, aber sofern sie mich einbeziehen, sofort ins Deutsche wechseln.
Am interessantesten ist es zwischen Elisabethmarkt und Lembachplatz. Die zusteigenden Studenten aus aller Herren Länder wechseln auch sofort ins Deutsche als "Verkehrssprache". So unterhalten sich Chinesen, Schwarzafrikaner und Deutsche Kommilitonen, während die aus unterschiedlichen Ländern stammenden Finanz-Jongleure im Nadelstreifen-Anzug sich lieber auf Englisch unterhalten.
Wenn da Seehofer, Westerwelle oder Oettinger dabei wären...
Ach was schreib ich da? Kann doch auch der Vorstand der Deutschen Bank, Anshu Jain, ein Inder, kaum richtig Deutsch. Will den die CSU auch zum "Zwangsdeutsch" daheim verdammen?
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